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Moin moin!

Vielen Dank für die netten Reaktionen auf den letzten Teil!
Wir befinden uns noch in Lompoc, von wo wir nun ein zweites Mal in die Südwest-Ecke starten. Wetterbedingt gibt es in diesem Teil viel zu lesen. Es geht ein wenig auf Touripfaden durch den Ballungsraum LA, bevor wir dann endlich wieder Fotochancen bekamen. Aber nicht zu viele... Doch lest selbt.

Mit Hilfe eines Exif-Viewers (kostenloses Zusatztool zum verwendeten Browser) kann man sich die Fotostandpunkte auf der Landkarte anzeigen lassen. Ebenfalls sind darüber die im Bild hinterlegten Stichworte greifbar, die z.B. Lokdaten führender Loks (soweit bekannt) enthalten.
✈ = Drohnenbild

Viele Grüße, Jan

Erster Teil: [www.drehscheibe-online.de] Wüste und Felsen (Utah)
Zweiter Teil: [www.drehscheibe-online.de] Ins Loch hinab (Cajon-Pass)
Dritter Teil: [www.drehscheibe-online.de] Brandung und Küstennebel (Surfküste I)





Samstag, 02.04.2022

So, wie geht es wettertechnisch weiter? Das Wochenende sollte zumindest hier an der Küste kaum Sonne bringen. Aber der große Ritt in andere Gegenden lohnte auch nicht, da es überall nicht hundertprozentig aussah. Im Laufe des Montags sollte es aber immer besser werden und für die neue Woche sah es in allen Teilen Kaliforniens sehr gut aus. Das war nun insofern "lustig", da wir auch langsam mal eine Taktik für die lange Rückreise nach Denver entwerfen mussten. Na ja, immerhin sah die Vorhersage für Arizona und New Mexico auch topp aus... Wir überlegten, uns von heute bis Montag ein Hotel im Speckgürtel von LA zu nehmen und Sonntag mit dem Zug in die Stadt zu fahren.

Das war nun wieder gar nicht sooo einfach, da sonntags nicht auf allen Linien Zugverkehr besteht. Da wir doch nochmal mit 1-2 Tagen südlich Oceanside liebäugelten, fiel die Wahl auf San Juan Capistrano, also schon im Süden von LA. Dort gibt es immerhin paar passende Metrolink-Verbindungen, und "notfalls" fährt da auch der Surfliner. Der Vorteil am Süden war, dass wir dann heute und nicht erst Montag den Weg mit dem Auto durch den Großraum LA hätten.

Wir ließen es sehr entspannt angehen. Es gab nochmal den guten Machu Picchu Kaffee, es wurde geplant und studiert. Letztendlich war es 10:30, als wir das Hotel in Lompoc verließen. Die Fahrt war angenehm. Wir hörten wieder einen True Crime Podcast an. Die Reihe nannten wir nur noch "Mordlust:innen", weil im ansonsten gut gemachten Podcast konsequent die unsägliche ":innen"-Form angewandt wurde. Thema war diesmal, dass Insekten zur Verbrechensaufklärung dienen. War stellenweise nicht so appetitlich. Und passte ja zu meiner Zecke gestern...

Es ging den Küstenhighway 101 entlang, den "El Camino Real". Entlang dieses alten Königswegs, der verschiedene Missionen entlang der Pazifikküste verband, erinnern immer wieder Schilder an den historischen Namen, die nachts von interessanten alten Laternen beleuchtet werden. Ab Santa Barbara ging es dann ins Landesinnere. Als der Podcast nach anderthalb Stunden zuende war, hatten wir gut Hüngerchen. Yannick checkte die nächsten Straßen der Köstlichkeiten. Wir näherten uns Thousand Oaks. Dort gab es The Habit. Der Santa Barbara Char mit doppelt Frikadellen und Avocado und eine Portion gegrillter Rosenkohl mit Knobi waren wunderbar. Wir ahnten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie schnell wir all diese Kalorien wieder loswerden würden.

Auf der Weiterfahrt überlegten wir, dass wir eigentlich nicht unbedingt um 15 Uhr im Zielhotel sein müssen. Ich dachte, dass auf der Südseite der Bergkette, nördlich derer wir ostwärts fuhren, irgendwo Hollywood kommen müsste. So in etwa war es dann auch. Wir durften nur nicht den direkten Weg über die I405 nehmen (wobei - hätten wir mal, dann hätten wir auch noch durch Beverly Hills cruisen können), sondern einfach warten, bis unser 101er die Hügelkette quert. Als sich der Highway nun über die Hügel rüber auf den Großraum LA zu senkte, war eine der ersten Abfahrten unsere.

Und unser erster Eindruck von Hollywood war absolute Armut. Unter der Autobahnbrücke hatten sich Obdachlose auf den Fußwegen regelrechte Zelt- und Kartonburgen gebaut, eine reihte sich an die andere. Nach nur wenigen Straßenecken hatte sich das Bild erst in eine Gegend mit einfachen Handwerksbetrieben und dann schnell in ein Quartier aus gepflegten Wohngrundstücken gewandelt. Wir wollten absolutes Touriprogramm und einmal den "Hollywood"-Schriftzug am Hang sehen. Dazu fuhren wir erst den Beachwood Drive hoch. Doch als wir den zweiten Hinweis "nur für Anwohner" und "keine Parkmöglichkeit" passierten, überdachten wir lieber mal unser Konzept.

