Hallo zusammen,

ein kleiner "Schnellschuss" von mir - das Besondere dieser Bilder wird sich spontan nur Kennern der Straßenbahnszene im Raum Essen/Bochum-Gelsenkirchen erschließen. Schauplatz ist die Ringstraße in Gelsenkirchen am 25.6.76. Es herrschten damals übrigens wochenlang Temperaturen, die mit den aktuellen der vergangenen Tage den Vergleich nicht zu scheuen brauchten.


(Bild 1) An der Haltestelle "Kirchstraße" begegnete mir zu meiner Überraschung der ZR-Tw 265 der Bogestra, beschildert als Linie 17 zur Trabrennbahn. Die Linie 17 verband damals Gelsenkirchen mit Essen-Margarethenhöhe und wurde ausschließlich mit Einrichtungswagen befahren - mit Ausnahme von zwei Kursen durchweg Essener Wagen, denn die Linie lag zum weitaus größtem Teil auf Essener Stadtgebiet. Hin und wieder setzte die Bogestra E-Wagen bis zur Trabrennbahn am Nienhauser Busch an der Gelsenkirchener Stadtgrenze ein, wenn dort Großveranstaltungen stattfanden. Das war aber zum Aufnahmezeitpunkt - ein Freitag am frühen Nachmittag - nicht der Fall. Also blieb nur noch die andere Möglichkeit: Wenn nämlich bei gravierenden Betriebsstörungen für längere Zeit keine Straßenbahnen aus Richtung Essen nach Gelsenkirchen hereinkamen, schickte die Bogestra in der Regel ein oder zwei E-Wagen auf die Strecke, um wenigstens auf dem eigenen Streckenabschnitt zwischen GE Hbf und Trabrennbahn einen Pendelverkehr aufrechtzuerhalten.
Dass dies hier offenkundig der Fall war, zeigte sich am späteren Nachmittag.

(Bild 2) Als nämlich nach längerer Zeit endlich wieder eine Straßenbahn aus Essen kam, führte diese einen Beiwagen mit sich! Das ging normalerweise überhaupt nicht, denn die langen 6x+4x-Garnituren hätten bei der Wendepause in der Schleife am Gelsenkirchener Hbf einen Gleiswechsel blockiert. Daher wurden die Beiwagen immer an der Trabrennbahn abgekuppelt und dann vom Gegenzug wieder mitgenommen, was ja auch öfter schon hier im Forum Thema war. Aber eine Wendepause war wegen der enormen Verspätung sowieso nicht drin, und so konnte man sich angesichts des Zeitdrucks auch das Abkuppeln des Beiwagens sparen. Das Bild entstand übrigens schon auf der Rückfahrt nach Essen an der Haltestelle "Grillo-Gymnasium" in GE, und der Zug besteht aus Tw 1641 und Bw 2561.


(Bild 3) Außerdem war dem Zug schon der Folgekurs in Gestalt des Tw 1647 direkt auf den Fersen. Dieser hatte ordnungsgemäß seinen "Hänger" an der Trabrennbahn stehen gelassen.

Ich möchte nicht behaupten, dass dies das einzige Mal war, dass ein Beiwagen auf der Linie 17 nach Gelsenkirchen kam - schließlich habe ich in GE nie gewohnt, sondern war dort nur häufig zu Besuch. Aber sehr selten war es allemal, und darum erschienen mir diese Bilder hier zeigenswert.

Viele Grüße
Stefan



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:06:21:18:53:53.

Danke!

Wie lief das eigentlich mit dem Abkuppeln an der Trabrennbahn zuletzt in den Zeiten des Einmannbetriebes?
Gab es da Standpersonal zur Unterstützung?

Hallo Kalle,

ja, da gab es extra einen Kuppelposten, der das An- und Abhängen der Beiwagen übernahm. Ab Sommer 1977 hat man dann Achtachser eingesetzt, dann war Schluss damit.

Viele Grüße
Stefan

Hallo Stefan,

danke für die Bilder dieser interessanten Betriebssituation!

Neulich (hüstel, hüstel, auch schon wieder 14 Jahre her...) während der Loveparade in Essen 2007 gab es ja eine ganz ähnlich Störung:




Seit Jahren hoffe ich schon, dass irgendwann mal Bilder von der Kuppelsituation an der Trabrennbahn oder der Kraspothshöhe auftauchen.
Alternativ würde ich dort (Kraspothshöhe) ja auch gerne mal ein Bild von einem Bogestra Standardwagen sehen.
Es sind halt Träume...

