Liebe Hobbykollegen,
hatten sich bei meinem letzten Besuch am bayerischen Untermain vor gerade einmal zweieinhalb Monaten, am 2. Februar 1971, schon die Nürnberger 50er zu Lasten der alteingesessenen 64er breit gemacht – ich habe
hier bereits berichtet -, so war am 17. April des selben Jahres sogar von dieser Landplagen-Güterzuglok nichts mehr vor den Reisezügen zu sehen, die in engem Takt zwischen Aschaffenburg und Miltenberg verkehrten. Von 64ern ganz zu schweigen: keine einzige mehr! Sie waren offenbar der größeren Neubau-Konkurrenz mit der merkwürdigen Achsfolge 1‘ D 2‘ erlegen, den 65ern, die im Dezember 1970 nach dem „Aus“ in Darmstadt und zuvor in Essen wie ein Fliegenschwarm ins Bw Aschaffenburg eingefallen waren. Daß sich aber das Schicksals-Blatt schon bald, nur ein gutes Jahr später, wieder vollständig wenden und die Aschaffenburger 64er nochmals aufleben sollten, während ihre Neubau-Schwestern sämtlich „auf den Rand“ gingen, das war in jenen Apriltagen 1971 natürlich überhaupt nicht abzusehen.
Heute also ein Tag „65er-pur“.
Als erste kam mir 065 001 mit P 3312 vor die Flinte, lt. „Dampfgeführte Reisezüge“ eine 64er-Leistung. Hier bei Laudenbach:
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Den Gegenzug, P 3311, paßte ich mit 065 014 an der Mainbrücke bei Wörth ab:
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Ob’s nasse Füße und Hosenbeine gegeben hat, habe ich nach gut 50 Jahren nicht mehr in Erinnerung. Jedenfalls aber ist es auffällig, daß ich weder dieser Fuhre hinterherfuhr noch anderes „Sinnvoles“ trieb, wie etwa den P 2335 an gleicher Stelle abzuwarten, der der 065 014 mit ihrem 3311 in gehörigem Abstand folgen sollte. Also vielleicht doch Schuhe- und Beinkleiner-Trocknen, im dichten Ufergebüsch des Mains versteckt …??
Wie auch immer. Zum P 2335 Miltenberg-A’burg jedenfalls war ich in Obernburg wieder zur Stelle, um vor diesem Zug aus dem 64er-Plan erneut die morgens schon gesehene 065 001 anzutreffen. Hier nahm ich sie mit 065 008 in den Sucher, die rechts im Bild mit P 3316, einer weiteren 64er-Leistung, aus Aschaffenburg hereinkam:
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Der Güterzug hinter dem Reisezuggeschehen war übrigens – nun also doch – mit einer 50 bespannt, der Nürnberger 051 628, die allerdings weit vorgezogen und sich so der Bild-Archivierung entzogen hatte.
Hier entschied ich nun, der 065 008 mit dem 3316 nach Miltenberg zu folgen. Ein Baustellen-Stau bei Wörth kostete zwar eine weitere Aufnahme an der Mainbrücke, hinderte mich aber nicht an diesem Not-Schuß aus dem „Idefix“:
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(Ich hatte das Malheur vor Jahren schon einmal im HiFo gezeigt.)
Bei Kleinheubach, km 34,6, paßte es dann wieder…
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…und als die Fuhre an ihrem Ziel nach Miltenberg Hbf hereinrollte, war ich auch wieder zur Stelle:
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Die mächtige Stadtkirche St. Jakobus links hinter dem Lampenmast und die Burg Miltenberg, rechts über dem Schuppen-Gedöns, grüßen noch schnell, bevor die ex-Darmstädterin in den Bildmittelpunkt rollt und alle Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Den beiden „Schwarzen“ auf der Lok pressierte es offenbar, denn ich hatte gerade erst auf der Straßenbrücke über das Flüßchen Mud Posten bezogen, als die 065 008 auch schon mit flugs geöffnetem Wassereinlauf-Deckel und dem Heizer sprungbereit in der Tür rückwärts vorbeihuschte, um sogleich ins „Hühner-Bw“ – ? Wir kommen noch dazu! – einzurücken:
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Pause für „Idefix“, Kamera und ihren Bediener. Leberkäs‘-Brötchen? Oder Nickerchen unterm bayerischen Signal? Oder beides? – Erneut schweigt die Kladde.
Irgendwann kam auch unsere 065 008 wieder zum Dienst zurück, gedreht, gewässert und mit frischem Feuer…
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…und stellte sich mit „Stangen unten“ zu Wellblechhütte und dem gut bestückten Telegraphenmast zum Typenbild in Position. Wie wir’s von Meister Bellingrodt gelernt haben: „klick!“
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Auch mit den bayerischen Ausfahrsignalen paßte es ganz gut:
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Dann kommt P 3319 aus Aschaffenburg herein, mit 065 014:
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Auch dieses Bild war schon einmal zu sehen, mit Kamerariemen-Schaden freilich, den seinerzeit der Kollege Pit Meyer meisterhaft Photoshop-behoben hat. Danke nochmals! …falls er gerade mitliest.
Als am Wagenpark die 014 gegen die 008 ausgetauscht war, stand auch der Schienenbus aus Walldürn schon wieder zur Rückfahrt in den Odenwald bereit. Gelegenheit zum Gruppenbild:
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Fürs Signalbuch:
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065 014 puffelt zur verdienten Ruhe ins „Hühner-Bw“. Hinter ihr die Rampe der Wertheimer Strecke, die hier von der nahen Mainbücke herunterkommt.
Inzwischen, Mitte 2020, sieht’s hier so aus:
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Geblieben aus der guten alten Miltenberger Zeit ist nur die rechts von der Mainbrücke herunterkommende Wertheimer Strecke, all‘ der Rest von Miltenberg Hbf. ist längst einem großen Supermarkt mit noch größerem Parkplatz gewichen. Das alte Bahnhofsgebäude, immerhin, steht noch, sogar die Aufschrift „Miltenberg Hbf“ ist dort noch blaß zu erkennen.
Doch bleiben wir beim Samstag, dem 17. April 1971, und folgen wir dem P 3319 Miltenberg-Aschaffenburg mit 065 008. Hier bei Laudenbach, km 31,4:
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Wenig später, bei Trennfurt (Bf. Klingenberg), kommen Frühling und der verwitternde km-Stein 28,0 ins Bild:
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…und jetzt wieder zur Mainbrücke Wörth? – Nix da. Nicht schon wieder nasse Füße! Stattdessen lieber wieder zurück ins lauschige „Schrebergarten-Bw“ in Miltenberg…
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…mit seinen Bw-Hühnern.
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Wer unten im Bild einen übersehenen Kratzer vermutet, liegt falsch: Ein junger Obstbaum-Steckling mit erstem zaghaftem Blüh-Versuch ist’s! – Ob daraus in den folgenden 50 Jahren bis heute wohl ein stattlicher Baum mit reicher Ernte geworden ist…?
Nun wieder heimwärts, und noch in Aschaffenburg hereingeschaut. Mit hartem Themen-Schnitt im Rangierbahnhof:
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065 004, links, und 065 016 auf dem Rand, z 8.2.1971 bzw. z 28.12.1970, beide + 2.6.1971
Schöne Grüße aus Aachen –
Reinhard Gumbert