Damals v 35 J – 1986-06-01 ›Strab Ffm - Dienst 92‹
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Erster Juni 1986 – ein Sonntag. Dienst 92.
13er Zug Linie 22, BB Eckenheim 11.47 15.35 Bereitschaft Goetheplatz 15.35 19.05
Also den 13. Zug der Linie 22 beginnend im BB (Eckenheim) von 11.47 bis 15.35 Ablösung am Goetheplatz, danach dort Bereitschaft bis 19.05 Uhr.
Sonntagsarbeit, für Viele gar nicht vorstellbar. Bei mir gehörte ‘das‘ Vierzig Jahre hindurch zum normalen Broterwerb. Und ich bin gut damit gefahren und ich glaube, meine Familie auch. Die freien Tage unter der Woche hatte wohltuende Vorteile..
An diesem Sonntag steht der Wagen 702 auf Gleis16 in Eckenheim bereit. Zwanzig Minuten Vorbereitungszeit zum Türen-überprüfen (Druckwelle, Lichtschranke, Trittkontakt), Sand nachsehen, allgemeiner Zustand des Fahrgastraumes, auf beiden Fahrerständen: Sifa-Probe, Schienenbremsprobe, Anfahr- und Bremsprobe, Zielschild-Überprüfung, Fahrerstandsaufrüstung (Funk, Zugnummer, Handfahrplan, Zugzielschild-Einstellung, Fahrersitz-Einstellung), das alles folgt einem sich fast täglich wiederholenden System, längst eingespielt und ohne größeres Nachdenken jederzeit abspulbar. Jeder Griff sitzt, bei gegenüberliegenden Türen werden beide gleichzeitig geprüft – man hat ja zwei Arme und zwei Beine..
Doch heute ist etwas anders. Ich hab die Kamera dabei. Lange werde ich nicht mehr oberirdisch durch die Stadt mein Geld verdienen, Ende des Monats, am 30. Juni beginnt die Fahrschule für die A-Strecke. Also durchaus nochmal ein paar Bilder machen, auch wenn die Kollegen dann sagen: was - der auch ?
Einschieben von Eckenheim über die Friedberger Ldstr – Eschenheimer Tor – Goetheplatz zur Hauptwache.
Bild 1
So sah dass werktags aus. Sonntags jedoch ging es von hier auch zur Taktverstärkung gleich auf den langen Linienweg, meines Wissens nach die einzige Möglichkeit hier einen 22er mit diesem Richtungsschild zu sehen.
Bild 2
Dann woll‘n wir mal, einsteigen und um die Ecke zum Goetheplatz..
Bild 3
..da entsteht dann das Bild mit O-Tw 907. Auf dem auch eine recht traurige Person zu sehen ist: einer der sogenannten ‘Berber (Wohnsitzlosen)‘ in unserer Stadt. Er steht vor dem Blumenkübel und gehörte in jener Zeit zum Umfeld des Goetheplatzes. Er dürfte ungefähr mein Jahrgang gewesen sein, ich sah ihn noch Jahre später in der Endstation Ginnheim, in wesentlich schlimmerem Zustand als hier. Ich habe mich immer gefragt was ich machen würde, würde ich einen Klassenkameraden in solch einer Situation antreffen..
Aber da kommt auch schon der Verkehrsmeister am Goetheplatz auf meinen Zug zu und komplimentiert mich runter: „Du mussd enunner, jetzd glei – geh nibber uff de zehnde ahnunnzwansischer von Dreihzehuhrneun bis Hinnewidder, dann iss Schluß..“ (Du musst runter, jetzt gleich – geh‘ rüber auf den 10. Zug der 21 von 13.09 Uhr bis zum Ausschieben in Eckenheim, dann ist Schluß).
Immerhin: die Bereitschaft ging bis 19.05 Uhr also 35min geschenkt/bezahlt bekommen. Unser Arbeitgeber war bei ‚sowas‘ durchaus sozial. Das sollte dann allerdings auch manchesmal auf Gegenseitigkeit beruhen - was dann einige nicht einsehen wollten..
Was kam für mich in die Haltestelle Goetheplatz? Ein O-Wagen, Nummer 902. Nicht jedermanns Sache, aber die Fahrerkabine verriet nicht sogleich die rumliegende Kamera oder gar ‘verdächtige‘ Bewegungen..
Bild 4
Bild 5
Während sich bei Bild 3 eigentlich zu heute nichts verändert hat, gibt es auf den nächsten Bild heute keine Straßenbahnstrecke mehr. Auch die links neben dem Ebbel-Ex-Zug zu sehenden Münzfernsprecher der DBP, mit ihrem ‘Zelt-Ambiente‘ sind –wenn sie noch existieren- heute längst Ihres Regenschutzes (Daches) beraubt.
Bild 6
Der Blick in die Münchener Straße wirkt heute wesentlich bunter und die Strasse ist auch (Sonntags) wesentlich belebter – damals gab es noch einen ‘Ladenschluss‘.
Bild 7
Theaterplatz. Bei mir heißt er heute immer noch so - was überhaupt nichts mit meiner Einstellung zum heutigen Namensgeber zu tun hat – ganz im Gegenteil. Die großen Gebäude auf diesem Bild sind in der zu sehenden Form auch heute noch vorhanden. Längst gegen eine Fußgängerzone ‚eingetauscht‘ ist jedoch der Straßenverkehr. Auch die Straßenbahn-Strecke in die Altstadt blieb ja erhalten und auf ihr verkehren heute wieder drei Linien (!)
Bild 8
Bild 9
Nochmals ein Blick in die Schlucht der Münchener Straße mit einem kleinen Ausschnitt des Hauptbahnhofgebäudes. Der P-Tw auf der Linie 18 ist noch in seiner ursprünglichen Farbgebung, die mit dem heutigen Tauchlack verglichen, fast schon wie eine Sicherheitsfarbe wirkt.
Bild 10
Vollreklame – anfangs sehr innovativ, bunt und abwechslungsreich, verlor doch mit zunehmender Anzahl an Fahrzeugen gerade die erwähnten Prädikate und es kamen immer mehr zu Fahrzeuge mit solch düsteren, eigentlich auch einfallslosen und der Verkehrssicherheit nicht gerade dienlichen Beklebungen. Solche Fotos haben dann mehr mit Sammelleidenschaft zu tun, als mit anspruchsvollem Fotografieren.
Bild 11
Das genaue Gegenteil von Bild 8 sehen wir keine zehn Minuten später: hell, bunt und deutlich erkennbar kann Vollreklame auch sein. Es geht also!
Bild 12
Einige Tage später hatte ich auch wieder die Kamera mit dabei. Es hat sich aber nur ein Bild ergeben, dass passt aber gut an den Beitrag von heute, ist es doch auf dem Ausschiebeweg nach Eckenheim aufgenommen..
In zwei Wochen geht es dann mit einem Eisenbahnthema wieder weiter.
Damals v 30 J: 1991 ›DR – Müncheberg-Buckow‹
Bis dahin 'ne schöne Woche wünschend
Euer
Peter Bäuchle
Die Pofalla-Wende: die Konzentration auf's Kerngeschäft..
Freiheit hört da auf, wo soziale Verantwortung der egoistischen Vorteilsnahme untergeordnet wird !
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