Eine andere Möglichkeit gab es vielleicht noch. Yannick navigierte mich durch herzallerliebste kleine, sich an den Hängen entlang windende einspurige Straßen (wer auf der Karte mitfahren möchte: Verbena Drive - Graciosa Drive - Canyon Cove) in das Nachbartal. Ein wunderschönes Wohngebiet in steiler Hanglage, aber recht eng bebaut, also vielleicht die Häuser der Reichen und Schönen, nicht aber die Villen und Parkgrundstücke der Reichsten und Schönsten. Da ich großer Fan der in Los Angeles, hauptsächlich aber sogar in Hollywood spielenden Krimiserie "Bosch" bin, versuchte ich, verschiedene markante Stellen aus den Filmen zu lokalisieren. Ich kann allerdings nicht sagen, dass mir das gelungen wäre. Bereits auf der bisherigen Fahrt fand ich es faszinierend, immer mal wieder Straßen- und Ortsnamen zu lesen, die einem aus Filmen oder auch von den "Drei Fragezeichen"-Hörspielen bekannt vorkamen.

Der Canyon Drive führte uns nun geradewegs in den Bronson Canyon. Hier war man offenbar Besuchern aufgeschlossener. Man konnte ein Tor durchfahren, dass laut Schild zum Sonnenuntergang geschlossen wird, dann kam ein großer, langgezogener Parkplatz. Finde den Fehler! Ok, unser Ziel lag etwa zwei Bergrücken weiter und war ganz hoch oben, wir hingegen standen in diesem Bronson Canyon ganz tief unten. Egal. Hier startete der breite, fast boulevardähnliche Wanderweg in die Hollywood Hills. Der führte nun steil bergauf. Was waren wir froh, dass die Sonne nicht so bruzzelte. Es herrschte ideales Wanderwetter. Zügig, später aber auch ganz gut schwitzend, arbeiteten wir uns hoch und hatten irgendwann nach einer Dreiviertelstunde den OLLYWOOD-Schriftzug vor uns. Müssen wir jetzt auch noch ein H dazu kaufen? Nein, mussten wir nicht. Paar Kurven weiter kam perspektivisch auch das H in Sicht. Wir machten paar Handybilder, dann ging es zurück. Yannick war derweil schon wieder am schimpfen, weil er die ganze Zeit null Handyempfang hatte. Da fielen dann (sicher auch beeinflusst durch andere Faktoren) Ausdrücke wie "Entwicklungsland"...

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Bischen Touriprogramm muss auch mal sein...

https://www.blockstelle.de/1200/USA2022-03-weitere/220402-Handy-34.jpg
Und nach 180°-Wendung die Aussicht auf LA. Bei Wetter hätte man hinter allem wohl den Pazifik gesehen.

Übrigens wären wir über unsere erste Straße direkt hier oben mit dem Auto rausgekommen. Aber wir durften ja nicht, denn die anliegenden Grundstücke hier ganz oben dürften doch vielleicht dem einen oder anderen Reichsten und und der einen oder anderen Schönsten (urgs, war das jetzt klischeemäßiges Gendern?) gehört haben. Und die wollen natürlich nicht von Touristen belästigt werden.

Zurück am Auto ging es gemütlich zum El Camino Real zurück, auf dem es sich immer wieder etwas staute. Später auf der I5 gab es eine Car Pool Lane, auf der wir zügig zum Ziel gelangten. Die anderen mussten uns da immer über die normalen Spuren überholen, weil wir nur die zugelassene Geschwindigkeit fuhren. Sowas aber auch, immer diese Ausländer... Das Best Western in San Juan Capistrano machte einen guten Eindruck, und wir bekamen ein schönes Zimmer nach hinten raus. Sogar mit Fenster und Balkon nach hinten raus und nicht wie sonst meistens in USA mit Fenster zum Laubengang, bei denen man praktisch immer hinter geschlossenen Vorhängen (oder wahlweise auf dem Präsentierteller) sitzt.

Eigentlich wollten wir jetzt einen "gemütlichen Hüttenabend" mit paar Leckereien aus dem Supermarkt machen. Aber das Paar in unserem Nachbarzimmer gab echt alles. Lautes Gegröhle und Gegackerin, außerdem Geräusche und vor allem Geräuschinnen, die ihr erst lesen dürft, wenn ihr einen Adult-Check durchgeführt habt. Bei der nun folgenden Siesta gab ich mir Apocalyptica auf die Ohren, die bewährte Geräuschübermalung für ICE-Fahrten mit Keglerinnengruppen (bewusst ohne ":") im Abteil. Irgendwann verschwanden die beiden aber. Wir schöpften Hoffnung und fuhren zum Supermarkt. Da gab es dann auch lecker Schinken, Salami, Käse, Melonen und einen gekühlten Weißwein aus Kalifornien bzw eine Lasagne für Yannick. Danach hielten wir noch an einem Liquor-Shop, da Yannick sich noch Bier besorgen wollte (der Supermarkt hatte nur Sixpacks). Aus einem benachbarten Restaurant kam ein Paar (er: gröhlende Lache, sie: schrilles Gekicher) und lief in Richtung unseres Hotels. Wir sagten noch so: Das sind bestimmt die aus dem Nachbarzimmer. Als wir per Auto wieder im Hotel waren, dauerte es keine zehn Minuten und das Paar kam wieder ins Nachbarzimmer.

Der Wein war wunderbar, alles andere auch, und zumindest erstmal hielt sich die Geräuschuntermalung aus dem Nachbarzimmer in Grenzen. Ich musste nur zusehen, dass ich mein Tablet ein wenig geladen bekam, bevor ich die Apocalyptica wieder aktivieren konnte. Dummerweise kann ich nur entweder laden oder Kopfhörer anschließen. Später hatte sich das Nachbarzimmer offenbar so verausgabt, dass es richtig ruhig wurde. Dafür fing draußen vor dem Fenster bayrische Musi' an. Ja mei!

