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 04 - Historisches Forum 

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Hallo in die Runde!

Etwa ab 1900 beschäftigte sich die Freie und Hansestadt Hamburg mit der Errichtung eines leistungsfähigen elektrisch betriebenen Schnellbahnnetzes. Hierzu wurde eine komplette Ausarbeitung für ein Schwebebahnnetz nach dem System Eugen Langen in Auftrag gegeben. Diese Ausarbeitung machte die “Continentale Gesellschaft für elektrische Unternehmungen, Nürnberg” und stellte diese im Februar 1903 dem Senat und den eventuell zukünftigen Betreibern das Konzept vor.

Diese Arbeit liegt mir komplett vor, da mein Arbeitgeber am Betrieb dieses Schwebebahnnetzes einen hohen Mitwirkungsgrad gehabt hätte und entsprechende Stromversorgungseinrichtungen von ihm zu gewährleisten wären.

Kraft meines Berufes konnte ich diese gut illustrierte über 100 Seiten umfassende Ausarbeitung vollständig vor dem Reißwolf retten und möchte mit diesem Beitrag eine vermutlich nicht sehr bekannte Beinahe-Schnellverkehrsentwicklung der Hansestadt vorstellen. Auf jeden Fall stellt der Erhalt dieser Unterlagen eine sehr große Rarität dar.

Die nun folgenden Scans sind von mir willkürlich ausgewählt worden, um damit verschiedene Themenbereiche anzuschneiden. Eine vollständige Darstellung liegt mir allerdings aus rein quantitativen Gründen fern.

Die Abbildung 01 zeigt das originale Titelblatt der Ausarbeitung
https://abload.de/img/01dxj23.jpg


Die Abbildungen 02 bis 04 zeigen die Inhaltsübersicht der Projektplanung

Abb. 02:
https://abload.de/img/0243ky1.jpg


Abb. 03:
https://abload.de/img/0375kv8.jpg


Abb. 04:
https://abload.de/img/04v9jyb.jpg



Der Text der Abbildungen 05 und 06 erläutert (unvollständig) die für den Ausbau geplante Linienführung

Abb. 05:
https://abload.de/img/05grkxl.jpg


Abb. 06:
https://abload.de/img/061pjt0.jpg



Die zu erwartenden Fahrzeiten warden im Text der Abb. 07 erläutert.

Abb. 07:
https://abload.de/img/07rsjxn.jpg



Das geplante Streckennetz sowie eventuelle Erweiterungen (= gestrichelt) zeigt die Abbildung 08.

Abb 08:
https://abload.de/img/080tjn6.jpg



Die Abbildung 09 (in der Ausarbeitung sind etliche weitere Beispiele enthalten) zeigt Gleisformationen für unterschiedliche Bahnhofsarten.

Abb. 09:
https://abload.de/img/09k1kku.jpg


Auf der Abbildung 10 wird in zeichnerischer Form die geringe Inanspruchsnahme der Verkehrsfläche in einer real existierenden Straße in HH-Eimsbüttel dargestellt.

Abb. 10:
https://abload.de/img/10idkmn.jpg



Ähnlich der Abbildung 10 wird in der Abbildung 11 unter Beibehaltung der Schiffbarkeit über einem Kanal (=Fleet) gezeigt.

Abb.11:
https://abload.de/img/11t8j9f.jpg



So hätte der Schwebebahn-Bahnhof “Börse”, er hätte direct neben dem Hamburger Rathaus gelegen, in den Augen der Planer ausgesehen:

Abb. 12:
https://abload.de/img/12wljfp.jpg



Die letzte Abbildung zeigt die Ansicht eines Triebwagens aus verschiedenen Blickwinkeln.

Abb. 13:
https://abload.de/img/13arj31.jpg





Letztendlich hatte man sich in Hamburg für die Einführung einer regelspurgebundenen Schnellbahn entschieden, die Inbetriebnahme der Hamburger Hochbahn (HHA) erfolgte im Jahre 1912



Ich hoffe, dieser Ausflug in die Schnellbahngeschichte der Hansestadt hat einige von euch interessiert – das würde mich freuen!


Mit Grüßen zur Adventszeit

Helmut


Mein Verzeichnis mit den bisher von mir erschienenen Beiträgen habe ich nach Ordnungskriterien sortiert hier eingestellt: [www.drehscheibe-online.de]

🇿🇦




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:12:10:18:10:51.
Und wie das interessiert! Dagegen wäre die Wuppertaler Schwebebahn ja eine Nebenbahnlinie gewesen! Hamburg hätte allein aus diesem (nie verwirklichtem) Verkehrsmittel "Milliarden" an Einnahmen aus dem Schwebebahn-Tourismus gemacht. Und diese Technik hätte sich womöglich weltweit verbreitet. Aus welchen Gründen ist es eigentlich dazu nicht gekommen?