Hallo Stefan,

vielen Dank für Deinen interessanten Bericht aus Gelsenkirchen. Mir war gar nicht mehr geläufig, dass die Linie 17 auch mit Beiwagen fuhr und diese an der Trabrennbahn ab- bzw. angehängt wurden.
Hier ein Foto eines Solo-Sechsachsers auf der Linie 17 am Hauptbahnhof in Gelsenkirchen (1974):



Viele Grüße

Bernd



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:06:21:19:00:29.

Das war nun wirklich selten, da hast Du richtig Glück gehabt. Sehr schön.

für die nicht ganz so Ortskungigen: Aleksandra knipste einen Bogestra M6 in Essen, alleine das ist schon seltenst. Die Mauer neben dem Tw ist die Zechenmauer von Zollverein 4/5/11.

Dazu ist der Wagen auch noch als (Essener) SL 107 mit Ziel Abzweig Katernberg ausgeschildert.

Hallo zusammen,

und auf dem letzten Bild von Bernd Duetsch sieht man auch den Gleiswechsel, der frei bleiben musste.

Die Wagen der Linie 17 standen während der Pause im inneren Gleis vorne.
Die Wagen der Linie 1 standen hingegen während der Pause im äußeren Gleis vor den beiden Häusern, die rechts neben dem modernen höheren Haus stehen.
Ob zum gezeigten Aufnahmezeitpunkt dort ein Wagen der Linie 1 stand ist hier nicht zu erkennen, da der 1600er den komplett verdeckt hätte.

Wenn nun ein E-Wagen dort wenden wollte, fuhr er erst in das innere Gleis, um dann an diesem Gleiswechsel auf das äußere Gleis zu gelangen.

Mfg
MBF

Durch die Fenster des 1600ers sind kleine weitere Fenster eines quer dahinter stehenden Wagens zu erkennen, das wird vermutlich die wartende 1 sein.

Stefan Hinder schrieb:

ein kleiner "Schnellschuss" von mir - das Besondere dieser Bilder wird sich spontan nur Kennern der Straßenbahnszene im Raum Essen/Bochum-Gelsenkirchen erschließen.

Oha, was soll ich dazu noch sagen. Ich lege mich zu den Gesellen, die ihre Herztropfen schon genommen haben. Unglaublich, was du zur 7/17 noch alles ausbuddelst, und das als regelmäßig Zureisender.

Derweil ist die Strecke übrigens mal wieder unterbrochen, nachdem zum wiederholten Male in Katernberg eine Kanal der Stadtentwässerung nicht mehr wollte. Also kommt bis zum Ende der Ferien kein Essener Wagen nach Gelsenkirchen.

[Und für diejenigen, die den aktuellen Sonnenstand nutzen wollen, zumindest den samstäglichen Kurs der Bogestra zur Trabrennbahn abzulichten, sei der Hinweis gegeben, dass dieser in den Ferien auch nicht gefahren wird.]

Hallo Christoph,

das ist ja interessant. Fahren dann zur Zeit die Gelsenkirchener von GE nach Katernberg, oder herrscht "Schienenersatzverkehr" mit Bussen?

Viele Grüße
Stefan

Stefan Hinder schrieb:

das ist ja interessant. Fahren dann zur Zeit die Gelsenkirchener von GE nach Katernberg, oder herrscht "Schienenersatzverkehr" mit Bussen?

Durchgängiger SEV. Die würden in Katernberg auch nicht weit kommen, die Schadstelle liegt im Bereich Hanielstraße.

Siehe [www.ruhrbahn.de]

Ob jetzt am 26.6. der Frühkurs noch gefahren wird, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht.

Ich bedanke mich tüchtig, dass du an diese besonderen Wageneinsätze auf dieser Linie erinnerst, Stefan.

Selbst zu VRR-Zeiten hielt man an diese Tradition fest. Ich meine mich erinnern zu können, dass eine Gleisbaustelle an der Trabrennbahn im Grenzgebiet zu Essen
verantwortlich für die Einsätze der Bo/Ge-Gelenk-Triebwagen 16 und 283 an diesem verregneten September-Tag im Jahr 1980 war. Dementsprechend waren die
nicht allzu stark besetzten Wagen mit dem Liniensignal 127 sowie dem Ziel GE-Feldmark (dem dortigen Stadtteil) gekennzeichnet.





Ich bin bis heute immer noch überzeugt, dass es sowohl an der Schleife am alten Hauptbahnhof als auch an der neuen Endstelle ausreichend Platz für Beiwagenbetrieb
gegeben hatte, aber (Sitz-)Platzkilometer eher eine Rolle gespielt haben, dass dies unterblieb.

