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Achristo's Foto-Historama: Historische Beiträge mit Fotos und Texten aus der Welt der Privatbahnen, Werksbahnen, Feldbahnen, städtischen Verkehrsbetrieben und der DB.

Durch ein verheerendes Hochwasser wurde die Ahrtalbahn am 14. Juli 2021 auf großen Abschnitten zerstört, was dazu führte, dass der Betrieb seit diesem Datum eingestellt ist. Das war nicht die erste Flutkatastrophe im Ahrtal, denn schon im Jahr 1910 hatte ein Hochwasser an der Ahrtalbahn schwere Schäden angerichtet.

Am 17. September 1880 war das erste Teilstück der Ahrtalbahn von Remagen bis Ahrweiler in Betrieb gegangen. Zum 1. Dezember 1886 folgte das Teilstück bis Altenahr und am 15. Juli 1888 war die Strecke bis Adenau eröffnet worden.

Aus strategischen Gründen wurde die Strecke ab 1910 zweigleisig ausgebaut und 1912 von Dümpelfeld über Ahrdorf und Hillesheim nach Lissendorf sowie 1913 von Ahrdorf nach Blankenheim (Wald) verlängert. 1918 wurde die Ludendorff-Brücke (Rheinbrücke bei Remagen) in Betrieb genommen. Beim zweigleisigen Ausbau der Ahrtalbahn wurde das zweite Gleis nicht immer, wie sonst üblich, unmittelbar neben das bereits vorhandene Gleis gelegt, sondern wich teilweise trassenmäßig davon ab.

Auch im Zweiten Weltkrieg erlangte die Ahrtalbahn wieder eine große strategische Bedeutung.

Die strategischen Strecken oberhalb von Dümpelfeld verliefen durch nur sehr dünn besiedelte Gebiete. Deshalb erfolgten hier bald die ersten Stilllegungen: Dümpelfeld – Ahrdorf – Hillesheim – Lissendorf 3. Juni 1973 (PV), Dümpelfeld – Ahrdorf – Hillesheim 30.September 1973 (GV), Hillesheim – Lissendorf 31. Dezember 1982 (GV). Ahrdorf – Mülheim (Eifel) 21. Dezember 1947 (PV), Mülheim (Eifel) – Blankenheim (Wald) 1. März 1961 (PV), Ahrdorf – Mülheim (Eifel) 31. Dezember 1958 (GV), Mülheim (Eifel) – Blankenheim 1. März 1961 (GV), Blankenheim – Blankenheim (Wald) 31. Juli 1976 (GV).

Zum 2. Juni 1985 wurden der Reisezugverkehr zwischen Kreuzberg und Adenau sowie der Güterverkehr zwischen Hönningen und Adenau eingestellt. Zum 31. Dezember 1996 wurde der restliche Güterverkehr auf der Ahrtalbahn aufgegeben. Seit Juni 1996 lief der Personenverkehr wieder bis Ahrbrück (früher Brück (Ahr)).

Von Remagen bis kurz vor Walporzheim wurde die Strecke bis zuletzt zweigleisig betrieben, auf dem weiteren Abschnitt wurde das zweite Gleis abgebaut und teilweise zum Radweg umgebaut. Bis zu einer Wiederinbetriebnahme der Ahrtalbahn dürfte es nach dem Hochwasser vom Juli 2021 Jahre dauern, bis der Betrieb wieder aufgenommen werden kann. Dann werden auch die noch zahlreich vorhandenen Formsignale der Strecke Geschichte sein.

Im Jahre 1986 hatte ich der Ahrtalbahn einen Kurzbesuch abgestattet. Damals fuhren die Reisezüge als Wendezüge mit Loks der Baureihe V100 bespannt. Von diesem Kurzbesuch zeige ich heute einige Fotos.

Jahre später war ich dann nochmals im Ahrtal, diesmal hatte ich mich der Strecke wesentlich ausführlicher gewidmet, allerdings fuhren dann schon Triebwagen. Vom zweiten Besuch zeige ich vielleicht in einigen Monaten weitere Fotos.

Ahrtalbahn.JPG

Zur besseren Orientierung hier zunächst einmal eine Streckenkarte mit Stand um 1945.


12112 Ahrtal Heimersheim 02081986.jpg

Am 2. August 1986 war es Lok 212 051, die in Heimersheim mit ihrem Zug Ausfahrt hatte. Wie man erkennt, liegt Heimersheim am zweigleisigen Streckenabschnitt.


12113 Ahrtal Mayschoß 02081986.jpg

Bereits bei Mayschoß ist das Ahrtal landschaftlich sehr reizvoll. Lok 212 090 wurde hier bei ihrem Halt in dieser Betriebsstelle am 2. August 1986 fotografiert.


