Liebe Foren-Teilnehmende
Gerne teile ich mit euch Fotos aus den Vogesen um das Jahr 1995.
Im Lied “So far away“ von der Band „Dire Straits“ beginnt der Song mit: „Here I am again in this mean old town. And you're so far away from me.“
Mit der „schäbigen alten Stadt“ kann durchaus mein damaliger Wohnort Bietigheim-Bissingen gemeint sein und mit über 200 Kilometer Entfernung sind die schönen Loks der BB 15000 - das eigentliche Ziel der Fototour - aus Sicht eines damals Studierenden durchaus „far away“.
Deshalb besuchten wir im Juli 1995 den Vogesendurchstich der Strecke Strasbourg - Sarrebourg bei Arzviller und später beim Viadukt bei Hofmuhl. Zuerst der noch heute bestehender Klassiker am Rhein-Marne Kanal:
Bild 1: BB 15013 „Longuyon“ mit EC 96 „Iris“ mit dem Laufweg Chur – Bruxelles an uns vorbei. An erster Stelle der Garnitur ein A9 VSE (Voiture Standard Européenne) auch „Eurofima“ genannt. An dritter Stelle ist ein Speisewagen der SBB im Eurofima Einheitsdesgin eingereiht, wobei der Wagen selber nicht zur Eurofima Familie gehörte.
Bild 2: Zu dieser Zeit waren die grünen BB 16500 gegenüber der Variante in „Béton“ schon eher in der Unterzahl. Deshalb war unsere Freude gross, als die erste der BB 16500 UM (Utilisation Multiplée – Vielfachsteuerung) die BB 16725 in grün auftauchte.
Bild 3: BB 25104
Fast schon Standard war die Bespannung der damals zahlreichen KLV Züge mit der BB 25105.
Bild 4: Die Bespannung eines Rapides mit der Mehrsystemmaschine BB 22309 stellt im Tagesgang eher ein Ausnahme dar. Allerdings gab es über die Jahre immer mindestens einen Rapide Strasbourg-Paris Est mit einer „vinghtdeuxmilledeuxcents“ – da in Strasbourg sehr viele BB 15000 zur Verfügung standen hat diese Bespannung die Motivation wohl eine Leerfahrt zwischen Einsatzgebieten zu vermeiden.
Jetzt geht es weiter zum Viadukt von bei Hofmuhl – dieser Hang wartet bis heute auf eine Rodung, um diese Stelle wieder zu öffnen. Good News ist, dass vom Kanal unten Züge in Richtung Strasbourg doch gut (mit Weitwinkel) fotografiert werden können.
Bild 5: BB 20207 Mit einem Berufspendlerzug von Strasbourg nach Sarrebourg ist die BB 20207 unterwegs. Diese Maschine war Teil einer Serie von 13 Mehrfrequenzlokomotiven, die neben 50 Hz / 25 kV auch in die 16,7 Hz 15 kV Netze von DB und SBB verkehrten konnten– in der Praxis allerdings nur als quasi Schlepplokomotiven über meist relativ kurze Distanzen zu den Grenzbahnhöfen wie (Mulhouse - Basel oder Strasbourg -Kehl, wo dann die Maschinen der jeweiligen Bahnverwaltungen die Züge übernahmen.
So war es schon etwas Glück, dass ich diese Mehrsystemmasche auf einer Leistung im „Inland“ angetroffen habe.
Solche Leistungen dienten dem effizienten Einsatz und falls eine BB 20200 nicht zur Verfügung stand konnte diese Einfach durch eine nahezu baugleiche Einsystemlokomotive der Reihe BB 16500 ersetzt werden. Der Lokomotivkasten war bei der SNCF zusätzlich noch bei den Baureihen BB 8500 (Gleichstrom 1,5 kV), BB 17000 (Wechselstrom 25 kV) und BB 25500 (Gleichstrom 1.5 kV und Wechselstrom 25 kV).
Bild 6: Mit der BB 15025 „Toul“ rauscht eine Maschine weitgehend im Ablieferungszustand, z.B. mit erhabenen Nummernschildern und asymmetrischen Lüftungsgittern, in Richtung Paris.
Bild 7: Die BB 26030 sorgt zu den BB 15000 für Abwechslung mit einem TER 200 Regionalzug. Diese Maschinen sind weiterhin im Dienst auf dieser Linie (Stand 2021/22).
Bild 8: Dass es an diesem Sommerabend noch heiss war, zeigt die geöffnete Führerstandstüre der BB 15006 „Metz“.
Bild 9: Ein Regionaltriebwagen der Reihe Z 11500 Typ „Omnibus“ in der gelben Farbgebung der Region „Lorraine“ fährt aus Richtung Metz kommend in Richtung Strasbourg.
Bild 10 : Die BB 15030 „Forbach“ war an diesem Tag für den aus USI (unifée de service intérieur) und einem DEV (division des études des voitures) Wagen bestehenden Berufsverstärkerzuges eingeteilt. Als einer der wenigen Züge hält dieser Zug in wenigen Minuten im Bahnhof von Arzviller.
