Liebe HiFo-Leser,
schön, dass ihr wieder mit dabei seid auf dem nächsten Reiseabschnitt über die Insel mit den vielen Bergen. In den bisherigen Reiseabschnitten haben wir uns der Geschichte der „großen“ Bahn, ihren Strecken und ihrem rollenden Material auf der Insel gewidmet. Nun folgen die „kleinen“, aber nicht minder reizvollen Bahnen auf der Insel. Dazu schauen wir uns heute als erstes die Waldbahnen an. Auf diesen waren teilweise Dampfloks von O&K wie auch Dieselloks von O&K und Schöma im Einsatz, zumindest ist das teilweise auf Videos/Bildern erkennbar. Vielleicht haben Feldbahn-Kenner hier im HiFo Informationen zu Loks, die nach Taiwan geliefert wurden. Ich würde mich über weitere Informationen/Ergänzungen jedenfalls sehr freuen. Hier nochmal unser Reiseplan zur Übersicht:
0. Prolog
1. Geographie Taiwans
2. Geschichte Taiwans
3. Geschichte der Eisenbahn
3.1 Die erste Eisenbahn auf Taiwan (1877 – 1893)
3.2 Vollendung der Stammlinie (1895 – 1908)
3.3 Expansion und erste Rückschläge (1909 – 1937)
3.4 Die Eisenbahn im Krieg (1937 – 1945)
3.5 Der mühsame Wiederaufbau (1945 – 1958)
3.6 Ringschluss, Elektrifizierung sowie Niedergang der Nebenbahnen und des Güterverkehrs (1959 – 1991)
3.7 HGV, Pendlerverkehr und Metrolinien (1992 – heute)
3.8 Aktueller Zustand/Betrieb der TRA
3.9 Aktueller Zustand/Betrieb der THSCR
4. Eisenbahnstrecken auf Taiwan
4.1 Staatsbahn (TRA)
4.2 THSRC (Taiwan High Speed Rail Corporation)
4.3 Streckenportraits der Staatsbahnstrecken
4.4 Übersicht der Metrosysteme auf Taiwan
4.5 Geplante Strecken auf Taiwan
5. Rollendes Material
5.1 Dampflokomotiven
5.1.1 Tenderlokomotiven (1.067mm)
5.1.2 Schlepptenderlokomotiven (1.067mm)
5.1.3 Dampflokomotiven der Taitung-Linie (762mm)
5.2 Diesellokomotiven
5.2.1 Diesel-hydraulische Lokomotiven (1.067mm)
5.2.2 Diesel-elektrische (Strecken-)Lokomotiven (1.067mm)
5.2.3 Diesel-elektrische (Rangier-)Lokomotiven (1.067mm)
5.2.4 Kleinlokomotiven/Schienentraktoren (1.067mm)
5.2.5 Diesellokomotiven der Taitung Line (762mm)
5.3 Elektrolokomotiven
5.4 Triebwagen
5.4.1 Dampftriebwagen
5.4.2 Benzoltriebwagen
5.4.3 Dieseltriebwagen
5.4.4 Triebwagen der Taitung Line (762mm)
5.4.5 Elektrotriebwagen
6. Weitere Bahnen auf Taiwan
6.1 Waldbahnen auf Taiwan
6.2 Alishan Forest Railway
6.2.1 Geschichte
6.2.2 Strecken
6.2.3 Rollendes Material
6.3 Zuckerrohrbahnen auf Taiwan
6.3.1 Geschichte
6.3.2 Rollendes Material
6.4 Sonstige (Klein)Bahnen auf Taiwan
6.4.1 „Push cart lines“
6.4.2 Minenbahnen
6.4.3 Salzbahnen
6.1 Waldbahnen auf Taiwan
Leider ist die Informationslage bei den Waldbahnen nicht so gut wie bei der Staatsbahn. Aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg sind nur wenige Dokumente erhalten geblieben und auch nach dem Krieg war die Buchführung beim staatlichen Forstbüro alles andere als akkurat. Ein paar Informationen (insbesondere zu Baxianshan Forest Railway) habe ich aus dem Buch „Narrow gauge railways of Taiwan“ von Michael Reilly (ISBN 978-1-900340-46-5). Manche Waldbahnen sind dort aber nur sehr oberflächlich und teilweise auch wohl mit Fehlern beschrieben, andere fehlen ganz. Auf chinesischen und japanischen Internetseiten konnte ich noch ein paar Infos finden, eine vollumfassende und detaillierte Darstellung ist mir damit aber leider auch nicht gelungen.
