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 04 - Historisches Forum 

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Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.
Link zu Teil 1 >>> Mit dem Schönen Wochenende zur Kleinbahn Schleiz - Saalburg <<<

Prolog: Wie schon der erste Teil dieser zweiteiligen Serie wird auch dieser Reisebericht etwas textlastig.


Das Angebot „Schönes Wochenende“-Ticket (SWT) startete zum Februar 1995 zum Preis von 15 DM. Ab Mai 1995 wurden die Geltung auch auf zahlreiche Verkehrsverbünde ausgedehnt und gleichzeitig auch der Preis von 15 DM auf 30 DM verdoppelt. Trotz der Verdoppelung des Preises war das SWT so ziemlich die erste Möglichkeit nach der Bahnreform, sich zu sehr günstigen Preisen per Bahn durch die Republik zu bewegen – immerhin galt es für fünf Personen und an beiden Tagen eines Wochenendes. Nach einigen kleineren Fahrten reifte Anfang 1996 die Idee, die Möglichkeiten des Tickets stärker auszureizen. Der Preis betrug mittlerweile 35 DM.

Zweites Ziel sollte die Oberweißbacher Bergbahn werden, deren Weiterbetrieb vor 25 Jahren noch nicht wirklich als gesichert galt.

Auch dieses Mal war vom Standort Mannheim aus die Anfahrt (fast) ausschließlich im Nahverkehr möglich - eine interessante Tour, die ich für das „Blättl“ eines lokalen Vereins damals in Worten festgehalten habe. Meinen Originaltext aus 1996 habe ich hier als Zitate wiedergegeben, die Anmerkungen aus 2021 in roter Farbe.

Und so nehme ich euch erneut mit zum „Heiteren Umsteigen mit dem Schönen Wochenende“

14. September 1996 - Tagesfahrt von Mannheim zur Oberweißbacher Bergbahn

1996
Die Oberweißbacher Bergbahn ist die steilste Standseilbahn mit Personen- und Güterverkehr in Deutschland. Zum Betrieb gehört auch die sogenannte „Flachstrecke“ oberhalb der Bergbahn, wo drei zweiachsige elektrische Triebwagen eingesetzt werden.

Die Verbindung funktioniert nur an Samstagen, und wir kommen dieses Mal nur mit ganz geringen Zusatzkosten rum.
1996
Los geht’s in Mannheim. Wir parken hinter dem Hauptbahnhof und begeben uns in denselben, um um 5.22 loszufahren; zunächst mal bis Darmstadt. Hier haben wir neun Minuten Zeit zum Umsteigen, es geht weiter auf der Strecke nach Aschaffenburg. Vorbei am Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein fahren wir über Dieburg und Babenhausen bis zum Endbahnhof. Nun müssen wir uns ein einziges Mal sputen, denn schon vier Minuten später verlässt unser Anschlusszug nach Würzburg die Stadt am Main. Dort angekommen, haben wir erstmals ein wenig Zeit, uns mit etwas Essbarem zu versorgen. Wer nicht so lange warten will sollte schon bei den Reisevorbereitungen daran denken, sich genügend Proviant für das Frühstück im Zug mitzunehmen. Wer Lust hat kann aber auch mal vor das Bahnhofsgebäude gehen und sich beim Anblick der mit Abstand häßlichsten Niederflur-Straßenbahnwagen Deutschlands ein wenig gruseln.
2021: Wer hätte 1996 auch geahnt, dass Düsseldorf mit seinen Hamsterbacken es schafft, noch viel hässlichere Bahnen als die Würzburger Schuhkartons in Dienst zu stellen.