12114 Ahrtal Mayschoß 02081986.jpg

Ein weiteres Foto dieses Zuges bei der Ausfahrt aus Mayschoß, 2. August 1986.


12115 Ahrtal b Altenahr 02081986.jpg

Kurz vor Altenahr passieren Bahn und Straße jeweils Tunnels. Ein Reisezug mit einer V100 passiert diese Stelle, 2. August 1986. Ganz rechts ist die Brücke für das frühere zweite Gleis erkennbar.


https://www.drehscheibe-online.de/foren/file.php?099,file=370319

Die Stelle kurz vor Altenahr, von der anderen Seite des Tunnels aus aufgenommen. Ein Wendezug ist in Richtung Remagen unterwegs, 2. August 1986.


https://www.drehscheibe-online.de/foren/file.php?099,file=370320

Auf diesem Foto von der gleichen Stelle ist die alte zweite Trasse mit unbenutzter Brücke und Tunnel nicht mehr von der Zuggarnitur verdeckt. Deutlich ist auch erkennbar, dass beide Gleise nicht unmittelbar parallel verliefen, sondern eigene Brücken und Tunnels besaßen. Dies aus historischen Gründen, weil man beim Streckenbau der Nebenbahn nicht mit einem späteren zweigleisigen Ausbau geplant hatte.


https://www.drehscheibe-online.de/foren/file.php?099,file=370321

Das Bahnhofsgebäude von Altenahr, 2. August 1986.


https://www.drehscheibe-online.de/foren/file.php?099,file=370322

Der Bahnhof Kreuzberg (Ahr) war damals am 2. August 1986 der Endpunkt für die Reisezüge, nur im Güterverkehr wurde die Ahrtalbahn noch weiter bis nach Hönningen befahren. Später lief der Reisezugverkehr dann wieder bis Ahrbrück (früher Brück (Ahr)).

Hier noch ein Link zur Ahrtalbahn im historischen Forum:

[www.drehscheibe-online.de]

Alle nicht anders gekennzeichneten Aufnahmen stammen von mir und unterliegen dem Urheberrecht
Andreas Christopher (Achristo) im Internet: [www.achristo.homepage.t-online.de]
Übersicht Achristo's Foto-Historama: [www.achristo.homepage.t-online.de]
Hallo Andreas,

vielen Dank für die stimmungsvollen Fotos von der Ahrtalbahn.
Plötzlich ist die Strecke in diesem Zustand Geschichte...

Ich hänge hier mal ein passendes Foto von mir an:

https://abload.de/img/thomasbade-046ktslc.jpg

Am 24.12.1987 hat ein Wendezug gerade den Engelslay-Tunnel verlassen und fährt in Altenahr ein

Gruß

Thomas
Hallo Andreas,

das sind schöne Fotos von der Ahrtalbahn aus den Achtzigerjahren! Aber, ich schließe mich Ludger an, sie stimmen traurig! Auf den Genuss einer Bahnfahrt durchs Ahrtal wird man wohl Monate oder gar Jahre verzichten müssen. Ich ergänze noch ein Bild von einer Fahrt zwischen Mayschoß und Altenahr mit Blick auf die schiebende 212/213 und die Ruine Saffenburg, aufgenommen im September 1989.


http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/213_xxx_Ahrtal_bei_Mayschoss_1989_297_14


Gruß
Klaus

Re: Sehr schöne, sehr traurig stimmende Aufnahmen!

geschrieben von: hochwald

Datum: 20.07.21 09:14

So ist es, 1910 war heftig und 1804 noch viel krasser schaut man sich die Rekonstruktion von Abflüssen hier in einer Publikation von 2015 an: [www.google.at]