Die Bergregionen Taiwans waren/sind aufgrund des (sub)tropischen Klimas bis hinauf auf knapp 3.000m dicht bewaldet, in Regionen ab 1.800 Höhenmetern wachsen auch mehrere tausend Jahre alte Zypressen oder Koniferen, deren Holz in Japan für den Bau von Tempeln, Toranlagen und Möbeln einst sehr begehrt war. So begannen die Japaner nach der Besetzung der Insel nach und nach mit der Ausbeutung dieser Holzvorkommen, die aber meist in extrem abgelegenen Gebieten lagen. Anfangs wurden die Bäume auf improvisierten Rutschen oder mit großen Schlitten hinab in die Täler gebracht, dort wurden die Stämme dann auf den Gebirgsbächen bis zu Sägewerken in den Ebenen oder gleich direkt an die Küste geflößt. Gerade die wertvollen, aber recht weichen Zypressenstämme wurden dabei aber oft schon stark beschädigt. So rückte der Bau von Waldbahnen, die zu Anfang des 20. Jahrhunderts auch auf den japanischen Hauptinseln entstanden, vermehrt in den Fokus. Als erste Waldbahn wurde auf Taiwan die spektakuläre Alishan Forest Railway gebaut, die mit einem Netz von rund 150km auch die längste Waldbahn auf Taiwan war. Sie ist die mit Abstand bekannteste Waldbahn auf Taiwan und heute noch im Touristenverkehr aktiv, zudem ist sie etwas atypisch im Vergleich zu den anderen Waldbahnen auf Taiwan. Daher werde ich der Alishan Forest Railway drei separate Beiträge widmen und in diesem Beitrag nicht mehr im Detail auf sie eingehen (siehe Kapitel 6.4).
Das Schema der anderen Waldbahnen auf Taiwan war meist sehr ähnlich. Zunächst wurde entlang des Laufes der Gebirgsbäche Schienen mit der auf Taiwan bereits von den Zuckerrohrbahnen bekannten 762mm-Spurweite gelegt, auf denen anfangs die oben in den Bergen gefällten und per Schlitten oder Rutschen zu Tal gebrachten Stämme noch per Muskelkraft oder Wasserbüffeln transportiert wurden. Ab den 1920er-Jahren entstanden dann auch Seilbahnen hinauf in die Berge, auf denen die Stämme ins Tal transportiert wurden. Oben auf den Bergen entstanden dann ausgehend von den Seilbahnstationen weitere, meist relativ flache Strecken, die sich an den Berghängen entlang schlängelten und ebenfalls 762mm Spurweite hatten. Teilweise entstanden so ganze Systeme von Seilbahnen und isolierten Bahnstrecken (z.B. Taipingshan). Auf den Strecken in den Gebirgstälern kamen dann nach und nach Dampfloks zum Einsatz, die man meist gebraucht von den vielen Zuckerbahnen oder anderen Bahnen auf Taiwan mit 762mm Spurweite erwarb. Auf den isolierten Bahnstrecken auf dem Berg wurden dagegen von Anfang an Kleinlokomotiven mit Verbrennungsmotor eingesetzt. Als Kraftstoff kam zunächst meistens Gas zum Einsatz, das direkt auf dem Berg durch Holzverschwelung gewonnen werden konnte, später wurden die Loks dann mit Benzin- oder Dieselmotoren ausgestattet. Die Bahnen entstanden oft als eine Art „public private partnership“, also eine Partnerschaft zwischen der staatlichen Forstbehörde und privaten Investoren. Früher oder später gingen die Bahnen und die Forstbetriebe aber an das staatliche Forstbüro, das dann auch zentral die Lokomotiven beschaffte und auf die einzelnen Bahnen verteilte, ohne dies genau zu dokumentieren. Daher ist die Fahrzeughistorie der einzelnen Bahnen oft sehr lückenhaft und ungenau. Teilweise waren die Waldbahnen auch dazu verpflichtet, zumindest auf den Talstrecken öffentlichen Personenverkehr anzubieten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die meisten Waldbahnen schlussendlich an die staatliche Forstbehörde. Die Bahnen wurden weiter betrieben und teilweise auch noch massiv ausgebaut, so wurden z.B. nochmals neue Lokomotiven bei Schöma beschafft. Im Jahre 1977 gab es dann einen Regierungserlass, der die Forstverwaltungen zu einem nachhaltigen Betrieb verdonnerte und die Wiederaufforstung und den Naherholungszweck der Wälder betonte. Zeitgleich gingen die Holzvorräte zu Neige, da man die Berge meist schon großflächig abgeholzt hatte. Die letzten Waldbahnen stellten dann Mitte/Ende der 1980er-Jahre den Betrieb ein. Die gesamten Einrichtungen, Schienen und Loks wurden meistens einfach oben auf dem Berg gelassen, wo sie mittlerweile vor sich hinrotten. In Taipingshan wird/wurde wieder auf einem kurzen Streckenabschnitt Touristenbetrieb angeboten, der aber eher Disney- denn Museumsbahncharakter hat.
