Nach dem Beitrag über die Sonderfahrt mit BR 64 und 78 – siehe hier:
Frühlingserwachen 1974 mit „Abschied von den Tenderloks“ - kommt nun ein weiterer Gemeinschaftsbeitrag von Reinhard Gumbert und mir. Ein besonderes Dankeschön geht diesmal an Wolfgang Bügel, Matthias Maier und Roland Siebert für das Bereitstellen von Bildern und - Tonaufnahmen!
Zwei Wochen nach der genannten Tenderlok-Fahrt gab es am 21. April 1974 die erste Sonderfahrt der 24 009 nach ihrer L3-Untersuchung im AW Trier. Zur Erinnerung: Die Lok war im Oktober 1972 von der DR übernommen worden und hatte ca. ein Jahr lang viel beachtete Sonderfahrten im Bundesgebiet abgeleistet. Im Oktober 1973 war sie zur Untersuchung ins AW Trier gekommen. Veranstaltet wurde die Fahrt Stuttgart – Hausach im „zweiten Frühling“ nach ihrer Übernahme gemeinschaftlich von der Arbeitsgemeinschaft Eisenbahn-Kurier und den Eisenbahnfreunden Zollernbahn.
Was zuvor geschah:
Voraussetzung für die Fahrt war die Fertigstellung der Lok, deren Aufachsung wir am 6. April wir im AW Trier beigewohnt hatten. Das Bild wurde hier früher
schon einmal gezeigt, aber es gehört einfach dazu: Stehend von links die EK-Aktiven Jürgen Weyand, Hans-Dieter Andreas, Norbert Holthaus, Jörg Sekund
und Wolfgang Bügel, davor hingegossen Bernhard Terjung und Roland Siebert. Neckische Hände haben mit Kreide „024 009-3“ an die Führerhauswand
gepinselt – nun ja, was man so treibt, wenn man jung ist (Bild 1.1):
Am 19. April 1974 war es dann soweit: Die frisch untersuchte 24 009 machte ihr erste Ausfahrt mit Mitarbeitern das AW Trier nach Bernkastel. Auf ihr sitzt
jetzt der Kessel der ausgemusterten 064 457 und diverse andere Tauschteile. Nicht das einzige aber das deutlichste Merkmal der 24 009 „nach Trier“ ist
die originale Rauchkammertür, die die Behelfsrauchkammertür aus den Zeiten der DR ersetzt hatte. Bernd Backhaus machte das Gruppenbild. Sechster
von links ist der Trierer Lokbetriebsinspektor Heinz Jahnen, der die Fahrt als Lotse begleitete. Rechts Jörg Sekund und Hans-Dieter Andreas vom EK (Bild 1.2):
Aber es gab ja nicht nur Lok und Lokpersonal. Am Morgen nach der erwähnten Tenderlokfahrt konnte ich am 8. April unseren Schlafwagen 50 201 (für die
Wagen-Interessierten: WLABüg(e) 50 80 06-50 201-8) in Dortmund Hbf ablichten, wohin ihn D 610 in einer Nachfahrt gebracht hatte. 141 387 schleppte
ihn mit einem anderen Reisezugwagen ins Bww, von wo er später weiter nach Münster überführt wurde (Bild 1.3):
Schnitt, Vorspulen zum 20.4. 1974: Wolfgang Bügel und ich haben in Münster Vorräte eingekauft, Getränke, feste Nahrung, Klopapier … , was das reisende
EK-Mitglied so braucht, und begonnen, den Schlafwagen für die erneute Reise in den Südwesten zu bestücken. Hier steht das gute Stück, wie wir es in
Münster vorgefunden haben (Bild 1.4):
Außer den gekauften Artikeln bunkerten wir auch eine Menge Briketts, mit denen wir jeden verfügbaren Stauraum des Wagens auffüllten; denn, wie der
Kenner an dem eingeklammerten (e) in der Wagenbezeichnung natürlich längst erkannt hat, unser „Wohnmobil“ hatte zwar eine elektrische Durchgangsleitung
aber keine eigene elektrische Heizung. Dafür gab es eine gut funktionierende Ofenheizung in der Küche.