Gruß
und herzlichen Dank für diesen Beitrag
Mw

Bei der Fülle des zu verarbeitenden Materials sind einzelne Fehler oder Unrichtigkeiten nicht gänzlich zu vermeiden (Kursbuch Deutsche Bundesbahn)




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:12:03:21:24:04.
(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.
Moin Helmut,

das ist aber eine Überraschung! Von dem Projekt einer Schwebebahn für Hamburg hatte ich vorher nocht nichts gehört. Mich wundert der Mut der Planer, ein so ausgedehntes Netz in Erwägung zu ziehen. Die Darstellung der Verknüpfungshaltestelle zeigt, wie kompliziert das Ganze gewesen wäre. Das Problem bei den ganzen Einschienenbahnen vom System Langen (Wuppertal und offenbar Projekt Hamburg) über die ALWEG-Bahn bis zum Transrapid sind die Weichen: der gesamte Fahrbahnbalken muss bewegt werden (anstelle von 2 Zungen bei der Eisenbahn). Und bei dem gerade nicht angeschlossenen Fahrbahnteil klafft eine unfallträchtige Lücke! Ich glaube, die Hamburger haben letztlich gut daran getan, auf das konventionelle Zweischienen-System zu setzen! Trotzdem: hochinteressant!

Gruß
Klaus

Edit: Rechtschreibkorrekturen



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:12:03:22:35:58.
Moin,

interessant ist das die Schwebebahn letztendlich die Linienführung der Hochbahn mit leichten Varianten wiedergibt, wobei die Freihafenlinie (als Hochbahn nie ausgeführt, aber mit Bauvorleistungen bei Brücken bedacht) 1:1 den Hochbahn-Planungen entspricht. Auch die Linie nach Rothenburgort ist enthalten.

Ja, damals war man im kleinen Hamburg*) schwer zukunftsorientiert!

Einen gutes 2.Adventswochenende & Grüße, Karl

*) bis 1937, danach bekam die Stadt die heutige Größe durch das „Groß Hamburger Gesetz“.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:12:04:10:53:31.
Moin Helmut,

sehr iinteressant, vielen Dank fürs zeigen. Am ende bin ich aber doch froh das sich die Stadt am ende für die U-Bahn entschieden hat :-).

Gruß
Patrick
... dann würde Wuppertal ganz schön alt aussehen.

Lieber Helmut,

für das Zeigen dieser wunderbaren Pläne danke ich Dir vielmals! Davon habe ich noch nie gehört. Besonders interessant sind die Streckenskizze und die Zeichnung eines Triebwagens mit «Buffern». Der hatte auch Plätze 1. Klasse, wenn ichs richtig erkenne. Sensationell. Über St. Pauli schweben und auf die Mädels runtergucken, das wärs doch, oder?

Ein schönes Wochenende wünscht
Hubert.
Moin Helmut,

herzlichen Dank für die Rettung dieses Schatzes.
Ich hatte zwar schon davon gehört, dass es vor der Festlegung auf das normalspurige Hochbahnsystem auch derartige Überlegungen gab - aber noch nie irgendwelche Unterlagen gesehen.

Größter Nachteil des Schwebebahnsystems ist wohl, dass ich auch außerhalb hochverdichteter und verkehrsbelasteter Innenstadtbereiche eine "Tragekonstruktion" über das vollständige Liniennetz benötige, während ich eine "normale" Eisenbahn - abgesehen von einigen Kreuzungen - "einfach so" in die Landschaft einfügen kann.

Dazu kommt noch, dass das "Hängeviadukt" für die Schwebebahn überall eine Ebene höher gebaut werden muss, als das klassische Viadukt, weil die Schwebebahn ja etwas zum "sich-daran-aufhängen" braucht.
Da dürfte der Mehraufwand für die Herstellung und insbesondere die Unterhaltung schon erheblich sein.
Wieder mal was neues über meine Heimatstadt,was ich nicht wusste.
Aber ansonsten schliesse ich mich den Ausführungen von "El Barto" an.

Gröt ut Hamborg
Kai



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:12:04:15:37:33.
Hallo Helmut,

der Ausflug in die Schwebebahnplanungen in Hamburg ist sehr interessant. In Wuppertal ist es durchaus bekannt, dass es sowohl in Hamburg als auch in Berlin Planungen für den Bau einer Schwebebahn gab. Dass ein solch großes Netz in Hamburg geplant war, wusste ich aber auch nicht.

In Berlin wurde sogar ein kurzes Streckenstück errichtet, und zwar in der Brunnenstraße in der Nähe des Rosenthaler Platzes. Einen Zeitungsartikel dazu gibt es hier.

Hier ist darüber hinaus noch zu erfahren, dass auf der Probestrecke drei unterschiedliche Arten von Stützen von drei Architekten errichtet wurden. Letztendlich fiel in Berlin für diese Strecke aber auch die Entscheidung für die U-Bahn.