Sonntag, 03.04.2022

Eigentlich wäre es ja ganz nice gewesen, nach Los Angeles eine Richtung mit dem Metrolink und die andere Richtung mit dem Amtrak Surfliner zu fahren. Aber die Einzelfahrt sollte 12,50$ bei Metrolink und 21$ bei Amtrak kosten. Da erschien uns das 10$ Weekend-Day Ticket doch "etwas" günstiger. Das gilt allerdings nicht bei Amtrak. Metrolink bietet auf der Orange County line zwar nur vier Zugpaare an Sa und So an, aber es gab Passendes zur Hin- und Rückfahrt.

Auf dem Weg zum Bahnhof, als wir das größte Hindernis, nämlich die Autobahn mit ihren diversen Auffahrten und langen Ampel-Wartephasen für die Fußgänger, passiert hatten, fühlte ich mich ein wenig an Osteuropa erinnert. Es strebten auffällig viele Fußgänger in Richtung Bahn-Haltepunkt. Und die wollten tatsächlich alle zum Zug! Die Dame in der Touri-Info am Hp, die auch Fahrkarten verkaufte, zeigte sich völlig überrascht von dem Ansturm. Auf dem Weg kamen wir auch an der Ruine der alten Mission vorüber. San Juan Capistrano ist eine der ältesten Missionen entlang der Pazifikküste. Als Ortsgründung wird 1776 genannt. Rund um den Hp dann viele Restaurants, der Hp war von hohen Palmen beherrscht. Schon hübsch hier.

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Unser Zug nach Los Angeles fährt ein. Der Steuerwagen führt.

Metrolink 661: San Juan Capistrano 9:08 - Los Angeles Union Station 10:37

Wir bekamen gut Platz im zweiten Wagen, dem einzigen Wagen des älteren Typs im Zug. Die Schaffnerin scannte den QR-Code auf unseren Fahrkarten. Auf unsere Frage, ob das Dayticket auch in der Metro gälte, meinte sie, wir sollten die Nummer auf der Rückseite des Tickets anrufen. Die wüssten das bestimmt. Nun ja... Ein anderer Fahrgast, der mit seinem Sohn unterwegs war, meinte anschließend, dass ihn das auch interessieren würde und dass das vermutlich der Fall sei. Wir hatten es auf der Website auch so verstanden, dass wir alle Verkehrsmittel außer Amtrak nutzen könnten.

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Einer der alten Wagen des Metrolink von innen. Es handelt sich um einen von der kanadischen Firma HSC ab den 1970er Jahren gebauten Typ.

Die SCRRA Orange Subdivision war ab der nächsten Station Laguna Niguel/Mission Viejo ganz gut ausgebaut. Der Zug raste mit 90mph (ca 145km/h) durch die Gegend. SCRRA ist die Southern California Regional Rail Authority, die sowohl als Infrastrukturbetreiber einiger hauptsächlich von Personenzügen befahrenen Strecken als auch als regionaler Auftraggeber für den Metrolink-Verkehr auftritt. Wobei einige Quellen auch davon sprechen, dass "Metrolink" einfach nur der öffentliche Markenname (engl "moniker") der SCRRA sei. Gelegentlich liest man als Streckenbezeichnung auch "Metrolink Orange Subdivision". Mit der Durchführung des Metrolink-Verkehrs werden nun aber durch die SCRRA die ganz Großen beauftragt. Zur Zeit betreibt kein geringerer als Amtrak den Metrolink. Der Name "Amtrak" taucht allerdings im Zusammenhang mit Metrolink nirgends öffentlich auf. Die Schaffnerin machte viele manuelle Durchsagen. An den Stationen klang das dann so: [www.blockstelle.de]

Die Strecke war grundsätzlich eingezäunt. Dennoch fanden sich innerhalb der Einzäunung, aber auf der anderen Seite eines parallelen Betongrabens, immer mal wieder Zelte von Obdachlosen. Bei Fullerton stießen wir auf die BNSF San Bernardino Subdivision. Das ist die Strecke der BNSF Southern Transcon, die letztendlich vom Cajonpass herunter kommt. Hier gab es also auch parallelen Güterverkehr. Nachdem wir die ganze Zeit rechts gefahren waren, ging es kurz vor Einfädelung in die BNSF auf das linke Gleis. An der San Bernardino Subdivision waren die Bahnsteige dann auch tatsächlich fest für Linksverkehr beschildert. Uns war ja am Cajonpass schon aufgefallen, dass dort in der Regel Linksverkehr herrschte. Die Bahnsteige befanden sich außen, ein-zwei mittlere (Güter-)Gleise waren bahnsteiglos.

https://www.blockstelle.de/1200/USA2022-03/galerie-92-1200.jpg
Unser Metrolink 661 ist in LA Union Station angekommen. Hatte ich jetzt eine schmucke Bahnhofshalle erwartet? Über den Gleisen war jedenfalls keine. Gut erkennbar ist der HSC-Wagen als Exot im Zug zwischen den ab 2010 gelieferten Hyundai Rotem Wagen.

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Schön wird die Union Station erst unten in der alten Bahnhofshalle.

In Los Angeles angekommen, war uns eigentlich gar nicht so recht klar, was wir denn sehen wollten. Gegenüber der Union Station gab es einen kleinen mexikanisch angehauchten Straßenzug mit vielen Buden, der mich etwas an die Altstadt von Sarajevo erinnerte, aber viel kleiner. Es handelte sich um die Olvera Street. Die hatte auch ein konsultierter Reiseführer empfohlen. Ansonsten meinte er, man sei mit LA in zwei Stunden durch. Uns kam fast die Frage auf, was der Autor denn zwei Stunden lang in LA machen will.

