Streckenwanderung Morlaix - Roscoff 11. und letzter Teil (m34)
1. Teil
https://www.drehscheibe-online.de/ Morlaix - PN 1 (40 Fotos)
2. Teil
https://www.drehscheibe-online.de/ PN 1 - PN 4 (43 Fotos)
3. Teil
https://www.drehscheibe-online.de/ PN 4 - Haltepunkt Taulé (43 Fotos)
4. Teil
https://www.drehscheibe-online.de/ Haltepunkt Taulé - Bahnhof Taulé-Henvi - PN 11 (41 Fotos)
5. Teil
https://www.drehscheibe-online.de/ PN 11 - Haltepunkt Henvic-Carantec - Viaduc de la Penzé (44 Fotos)
6. Teil
https://www.drehscheibe-online.de/ Viaduc de la Penzé (43 Fotos)
7. Teil
https://www.drehscheibe-online.de/ Viaduc de la Penzé - Hippodrome de Saint-Pol-de-Léon (43 Fotos)
8. Teil
https://www.drehscheibe-online.de/ Hippodrome de Saint-Pol-de-Léon - Saint-Pol-de-Léon (40 Fotos)
9. Teil
https://www.drehscheibe-online.de/ Saint-Pol-de-Léon - PN 23 (43 Fotos)
10. Teil
https://www.drehscheibe-online.de/ PN 23 - Roscoff (35 Fotos)
11. Teil
aktuell
Streckenwanderung Morlaix - Roscoff vom Mai 2021
An den ersten beiden Dezembertagen des Jahres 1882 entstand eine Fotoserie vom sich im Bau befindlichen Viaduc zur la Penze. Es wird das zentrale Bauwerk der Bahnstrecke Morlaix - Roscoff werden, welche im Sommer des darauffolgenden Jahres 1883 in Betrieb geht. An der schließlich 25,567m langen Bahnstrecke befindet sich das Viadukt bei Streckenkilometer 15,171. Seit 3. Juni 2018 ist kein Zug mehr über das Viadukt gefahren. Bildquelle: Französische Nationalbibliothek
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b1200146g
Zur Geschichte der Bahnstrecke
Mitte Mai 2021 wanderte ich für 2 Tage entlang der Schienen auf der 25km langen Bahnstrecke von
Morlaix nach
Roscoff. Erste Planungen für einen Bahnbau in dieser Region gehen bis in das Jahr 1870 zurück. Nach dreijähriger Bauzeit wurde im Jahr 1883 die eingleisige Linie feierlich eröffnet und verband den Küstenort Roscoff mit der durch die Bretagne nach Brest verlaufende Hauptstrecke. Zuvor war der Bau von staatlicher Seite aus geleitet worden. Hierzu wurde die Strecke in drei Baulose aufgeteilt, auf die sich pivate Firmen bewerben konnten. Nachdem die Linie unter Leitung der staatlichen Firma État erbaut wurde, erfolgte im Jahr 1883 die Abgabe an die privatwirtschaftliche Firma Compagnie des chemins de fer de l'Ouest die nun auch eine Konzession erhielt. Nach Verstaatlichung der großen privaten Eisenbahngesellschaften gehörte die Linie zur SNCF. Noch bis 1985 gab es eine direkte Zugverbindung nach Paris. Auch der Güterverkehr war lange erfolgreich: Bis in die 1980er Jahre galt die Strecke aufgrund ihres regen Güterverkehrs als eine der profitabelsten Strecken der SNCF. Der Umlauf an Güterwagen belief sich auf 500 Wagen am Tag. Transportiert wurden hauptsächlich Frühgemüse - also Blumenkohl, Artischocken und Zwiebeln.