1996
Wir verlassen Würzburg nach achtzehn Minuten Aufenthalt. In der altehrwürdigen Domstadt Bamberg haben wir dann einunddreißig Minuten Pause.
2021: In Bamberg entstanden auch die ersten Bilder des Tages. Mit dem von der Nürnberger 141 371 geschobenen Wendezug waren wir als RB 3615 aus Würzburg angekommen. In der Mitte wartet die Hofer 211 058 auf die Fahrt um 10:09 Uhr als RB 8712 nach Ebern, am linken Bildrand ist 143 133 des Bw Halle P zu erkennen, mit der wir um 10:18 Uhr als RB 6714 nach Saalfeld weiterfahren.
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1996
Am Bahnsteig wartet schon die RegionalBahn 6714, mit der wir über die Frankenwaldbahn nach Saalfeld weiterfahren.
2021: Fünf Minuten Aufenthalt im ehemaligen Grenzbahnhof Ludwigsstadt. Bei wenig berauschendem Wetter kreuzt IC 703 "Therese Giese" aus Berlin nach München mit der vorgespannten Nürnberger 120 130:
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1996
In Saalfeld müssen wir unbedingt aussteigen, denn jetzt sind wir endlich im Osten und am Mitropa-Bahnhofskiosk gibt es die überaus leckeren Zetti-Knusperflocken aus Knäckebrotbruch und Schokolade. Mit einigen Tüten eingedeckt hat sich der erste Teil der Fahrt schon bezahlt gemacht.
Wir gehen zurück zum Bahnsteig, wo RB 4338 auf uns wartet - es ist die Zuggarnitur, mit der wir aus Bamberg gekommen sind.
2021: Und wer hätte auch 1996 geahnt, dass die Zetti Knusperflocken 25 Jahre später in fast jedem Supermarkt bundesweit verfügbar sein würden. Und dass es, abseits von den originalen Flocken, auch zahlreiche Geschmacksvarianten geben würde. "Unser" Nahverkehrszug (ach nee, neudeutsch hieß das ja nun "RegionalBahn") wird in Saalfeld von IC 804 "Bertolt Brecht" mit dem Laufweg München - Berlin und Zuglok 120 121 überholt. Die 120 121 war eine der Loks, die 2007 zu Nahverkehrsloks umgebaut wurde und unter der Nummer 120 205 bis 2020 von Rostock aus eingesetzt wurde:
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2021: "Unser" Zug fuhr um 12:47 Uhr weiter als als RB 4338 nach Großheringen. Bei der Ausfahrt entstand dieser Blick auf das Bw Saalfeld mit den von Dampflokfans ach so ungeliebten U-Booten der Baureihe 219. Von links nach rechts zeigten sich 219 112, 219 082, 219 194, 219 061, der eingemauerte Kopf einer 232, beschriftet als DR 132 069, und 345 107. Die 219er wurden alle zwischen 2000 und 2003 bei Scholz in Espenhain verschrottet, mit Ausnahme der 219 112, die es nach Rumänien zu DB Schenker Romania verschlagen hat, dort aber wohl auch nicht mehr eingesetzt wird. Die 345 gehört heute der Havelländischen Eisenbahn in Berlin:
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1996
Wir steigen in Rudolstadt aus und verweilen 36 Minuten, ehe die 219-bespannte RB 15009 aus Jena-Saalbahnhof eintrifft.
2021: In Rudolstadt stand die 219 132 herum. Ich nehme mal an, dass sie um 12:32 Uhr als RB 15150 aus Blankenstein gekommen war und um 13:25 als RB 15151 dahin zurückfahren durfte.
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2021: Der 15009 als Jena kam mit der fünf Monate zuvor frisch orientrot lackierten 219 023. Mit ihr fuhren wir weiter über die
4,3 Kilometer lange und im Jahr 2000 wegen Oberbaumängeln stillgelegte Strecke von Rudolstadt nach Bad Blankenburg:

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2021: In Rottenbach kreuzten wir die mit 219 014 bespannte RB 15010 von Katzhütte nach Jena. Auch die drei hier zuletzt gezeigten 219er mussten zwischen 2001 und 2002 den Dienst quittieren und endeten als Schrott - 219 014 und 132 wiederum bei Scholz in Espenhain, 219 023 bei Theo Steil in Trier:

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1996
Nach einer Stunde Fahrt durch das Schwarzatal kommen wir am Fuße der Oberweißbacher Bergbahn an. Vom Bahnsteig zur Abfahrtsstelle der Bergbahn sind es nur ein paar Schritte, aber jetzt müssen wir zunächst mal Fahrkarten kaufen, denn auf der Bergbahn gilt der normale DR-Tarif leider nicht.