Von meinen Bosch-Krimis wusste ich noch von der Standseilbahn "Angels Flight". Die aufzusuchen gab uns einen Grund, paar Blöcke durch die Stadt zu laufen. Nachdem wir erst die North Main Street eher ernüchternd fanden (erst wieder Zelte der Obdachlosen, dann eine spanischsprachige lautstarke Demo), gelangten wir dann doch noch in einen Bereich mit innerstädtischem Flair.

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Die Standseilbahn "Angels Flight". Böse Zungen behaupten, über die Treppe sei man schneller oben...

Gegenüber vom Angels Flight gab es den Grand Central Market, durch den wir eine Runde drehten. Es wurden viele leckere Speisen angeboten. Wir begnügten uns einstweilen mit einem Bierchen. Und nun? Die Sehenswürdigkeit, die ich bisher immer am meisten mit Los Angeles verbunden habe, ist der Walk of Fame. Der befindet sich nun allerdings in Hollywood draußen. Wir beschlossen, einfach mal zur Metro hinabzusteigen und an der Sperre den QR-Code des Tickets unter den Scanner zu halten. Das klappte, wir kamen rein. So fuhren wir dann mit der roten Linie vom Pershing Square bis Hollywood/Vine, wo wir direkt vor der U-Bahnstation über die ersten Sterne stolperten. Wir drehten dann noch eine kleine Runde über einen Markt. Da gab es zwar auch lecker Essen, aber irgendwie nicht so die Sitzgelegenheiten.

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Wenigstens ist die Metrostation Hollywood / Vine angemessen mit Filmrollen geschmückt.

Deshalb enterten wir dann bald wieder die Metro. Da fahren vielleicht abgefahrene Typ:inn:en mit. Die gefühlte eine Hälfte der Fahrgäste steht unter Drogen, die andere Hälfte schaut sich ängstlich um. Letztere verhalten sich übrigens genau nach Anweisung des Metro-Betreibers, der auf seinen Plakaten rät, stets die Umgebung kritisch im Auge zu behalten. Eine andere Regel lautete ernsthaft, am besten nur mit einem Freund zusammen Metro zu fahren. Auf der Hinfahrt nach Hollywood lag an einer Stelle ein ganzer Hausstand auf dem Wagenboden verteilt. Daneben schlief jemand. Die illustresten Gestalten waren eine komplett in einen Bademantel mit Spitzkapuze verhüllt über den Bahnsteig schlurfende Person (nein, das war sicher kein Kukluxer!) und eine Frau, die vor sich hinbrabbelnd in Hollywood aus der Gegenmetro stieg, offensichtlich unten ohne war und vollkommen zerstochene Beine hatte und die dann noch schimpfend und gestikulierend an der Bahnsteigkante stand, als ihr und zum Glück dann auch unser Zug längst weg waren.

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Sicherheitsregeln in der Metro Los Angeles.

Ich muss ehrlich zugeben, dass das ein für mich neues Bild der USA war. Vielleicht waren diese Eindrücke auch zu punktuell, um sie zu verallgemeinern, aber wenn sich schon sonntags um die Mittagszeit zwischen LA Downtown und Hollywood so ein Bild ergibt, dann möchte ich nicht wissen, wie es abends auf weniger populären Linien aussieht. Meine Streifzüge mit Öffis durch New York und Chicago liegen zwar schon viele Jahre zurück, doch so ein Bild hat sich dort nie ergeben. Aber Yannick und ich waren ja zum Glück mit je einem Freund unterwegs, und daher gelangten wir an der Union Station auch wieder heil an die Erdoberfläche. Wir hatten damit gerechnet in der neuen Osthalle rauszukommen, weil die Metro ja auch eher neuer ist (feiert gerade 25th anniversary), doch kamen wir in einer stillen Ecke der historischen Halle im Westen der Gleise raus.

Unser Zugpark war gerade auf Gleis 8 eingefahren, Yannick war schon halb im Klo des Wagens verschwunden, da wurden wir per Lautsprecher wieder hinaus komplimentiert. Obwohl schon viele Leute warteten, wurden erstmal die Türen geschlossen. Das Metrolink-Publikum machte übrigens zu 98% denselben Eindruck, den auch die Fahrgäste eines durchschnittlichen deutschen REs machen (außer Hansa Rostock hat gespielt, dann würde ich die Metrolink-Passagiere eindeutig vorziehen). Als dann die Türen geöffnet wurden, verteilte sich die Menschenmenge in dem fünfteiligen Doppelstockzug so gut (bzw so schlecht), dass wir im letzten Wagen sogar das Oberdeck für uns hatten. Das sollte man sicher nur machen, wenn man mit einem Freund zusammen reist...

Metrolink 664: Los Angeles Union Station 14:00 - San Juan Capistrano 15:25

Wir hatten uns extra einen neuen Wagen ausgesucht. Die Sitzlehnen waren höher (aber bei den alten absolut ausreichend), aber dadurch hatte man auch keine so gute Rundumsicht mehr. Und irgendwie waren die alten Wagen bequemer.

https://www.blockstelle.de/1200/USA2022-03-weitere/220403-Handy-11.jpg
Diesmal sitzen wir in einem der ab 2010 gelieferten Hyundai Rotem Bi-Level Coaches.