Ein Ausschnitt aus der im Jahr 2020 veröffentlichten Netzkarte der SNCF. Zu sehen ist ein Kartenausschnitt aus der Bretagne. Die relevante Strecke Morlaix - Roscoff habe ich farblich rot markiert. Gestrichelt ausgeführt bedeutet, dass die Wiederinbetriebnahme geplant ist. Defacto ist dies nicht der Fall. Bildquelle:
https://www.sncf-reseau.com/fr/documentation/toutes-nos-cartes
Niedergang
In den 1980er Jahren wurde der Güterverkehr immer mehr auf die Straße verlagert. Die letzten Jahre war die Linie schließlich frei von jeglichem Güterverkehr. Einige Verladerampen und Gütergleise sind bis heute noch sichtbare Reste dieses früher florierenden Güterverkehres. Das Ausmaß der früheren Verladetätigkeiten ist heute kaum noch zu erahnen. Der großflächige Bahnhof in Saint-Pol-de-Leon schrumpfte von 18 Gleisen (einschließlich aller Ladegleise) auf nur noch ein einziges Gleis für den Personenzug. Letztlich diente die ganze Bahnstrecke in den letzten Jahren nur noch dem Personenverkehr. Der fehlende Taktfahrplan und die lange Reisezeit sorgten für eher leere Züge. So wurde weiter am Unterhalt der Strecke gespart und galt in den letzten Jahren als marode.
Im Jahr 2015 musste die erlaubte Geschwindigkeit auf nur noch 40km/h gesenkt werden. Dadurch verlängerte sich die Fahrzeit von 28 auf nunmehr 47 Minuten. Letztlich waren es starke Regenfälle, die zu einem bis heute völligen Stillstand des Zugverkehrs führten. Am 3. Juni 2018 trat der kleine Bach La Pennélé über seine Ufer und unterspülte auf knapp 40m Länge den Bahndamm. Dabei wurden der Boden unterhalb der Schienen mehrere Meter tief völlig abgetragen und die Schienen hingen in der Luft. Die SNCF nahm dies zum Anlaß, den Verkehr auf der Strecke zu beenden. Unglücklicher Weise war ein einzelner Triebwagen durch die Streckenunterbrechung vom noch betriebsfähigen Teil des SNCF Streckennetzes abgeschnitten. Der Zug könnte nicht auf dem Schienenweg evakuiert werden, sondern mußte mühsam auf der Straße abtransportiert werden. Von Seiten der SNCF gibt es bis heute keine Absichtserklärungen den Betrieb wiederaufzunehmen. Die Überalterung der Schienen und Schwellen würde zu hohen Kosten führen, denn ein Austausch bald unvermeidbar. Seit Ende des Bahnverkehrs werden Reisende auf eine Buslinie verwiesen.
Die Eisenbahnstrecke Morlaix-Roscoff auf Höhe der PN 2 in Sainte-Sève wurde stark beschädigt und ein glücklicherweise leeres Auto wurde von den Fluten mitgerissen. Die Bahnstrecke ist seit dem 3. Juni 2018 gesperrt. Foto: Claude PRIGENT
Das Streckenband der Linie Roscoff - Morlaix zeigt einige aufgelassene Unterwegshalte. Bis zum Ende des Zugbetriebs im Sommer 2018 war der einzige Unterwegshalt in Saint-Pol-de-Léon gelegen. Alle anderen Halte wurden nicht mehr bedient. Bildquelle: https://fr.wikipedia.org/wiki/Ligne_de_Morlaix_%C3%A0_Roscoff
Quellen:
https://remonterletemps.ign.fr (Luftbilder)
https://www.geoportail.gouv.fr
http://www.ebay.fr (Postkarten)
https://www.cparama.com (Postkarten)
[www.sncf-reseau.com] (Karten)
https://fr.wikipedia.org/wiki/Ligne_de_Morlaix_%C3%A0_Roscoff (Wikipedia-Artikel)
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b1200146g (Französische Nationalbibliothek)
11. Teil: Roscoff (34 Fotos)
Den Abschluß vom Kopfbahnhof Roscoff machen heute diese 34 Fotos. Leider zogen die Wolken am Abend immer mehr zu und auch am folgenden Morgen kurv bevor ich zum Bus eilte, war das Wetter leider nicht besser. Die Fotos beider Streifzüge (abends und morgens) sind hier miteinander gemischt. Es scheint, als habe die SNCF trotz des dünnen Fahrplans weiter an der Instandhaltung gespart und nochmals eine Weiche ausgebaut: Zuletzt konnte nur noch ein einziges Gleis im Bahnhof angefahren werden. Alle anderen Gleise waren abgeklemmt worden. Der frühere Lageplatz einer Weiche ist durch den noch recht hellen schotter gut zu erkennen. Ein Teil des Grundstücks wurde bereits für den Neubau von Wohnungen freigemacht. Hier befand sich früher die Drehscheibe und der Lokschuppen. Wann es auf der anderen Seite am Güterschuppen so weit sein wird? Wir werden sehen. Aktuell ist das Gleisfeld mit dem verwaisten Bahnhofsgebäudek ein Vorzeigeobjekt.
