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Hallo, es ist ja oft von den Lenz-Normalien bei Kleinbahnen ab 1892 die Rede. Außer minimalen Bruchstücken (online) ist mir nichts daraus bekannt. Gibt es eine Zugangsmöglichkeit für ein umfassendere Darstellung als Reprint, Download, etc? Für Links, eine ISBN oder dergleichen wäre ich dankbar.
Hallo Erzgebirgsnebenbahner,

in einem Transpress-Buch "Geschichte der Klein- und Privatbahnen. Entwicklung; Bau; Betrieb (Archiv deutscher Klein- und Privatbahnen)" ist ein Auszug aus den Lenz-Normalien abgedruckt.
Online sind Teile in Archiv der DME zu finden.

Nach dem derzeitigen Kenntnisstand ist offen, ob von den Original-Normalien auch mehr als nur 1 Exemplar überhaupt erstellt wurde. Der Eigentümer dieses Exemplares ist verstorben. Nachforschungen von Kleinbahn-Forscher, an wen das Buch aus dem Nachlass verkauft wurde, waren leider bisher nicht erfolgreich.

Wer näheres weiß, bitte melden.

Gruß
Roland

Re: Lenz-Normalien wo nachlesbar/kaufbar/downloadbar?

geschrieben von: Selvreila

Datum: 07.09.21 08:38

Hallo!

die umfangreichste Sammlung von Bruchstücken habe ich auf dieser Seite gefunden:
http://www.museumseisenbahn.de

Verteilt auf mehrere Ausgaben ist doch einiges zu finden:
Bildschirmfoto zu 2021-09-07 08-30-57.png

Re: Lenz-Normalien wo nachlesbar/kaufbar/downloadbar?

geschrieben von: adeg

Datum: 09.09.21 01:39

Hallo zusammen,
als Ergänzung zu den lesenswerten Artikeln in der Zeitschrift "Die Museumseisenbahn" nachstehend einige Auszüge aus Vortragsunterlagen des Skribenten anläßlich "125 Jahre Lenz & Co." im
Jahre 2017, welche die Entstehung und Entwicklung der "Lenz-Normalien" aufzeigen.

Lenz-Normalien 1.jpg
L&C Normalien 2.jpg

Lenz Normalien 3.jpg
Lenz Normalien 4.jpg
Lenz Normalien 5.jpg
In Teil 2 geht es weiter mit Abschlußbemerkungen zu der von Karl Fuchs erarbeiteten Schrift sowie zu der Normungsarbeit von Max Semke.

Mfg
WDN

Re: Lenz-Normalien wo nachlesbar/kaufbar/downloadbar?

geschrieben von: adeg

Datum: 09.09.21 02:52

Hallo zusammen,
hier nun die Fortsetzung zur Enstehunung und Entwicklung der "Lenz-Normalien".
Die handschriftlichen Ausführungen von Karl Fuchs nebst den dazugehörenden Zeichnungen waren in einem "gediegenen" Ledereinband mit Goldbuchstaben eingebunden.
Lenz Normalien 6.jpg
Im Nachhinein ist aber festzustellen, dass das Werk von Karl Fuchs trotz seiner repräsentativen Aufmachung nur eine Art "Modul-Katalog" darstellt, denn bindende Vorgaben für Hersteller
und Lieferanten waren darin nicht enthalten.
Dies war erst in den ab 1906 von Regierungsbaumeister a.D. Max Semke auf den Weg gebrachten Normungen und Vereinheitlichungen der Fall, so dass Max Semke als eigentlicher "Vater"
von Lenz-Normalien anzusehen ist.
Lenz Normalien Semke 1.jpg
Lenz Normalien Semke 2.jpg
Lenz Normalien Semke 3.jpg
Lenz Normalien Semke 4.jpg

Die Normungsarbeit von Max Semke ging aber auch in den zwanziger Jahren noch weiter. Im Verein Deutscher Straßen-, Klein- und Privatbahnverwaltungen (VDSKP), der als eine der Vorläufer-
organisationen des heutigen VDV anzusehen ist, leitete Max Semke den Betriebsausschuss, den Fahrzeugausschuss und den Oberbauausschuss. Dadurch konnte er erreichen, dass sich eine
Vielzahl der von ihm seit der Kolonialbahnzeit geschaffenen und weiterentwickelten Lenz-internen Normen, Vereinheitlichungen und Vorschriften in den bis zum Jahr 1933 erstellten 52 Verbands-
normen und 5 normenähnlichen Festlegungen wiederfand. Dadurch sparten Lenz & Co. und die Aktiengesellschaft für Verkehrswesen, zu deren Vorstand Max Semke seit 1927 gehörte, natür-
lich finanzielle Aufwendungen für gegebenfalls erforderliche technische Anpassungen.

Es gäbe noch manches aus den Lebensläufen von Karl Fuchs und Max Semke zu berichten, aber das kann bei Gegelenheit dann ein neuer Bericht werden

MfG
WDN
Vielen Dank für diese interessanten Ausführungen! Auf weiteres freue ich mich jetzt schon.

LG

Jörn
Eigentlich gab es richtungsweisende Vereinheitlichungen erst mit der Bildung der verschiedenen Normenausschüsse in den 1920-ern, nachdem man gemerkt hatte das im Ersten Weltkrieg die Vorhaltung von Ersatzteilen zu ein Vielfaches die allgemeinen Vorstellungen übertraf. Um eine defekte Lokomotive wieder ans Laufen zu bringen, wäre ein riesiges Arsenal von Ersatzteilen sowie eine Werkstätten nötig gewesen. Die Vorstellung mal eben aus einer defekten Lok etwas ausbauen, um es an einer anderer Lok weiter zu verwenden, zerplatzte wie eine Seifenblase, da nur sehr wenige Lokomotivenersatzzteile baugleich waren. Kaum ein Teil passte unbearbeitet an eine andere Lokomotive. Aus dieser Problematik heraus kam man auf die Idee Bauteile zu vereinheitlichen, was die Bauteilherstellung insgesamt beschleunigte und somit konnten Bauteile auch auf Vorrat hergestellt werden. Für die Kleinbahnen bildeten man zusammen mit der Industrie als Erstes einen Normenausschuß. Die Reichsbahn fand die Idee hervorragend und bildete daraufhin auch für ihren Bereich einen Normenausschuß, aus dem, glaube ich, später ein gemeinsamer Normenausschuss gebildet wurde.


Beste Grüße
Bernd
In dem Buch "Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen, Technische Vereinbarungen über den Bau und die Betriebseinrichtungen der Haupt- und Nebenbahnen sowie der Lokalbahnen von 01.Januar 1909 werden bereits richtungsweisende Beschlüsse für die kommenden Jahre festgeschrieben. So ein Auszug in § 6 zum Thema Tragfähigkeit der Schienen: Die Schienen der von Lokomotiven befahrenen Gleise müssen Fahrzeuge von 7 Tonnen und spätestens vom 01.Januar 1920 ab solche von 7,5 Tonnen Raddruck, im Stillstand gemessen, auch bei der größten Fahrgeschwindigkeit mit Sicherheit aufnehmen können. Beim Bau neuer Bahnen und zweiter Gleise sowie bei Einführung neuer Oberbauanordnungen müssen die Schienen bestehender Bahnen einen Raddruck von 8 Tonnen aufnehmen können.
In den § 86 bis § 115 legt man Bau und Unterhaltung von Lokomotiven und in den § 117 bis § 140 denselben den von Wagen fest.


Beste Grüße
Bernd



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