Eigenartigerweise fuhren wir jetzt auf der BNSF San Bernardino Subdivision rechts, obwohl die fest montierten Zielschilder "Oceanside" (das Ziel unseres Zuges) links hingen. Nun würde mich wirklich mal interessieren, wie die Fahrgäste über den Gleiswechsel informiert worden sind. Die variablen Zugzielanzeiger schienen nicht in Betrieb zu sein. In Buena Park, einem topp gestalteten Neubau-Bahnhof, dessen Brücke und Fahrstuhltürme im Stil der in dieser Gegend so typischen Missionen nachempfunden waren, hatte die Fahrgastinfo offenbar nicht ganz so gut geklappt. Ein älterer Herr kam im letzten Moment mit seinem Fahrrad die Treppe runter und erreichte den Zug nur, weil andere Fahrgäste den Zugchef alarmiert hatten. Wo wir gerade bei schönen Bahnhöfen waren: Auch Santa Ana hat ein optisch sehr eindrucksvolles Riesen-Empfangsgebäude. Überhaupt machten die Bahnhöfe alle einen topp gepflegten Eindruck!

An mehreren Stellen standen Fotografen am Gleis. Auf einem Bahnsteig standen zwei Eisenbahnfreunde im Schüleralter (mit dem Begriff "Jufu" kann vielleicht nicht jeder etwas anfangen), die unseren Zug vom Stativ aus filmten. Sie hatten aber noch ein Utensil in der Hand, das ich bei europäischen Eisenbahnfreunden noch nicht im Einsatz erlebt habe: Eine Radarpistole. Klar, das gehört künftig zu jeder guten Bildbeschreibung: Die Info, wie schnell der Zug gewesen ist...

https://www.blockstelle.de/1200/USA2022-03-weitere/220403-Handy-02.jpg
Mitten auf einem zentralen Platz der Altstadt von San Juan Capistrano steigen wir aus dem Zug wieder aus. Der Bahnsteig befindet sich mitten auf dem Bahnübergang.

Unser Konzept war gewesen, das Essen auf San Juan Capistrano zu verschieben. Sonst hätten wir erst 16:40 zurückfahren können. Und sooo toll fanden wir es in LA dann auch nicht. Einzig hätte mich noch die komische Straßenbahn-ähnliche Metrolinie interessiert, die offenbar auf Brücken oder zumindest oberirdisch trassiert ist. Na ja, jedenfalls hatten wir nach Rückkunft in San Juan Capistrano richtig gut Hunger. Aus den ganzen Restaurants am Hp roch es schon verführerisch. Aber Yannick hatte im Netz einen Inder entdeckt. Zu dem war es zwar noch ein Stück zu gehen, aber das Essen war absolute Oberklasse! Dicker Daumen hoch für das "Himalayan Taste" in San Juan Capistrano!

Um 17 Uhr waren wir zurück im Hotel und hatten auch nicht vor, dieses nochmal zu verlassen. Wir hatten schon wieder 14000 Schritte auf der Uhr - das durfte reichen. Am Abend gab es dann noch den hervorragend spannenden Tatort aus Köln von letzter Woche.

Nach der Anreise durch Colorado und Utah waren in Kalifornien übrigens wieder vermehrt Mund-Nase-Bedeckungen zu sehen. Insbesondere die Angestellten in Restaurants und Geschäften trugen sie. Ihre Kundschaft hingegen eher weniger. Irgendwie fanden wir das alles etwas halbherzig, zumal der Selbstschutz ja nur bei FFP2 Masken gegeben sein soll, und die sah man praktisch gar nicht. Dafür gab es jede Menge Stoffmasken... In den Zügen und in der Metro herrschte grundsätzlich Maskenpflicht, aber auch daran hielten sich nur etwa 50% der Fahrgäste. Vom Personal wurde dahingehend nichts eingefordert. Aber das Personal hatte ja auch keinen Freund an Bord...

Montag, 04.04.2022

Irgendwie schienen die Wetterberichte immer unsicherer zu werden, was den Zeitpunkt der Nebelauflösung an der Küste in den nächsten Tagen anging. So gern wir auch hier unten noch was gemacht hätten, so einig waren wir uns auch, dass wir uns das Elend nicht lange mit ansehen. Oben in der Hochwüste soll ab heute bestes Wetter herrschen. Im Idealfall wäre man Dienstag im Hochlicht oder notfalls abends unterwegs nach Barstow. Heute sollte es ab Mittag aufreißen. Wir konnten nur hoffen. Gerade das Abendprogramm mit den dann in dichtem Takt fahrenden Coastern (=Nordlok) hätte ich ja schon gern einmal abgefrühstückt. Tagsüber ist es hier ja total anstrengend. Morgens fahren zwei passende Surfliner (=Südlok) im Stundenabstand und vermutlich im Nebel, dann erst wieder im Hochlicht drei hintereinander. Danach wieder lange Pause, bis die Surfliner eh kein Licht mehr auf der Front hätten.

Heute Morgen schien uns jedenfalls kein Grund zur Eile zu bestehen. Yannick durfte wieder bis 8 schlafen und wir frühstückten in Ruhe. Danach ging es mit dem Auto südwärts. Bereits unerwartet früh ging es dann doch mit Auflockerungen los. Ok, zwar früher als erwartet, aber eben doch erst "rechtzeitig" zur Hochlichtphase. Einen Coaster nahmen wir zwischen San Diego und Sorrento Valley im Rose Canyon. Nix besonderes, aber es passte gerade, und dort kurven die nordfahrenden Coaster mal ganz schön gen Osten. Parken konnte man nebenan auf dem Parkplatz der Universität.

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Ein Siemens Charger brummelt mit seinen Plakatwänden durch den Rose Canyon und damit durch die Vororte San Diegos.

Danach ging es zurück nordwärts zum Damm der Batiquitos Lagoon. Wir hatten schon auf dem Weg südwärts gesehen, dass da was mit blühenden Blumen gehen müsste. Während Yannick erstmal für ein Stündchen an den Strand lief, beschloss ich, dass ich lange genug keine Fotos gemacht hätte und fotografierte trotz heftigen Hochlichts den 13-Uhr Amtrak. Wenn die Südfahrer halt alle nur im Nebel oder bei Hochlicht kommen, was will man machen? Leider war uns eben auf dem Weg nordwärts ein südwärts fahrender Güterzug entgegen gekommen. Der hätte ja nun gern eine Stunde später kommen dürfen, dann hätte ich ihn auch an der Batiquitos Lagoon bekommen.