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht der Bahnen auf Taiwan, deren Schwerpunkt auf dem Holztransport lag. Darüber hinaus gab es weitere, handbetriebene Bahnen, die teilweise auch (aber nicht schwerpunktmäßig) zum Holztransport genutzt wurden. Darauf werde ich in Kapitel 6.4 kurz eingehen. An der Westküste gab es fünf Waldbahn(systeme): Balishan, Baxianshan, Alishan, Luandashan und Linjian; an der Ostküste ebenfalls fünf: Luodong/Taipingshan/Dayuanshan, Lanshan (auch als Arashiyama/Taroko bekannt), Muguashan (auch als Harun oder Chihnan bekannt), Lintianshan (auch als Morisaka bekannt) und Chulu:
Linie | Länge (km) | Von | Bis | Zustand/Beschreibung | Streckenkarte (Klick zum Vergrößern) |
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Alishan Forest Railway | ~150 | Chiayi | Alishan | Stadt und Landkreis Chiayi | |
Die Alishan Forest Railway überwindet mit 762mm Spurweite und teilweise extremer Streckenführung rund 2.500 Höhenmeter im Adhäsionbetrieb! Die ersten Abschnitte gingen 1912 in Betrieb, 1915 war die Hauptlinie bis hinauf in die Berge fertig. Dort gab es dann ein weit verzweigtes Netz einzelner Linien, das Gesamtnetz hatte zur Blütezeit eine Länge von ca. 150km. Bis zu 20 Shay-Dampfloks kamen teilweise bis zum Ende der Abholzung Anfang den der 1980er-Jahre zum Einsatz, drei davon sind heute noch betriebsfähig. Bereits seit den 1960er-Jahren gibt es umfangreichen Touristenbetrieb, insbesondere oben auf dem Berg. Leider wurde das Streckennetz in den letzten Jahren bei Taifunen und Erdbeben sehr stark beschädigt worden, so dass aktuell nur auf Abschnitten der Hauptstrecke noch Züge verkehren, die weitreichenden Stichstrecken, die einst dem Holzabbau dienten, sind dagegen alle weitgehend stillgelegt. Da die Alishan Forest Railway die mit Abstand größte Waldeisenbahn Taiwans war und sie nicht vergleichbar mit den anderen Waldbahnsystemen auf Taiwan ist, werde ich ihr drei separate Berichte spendieren und sie in diesem Beitrag nicht weiter betrachten. |
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Baxianshan Forest Railway | ~88 | Fengyuan | Jiabaotai | Landkreis Taichung | |
Ab 1915 begann die Holzgewinnung in den Bergen nordöstlich von Taichung oberhalb des Dajia-Tales. Im unteren Talabschnitt gab es eine 13,1km lange Stichstrecke der Taichung Light Railway, an die sich ab 1926 eine 45km lange Strecke einer privaten Forstgesellschaft durch den oberen Talabschnitt anschloss. Von dort erschloss eine Kombination von Seilbahnen und isolierten Strecken auf dem Berg (ca. 30km Länge) die Holzabbaugebiete. Auf dem unteren Talabschnitt verkehrten ausschließlich Dampfloks, im oberen Talabschnitt und den Bergstrecken kamen wohl nur Loks mit Verbrennungsmotor zum Einsatz. Die beiden Privatbahnen wurden 1942 verstaatlicht, aber erst 1947 unter dem Dach der Forstbehörde zusammengeführt. Durch den Bau einer parallelen Stichstrecke der Staatsbahn im unteren Talabschnitt verkürzte sich 1956 die Waldbahn im unteren Abschnitt, bevor sie dann 1959 endgültig stillgelegt wurde, da der Holztransport über eine inzwischen angelegte Straße erfolgte. Der Holzabbau wurde dann kurz darauf 1963 eingestellt. |
