Zitat
Zweifellos das bedeutendste Bauwerk der Strecke ist die Grünentaler Hochbrücke, wo die Bahnstrecke Neumünster - Heide den Nord-Ostsee-Kanal in 42 Metern Höhe überquert.
Hallo Christoph,
danke für die interessanten Bilder. Da mir die Zeit davonläuft (ich bereite aktuell eine mehrmonatige Reise zu den Verwandten in Brasilien vor und will schon in 5 Wochen abreisen + meine Kurzmeldungen des Jahrganges 1904 will ich vorher auch noch fertig haben) hier nur kurz, was ich zwischen 1891 - 1895 in der „Preetzer Zeitung“ gefunden habe:
19. Oktober 1891
• Ursprünglich war beabsichtigt, daß die Überführung von vier Eisenbahnlinien über den Nordostsee-Kanal durch eine Hochbrücke bei Grünthal und drei Drehbrücken erfolgen soll. Es ist nunmehr in Erwägung gezogen, anstatt der geplanten Drehbrücke bei Levensau von 36 Meter lichter Weite eine Hochbrücke von 42 Meter lichter Höhe herzustellen. Wie verlautet, ist man gegenwärtig damit beschäftigt, die bezüglichen Zeichnungen, Kostenanschläge usw. zur Herstellung einer Hochbrücke anzufertigen.
23. Dezember 1891
• Einen Triumph hat die deutsche Jndustrie bei Bau des Nord-Ostsee-Kanals in diesen Tagen gefeiert. Die bedeutendste über den Kanal führende Brücke ist die Eisenbahn-Brücke Grünthal mit ihrer bedeutenden Höhe und einer Spannbreite von 156 Metern. Vor einigen Tagen wurde in das gigantische Eisenwerk des Brückenbogens das Schlußstück eingesetzt, und die Jngenieure hatten die Freude, daß das Schlußstück auf den Millimeter genau das Eisengerippe der kolossalen Brücke abschloß, daß auf den Millimeter genau Schraubloch zu Schraubloch stand, um ungehindert den letzten Theil des Brückengewölbes einfügen zu können.
20. Februar 1892
• Dem Vernehmen nach soll jetzt die feste Bestimmung getroffen sein, daß die Ablieferung der Hochbrücke bei Grünthal am 1. August d. J. erfolgen soll und daß damit auch gleichzeitig die Fertigstellung der Umlegung der westholsteinischen Eisenbahn erfolgen wird.
27. Juli 1892
• Die kolossale Eisenbahnbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal bei dem Hofe Grünthal, in jeder Hinsicht ein Prachtbau, ist jetzt soweit fertig, daß nur noch der Bohlen- und Schienenbelag herzustellen ist. Jm September d. J. wird man die Brücke dem Verkehr übergeben können.
10. September 1892
• Aus Grünthal wird berichtet: Die Arbeiten für die Verlegung der Westholsteinischen Eisenbahn über die beiden großen Eisenbahndämme und die Hochbrücke werden zum 16. September fertig gestellt werden. Die Bohlen sind schon gelegt, auch das nöthige Schienenmaterial liegt an Ort und Stelle und bedarf nur der Zusammenfügung.
6. Oktober 1892
• Die Hochbrücke bei Grüntal wurde am Sonntag dem öffentlichen Verkehr* übergeben. Zu diesem Zwecke waren mehrere Herren aus Berlin erschienen, und außerdem hatte sich ein zahlreiches Publikum eingefunden. Reichlich 20 Wagen fuhren nach einander über die Brücke, und verlief die Fahrt ohne jede Störung, ja, ohne daß irgend ein Pferd scheute. Allerdings wird mehrfach über die Glätte der Brückenbohlen, sowie über die steile Auf- und Abfahrt der Brücke geklagt. Ob aber, wie vielfach befürchtet wird, die Passage der Brücke mit Lastfuhrwerk sehr schwierig und bei Glatteis gefährlich ist, wird die Erfahrung zeigen.
* --> gemeint ist der Straßen- und Fußgängerverkehr.
Donnerstag, 10. November 1892
• Am Sonnabend fand die Probebelastung* der Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal bei Grünthal statt. Das Resultat fiel glänzend aus.
• Der Ortschaft Grünthal an der Westholsteinischen Bahn ist durch höheren Orts erlassene Verfügung die Bezeichnung „Grünenthal“ erlassen worden, welche nach alten Akten die richtigere sein soll.