Das Riesenproblem war, neben der Extremsituation an sich, dass nach dem Krieg KEIN 100 jähriges Ereignis stattgefunden hat und man damit auch sorglos wurde und fleissig in gefährdeten Zonen gebaut hat (nicht nur an der unteren Ahr sondern auch sonst viel dichter an den Fluss heran gebaut hat). Betrachtet man allerdings den Bahnbau und die Bahn wurde seinerzeit in der Regel wirklich in den meisten Fällen gut hochwassersicher gebaut und sieht jman etzt die nahezu "alpine" Zerstörung an vielen Stellen dann hat es sich devinitiv um ein Ereignis wohl an die 500 Jahre gehandelt. Ohne jetzt kanz off topic zu gehen, was mich immer noch wütend macht ist dass so viele Leute ums Leben gekommen sind, dass die längst personal eingesparte und zentralisierte Hochwassermeldezentrale "aus der Ferne" sieht, wie ein Pegel nach dem anderen kracht und man vielleicht in den nächsten Tagen ein Team rausschicken sollte um das zu prüfen. Zum Hohn liefen die Pegeldaten auf der offiziellen HW Seite des Landes iregndwie weiter oder blieben einfach stehen ohne die geringste Information/Hinweis über den Ausfall (das könnte man sogar automatisieren), es hätte ein riesen Dreieck blinken müssen "Pegel ausgefallen, höchste Lebensgefahr in Uferbereichen" , dazu Sirenen usw. es hätte ca 3-4 h Vorlaufzeit gegeben! Trotzdem auch das eigene Verhalten... wer da noch in letzter Sekunde Auto oder nur Rasenmäher aus dem Keller oder der Garage holen musste den hats erwischt, schrecklich aber unvermeindlich. Meine Gedanken sind immer noch bei den Opfern!

Re: Sehr schöne, sehr traurig stimmende Aufnahmen!

geschrieben von: Nordexpress

Datum: 20.07.21 11:21

Hallo,

dann wollen wir die Originalquellen doch einmal direkt verlinken:

Das hier ist eine Aufstellung der bekannten Hochwasserereignisse an der Ahr ab 1348, sofern und soweit sie irgendwie dokumentiert gewesen sind.

[www.kreis-ahrweiler.de]

Mühlen und Brücken hatten im Ahrgebiet immer schon ein relativ kurzes Leben.

Die schwersten Hochwasserereignisse der Neuzeit waren wie bereits gesagt bisher 1804 und 1910.

Das im oben verlinkten Dokument intensiver beschriebene Dauerregen/Gewitterereignis Juli 1804 mit 63 Toten bei damals weit geringerer Bevölkerungsdichte ist nach hydrologischen Nach-Berechnungen wohl das schlimmste mit den höchsten Wasserständen gewesen,

[www.kreis-ahrweiler.de]

ist aber nur über "Hochwassermarken" an den Häusern, Beerdigungszahlen und Augenzeugenaussagen dokumentiert.

Das hier ist ein detaillierter und bebilderter Bericht über das weit besser dokomentierte Hochwasser Juni 1910

[www.kreis-ahrweiler.de]

Die Bilder könnten von 2021 sein. Es hat im damals ebenfalls viel weniger dicht besiedelten Ahrtal - das untere Ahrtal war noch keine "Schlafstadt von Bonn" - 53 Tote gegeben. Schuld hatte es auch damals schon am härtesten erwischt - man beachte das Foto über das Ausheben eines Massengrabes in Schuld. (Dieses Jahr hat es in Schuld allerdings keine Toten gegeben.)

Die Durchschnittstemperatur lag damals deutlich unter der von heute

[de.wikipedia.org]

Daraus folgt:
- Alle hundert Jahre passiert so etwas in dieser Dimension im Ahrtal. Dessen besondere Topographie ist der entscheidende Wirkungsverstärker.
- Es liegt nicht an Flächenversiegelung. Das alles gab es 1804 nicht und 1910 allenfalls in sehr geringem Umfang.
- Der unbestreitbare Klimawandel hatte keine Bedeutung für die absolute Dimension des Ereignisses. (s. 1904 und 1910) Er kann allenfalls Bedeutung für die Häufigkeit solcher Super-Hochwässer haben. Die deutlich erkennbare "Ahr-Regel: Einmal im Jahrhundert gibt´s Hochwasser von diesem Katastrophenausmaß" ist bislang eingehalten. Erst wenn es in diesem Jahrhundert mindestens noch einmal nochmal passiert, wäre der Nachweis größerer Häufigkeit erbracht. Das ist zwar wahrscheinlicher geworden, aber noch reine Hypothese.
- Da es zu aufwendig schien, die gegen Jahrhundertereignisse wie 1804, 1910 und 2021 (alles Sommer-Wolkenbrüche) extrem aufwendigen bis nicht realisierbaren planerischen und baulichen Veränderungen zu treffen, hat man das Risiko, dass dann im Falle des Falles "einmal im Jahrhundert" eben diese Auswirkungen hat, beim Wiederaufbau ab 1910 ebenso wie bei den häufigen Wiederaufbauten in den Jahrhunderten zuvor offenbar in Kauf nehmen müssen,

LG

Wolfgang

@Nordexpress

geschrieben von: OttoBahn

Datum: 21.07.21 11:53

ja, Super! Zurück zur Normalität! Ich hatte schon Angst das man etwas tun müsste. Wenn das in hundert Jahren erst wieder sein sollte, gibt es ja jetzt keine Probleme mehr.