Luodong Forest Railway | 36,7 | Luodong | Tuchang | Landkreis Yilan | |
Die Luodong Forest Railway entstand 1924 aus zwei bereits bestehenden Linien (einer Zuckerrohrbahn bzw. einer Bahn für den Bau eines Wasserkraftwerks) sowie einem kurzen Anschluss an das Sägewerk in Zhulin nahe Luodong, die sich zu einer Gesamtstrecke von knapp 37km addierten. Die Linie verlief weitgehend parallel zu einem Gebirgsfluss und beförderte hauptsächlich Baumstämme, die in den Bergen von Taipingshan (siehe Taipingshan Forest Railway) gefällt wurden. 1926 wurde auch öffentlicher Personenverkehr aufgenommen. Nach dem Krieg erlebte die Bahn nochmals eine Blütezeit (1949: 235.000 Fahrgäste, 1959: 245.000t Güter), danach gingen die Beförderungsleistungen rapide zurück. Mit einer Verlängerung zum Staatsbahnhof in Luodong sowie dem Kauf eines Dieseltriebwagens von der Alishan Forest Railway versuchte man, wenigstens den Personenverkehr zu stabilisieren. Mit wenig Erfolg. Nachdem bei einem Taifun 1978 und daraus resultierenden Überschwemmungen die Strecke in weiten Teilen zerstört wurde, endete auch 1979 der Personenverkehr. Eingesetzt wurden neben dem Dieseltriebwagen ausschließlich ein buntes Sammelsurium dreiachsiger Dampfloks. Ein Großteil der Loks blieb erhalten, ebenso einzelne Bahnhofsgebäude. Es gibt/gab Pläne zum (teilweisen) Wiederaufbau der Strecke, bis jetzt aber ohne Ergebnis. |
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Taipingshan Forest Railway | ~70 | Tuchang | Taipingshan | Landkreis Yilan | |
Die Taipingshan Forest Railway an der Ostküste hatte einst ein ausgedehntes Schienennetz in 762mm Spurweite von fast 70km sowie mehrere Seilbahnen und war nach Alishan der zweitgrößte Forstbetrieb auf Taiwan. Der Holzabbau begann 1915, transportiert wurden die Stämme zunächst mit Rutschen, Schlitten und anschließend auf Bächen/Flüssen. Mit der Eröffnung der Luodong Forest Railway 1924 wurde von deren Endpunkt in Tucheng eine Seilbahn auf den Berg gebaut, dort schlossen sich dann zunächst handbetriebene Strecken entlang der Berghänge an. Ab 1928 wurden dann auch Loks mit Verbrennungsmotor eingesetzt. Nachdem die Holzvorräte zuneige gingen, errichtete man 1935 weiter östlich ein neues Camp, das über eine Kombination von Seilbahnen und Bahnstrecken an Tucheng angebunden war. Oben auf dem Berg schlossen sich dann in wohlbekannter Weise mehrere Stichstrecken an. Im Krieg ging die Produktion zurück, danach wurde das Netz aber nochmals ausgebaut und 1959 konnten fast 100.000m³ Stammholz produziert werden. Danach gingen die Zahlen aber stark zurück. 1973 wurde noch das benachbarte Netz der Dayuanshan Forest Railway angebunden. Nach dem Bau einer Straße endete aber 1979 der Bahnbetrieb, der Holzeinschlag wurde 1982 aufgegeben.