Bild 10bis : Einen Tag später haben wir den Verkehrshalt des Berufsverkehrs-Verstärkerzuges in Arzviller fotografisch dokumentiert. Aus dem mit der sehr originalen BB 15016 „Charleville-Mézières“ bespannten Zug sind an diesem einsamen Bahnhof maximal eine Hand voll Fahrgäste ausgestiegen, welche mit dem Auto zum Transfer in entferntere Dörfer der Vogesen abgeholt wurden.
Bild 11: Die BB 15041 „Sainte-Menehould“ bespannte an den EC 90 Vauban Milano – Bruxelles. Angesichts der vielen schönen BB 15000 „nonstop“ kam ich in Versuchung den Liedtext von der „Dire Straits“ von „Money for nothin’ and your chicks for free“ in „....and your Nez Cassés for free“ umzudeuten. Unten schleppen die Loks die Züge (im Video zum Lied sind dies Möbelpacker welche Mikrowellen, Kühlschränke etc. schleppen, während die Musiker „Dolce Vita“ propagieren und ausleben) und wir Fotografen auf dem Felsen hängen aus und geniessen an diesem Sommerabend einfach die Züge.
(Nez Cassés – zu deutsche: Gebrochene Nasen – Übernahme der BB 15000, welcher auf die charakteristische Front der Lokomotive Bezug nimmt).
Bild 12: Die BB 22331 zieht einen Multimodalzug vermutlich in Richtung Dijon. Auf dieser Strecke ist ab Culmont-Chalindrey eine Mehrsystemlokomotive zwingend. Ich denke diesen Zug gibt es als einzigen dieser Show noch heute unter dem Namen „Naviland“. Auch in diesen Tagen (2021/22) sind vor diesem Zug Lokomotiven der Reihe BB 22200 in der klassischen „Arzenz“ Lackierung zu finden.
Bild 13: Mit der BB 26133 verkehrt ein weiterer TER 200.
Bild 14: Die BB 15055 „ohne Wappen“ hatte die Aufgabe den EC 64 „Mozart" von Wien Westbahnhof nach Paris Est zu bespannen.
Bild 15: Die BB 22273 rauscht mit einem Autotransportzug vorbei.
Bild 16: Die BB 25118 erfreut uns Fotografen mit einem Öööler.
Bild 17: Im Songtext des Titels „Walk of Live“ der Band „Dire Straits“ wird gesungen „He turnin’ all the nighttime into the day“ – da die BB 15058 "Epinal" zum Glück mit einem bunten Güterzug noch vor den Schatten auftauchte mussten wir – im Gegensatz zu den Dire Straits - die Nacht nicht zum Tage machen.
Supplément
Bild 18: Im Sommer 1994 war der vorher beschrieben Berufsverkehrs-Verstärkerzug mit der BB 15034 „Séte“ in Béton Lackierung bespannt. Zusammen mit der BB 15040 „Livry-Gargan“ war diese zeitweise in „Béton“ lackiert. Als quasi Unikat für mich OK, doch als Serie für mich als ausgesprochenen BB 15000 Fan inakzeptabel. Zum Glück sahen dies SNCF Manager ähnlich. Nach der offiziellen Vorstellung dieser Maschinen (zusammen mit zwei ebenfalls verunstalteten CC 6500) wurde diese Lackiervariante nicht mehr verwendet und die klassische „Grand Comfort“ Lackierung wurde weiter über viele Jahre verwendet.
Bild 19: Zur “Grand Comfort“ Lackierung der BB 15000 gibt es auch passende Wagen: Hier die BB 15056 „Vannes“ mit Rapide 108 „Euraffaires“ Strasbourg- Paris-Est im Früsommer 1994 unterwegs. In diesem Zug waren die Erstklasswagen nicht mehr im klassischen „Grand Comfort“ lackiert. Hingegen der Generator- und die Zweitklasswagen strahlten noch in „Grand Comfort“.
Diese Erstklasswagen wurden speziell für den Geschäftsreiseverkehr im Innenraum umgebaut. Dies war einer von vielen eher erfolglosen Massnahmen um die Strecke Strasbourg- Paris für den Geschäftsreiseverkehr gegenüber dem Flugzeug attraktiver zu gestalten.
Dazu sind mir mehrere Versuche bekannt. Anfangs der Karriere der BB 15000 versuchte die SNCF die Höchstgeschwindigkeit der Züge auf gewissen Abschnitten von 160 km/h zu 200 km/h zu erhöhen.
Versuchsfahrten zeigten, dass sich die robusten BB 15000 auch mit Vmax 200 durch die Lande prügeln lassen. Für die resultierenden, umfangreichen Anpassungen des Oberbaues waren die erwarteten Kosten allerdings in keinem Verhältnis zum Nutzen.
Später wurden erste Klasse Corailwagen zu „Prémiere Plus“ umgebaut. Den richtigen Erfolg der Schiene brachte letztendlich der Hochgeschwindigkeitslinie von Strasbourg nach Paris, welche dann in der Folge die BB 15000 auf dieser Linie überflüssig machte.
Ich hoffe Ihr hattet Gefallen an den Bildern. Und diejenigen unter euch, die bei den „Dire Straits“ einfach mal reinhören wollen, ist von mir das Konzert in Wembley aus dem Jahr 1985 empfohlen.
Einfach auf Youtube anhören und dabei diesen Line-up in den Vogesen anschauen – „Dire Straits Wembley 1985“ - für mich der „Groove“ schlechthin.
Viel Spass wünscht euch
Joachim
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