Um einen deiner Träume wahr werden zu lassen, Aleksandra, greife ich mal in die Sammlungs-Kiste. Der gute Freund Ralph Bernatz hat als einer von ganz wenigen Straßenbahnfreunden
die Kuppel-Situation zwischen GTw 1644 und ZR-Bw 2551 am 9. Oktober 1976 an der Trabrennbahn fotografiert. Auch ein Bild von Eduard J. Bouwman liegt mir vor, als noch ein
Großraumwagen mit einem Leichtbau-Beiwagen rangierte.



Und abschließend: Erneut erfreue ich mich an deiner Aufnahme des GTw 1632, Bernd, die du schon einmal zeigtest.
Schöner konnte man den Essener Sechsachser nicht fotografieren. Ganz toll!!!

Wolfgang

Wolfgang Nyga schrieb:

Ich bin bis heute immer noch überzeugt, dass es sowohl an der Schleife am alten Hauptbahnhof als auch an der neuen Endstelle ausreichend Platz für Beiwagenbetrieb
gegeben hatte, aber (Sitz-)Platzkilometer eher eine Rolle gespielt haben, dass dies unterblieb.

Schließlich standen ja später die achtachsigen M-Wagen da und passten noch gut zwischen dem Gleiswechsel und dem vorderen Signal. Und derartige 6-Achser mit Beiwagen waren sicher auch nur unwesentlich länger ?

trixexpress schrieb:

Schließlich standen ja später die achtachsigen M-Wagen da und passten noch gut zwischen dem Gleiswechsel und dem vorderen Signal. Und derartige 6-Achser mit Beiwagen waren sicher auch nur unwesentlich länger ?

19,1m + 14,1m = 33,2m für 6+4 im Gegensatz zu 25,6m für 8x oder 25,9m für den M8. Da ist doch noch ein kleiner Unterschied.

Fast 7 Meter länger ? Das haut hin ... Ein M6-Wagen war ja auch etwas kürzer als eine GT6 ;-)

Danke Stefan,
Deine Bilder haben mich sofort zurück in meine Kindheit versetzt, wohnte ich doch damals an der Stadtteilgrenze GE-Neustadt/ Rotthausen von wo ich mit dem 81er bis zur Wilhelm- Busch- Straße fuhr um dort in die 2 zum Schulzentrum Ückendorf umzusteigen. Auf dem Heimweg fuhr ich dann oft bis zur Haltestelle Hauptbahnhof um dort die Straßenbahnen und Busse zu beobachten. Im Alter von 10 Jahren war das alles sehr spannend für mich und ich erinnere mich noch gut an die damalige Situation an der Endstelle in der Wendeschleife, aber Beiwagen aus Essen habe ich dort auch nie gesehen....Wirklich klasse das Du damals zugegen warst und auf den Auslöser gedrückt hast :-)
Auf Bild 2 ist ja noch der 81er nach Rotthausen zu sehen, der müsste damals noch bis zur Lothringer Straße gefahren sein...... Kann man auf dem Original erkennen um welchen Bus es sich dabei handelt?

Danke auch an alle anderen die ihre wunderschönen Bilder aus der damaligen Zeit angehängt haben, ich finde es immer wieder schön wenn Ihr Eure Schätze hier zeigt :-)

Viele Grüße aus dem Urlaub,
Thomas

Hallo,

danke für eure Reaktionen. Direkt zu zwei von euren Postings:
@Wolfgang: Danke für das Bild vom Kuppelmanöver an der Trabrennbahn. Ich habe es zwar oft als Fahrgast erlebt, aber idiotischerweise nie fotografiert. - Deine Meinung zum Grund dafür, dass die Beiwagen nicht bis GE Hbf durchliefen, teile ich allerdings nicht. Schließlich hat man im Januar 1975, als die Endstelle der ebenfalls von Essen nach GE verkehrenden Linie 7 vom Gelsenkirchener Hauptbahnhof zum Musiktheater verlegt wurde, sofort die Gelegenheit genutzt und die Beiwagen fortan bis Gelsenkirchen durchlaufen lassen. Und das, obwohl dafür ein Beiwagen mehr erforderlich war. Ein höheres Fahrgastaufkommen als die 17 hatte die 7 in GE bestimmt nicht - eher im Gegenteil.
@Thomas (103ler): Der Bus, der im Hintergrund auf Bild 2 zu sehen ist, hat die Nummer 432. Und ja, die Linie 81 fuhr lt. Fahrplan damals von Resse (Hertener Str.) nach Rotthausen (Lothringer Str.).

Viele Grüße
Stefan