Die Fahrt geht in 18 Minuten nur knapp einen Kilometer weit, aber immerhin 323 Meter hoch. Die Bergbahn hat übrigens einen Gleisanschluss an die DR, denn in Gegenrichtung zu dem festen Bergbahnwagen fährt eine Bühne mit Gleis, der sogenannte „Schrägaufzug“. Auf ihr ist normalerweise ein zweiachsiger Personenwagen befestigt, um die doppelte Fahrgastkapazität für die Bergbahn zu haben. Früher wurden hier regelmäßig Güterwagen nach oben befördert.
2021: Bei der Bergfahrt haben wir im Wagen auf der Güterbühne Platz genommen, der "feste" Bergbahnwagen kam uns an der Abt'schen Ausweiche entgegen. Erkennt sich jemand wieder? https://www.rnlf.de/mods/smileys/icon.gif
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2021: Bei der Ankunft in Lichtenhain gab's erstmal einen kleinen Rundblick aus dem Bergbahngebäude. Links wartet der an diesem Tag nicht eingesetzte 479 205. Daneben liegt ein ausgebautes Antriebsrad der Standseilbahn.
Der 479 205 ging 2008 bei Fristablauf zunächst außer Betrieb und wurde erst 2015 bei den Fahrzeugwerken Miraustraße in Berlin umgebaut - er ist nunmehr als Ausschichtswagen unter dem Namen "Olitätenwagen" mit Fenstern in der Dachrundung ausgestattet und die alte Inneneinrichtung wurde durch Längsbänke ersetzt, sodass auch sitzende Fahrgäste den Rundumblick nach draußen haben. Ein Führerstand und der Dachstromabnehmer wurden entfernt, daher ist der Wagen heute nur im Verband mit einem der beiden anderen Triebwagen einsatzfähig und muss dabei an der Cursdorfer Seite angekuppelt sein. Er ging im Juni 2016 wieder in Betrieb:
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2021: Beim Blick nach rechts zeigte sich die kleine Drehscheibe, mit der es auch möglich ist, die Wagen auf der Güterbühne zu tauschen, nebst dem an diesem Tag eingesetzten 479 201 und der Hauseigenen Kö 310 734:
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1996
Ab jetzt sind wir recht flexibel, denn die Bergbahn und die Flachstrecke werden im Halbstundentakt befahren. Wir haben die Wahl, welche Züge wir benutzen und wo wir eine Pause machen. Empfehlenswert ist es auch, von Cursdorf bis Lichtenhain zurückzulaufen (nur 3 km), und zwischendurch einige Fotos von den ET zu machen.
2021: Diese Empfehlung würde ich auch heute noch aussprechen. Wir fuhren mit dem 479 201 bis zum Endbahnhof Cursdorf, wo die drei folgenden Bilder entstanden...
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2021: ...und entschlossen uns, den Rückweg zu Fuß zurückzulegen...
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2021: ...bei der Abfahrt von Cursdorf beschreibt die Strecke einen weiten Bogen:
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1996
Im einzigen Unterwegsbahnhof der Flachstrecke, Oberweißbach-Deesbach (daher also der Name) können wir aber auch das Fröbelhaus besichtigen - der Mitbegründer moderner Pädagogie hat hier gelebt und gewirkt; sein Geburtshaus ist nun ein Museum.

2021: Der Unterwegsbahnhof ist eigentlich, genau wie der Endpunkt Cursdorf, ein Haltepunkt. Zwischendurch hat's geregnet und es wurde immer dunkler, ein Umstand, der in der "analogen" Zeit das Fotografieren doch erheblich erschwerte. Das Fröbelhaus haben wir an jenem Tag nicht besichtigt. Der Richtung Cursdorf fahrende 479 201 taucht in Oberweißbahn-Deesbach aus dem Dunkel auf:
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2021: Glücklicherweise besserte sich das Wetter ein wenig. Die beiden folgenden Bilder entstanden entlang der Strecke zwischen Oberweißbach-Deesbach und Lichtenhain...
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https://abload.de/img/m961008z4jyh.jpg





