04 - Historisches Forum
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Eigentlich will ich es ja nicht. Es ist Gift für die Rohre, es ist Gift für die Dampfmaschine und es ist Gift für das Triebwerk. Und zum Produzieren von Show-Effekten fühle ich mich auch nicht berufen, zumal ich es mir zur Devise gemacht habe, den Eisenbahnfreund auf gar keinen Fall "raushängen" zu lassen.
Aber dann kommt mein Freund Hans und erzählt mir etwas von dem Wahnsinns-Eindruck, den das Rohreblasen mit Sand mache; bedauernd fügt er hinzu, dass man bei solchen Augenblicken nie den Fotoapparat dabei habe und dass es Rohreblasen auf Bestellung ja nun leider nicht gäbe.
Tja, und was tue ich? Ich beginne zu überlegen. Bis jetzt haben wir dann Sand durch die Rohre gejagt, wenn es uns wirklich nötig erschien, keinesfalls aus Spielerei. Andererseits: Hans ist einer meiner besten Freunde und würde sich bestimmt irrsinnig freuen, einmal zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Gesagt, getan: Ich habe am nächsten Tag (20.8.1973) eine 012-Leistung nach Norddeich und zurück, und zwar mit Lokführer Heinz Badziong, der mit Sicherheit bereit sein wird, zu Gunsten eines Freundes von mir einmal Fünfe gerade sein zu lassen. Unsere Rückleistung von Norddeich-Mole wird der nachmittägliche Bäderzug D 1334 sein. Hans, sein inzwischen hinzugekommener Freund Helge und ich vereinbaren ein Rohreblasen im Bereich des Lathener Einschnittes. Damit die Sache, auch und nicht zuletzt fotografisch, gut gelingt, wird ein kleines "Drehbuch" abgesprochen: Hans und Helge würden sich in Fahrtrichtung des Zuges rechts am Beginn der Böschung des Einschnittes postieren, einige hundert Meter vorher würden sie in Fahrtrichtung des Zuges links, also auf der Heizerseite, einen roten Anorak in ein Gebüsch hängen. Exakt beim Passieren dieses Gebüsches würde ich mich von meinem Heizerplatz erheben und Lokführer Heinz die Steuerung voll auslegen. Unmittelbar danach würde dann der Eimer Sand durch die Rohre gehen.
Unser Drehbuch soll sich als praxistauglich erweisen: Es klappt auf den Meter und auf die Sekunde: 012 077 erzittert, sie wird ohrenbetäubend laut und lässt es im Lathener Einschnitt Nacht werden. Als ich, nachdem auch das letzte Körnchen aus dem Eimer gerissen wurde, die Schauluke im Feuergeschränk wieder schließe, steigt doch ein wenig Selbstzufriedenheit in mir auf.
Hans und Helge sind begeistert und diese Begeisterung hält bis heute an, denn wir sprechen immer mal wieder darüber - und die dramatischen Bilder, die damals gemacht wurden, tun das ihrige, um unsere Erinnerung wach zu halten.
Fritz
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:10:11:08:29:39.
geschrieben von: D.Kunen
Datum: 10.10.21 11:12
Guten Tag Fritz
Wieder ein schöner "Schwank" aus Deiner Dienstzeit. Erfrischend zu lesen. Für gute Freunde macht man so einiges. Und wenn man dann auch noch einen Lokführer hat der da mitspielt,was will man mehr.
VG Dietmar Kunen
Ruhr-Sieg Dietmar
Hallo Fritz,
nehme an daß ich dieses "Rohrreinigen" mal bei Emden an einer der beiden Zugloks des "Heinrich" erlebt habe, allerdings aus etwa 1km Entfernung. Es gab ein heftiges, weithin hörbares Rauschen und eine kräftige schwarze Wolke aus dem Schornstein. Leider hab ich die Bilder nicht digital.
Gruß aus
Michael
geschrieben von: NAch
Datum: 10.10.21 13:38
Moin,
Für die Geschichte habe ich zwei örtlich genau passende Bilder in der Galerie:
Sand
Wenn auch nicht angemeldet/bestellt, jedenfalls nicht von mir.
Hier stimmt die Lok, der Heizer versteht sein Handwerk:
sunny side up
Danke für die Erinnerung an die Zeit.
geschrieben von: DR01
Datum: 10.10.21 21:14
Das Bild müßte im EK gewesen sein, wenn ich mich nicht irre...
Gruß...Wolfgang
geschrieben von: sukram01
Datum: 10.10.21 21:41
Das Verfahren des Rohrsandens wird im übertragenen Sinne heute noch verwendet, vergleiche:
* [
de.wikipedia.org]
Statt Sand werden hier Schwammgummikugeln durch die Rohre geschwemmt.
--
Markus
Hallo Fritz,
wieder eine nette Geschichte aus deiner aktiven Zeit, dazu gut erzählt. Vielen Dank dafür.
Zudem erinnert sie mich an die eigene Praxis einige Jahre später (Natürlich nur zu Reinigungs-Zwecken! ;-) )
Herzliche Grüße
Uwe
Moin Fritz,
ja, da wäre ich auch gerne dabeigewesen! Eine schöne Geschichte, die ich gerne gelesen habe!
Interessanterweise habe ich 012 077 nie im Emsland gesehen, sondern kenne sie nur von der Marschbahn.
Als Dank ein Bild aus Glückstadt, als sie am 28.6.72 den schweren D533 nach Westerland jagt:
Vielen Dank für Deinen Eintrag,
Martin