Angehängt wurde unser Wagen an den D 730 aus Norddeich, von dem er in der Nacht in Köln auf den D 611 überging, mit dem wir zu früher Morgenstunde
in Stuttgart ankommen sollten. Der Vorrat an Briketts verschaffte uns in der kühlen Aprilnacht muckelige Wärme und warme Speisen. Ich erinnere mich,
dass ich für uns und die später in Köln zugestiegenen EK-Mitglieder solche Köstlichkeiten wie Spiegelei oder Bratwürstchen in der Pfanne brutzelte. Ja, der
Kohleherd in der Küche tat seine Arbeit, so gut, dass wir bei der nächtlichen Fahrt am Rhein entlang einen wahren Kometenschweif an Funkenregen hinter
uns herzogen. Gut, dass bei der feuchten Witterung keine Brandgefahr bestand.
Irgendwann wurde auch geschlafen, aber nach einer ziemlich kurzen Nacht fanden wir uns mit verknibbelten Augen auf dem Bahnsteig von Stuttgart Hbf wieder,
wo wir die zu früher Morgenstunde mit einem Bm-Wagen in „Pop-Lackierung“ rangierende 163 008 nicht ungeknipst ließen. Links die 110 109 mit D 518 (Bild 1.5):
Und damit kommen wir endlich zum eigentlichen Thema dieses Beitrags, der
Sonderfahrt Stuttgart – Hausach mit 24 009 und 78 246:
Da rückt sie an, die frisch untersuchte 24 009, um sich auf Gleis 9 vor den Sonderzug zu setzen, der aus sechs By-Wagen der DB und dem EK-Speisewagen
46 130 (51 80 88-46 130-7 > WRüg(e) 151) gebildet ist. Letzterer war 14 Tage zuvor nicht mit in den Norden zurückgekehrt sondern in Stuttgart geblieben.
Damals lästig, ist die um kurz nach Acht fotografierende Meute heute ein Hingucker für sich. Und wie gut, dass wir noch reichlich Gepäck- und Postkarren
als erhöhte Fotostandpunkte nutzen konnten (Bild 1.6):
Ab Stuttgart war zunächst die 24er allein vor dem Zug. In der Mitte lief unser Speisewagen mit, in dem Jürgen Krämer und seine Frau Waltraud für das leibliche
Wohl der Mitreisen sorgten – und das nicht nur bei dieser Fahrt sondern bei vielen anderen, darum sollen die Namen dieser beiden unentbehrlichen Mitarbeiter
endlich einmal angemessen gewürdigt werden. Der Schlafwagen war wieder bei der Sonderfahrt nicht dabei sondern blieb den Tag über in Stuttgart. Hier
konnte ich den Zug bei einem Fotohalt in Altheim-Rexingen ablichten (Bild 1.7):
Eine eindrucksvolle Tonaufnahme kann Matthias Maier beisteuern, der die Abfahrt des Zuges aus Altheim-Rexingen akustisch konserviert hat. Ein bisschen
Geduld am Anfang ist geboten – es lohnt sich. Einfach hier anklicken:
Ausfahrt Altheim-Rexingen
Wenig später passiert die Fuhre Schopfloch, wo Reinhard ihr aufgelauert hat (Bild 1.8):
Wolfgang Bügel gelang dieser wunderbare Fernblick mit dem Kübelbachviadukt bei Dornstetten-Aach (Bild 1.9)
Ich (Bernhard), sonst auch im Speisewagen aktiv, hatte frei und konnte mich Reinhard Gumbert anschließen, der mit Otfried Eisenhardt im PKW unterwegs
war. Das ermöglichte mir diese Aufnahme auf dem Viadukt von Wittlensweiler (Bild 1.10):
Pause in Freudenstadt, wo die preußische Lok hinzukommen sollte. Dafür war übrigens ursprünglich die 038 772 vorgesehen gewesen, die aber aus irgend-
welchen Gründen an dem Tag nicht zur Verfügung stand. So hatten wir erneut das Vergnügen mit 078 246, die sich hier im Bw Freudenstadt inmitten einer
erstaunlichen Baureihenvielfalt tummelt. Außer der 97 504, die sonst hier ihr Dasein als angehende Museumslok im Schuppen fristete, waren 051 559
anwesend, die den E 1949 aus Eutingen hergebracht hatte (eigentlich eine P8-Leistung) und die Crailsheimer 023 070, die sich im Bauzugeinsatz bei den
Elektrifizierungsarbeiten auf der Gäubahn nützlich machte (Bild 1.11):
97 504, die alte Württembergische Hz, verdient natürlich eine eigene Würdigung. Roland Siebert fertigte dieses schöne Lokportrait (Bild 1.12) der
dankenswerterweise erhaltenen Zahnradlok:
Die 23er war mir einen zweiten Blick wert. Nach diesem eher suboptimalen Bild sollte es noch ein Schuss mit etwas mehr Panorama sein, drum trat ich noch
ein wenig zurück… . Schlagartig ging es abwärts. Ich war mit einem Bein in der Schlackegrube gelandet. Zum Glück schaffte ich es, mich am Grubenrand
abzufangen und so den Rest des Kerls und seine Kamera vor dem kompletten Sturz in die dreckige Pampe zu bewahren. Aber ein Hosenbein war durchnässt
und völlig verdreckt. Nun gut, das trocknete im Laufe des Tages wieder, aber ich hatte gelernt, dass nicht jede glatte Oberfläche auch eine feste Oberfläche ist.