2021: Einfahrt des 479 201 in Lichtenhain:
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2021: Noch einige Bilder, die an der Bergstation Lichtenhain entstanden sind. Zunächst die Kö 310 734. Sie wurde 1998 ausgemustert und anschließend als Denkmal an der Talstation Obstfelderschmiede aufgestellt. Wenn die Gerüchte stimmen, dann wurde auf dem angehängten Güterwagentorso im Jahr 2008 der Cabriowagen aufgebaut, der heute bei gutem Wetter anstatt des geschlossenen Wagens auf der Güterbühne der Standseilbahn eingesetzt wird:
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2021: Im Gelände stand noch dieses gute Stück, das 1925 von Wegmann in Kassel als Triebwagen "Cassel 102" gebaut worden war. Ab 1961 wurde er von der DR nach Ausbau der Antriebsanlage als Beiwagen VB 140 605 eingesetzt, 1971 in 190 855-7 umgezeichnet und blieb bis in die zweite Hälfte der 1970er Jahre im Einsatz. Seit etwa 1980 diente er als Übernachtungswagen. Nach 1996 wurde er an seinem Standort in Lichtenhain zwar noch einmal neu lackiert, aber im Jahr 2003 dennoch vor Ort verschrottet:
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2021: Unter dem kleinen Kran lag eine Achse der Standseilbahn. Gut zu erkennen ist das "äußere" Rad mit zwei Spurkränzen und das spurkranzlose, walzenförmige Rad, das auf den Abt'schen Weichen auf der Innenseite über die Herzstücke läuft:
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2021: Noch einmal das Ensemble mit Triebwagen 479 205, dem VB 190 855, der Kö, Drehscheibe und Bergstationsgebäude. Der dritte Triebwagen 479 203 ließ sich an diesem Tag übrigens nicht blicken:
https://abload.de/img/m9610169sjc2.jpg




2021: Für den Weg ins Tal benutzten wir den "festen" Personenwagen der Standseilbahn. Bei der Rekonstruktion zu Anfang der 2000er Jahre hat man ihm auf der Bergseite eine Bühne für Fahrräder montiert:
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1996
Spätestens um 17.33 Uhr müssen wir aber wieder in Obstfelderschmiede ankommen.
Um mal dort gewesen zu sein fahren wir noch bis nach Katzhütte, dem Endbahnhof der Talstrecke. Der Bahnhof liegt etwas abseits vom zugehörigen Ort. Wir beobachten das Entkuppeln und das Aufschließen der Weichen, wie die Lok umsetzt, der Zugführer die Weichen wieder verschließt und die Lok ankuppelt.
2021: Das hatte ich mir so gedacht, ein richtiger Zug, Umkuppeln, Rangierarbeiten. Aus damaliger Sicht "leider", heute "naja", bestand die RB 15043 aber aus dem Triebwagen 628 586 des Bw Leipzig Hbf Süd. Also keine Show, einfach nur Führerstandswechsel. Der 628 ist, abgesehen von den Bergbahnfahrzeugen, eines der wenigen hier abgebildeten Fahrzeuge, das heute noch aktiv ist. Es hat ihn nach Bayern verschlagen, wo er von Mühldorf aus für die Südostbayernbahn fährt. Heute werden im Schwarzatal in der Regel die beiden Dildos 641 019 und 020 der "DB-Regionetz Oberweißbacher Bergbahn und Schwarzatalbahn" eingesetzt:
https://abload.de/img/m96102290kee.jpg






1996
Dann steigen wir zurück in den Zug. Dieses Mal fahren wir bis zum Abzweigbahnhof Rottenbach. Von hier aus benutzen wir die frisch aufgearbeitete Strecke nach Neudietendorf, wo uns vermutlich ein Leipziger 628.4 recht flott hinbringt. Acht Minuten haben wir hier Zeit, um in den StadtExpress aus Erfurt umzusteigen. Wir verlassen den Zug in Gotha und gehen auf den Bahnhofsvorplatz.
1996
Um 20:10 Uhr fahren hier die Straßenbahnlinie 1 zur Wagenhalle und ebenfalls die Linie 2 nach Gotha Ost ab; um 20:17 Uhr kommt die Thüringerwaldbahn aus Tabarz (Linie 4) an - mit ziemlicher Sicherheit sehen wir also einen der altbekannten ex.-Mannheimer Sechsachser wieder. Leider ist die Zeit zum Mitfahren zu knapp - vielleicht ist ja „Popp’s Schnitzelranch“ noch geöffnet und wir können uns noch mit einer Currywurst (rot) und einer Büchse Cola (schwer) versorgen. Nach diesem interessanten Eindruck treten wir per InterRegio die Heimreise an.