Auch in Wuppertal gab es in den 70er Jahren Planungen für eine Verlängerung über Oberbarmen hinaus in nordöstlicher Richtung nach Nächstebreck. Dort sollte ein neues großes Wohngebiet entstehen, was letztendlich in dieser Form nicht realisiert wurde und auch die Schwebebahnanungen wurden dann ad acta gelegt.

Viele Grüße
Joachim



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:12:05:00:43:03.
Möönsch Helmut, das ist ja ein Ding.

Dass es in Hamburg (und Berlin) vor der Realisierung der Hochbahn auch Pläne für eine Schwebebahn gegeben hatte, war mir (wie auch anderen Wuppertal-Kennern) durchaus bekannt, aber diese umfangreiche Ausarbeitung inklusive Netzplan ist mir völlig neu. Wie gut, dass du diesen wahren Schatz vor der Entsorgung bewahren konntest!

Das "System Langen der hängenden Wagen" machte in den 1890er Jahren sehr von sich rdeen und man traute ihm teilweise mehr zu als angemesen war. Auf der Verbindung Elberfeld-Barmen mit dem kurvigen Verlauf der Wupper ließen sich mit den frei pendelnden Wagen die Bögen erheblich schneller durchfahren als mit einer konventionellen Zweischienen-Hochbahn. Und der Fluss war damals die einzige frei Zone im Tal, über der sich eine Schnellbahn überhaupt errichten ließ, denn die Städte im Wuppertal waren dicht bebaut und die Straßen verwinkelt. Eine großzügige Talstraße wurde erst nach dem 2. Weltkrieg realisiert.

Vorteilhaft für die Schwebebahn ist die eindimensionale Hauptachse des Verkehrs im Tal. Denn jede Streckenverwzeigung würde eine aufwändige Weichenkonstruktion erfordern, die man in Wuppertal wohlweislich nur an den Zufahrten von Betriebshof und Werkstatt verwendet. Das hat u.A. zur Folge, dass sich bei diesem "horizontalen Paternoster" eine Störung an einer Stelle sofort auf den gesamten Wagenumlauf auswirkt, denn einfache Gleiswechsel zum Umkehren entlang der Strecke gibt es nicht. Es ist davon abgesehen nicht ohne Reiz, sich solche Anschluss- und Kreuzungsbahnhöfe vorzustellen, wie sie in dem Buch dargestellt sind.

Man kann sagen, dass die existierende Schwebebahn in Wuppertal bis heute ein besonders günstiges "Biotop" vorfindet, in dem sie gut existiert. Sie als "Nebenbahn" einzustufen, ist übrigens fehl am Platze: Auf ihren bescheidenen 13 km Streckenlänge befördert sie immerhin täglich über 80.000 Fahrgäste in einem engen Fahrplantakt. Ein leistungsfähiges und vom übrigen Verkehr unabhängiges Verkehrsmittel, das aber nicht ohne Grund weltweit nur ganz vereinzelte Nachahmer gefunden hat. Und in keinem Fall sind wirklich Netze entstanden.

Danke noch einmal, Helmut, für diesen hochinteressanten Beitrag!

Bernhard
Moin Helmut,

danke für das zeigen dieser Rarität!!
Ich wußte von solchen Planungen gar nix und staunte nicht schlecht.
Bei einem Beitrag von Dir an einem 1. April hätte ich mehr den Kopf geschüttelt ;-).
Beste Grüße aus der kleinen Salz- und Hansestadt in die große Freie und Hansestadt

Wolfgang

Mich interessiert vieles - und alles rund um das Bw Bestwig!

Mein Dankeschön

geschrieben von: Helmut Philipp

Datum: 10.12.21 18:09


Hallo sehr geschätzte User!

Für eure zahlreichen Kommentare und Ergänzungen vielen Dank! Als Ergänzung zum Beitrag zeige ich hier einen Bahnhof des geplanten hamburger Schwebebahnnetzes, der zwischen den beiden außen liegenden Richtungsbahnsteig ein komplettes Bw (hier als Wagenhalle bezeichnet) inklusive der dafür erforderlichen Gleisentwicklungen zeigt. Oder anders ausgedrückt Weichenverbindungen in Form von beweglichen Tragwerken = Hardcore pur! (Über den Zeitfaktor, der zum Einstellen von Fahrstraßen erforderlich wäre, möchte ich lieber nicht nachdenken...)

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Nachtragsbild.jpg



Mit Grüßen zur Adventszeit

Helmut


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Re: Mein Dankeschön

geschrieben von: Djensi

Datum: 10.12.21 22:16

Wow Helmut,

danke für diese Wissenserweiterung im Detail. (sechs bis sieben Daumen hoch)

Wären denn die heutigen Beförderungsleistungen und das "Drumherum" damit möglich gewesen?
Ein wenig zu den Möglichkeiten wird ja benannt, aber wir wissen ja von der U-Bahn wie schnell die Kapazitäten erweitert werden mussten.