Hallo Foristi,
Vom zentralen Bremer Rangierbahnhof Walle / Gröpelingen zweigt in nördlicher Richtung parallel zu den Streckengleisen nach Bremerhaven ein Gleis im 90° Bogen ab um nach wenigen Kilometern in den Rbf Bremen – Inlandshafen zu münden. Im Gegensatz zum Hafenbahnhof Bremen – Zollausschluss vom südlichen Ende des zentralen Rbf zu erreichen, in dem die Europa- und Überseehäfen eben im „Zollausland“ bedient werden, erschießen die Gleisanlagen des „Inlandsbahnhofs“ die Gruppe der Industriehäfen mit ihren hier angesiedelten Betrieben.
Ein Kartenausschnitt aus den Bahnanlagen in Bremen von 1949 soll die Lage des „Inlandsbahnhofs“ verdeutlichen:
Bild 1
Der Rbf Bremen – Inlandsbahnhof wird nach wenigen Km eingleisiger Strecke im 90° Winkel mit der ebenfalls gebogenen Einfahrgruppe erreicht. Der Rbf liegt in Hochlage, wohl aufgeschüttet aus dem Bodenaushub der Hafenbecken und wurde von sechs Beton“tunneln“ in gleicher Bauweise (Ausnahme: Bundesstraße 6 in anderer Ausführung) mit der umliegenden, damals noch dörflichen Bebauung verbunden. Die Bauarbeiten von Industriehafenbecken und Bahnanlagen begannen 1907 und dauerten bis 1924.
Ausführlicher ist es nachzulesen bei
Andreas Mausolf, „Vom Weserbahnhof zur modernen Hafenbahn“ 2010 erschienen im Hauschild Verlag.
Neben den „Tunneln“ ist/war Inlandshafen mit 12 Stellwerken ausgestattet, die eine typische Bauweise aufwiesen. Zur Zeit meiner Aufnahmen fehlten (Kiegsbedingt?) einige bzw waren durch Ersatzbauten im anderen Stil ersetzt. Meine Aufnahmen mögen das verdeutlichen.
Bild 2
Ich beginne mit dem
Stellwerk I an der Einfahrweichen der Ein/Ausfahrgleisgruppe:
Bild 3
Leider habe ich nur dieses verwackelte Bild (Tele). Das Stellwerk ist ein Nachbau weil 1955 mit dem Neubau des Abzweigs zur neu entstehenden Klöcknerhütte nicht nur das Überführungsbauwerk über die B6 sondern auch die Einfahrweichengruppe geändert wurde.
Die Gleise dieser Gruppe waren nur selten komplett belegt, die meist mit einer 94 aus dem Rbf gebrachten Wagen wurden umgehend "verarbeitet", die Ganzzüge für Koks, Kali-Transporte, Kesselwagen für die Mobiloil, VW-Transportzüge liefen gleich in die speziellen Wartegruppen:
Bild 4
Am anderen Ende der Gleisgruppe steht das
Stellwerk II in typischer Bauausführung; mich faszinierten schon als Kind die runden Treppentürme:
Bild 5
Bild 6
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Bild 8
Neben den Gleisen ist das Verwaltungsgebäude angesiedelt:
Bild 9
Werden vom
Stw II die Zufahrt zum Ablaufberg und die Umfahrmöglichkeiten gestellt, hat das
Stw III die Weichen der Richtungsgleise im Blick:
Bild 10
Das
Stw III:
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Bild 12
Die Richtungsgleise laufen zusammen beim
Stellwerk V:
Bild 13
Kleines Detail am Treppenaufgang:
Bild 14
Direkt daneben eine der typischen "Tunnel"-Unterführungen, die noch heute ihren Zwecke erfüllen:
Bild 15
Das Gleisfeld beim Stellwerk:
Bild 16
Rechts vom gezeigten "Tunnel" schließt sich eine weitere Gleisharfe an, für die das
Stw VI zuständig ist:
Bild 17
Die zusammenlaufenden Gleise werden vom
Stw X "bewacht":
Bild 18
Bild 19
Besondere Bedeutung hatte das
Stw XI , das die Zufahrt in den unteren Teil vom Inlandsbahnhof regelte, mittlerweile hatte es eine Stellwerksfunktion verloren:
Bild 20
Bild 21
Bild 22
Im langen flachen Anbau war die Bahnmeisterei untergebracht:
Bild 23
Bild 24
Die Weichen zur Runterfahrt werden auf Anruf, von wo auch immer, gestellt, möglicherweise vom Posten am Ende der Rampe, der auch den beschrankten Bü, ehedem mit Strab-Kreuzung, kontrollierte:
Bild 25 Links "unten" die Straße "Am Industriehafen", die Parkfläche am rechten Straßenrand ist die Trasse der ehemaligen Straßenbahnlinie 11
Bleiben wir noch "oben": Das Ende des Rbf "Inlandshafen" wird vom
Stw XII markiert. Hier ist die tiefliegende Straße auf das Bahndammniveau geklettert und kreuzt hier final die Gleise des Rbf.
Bild 26
Bild 27
Bild 28
Die Gleise führen weiter zu den Anschließern, zB. Getreideanlage, Mühlenbetriebe und Lagerfirmen am Holzhafen.
Schauen wir noch auf einige Situationen im "unteren" Bahnhof:
Da befand sich, quasi zu Füssen des
Stw XI im Bild 20, die Verladenlage für tiefkalte flüssige Gase:
Bild 29
Davor, parallel zu den mächtigen Hallen der Holzhandlung KRAGES, eine öffentliche Ladestelle:
Bild 30
Am anderen Ende davon die Weichenstraße , rechts aus der größeren Rangiergruppe kommend, nach links in die Holzhandlung und nach hinten zur "Schrotthandlung" KLEMBT und zu weiteren Betrieben führend:
Bild 31
Die Gleisgruppe, die von "oben" angeschlossen ist. Links die Wagen für die Kali-Anlage, mittig und rechts Kohlewagen für die Umschlaganlage RÖCHLING und in der Mitte Kesselwagen, leider nicht mehr von der MOBILOIL sondern nur noch von Tanklagern die mit Schiffen aus England beliefert werden:
Bild 32
Bild 33
Am Ende dieser Gleisgruppe links ein Koks-Ganzzug der in die Umschlagsanlage gedrückt wird, rechts geht es in Richtung der oben angeführten Raffinerie und früher weiter zur Norddeutschen Hütte, die ab 1955 zur Klöcknerhütte wurde (und beim
Stw I angeschlossen wurde). Ein paar kleinere Anschließer waren hier auch noch angebunden.
"zu Füssen" des
Stw V liegt eine Wärterbude in der der Posten die Weichen in diesem Bereich händisch zu stellen hatte und der die Bü Süd-West-Straße sicherte
Bild 34
Fast ganz am Ende, beim
Stw II unten schließlich die seit zwei Jahren (1974) stillgelegte Raffinerie der MOBILOIL im Abbruchzustand:
Bild 35