2021: Leider habe ich nur wenig Erinnerung und auch keine Bilder von der Rückfahrt, irgendwie hatte mich das viele Umsteigen ja doch ein bisschen gestresst. Popp's Schnitzelranch (nur echt mit Deppenapostroph) hatte geschlossen.

1996
Von Gotha aus geht’s jetzt flott weiter - unser Anschlußzug kommt aus Kassel und bringt uns nach Fulda. Dort steigen wir in den obligatorischen Doppelstockzug um und fahren in die Hauptstadt des Äbbelwoi woider. Zweiundzwanzig Minuten in Frankfurt lassen uns noch Zeit für einen kleinen abendlichen Imbiss bei unserem Lieblingsamerikaner, dann nehmen wir den letzten Zug nach Darmstadt. Dort gibt es noch einen Anschlusszug nach Heidelberg - wir steigen aber schon in Weinheim aus.
Endlich haben wir einmal die Gelegenheit, mit unserem Wochenendticket eine NE-Bahn zu benutzen.

2021: Der Übergang in Weinheim von DB zur OEG war regelmäßig sehr knapp, weil der letzte Zug der DB nicht immer wirklich pünktlich war, aber der Triebfahrzeugführer der OEG natürlich pünktlich Feierabend haben wollte https://www.rnlf.de/mods/smileys/icon.gif. Die Umsteigezeit von Bahnsteig zu Bahnsteig war auch bei hurtigem Schritt kaum unter fünf Minuten zu schaffen. Auch wir kamen etwas später aus Darmstadt in Weinheim an, aber es hat noch gepasst.

1996
Nach einem kurzen Fußweg zur Haltestelle Luisenstraße fahren wir mit der OEG Mannheim entgegen. Der OEG-Zug rückt in Käfertal ein, aber zur Weiterfahrt steht schon ein Achtachser der Mannheimer Verkehrs-AG als Linie 4 bereit. Am Paradeplatz ist Zentralanschluss; wir steigen ein letztes Mal um - in die Linie 7. Die Straßenbahn bringt uns auf der Neubaustrecke bis zur Haltestelle Lindenhofplatz. Von hier aus sind's nur noch ein paar Schritte zu unserem Auto - eine tolle Tour liegt hinter uns.
1996
Wir haben 23 Züge benutzt und damit 878 km zurückgelegt. Wir waren 20 Std 48 min. unterwegs, hatten Aufenthalte von 6 Std. 30 min. und somit eine Nettofahrtzeit von 14 Std 18 min. Dies ergibt eine Reisegeschwindigkeit (brutto) von 42,2 km/h und eine tatsächliche Durchschnittsgeschwindigkeit von 61,4 km/h. Kosten: 35,-- DM fürs Wochenendticket und 18,40 DM für die IR-Fahrkarte von Gotha nach Bebra, sowie der Fahrpreis der Bergbahn (H+R 12,--DM). und ca. 6,90 DM für drei Tüten Knusperflocken, macht also bei zwei Personen pro Kopf nur 54,80 DM.
Der Fahrplan...