Foto 1: An der Z-Tafel beginnt die zuvor angekündigte Geschwindigkeitsbeschränkung von 30km/h. Eine Weiche und eine aufgestellte Laterne markieren hier den Beginn der Endstation Roscoff.
Foto 2: Manche der Luftaufnahmen der Seite sind sogar farbige Aufnahmen, wie diese hier aus dem Jahr 1978. Ich wähle dieses Bild für meine Fotoserie, da hier noch das Wohnhaus des Schrankenwärters zu sehen ist. Bei meinem Besuch im Mai 2021 war keine Spur mehr von diesem Gebäude zu finden.
Foto 3: Die Einfahrweiche ist nicht etwas fernbedient, sondern muss händisch 2vor Ort“ umgestellt werden. Zur Arbeitssicherheit kann der kleine Fleck desnachts von einer Laterne beleuchtet werden.
Foto 4: Die Einfahrweiche wächst langsam zu.
Foto 5: Bahnübergang 25 am Bahnhof von Roscoff.
Foto 6: Ausblick von der Einfahrweiche in den Bahnhof.
Foto 7: Schwellenkreuze sowie Reste von Gleisen und Weichen säumen das Gleisfeld und die Schotterwüste.
Foto 8: Blickrichtung Morlaix. Für den letzten sehr dünnen Zugverkehr waren nicht viele Bahnhofsgleise nötig.
Foto 9: Blick zurück. Dort wo der Schotter noch neu und nicht vom Gras bedeckt ist, wurde vermutlich vor nicht langer Zeit eine Weiche entfernt.
Foto 10: Der Güterschuppen in Roscoff.
Foto 11: Die Bahnsteigkante in Roscoff ist relativ lang. Zuletzt kamen aber nur noch kurze Triebwagen hieher.
Foto 12: Auf dieser alten Postkarte ist die direkte Nähe zum Hafen ersichtlich. Ein paar der Nebengleise sind mit Güterwagen besetzt.
Foto 13: Links entstanden auf der früheren Bahnhofsfläche neue Wohnungen. Recht auf der Seite des Güterschuppens sind noch keine Bautätigkeiten zu sehen.
Foto 14: Blick zurück.
Foto 15: Von den drei Gleisen hinten am Bahnhofsgebäude ist überhaupt nur noch ein Gleis angebunden. Weichen wurden entfernt, der noch neue Schotter macht dies deutlich.
Foto 16: Das Mittlere Gleis ist in einige Schotterfächern noch völlig frei von Bewuchs. In der Bildmitte liegt eine Stahlspannklemme oben auf. Diese Klemmen wurden bei den alten DC Schienen verwendet, um die Schienen in den Stühlen zu halten.
Foto 17: An der Bahnsteigkante breitet sich das Gras in den kleinen Fugen aus und sprengt nach und nach den Boden auf.
Foto 18: Ein Luftbild zeigt den Bahnhof und seine Lage im kleinen Küstenstädtchen Roscoff.