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Der spitze Blick von einer Straßenbrücke auf den zweiten mittäglichen Surfliner auf dem Damm durch die Batiquitos Lagoon. Wir schauen von Leucadia nach Carlsbad.

Auf einer Freifläche konnte man nun die Stunde bis zum nächsten Amtrak schön im Schatten in den Blumen sitzen. Mittlerweile hatte ich mehr Angst vor Zecken als vor Klapperschlangen und öffnete denen nun auch Tür und Tor. Aber will man die ganze Zeit nur rumstehen? Och nö! Diese Freifläche war übrigens "abgeriegelt" mit einigen "No Trespassing"-Schildern. Da die Schilder unterschrieben waren mit ATSF Railroad, konnte man sie wohl getrost ignorieren... Die San Diego Subdivision wird nichtmal mehr von der ATSF-Nachfolgerin BNSF betrieben, sondern schon seit vielen Jahren durch die San Diego Northern Railway (SDNR), die dem Coaster-Betreiber North Country Transit District (NCTD) nahe steht. BNSF darf hier Güterzüge fahren, wobei die Zeiten des Berufsverkehrs ausgenommen sind. Und Amtrak schickt natürlich seinen Surfliner auf die Strecke. Im Norden geht die SDNR San Diego Subdivision an der Countygrenze zwischen San Onofre und San Clemente in die bereits gestern erwähnte SCRRA Orange Subdivision über. Fahrdienstlich wird der Verkehr allerdings komplett vom Metrolink Operations Center in Pomona gesteuert.

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Unser Hauptschuss mit dem dritten Zug aus dem Mittags-Tripel: Viele blühende Blumen und Surfliner 774. Die Surfliner sind nun fest in der Hand der Charger. (2 Pfähle geext).

Nun testete ich mal einen seitlichen Blick auf den Trestle aus. Dabei musste ich von einem mega feudalen Hotel, das oben auf der Klippe stand, hinunter fotografieren. Der Weg oben um das Hotel herum sowie die Treppe zum Strand waren offenbar öffentlich zugänglich. Von dort gab es einen Nachschuss auf die Trestlebrücke.

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Seitlich ist die Trestle-Brücke fast am Ende des langen Damms durch die Batiquitos Lagoon besser zu erkennen. Man versucht, die Strecke überall zu ertüchtigen und zweigleisig auszubauen, wo es bei der dichten Besiedlung irgend machbar ist. Im Zuge dessen werden die Trestles nach und nach in Betonbrücken umgewandelt.

Ein weiterer Amtrak-Nachschuss war noch drin. Dazu zogen wir mal eine Lagune weiter, nämlich zur San Elijo Lagoon. Die Brücke ist zwar im Zuge des hier bereits getätigten zweigleisigen Ausbaus durch eine Betonbrücke ersetzt worden, aber der lange Damm bot allemal ein reizvolles Motiv. Vielleicht habe ich den Weitwinkel-Einsatz eine Spur übertrieben, aber ich fand es zu verheißungsvoll, noch ein Stück Meer mit drauf zu bekommen. Und Weitwinkel hilft gegen Schlonz. Es war leider schwül-dunstig, und es zeigten sich noch jede Menge hoher Schleierwolken.

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Durch die San Elijo Lagoon führt bereits ein Zweigleisabschnitt. Der Pazifische Ozean ist immer in Blickweite. Im Hintergrund sehen wir die Häuser von Encinitas.

Nun wollten wir in unserem Konzept umschwenken zu den Coaster-Zügen, also die mit den Nordloks. Als erstes kam für Nordfahrer der Damm durch die Soledad Lagoon südlich von Del Mar ins Licht. Dort entrichteten wir brav unsere Parkgebühr und machten unser Foto.

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Der Coaster hat den Hochwasser-Detektor in MP 246,9 passiert und wird gleich das schönste Stück oberhalb des Pazifikstrandes von Del Mar befahren. Die Leute im vierten Wagen haben sogar was davon.

Der Zug war leicht verspätet gewesen, so dass unser Parkschein schon wenige Minuten abgelaufen war. Und da fuhr doch tatsächlich gerade ein Auto der Stadt Del Mar vor und ein Ordnungshüter kontrollierte die Zettel. Bevor er sich über unseren beschweren konnte, hatten wir allerdings abgelegt. Nun war das große Anliegen (zumindest für mich), die lange Trestlebrücke in Solana Beach von der Nordseite aufzunehmen. Irgendwie war das Licht aber noch nicht wirklich auf der Front, so dass ich mich hier für den Rest des Abends festgesetzt habe, während Yannick nochmal nach Del Mar fuhr. Gerade als Yannick abfuhr, fuhr das bereits bekannte Auto der Stadt Del Mar nun auch hier vor...

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An der Steilküste von Del Mar kommt Amtrak Surfliner 580 südwärts gefahren. (Baustellengerödel und Klohäuschen geext.)

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Und nordwärts ist ein Coaster unterwegs.

Fast hätte ich jetzt geschrieben, es sei ein herrlicher, entspannender Abend gewesen. Herrlich war es hier am Meer definitiv, aber so recht entspannend war es nicht. Dies aber im sehr positiven Sinne, denn es gab viel zu tun! Für nen Amtrak lief man dann doch nochmal zum Südende der Brücke und für zwei Nachschüsse war ich zweimal auf die Klippe North Bluff gestiegen. Man war also ständig in Bewegung. Das beste war aber, dass die im Westen stehenden Wolkenfelder kein Bild vereitelt haben. Als die Sonne mal für 10min durch die Schleierschicht durch sank, war gerade Zugpause. Danach kam das Licht nochmal wunderbar raus.