[*]   RE 3504  Mannheim Hbf  5:22 Uhr  -  60 km  -  6:20 Uhr Darmstadt Hbf
[*]   RB 6707  Damstadt Hbf  6:29 Uhr  -  44 km  -  7:10 Uhr Aschaffenburg Hbf
[*]   RE 3153  Aschaffenburg Hbf  7:14 Uhr - 90 km - 8:15 Uhr Würzburg Hbf
[*]   RB 3615  Würzburg Hbf  8:33    Uhr - 101 km  -  9:47 Uhr  Bamberg    
[*]   RB 6714  Bamberg  10.18 Uhr - 121 km  -  12.28 Uhr  Saalfeld (Saale)    
[*]   RE 4338  Saalfeld (Saale) Uhr  12.47  -  10 km  -  12.55 Uhr  Rudolstadt (Th)    
[*]   RB15009  Rudolstadt (Th) Uhr  13.31  -  30 km  -  14.31 Uhr  Obstfelderschmiede
[*]   alle 30 min  Obstfelderschmiede Uhr 14:45  -  1 km  -  15:03 Uhr  Lichtenhain    
[*]   alle 30 min  Lichtenhain Uhr  15.11  -  3 km  -  15.19 Uhr  Cursdorf
[*]   alle 30 min  Cursdorf  15.28 Uhr  -  3 km  -  15.37 Uhr  Lichtenhain
[*]   alle 30 min  Lichtenhain    15.45 Uhr  -  1 km  -  16:03 Uhr  Obstfelderschmiede
[*]   RB 15043  Obstfelderschmiede 17.37 Uhr  -  11 km  -  17.52 Uhr  Katzhütte
[*]   RB 15044  Katzhütte 18.02 Uhr  -  25 km  -  18:44 Uhr  Rottenbach
[*]   RE 4414  Rottenbach  19.05 Uhr  -  41 km  -  19:41 Uhr  Neudietendorf
[*]   SE 3139  Neudietendorf  19.49 Uhr  -  15 km  -  20:02 Uhr  Gotha Hbf
[*]   IR 2452  Gotha Hbf  20.42 Uhr  -  75 km  -  21:23 Uhr  Bebra
[*]   RE 3518  Bebra  21.28 Uhr  -  57 km - 22:04 Uhr  Fulda
[*]   RE 3837  Fulda  22:10 Uhr  -  105 km - 23:31 Uhr  Frankfurt (M) Hbf
[*]   RB 7599  Frankfurt (M) Hbf Uhr  23.53  -  28 km  -  0:27 Uhr  Darmstadt Hbf
[*]   RE 3539  Darmstadt Hbf - 0.33 Uhr - 37 km - 1:01 Uhr  Weinheim (Bergstr)
[*]   OEG 358  Whm-Luisenstraße  1:15 Uhr  -  13 km  -  1:36 Uhr  MA-Käfertal OEG
[*]   Strab 4  MA-Käfertal OEG  1.41 Uhr  -  5 km  -  1:59 Uhr  MA-Paradeplatz
[*]   Strab 7  MA-Paradeplatz  2:02 Uhr  -  2 km  -  2:10 Uhr  MA-Lindenhofplatz

...und der Fahrweg auf der Streckenkarte:
https://abload.de/img/obw2m4jps.jpg


Und heute?
Heute ist die Tour immer noch machbar. Für den Fahrweg über Babenhausen müsste man eine Stunde früher als damals in Mannheim abfahren, aber wenn man der Fahrplanauskunft keinen Fahrweg vorschreibt kann man erst um 6:35 Uhr in Mannheim losfahren und ist trotzdem zehn Minuten früher als damals in Cursdorf. Wie schon erwähnt ist genau derselbe Fahrweg wegen zwischenzeitlicher Stilllegung der Strecke Rudolstadt - Bad Blankenburg heute nicht mehr möglich. Die Rückfahrt muss man in Obstfelderschmiede schon um 17:06 Uhr antreten und kann dann um 1:23 Uhr in Mannheim zurück sein. Der Fahrpreis beträgt mit dem Quer-durchs-Land-Ticket für 2 Personen 49 Euro, die Bergbahn geht mit 14 Euro pro Person (oder 11 Euro pro Person mit BahnCard) extra. Wenn man mal die Knusperflocken herausrechnet, weil wir in Saalfeld eh nicht aussteigen können und es zweifelhaft ist, dass es den Kiosk überhaupt noch gibt, dann wären das pro Person mit Bahncard heute 35,50 Euro gegenüber (umgerechnet) 24,49 Euro damals.


Und das war's dann auch mit den Wochenendtickettouren aus 1996. Natürlich hat es auch später noch andere Fahrten gegeben, aber keine, über die ich so genau Buch geführt hätte und die so umfangreich gewesen wären. Ich hoffe, es hat gefallen.

Mit freundlichen Grüßen
Ralph Dißinger

"Wenn das 'gesunde Volksempfinden' an die Macht kommt, endet das oft im Weltkrieg.
Geist addiert sich nicht. Dummheit schon." Dieter Nuhr





4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:09:14:15:19:07.
Eine schöne Idee, die damaligen Touren heute nochmals nachzuvollziehen. Vielen Dank für die interessanten Berichte von Strecken, die ich anfangs der 90er auch "erlegt" habe. Leider habe ich diese Touren weder photografisch noch inhaltlich so gut und ausführlich dokumentiert. Ein damals / heute -Vergleich ist daher nicht möglich.

Viele Grüße
Stw 2 RGUN