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Dayuanshan Forest Railway | ~45 | | | Landkreis Yilan | |
Direkt nordöstlich der Taipingshan Forest Railway lag die Dayuanshan Forest Railway. Sie bestand ebenfalls aus einer Kombination aus Bahnstrecken und Seilbahnen. Am Fuß des Berges führte vermutlich eine handbetriebene Strecke bis nach Luodong. Über die Geschichte und die eingesetzten Lokomotiven ist mir nichts bekannt. Die Holzvorräte gingen in weiten Teilen schon Anfang der 1970er-Jahre zuneige, so dass ein Großteil des Streckennetzes und Seilbahnen stillgelegt wurde, der Rest (Qingfeng Line) wurde 1973 noch an die Taipingshan Forest Railway angebunden, die dann auch den Betrieb übernahm. Spätestens mit dem Ende des Bahnbetriebs in Taipingshan endete auch 1979 hier der Bahnbetrieb. |
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Lanshan Forest Railway | ~45 | Tianpu | ? | Landkreis Hualien | |
Im Jahre 1943 baute die die Lampang Forestry Corporation eine erste, 6km lange Strecke in Richtung der westlichen Berge, um die dortigen Holzvorkommen auszubeuten. Nach dem Krieg ging die Linie an das staatliche Forstbüro, das das Netz massiv ausbaute. Dabei entstanden zwischen 1951 und 1960 drei Strecken mit einer Gesamtlänge von rund 45km und drei Seilbahnen mit einer Gesamtlänge von 4,56km, der höchste Punkt des Systems lag rund 2.000m über dem Meer. Die Talstation war zunächst an das Netz der Zuckerrohrbahn der Zuckerfabrik Hualien angeschlossen, später erfolgte dann noch ein Anschluss an die Staatsbahnstrecke. Ende der 1970er-Jahre ging das Aufkommen stark zurück und spätestens 1989 wurde der Betrieb schließlich eingestellt. |
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Muguashan Forest Railway | 49,51 | Harun | ? | Landkreis Hualien | |
Im Jahre 1930 wurde die Hualien Port Timber Co.,Ltd. gegründet, um die Holzvorkommen in den Bergen südöstlich von Hualien auszubeuten. Dazu wurden eine erste Waldbahn sowie mehrere Seilbahnen errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging der Betrieb an das staatliche Forstbüro, das den Betrieb massiv ausweitete. Bis 1965 hatte das Streckennetz eine Länge von 49,51km erreicht, dazu kamen fünf Seilbahnen mit einer Gesamtlänge von 4,7km, der höchste Punkt des Netzes lag rund 2.400m über dem Meeresspiegel! Ab 1977 ging das Aufkommen stark zurück, 1989 wurde der Betrieb dann endgültig stillgelegt (die Bahn war die letzte in Betrieb befindliche Waldbahn Taiwans). Die Schienen liegen weitgehend noch, allerdings hat sich die Natur das Gebiet wieder komplett zurückgeholt. Inzwischen gibt es Pläne zum Bau einer touristischen Seilbahn, die teilweise entlang der ehemaligen Strecken und Seilbahnen verlaufen soll. Auf der Anschlussstrecke zur Staatsbahn wurden Dampfloks eingesetzt, auf den isolierten Bergstrecken waren Kleinloks von Kato mit Diesel- oder Benzinmotor im Einsatz, 1972 kamen dann noch ein paar Lokomotiven von Schöma hinzu. |
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Lintianshan Railway | ~32/28 | ? | ? | Landkreis Hualien | leider keine Karte :-( |
Bereits 1918 baute die Hualien Port Development Co. eine 32km lange Stichstrecke in 762mm Spurweite in das Flusstal von Lintianshan, um die oben auf den Bergen gefällten Baumstämme abzutransportieren. Der Betrieb erfolgte aber wohl ausschließlich per Hand, 1934 wurde der Betrieb eingestellt. Die Überreste der Bahn und die Lizenz zum Holzabbau wurde 1939 von einer Papiermühle übernommen, die aber nicht die alte Strecke reaktivierte, sondern eine neue, 3km lange Stichstrecke von der staatlichen East Coast Line bis Lintianshan errichtete. Dort schloss sich das bewährte System aus Seilbahnen und isolierten Bahnstrecken an, das zu Blütezeiten eine Länge von rund 25km hatte. Nach dem Krieg ging die Bahn über die zwischenzeitlich verstaatlichte Papiermühle schließlich an das staatliche Forstbüro. Zwischen 1961 und 1971 wurde das Streckennetz nochmals massiv ausgebaut, der höchste Punkt im Bahnsystem lag auf 2.600m, damit war die Liantianshan Forest Railway zusammen mit der Alishan Forest Railway die höchstgelegene Waldbahn Taiwans. Im Gegensatz zur Alishan Forest Railway wurden die 2.600m Höhendifferenz aber nicht mit Schienen, sondern weitgehend mit Seilbahnen überwunden. Der Bahnbetrieb wurde 1979 weitgehend eingestellt, der Holzabbau schließlich 1987 aufgegeben. |