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Ein Surfliner mit den Häusern von Solana Beach und einem Ausläufer der San Dieguito Lagoon.

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Blick in die andere Richtung: Die Garnitur mit der alten Lok rollt auf die Trestlebrücke.

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Die Trestlebrücke in ihrer ganzen Pracht: Coaster 639 hat den Ausweichbahnhof ("Siding") Del Mar durchfahren, befährt die eingleisige Brücke und geht dann in den neuen Zweigleisabschnitt rund um den Hp Solana Beach. Wobei "Ausweichbahnhof Del Mar" nicht ganz richtig ist, denn bezeichnet werden hier die Einfahrten jeweils einzeln. Zumeist heißen die Einfahrten eines Sidings "Name des Sidings South" und "Name des Sidings North" (oder natürlich east und west), die SDNR bezeichnet hier aber das südliche Ende der 0,6 Meilen langen Ausweiche "Del Mar" und das nördliche Ende "Crosby".

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Blick von den North Bluffs auf die San Dieguito River Brücken. Leider ist die San Dieguito Lagoon zugepflastert worden mit einem Messegelände, einer Pferderennbahn und anderen Einrichtungen.

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Und nun schauen wir entlang des Strandes von Del Mar. Ein Zug ist auch zu sehen :-)

Leider war die alte Lok mit der schönen, fast werbefreien Garnitur heute einen Umlauf später dran als neulich. Aber sie kam dann nochmal um 18:59 im allerletzten Licht vorüber. Danach konnten wir den Tag beenden.

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Im letzten Licht kommt nochmal die Coaster-Garnitur mit der alten Lok vorbei.

Wir besorgten uns noch bischen Bier (Y) und Wein (J) fürs Zimmer und checkten im Hoyland Inn Hotel in Carlsbad ein. Wir hatten aus Versehen das Zimmer für morgen Abend gebucht. Der Manager war aber sehr hilfsbereit und sorgte dafür, dass die Buchung über booking kostenfrei storniert wurde und wir heute Abend ein Zimmer bekamen. Dann ging es nochmal zu Panda Express, wo wir diesmal allerdings das Essen zum Mitnehmen bestellten und uns selbiges im Hotel schmecken ließen. Endlich hatte mal wieder was geklappt. Ich war mit dem Tagesergebnis zufrieden. Vielleicht klappen ja morgen die morgendlichen Amtraks noch, danach konnten wir aber definitiv die Pazifikküste verlassen. Und die lange Rückreise antreten.

Dienstag, 04.04.2022

Der Plan stand ziemlich fest. Wir wollten auch bei Hochnebel rechtzeitig zu den beiden Morgen-Südfahrern des Surfliners aufbrechen, da man nicht wissen konnte, wann sich der Nebel auflöst. Doch der Blick aus dem Fenster fiel auf einen komplett wolkenfreien Himmel! Das motivierte ungemein! Unser erstes Motiv hatten wir an der Buena Vista Lagoon zwischen Carlsbad und Oceanside. Für den zunächst kommenden Nordfahrer stellten wir uns etwas seitlicher auf. Im Hintergrund hatte man im Norden Hochnebelbewölkung über der See. Doch dann war der Hochnebel plötzlich überall und auch über uns. Das Bild vom Nordfahrer klappte wenigstens noch.

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Abschied vom Surfliner: Zug 567 rollt über die Buena Vista Lagoon zwischen Carlsbad (unsere Seite) und Oceanside (drüben).

Danach hatte es sich aber mit einem Schlag komplett zugezogen. Unser schönes Motiv für den Südfahrer konnten wir uns sonstwohin stecken. Diese Gegend ist einfach nur frustrierend! Wir wollen hier weg! Und das war ja auch bald geplant. Erstmal gab es Frühstück in der nächsten Mäggesfiliale. Danach wollten wir erst unser Programm für den zweiten Südfahrer weiter abspulen und nach Del Mar runter fahren. Doch wir hatten nur noch geschlossene Wolkendecke vor uns. Das schauten wir uns zwei Abfahrten lang an. An der dritten wendeten wir. Wir hatten keine Lust mehr! Über Oceanside - Temecula verabschiedeten wir uns vom Großraum Los Angeles. Schlagartig ging die Besiedlung zurück, es ging in die Berge hoch und die Straßen waren wieder leer. Das kam zumindest mir wie ein zweiter Urlaubsanfang vor. Endlich wieder Einöde! Doch das ist eine andere Geschichte.

Von ziemlich viel Frust, von stehenden Güterzügen in der Einöde und dem einzigen Huhn, das Schwanz voran beachtliche Geschwindigkeiten erreicht, erzählt der nächste Teil, wenn es schon wieder letztmalig heißt "In die Ecke gedrängt - USA März 2022". Demnächst auf dieser Leitung.


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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2022:05:22:15:39:30.
Guten Nachmittag,

danke für die - für mich - ferne Exotik beschreibende Beitragsfolge. An einer Stelle musste ich sogar heftigst zustimmend nicken.

Stichwort - Keglerinnengruppen (von mir gerne als Damenkegelverein bezeichnet) - damit hatte ich in deutschen Landen auch schon mehrere Erlebnisse. Da sind die Fans mancher Fußballvereine harmloser ... :-D

Also bin ich doch nicht der Einzige, dem das aufgefallen ist ...

Grüße vom

Prellbock
Hallo!