* --> gemeint ist mit mehreren Lokomotiven.
11. November 1892
• Über die vorgestrige Reise des Kaisers nach Grünenthal zur Besichtigung der Hochbrücke: Jm Kommissionshause, nahe der Hochbrücke, nahm der Kaiser ein Frühstück ein und besichtigte von hier aus die Hochbrücke, wobei ihm Geheimrath Koch Vortrag hielt. Nach ca. 10 Minuten verließen die Herrschaften das Kommissionshaus, und der Kaiser ging nun mit Gefolge unterhalb der Brücke hindurch auf die entgegengesetzte Seite der Itzehoer Chaussee. Während der Kaiser hier noch weilte, wurde über die Hochbrücke der Sonderzug des Kaisers, welcher von dem alten Geleise der Westholsteinischen Eisenbahn bei der Hademarscher Weiche auf die neue Bahnstrecke geleitet war, geführt und hielt am Ende der Brücke an der Albersdorfer Seite. Der Kaiser stieg an dem südlichen Damme die 96 Stufen zählende Treppe nach der Hochbrücke hinauf; ihm folgte Prinz Heinrich und das Gefolge. Nach einem kurzen Rundblick gingen die hohen Herrschaften die Brücke entlang dem Sonderzuge zu. Der Kaiser verabschiedete sich und bestieg dann mit Gefolge den Salonwagen wieder, um über Heide weiterzufahren. Die Besichtigung währte eine Stunde.
17. November 1892
• Über die neue Hochbrücke bei Grünthal mehren sich die Klagen der Fuhrwerksbesitzer, denn dem einen ist die Steigung auf der Westseite zu stark und meint, die Schlucht vor der neuen Strecke hätte ausgefüllt werden müssen, damit wäre die Auffahrt bis zur Brücke um ein Bedeutenes erleichtert worden; der andere findet das Geländer auf der Brücke nicht hoch genug und glaubt, daß wenn Pferde auf der Brücke scheu werden, diese das Geländer überspringen können und in die Tiefe stürzen werden. Darin stimmen aber alle Rosselenker überein, daß die Schlagebäume zum Abschließen der Chaussee viel zu kurz vor die Brücke gelegt worden sind. Wenn erst das Dampfroß die Brücke passirt, werden vielleicht von Seiten der Kanalkommission andere Vorsichtsmaßregeln getroffen, um ein größeres Unglück zu vermeiden, Schlagbäume an jeder Seite der Auffahrt zur Brücke, dort, wo die alte Chaussee nach der neuen abbiegt, angebracht werden.
18. Dezember 1892
• Nachdem die Hochbrücke über den Nord-Ostseekanal bei Grünenthal schon seit Längerem dem Wagenverkehr der Chaussee übergeben gewesen ist, werden von voriger Woche an auch die Eisenbahnzüge der Westbahn über dieselbe gehen und demzufolge die bisherige Station „Grünenthal“ in der Nähe von Beldorf eingehen. Um indeß den Verkehr bis an diesem Punkt des Kanals aufrecht zu erhalten, ist auf dem östlichen Bahndamm, unmittelbar vor der Hochbrücke, eine neue Station* für den Personenverkehr errichtet.
* --> hier handelte es sich um einen Haltepunkt, der ebenfalls den Namen „Grünenthal“ trug, er wurde zum 1. Mai 1896 wieder aufgelassen. Etwa zur gleichen Zeit wurde die Station Beldorf eröffnet.
10. Januar 1893
• Seit einiger Zeit machen sich auf dem neuen, auf die Nord-Ostsee-Kanalbrücke führenden Eisenbahndamm bei Grünenthal an der westlichen Seite bedeutende Senkungen und Rutschungen bemerkbar, so daß eine größere Anzahl Arbeiter aufgeboten ist, um weiteren derartigen Beschädigungen vorzubeugen und die bereits entstandenen auszubessern. Warnungstafeln an der bezeichneten Stelle fordern zum Langsamfahren.
Der Kanal wurde am 20./21. Juni 1895 eröffnet.
Gruß Alberto
Nachtrag zu Beldorf: Jm Amtlichen Bahnhofsverzeichnis 1938 steht zu Beldorf ---> Bahnhof IV. Klasse, mit Agenten besetzt, ohne Kopframpe
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