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Balishan Forest Ralway | ? | ? | ? | Landkreis Miaoli | leider keine Karte :-( |
Leider keine weiteren Details bekannt. Vermutlich war es nur eine von Hand betriebene Bahn. |
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Luandashan Light Railway | ? | ? | ? | Landkreis Nantou | leider keine Karte :-( |
Leider keine weiteren Details bekannt. Die Bezeichnung als „light railway“ lässt darauf schließen, dass es vermutlich nur eine von Hand betriebene Bahn war. |
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Linjian Light Railway | ? | ? | ? | Landkreis Nantou | leider keine Karte :-( |
Leider keine weiteren Details bekannt. Die Bezeichnung als „light railway“ lässt darauf schließen, dass es vermutlich nur eine von Hand betriebene Bahn war. |
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Chulu Railway | ? | ? | ? | Landkreis Taitung | leider keine Karte :-( |
Leider keine weiteren Details bekannt. Vermutlich war es nur eine von Hand betriebene Bahn. |
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Zu einigen der in der Tabelle beschriebenen Waldbahnen hier noch ein paar weitere Details, Fotos und teilweise weitere Links zu Internetseiten mit Bildern und absolut sehenswerten Youtube-Videos. Aufgrund der Längenbeschränkung für Forumsbeiträge musste ich einen Teil davon als Antwort auf diesen Beitrag anhängen.
Baxianshan
In den Bergen nordöstlich von Taichung entdeckten die Japaner größere Vorkommen an roten Zypressen, die zwar nicht so umfangreich wie in Alishan waren, dafür aber qualitativ besser. Darüber hinaus gab es weitere große Holzvorkommen, deren Abholzung sich für Bau- und Brennholz sowie die Holzkohlegewinnung lohnte. Taichung war bereits zu Beginn der Besatzungszeit eine der größten Städte auf Taiwan und daher war das Gebiet um Baxianshan, das über ein ca. 60km langes Tal (Dajia-Fluss) erreichbar war, nicht so abgelegenen wie die anderen Waldgebiete, in denen die Japaner später Waldbahnen anlegten. Der Forstbetrieb und das Waldbahnnetz war bis zum Zweiten Weltkrieg in Privatbesitz, daher sind Aufzeichnungen aus dieser Zeit kaum vorhanden und einiges zur Geschichte der Bahn liegt im Dunklen.
Der Holzabbau in Baxianshan begann wohl spätestens 1915, der Transport erfolgte wie üblich zunächst per Rutsche, Schlitten und Gebirgsfluss. In etwa zeitgleich wurde 1913 die Taichung Light Railway Company gegründet, die rund um Taichung ein über 100km langes Netz an handbetriebenen Bahnen in ~545mm Spurweite errichtete (solche Bahnen waren in Taiwan sehr verbreitet, mehr dazu dann im Kapitel 6.4). Diese Gesellschaft baute auch eine Strecke vom Bahnhof Fengyuan an der Staatsbahn (Taichung- oder Mountain Line, siehe Kapitel 4.1) eine ca. 13km lange Stichstrecke mit 762mm Spurweite in den unteren Abschnitt des Dajia-Tales, das hier noch etwas weitläufiger und flacher ist. Daher hatte die Linie, die auf der linken Talseite entlang führte, auch nur max. 1,6% Steigung und einen Minimalradius von 200m. Der genaue Eröffnungstermin ist unbekannt, ebenso, ob die Bahn von Anfang an mit Loks oder auch zunächst wie die anderen Strecken der Gesellschaft von Hand betrieben wurde. Die abweichende Wahl der Spurweite sowie die verlegten Schienen mit 12kg/m lassen zumindest darauf schließen, dass relativ zeitnah nach der Eröffnung ein Betrieb mit Loks zumindest geplant war. Eine andere Quelle spricht davon, dass die Linie zunächst in ~545mm-Spurweite errichtet wurde und 1924 auf 762mm umgespurt wurde. Die Bahnstrecke hatte nicht primär den Holztransport im Fokus, sondern diente hauptsächlich dem Personenverkehr (insbesondere auch Besucher von heißen Quellen, die es im Tal gab) sowie dem Transport von landwirtschaftlichen Gütern in dem damals schon recht dicht besiedelten unteren Talabschnitt. Auf dem 11,7km langen Abschnitt von Fengyuan nach Tuniu herrschte dichter Verkehr (1950 55.000t Güter und 580.000 Fahrgäste!), in Tuniu gab es eine handbetriebene Strecke über den Fluss nach Dongshi, dem Hauptort des Tales mit vielen heißen Quellen. Der 1,4km lange Abschnitt bis Zhumuchang („Holzlagerplatz“) diente dagegen dann nur noch weitgehend dem Holztransport, was sich auch daran zeigt, dass es 1939 14 Zugpaare zwischen Fengyuan und Tuniu gab (39 bis 43min Fahrtzeit), nur eineinhalb davon aber liefen bis Zhumuchang durch, wo sich auch die Werkstatt der Bahn befand.