Foto 19: Der noch recht junge Bahnhof ist bei dieser Aufnahme von einer erhöhten Position anschaulich zu überblicken. Hinten angefangen ist der Schrankenposten von Bahnübergang 25 zu erkennen. Zusätzlich gab es einen Güterschuppen (links) und einen Lokschuppen (rechts). Der Rauch der Lokomotive verdeckt teilweise den Wasserturm.
Foto 20: Leider ist das Wetter noch trüb und die Sonne kommt nicht recht durch die Wolken.
Foto 21: Die verlassene Bahnstation ist ein trauriger Ort. Müll, Unrat und Vandalismus haben der Station zugesetzt.
Foto 22: Die Sonne steht tief und das Gleisfeld ist bereits in Schatten getaucht.
[img] [lh3.googleusercontent.com][/img]
Foto 23: Ausblick auf das Gleisfeld.
Foto 24: Das Dach scheint intakt zu sein, eigentlich könnte dies ein Platz für mein Nachtlager sein. Der Geruch aus den Ecken des Gebäude läßt mich dann aber doch nach einem anderen Platz suchen. Da liege ich lieber anderswo in meinem Zelt.
Foto 25: Im Jahr 1978 als hier farbige Luftaufnahmen entstanden, parkte eine Reihe Güterwagen im Bahnhof.
Foto 26: Fast die gleiche Szenarie auf einem anderen Bild des Jahres 1978: Diesmal ist eine weitere Schlange mit Güterwagen zu sehen. Es handelt sich wohl um Kesselwagen die gerade entladen werden. Entlang der Ladestraße stehen einige Tankwagen bereit um die Ladung zu übernehmen.
Foto 27: Das Bahnhofsgebäude von Roscoff, direkt im Ortszentrum. Bei meiner Rückfahrt am folgenden Morgen erfolgte die Abfahrt ab Roscoff nicht etwa ab dem Bahnhof, sondern 500m entfernt am Hafen. Die kleine Bushaltestelle dort mußte man als nicht Ortskundiger aber erstmal finden.
Foto 28: Eine alte Aufnahme zeigt den Bahnhof der im Jahr 1883 eröffneten Bahnstrecke. Der Zugverkehr endete im Sommer 2018.
Foto 29: Eine Aufnahme vom Bahnhofsgebäude zeigt auf beiden Seiten der Straße Wohnhäuser.
Foto 30: Diese Postkartenaufnahme zeigt noch eine Lücke in der Bebauung mit Wohnhäusern.
Foto 31: Das Bahnhofsgebäude ist verwaist, ein Fahrkartenverkauf findet nicht mehr statt.
Foto 32: Auch der Bus hält nicht im Bahnhof. Zur neuen Haltestelle am Hafen ist es en knapp 10-minütiger Fußweg.
Foto 33: Am Hafen angekommen war wohl gerade Ebbe.
Foto 34: Gegen 21Uhr - also punktgenau zum Beginn der Ausgangssperre - erreiche ich an der Küste eine kleine Grünanlage in der ich ungesehen mein Zelt aufstellen kann. Am Hafen wurde in einem Cafe noch lauf gefeiert.
Und damit endet meine kleine Streckenwanderung in der Bretagne. Eigentlich wollte ich mir zwei Tage Zeit nehmen, bin aber dann irgendwie doch alle an einem einzelnen Tag durchmarschiert. Für den Folgetag stand die Anreise nach Loudéac auf dem Programm. Gewandert werden sollte auf dem 48km langen streckenteil nach Saint-Brieuc. Leider war die Vegetation hier schon viel zu ausgeprägt und ich musste abbrechen.
Ende 11. und letzter Teil.
Fragen, Wünsche, Anregungen?
1. Teil
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https://www.drehscheibe-online.de/ Viaduc de la Penzé - Hippodrome de Saint-Pol-de-Léon (43 Fotos)
8. Teil
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