Wie auch immer zu einem zweiten Bild ist es an dieser Stelle nicht mehr gekommen (Bild 1.13):
Ein anderer Fotograf, der davon bis heute nichts geahnt hat, hat übrigens die Folgen meines Fehltritts im Bild festgehalten. Zwar nur als Miniatur in der
Menschmenge, aber da bin ich: der in der Mitte mit dem versautem Hosenbein (Bild 1.14):
Derweil werden die Vorräte der 24 009 ergänzt. Heizer Jörg Sekund betätigt sich als Herr des Wassers für das runderneuerte Steppenpferd (Bild 1.15):
Auch Lokführer Gerhard Moll hat alles im Blick. Rechts die 051 681, die zum Vorheizen von Reisezugwagen im Bf. Freudenstadt verwendet wurde (Bild 1.16):
Und da ist sie noch einmal, 078 246, die letzte preußische T 18 der DB. Sie wird ab jetzt auf der Fahrt dabei sein. (Bild 1.17):
Mittlerweile hat sich die 78er als Zuglok vor den Zug gesetzt, und unsere 24er übernimmt den Vorspann (Bild 1.18):
Zeit, sich auch einmal dem Fahrplan zu widmen. Wir begnügten uns damals noch mit einem recht schlichten „Layout“, aber jedenfalls lohnt sich das Lesen.
Abgesehen davon, dass noch die P8 vorgesehen war, erfährt man auch, dass die Fahrt „nur bis Hausach“ genehmigt war; ursprünglich sollt sie bis Hornberg
an der Schwarzwaldbahn gehen (Bild 1.19):
Anders als die Strecke Eutingen – Freudenstadt, die weitgehend auf einer Hochebene verläuft, taucht die weitere Verbindung
nach Hausach tief in den Schwarzwald ein. Bei Ehlenbogen rollt unser Sonderzug talwärts; man könnte meinen, Carl Bellingrodt
hätte in den 30er Jahren dort gestanden (Bild 1.20):
Wolfgang Bügel erwischte die Hinfahrt an der Kinzigbrücke bei Schenkenzell (Bild 1.21):
Einen von vielen Fotohalten gab es in
Alpirsbach Schiltach [danke an S.B. für die Klarstellung] (Bild 1.22):
Und schließlich noch ein Landschaftsbild bei Schiltach im Kinzigtal mit Dampfzug und Schwarzwald-Architektur (Bild 1.23):
Der Endpunkt Hausach ist erreicht und die Loks sind zur Drehscheibe gezuckelt, die sich an einer abgelegenen Ecke des Bahnhof befindet. Die 78er ist
bereits für die Rückfahrt gedreht, die 24er hat es noch vor sich (Bild 1.24):
Bevor wir nun die Rückreise antreten, ist erst einmal Pause angesagt. In einer Woche soll es weitergehen. Wir wünschen bis dahin erst einmal viel Vergnügen an Teil 1.
Reinhard Gumbert und Bernhard Terjung
6-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:05:14:14:00:31.