Ja, Hollywood hat zwei Seiten: eine glamouröse und eine nicht so schöne Seite. Wenn ich mich richtig entsinne, ist North-Hollywood die nicht gerade schöne Seite. Zur Not kann man, wenn man dort ist und eine Polizeistation in der Nähe befindet, sich dort erkundigen (am Empfang). In diversen Reiseführern wird gerade in der Dunkelheit abgeraten, diese zwielichtigen Orte aufzusuchen.

Die Station Hollywood/Vine kommt mir bekannt vor. Dabei war ich noch nie in L. A. und in den USA, aber wer das Spiel GTA V hat, kann diese Station, die vereinfacht gestaltet ist, finden. Die Charaktere des Spiels dürfen die Barrieren ohne Ticket durchqueren. Hin und wieder sieht man auch Polizisten in der Station, die dort für Recht und Ordnung sorgen. Aber Vorsicht, nicht gleich zwei Sterne bekommen, denn dann wird es ungemütlich und die Polizei lässt dann gerne alles auffahren, was zur Verfügung steht (gilt insgesamt für GTA V).

Bei GTA San Andreas wird die Central Station mit in die Spielwelt einbezogen.

Überhaupt haben GTA SA und GTA V viele der besuchten Stätten in vereinfachter Form mit drin. Hollywood heisst bei den Spielen im Übrigen "Vinewood".

Vielen Dank für diesen Teil!

Kai-Uwe, der "Cottbuser"

Mit freundlichen Grüßen

Der Cottbuser




3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2022:05:24:17:17:46.
Sehr nett!

Zu LA: Ich war da bei meiner Tour 2 Tage in der Gegend, kommt dann in Teil 5 meiner Reihe. Kurzfassung: LA ist m.M. nach ein Moloch dessen Besuch es sich NICHT lohnt (Ich hätte jetzt fast Drecksstadt in den Mund genommen).
Dass er ÖV dort für die Grösse schlicht unterirdisch ist, ist was anderes. Ohne Auto kommt man quasi nicht gescheit durch und mit Auto steht man vor Allem immer irgendwo im Stau...
Dass man beispielsweise am Weekend auf der Orange & County gerade mal 2 Zugspaare fährt, wo man damit doch direkt an die Strände gelangen könnte... *kopfschüttel*

Die Stelle bei der Batiquitos Lagoon kommt mir doch sehrt bekannt vor - ich hab die ATSF Schilder auch genüsslich ignoriert :D

Die F59PHI von Coaster sind übrigens so auch nicht mehr lange im Einsatz. Der Ersatz in Form von zwei weiteren Chargern ist bestellt, darüber hinaus kommen nochmals zwei weitere Charger als Zugabe um Mehrverkehr zu fahren.

veni vidi vici :-)

meine Beiträge bei DSO:
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SPNV in LA

geschrieben von: Jan vdBk

Datum: 23.05.22 19:19

Danke!

Was den ÖV angeht, so hat man mit der Metro ja durchaus ein recht leistungsfähiges Grundnetz geschaffen, auf das sich aufbauen lässt. Wenn man es denn sicher nutzen könnte.
Gar nicht gehen halt die "RE"-ähnlichen Verbindungen ins Umland. Man baut die Infrastruktur ja durchaus aus, die Bahnhöfe (und auch die Züge) sind topp gepflegt, aber es fahren halt fast keine Züge. Ein Grund mag die zwingende Mitnutzung der Güterbahnen im stadtnäheren Bereich sein. Wenn man weiß, wie stark die BNSF San Bernardino Subdivision im Gv frequentiert ist und wie schwerfällig so ein langer amerikanischer Güterzug gerade im Bereich der Knoten ist, wird man wohl auch nicht den großen RE-Verkehr mit drei Linien im Halbstundentakt erwarten können. Wenn ich mich recht entsinne, gab es zwischen Fullerton und dem stadtnahen Hobart Yard meist nur drei Gleise. Solange dieser Engpass nicht beseitigt ist, wird man wohl kaum mehr Pv ins Umland erwarten können.

Nachdem man jahrelang die Entwicklung nur aus der Ferne beobachtet hat, bei der Kalifornien unter den US-Staaten ja immer als einer der größten ÖPNV-Förderer hervorgehoben wurde, war ich schon sehr erstaunt, dass z.B. der Amtrak Surfliner, also der RE von LA nach San Diego, gegenüber 2009 ein vermindertes Angebot hatte (heute 10 tägliche Abfahrten, 2009 waren es 12 (freitags 13)). Das Angebot von Metrolink auf der Orange Country line erscheint mir relativ gleich geblieben zu sein. Der San Diego Coaster von San Diego nach Oceanside, der ja immerhin keine Rücksicht auf Güterzüge nehmen muss, hat paar Abfahrten mehr: Mo-Fr 2009: 11, 2022: 15, Samstag 2009: 6, 2022: 10, Sonntag 2009: 0, 2022: 10. Tja, das ist alles sehr ausbaufähig...

Viele Grüße,
Jan

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Re: SPNV in LA

geschrieben von: huerz

Datum: 24.05.22 08:46

Bezüglich der Zugzahl kann natürlich auch sein, dass da immer noch Cobvid-19 seine Spuren hinterlässt. Ich hab die Zugzahlen von Vor Covid-19 nicht präsent, während der Pandemie wurde aber vielerorts das Zugsangebot drastisch reduziert, weil schlicht nur noch Luft herumtransportiert wurde. Und ob da überall schon wieder auf Pre-Pandemie Level hochgefahren wurde -> ??

Im Amtrak Long Distance Verkehr ist dies auf alle Fälle noch nicht der Fall, möglicherweise auch beim bestellten RE Verkehr?

veni vidi vici :-)

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Wieder super, danke! :-) (o.w.T)

geschrieben von: Roni

Datum: 02.06.22 12:12

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
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