Der Holzabbau erfolgte auch durch eine Privatgesellschaft, nicht jedoch der Taichung Light Railway. Anfangs gab es aber immer wieder Überfälle durch Eingeborene, zudem wurde das Holz beim Transport auf dem Gebirgsbach bis Zhumuchang immer wieder stark beschädigt, so dass wohl relativ schnell (vermutlich 1917) eine handbetriebene Strecke durch das Dajia-Tal von Tuniu bis nach Jiuliangqi am Fuße der Holzabbaugebiete gebaut wurde. In Jiuliangqi befand sich die lokale Verwaltung der Forstgesellschaft, es entwickelte sich später zum Betriebsmittelpunkt der Waldbahn. Spätestens ab 1927 wurde dann aber eine richtige Bahnstrecke durch das Tal verlegt, die dann allerdings in Zhumuchang und nicht mehr in Tuniu an die Taichung Light Railway (TLR) anschloss. Dennoch folgte die Strecke zunächst 1,5km der TLR bis Tuniu, wo es ohne betriebliche Notwendigkeit eine Spitzkehre gab, bis die Bahn wieder in Richtung Talende führte. Die Talstrecke der Waldbahn hatte eine Gesamtlänge von ca. 45km, Steigungen bis 4,1% und einen Minimalradius von 20m(!), verwendet wurden Schienen mit 9kg/m. Hinter Jiuliangqi führte die Bahn noch ca. 1,5km bis an den Fuß der steilen Berge. Hier führte dann eine 1,15km lange Seilbahn gefolgt von einem kurzen Schienenstück und einer weiteren 1,28km langen Seilbahn hinauf auf den Berg. Dort folgte dann eine weitere, 16km lange Strecke sowie eine weitere, 500m lange Seilbahn und schließlich einer weiteren, 14km langen Strecke auf dem Berg. Das Gesamtnetz ohne die TLR hatte also eine Länge von rund 75km! Die isolierten Strecken auf dem Berg waren mit sehr leichten Schienen (6kg/m), einem Minimalradius von 20m und vielen Trestle-Brücken ausgeführt.
Bild 1: Die Baxian Forest Railway bestand lange Zeit aus zwei voneinander unabhängigen Strecken. Die „Taichung Light Railway“ betrieb eine Linie von Fengyuan nach Zhumuchang (blau markiert). Die Staatsbahnlinie nach Dongshi (schwarz markiert) wurde erst 1956 eröffnet, dadurch entfiel der untere Abschnitt von Fengyuan nach Meitsi. Bereits drei Jahre später endete dann auch auf dem Reststück der Verkehr. In Zhumuchang schloss dann die Talstrecke der Waldbahn an (pink markiert), die durch das immer enger werdende Tal bis Jiuliangqi führte. Dort führten Seilbahnen (orange markiert) auf den Berg, wo es weitere Strecken und eine Seilbahn gab.
Auf dem Talabschnitt der Waldbahn gab es nur ein tägliches Zugpaar mit einem kleinen Verbrennungstriebwagen, das sich mit 3h40min Fahrtzeit für 45km wohl fast ausschließlich an die Waldarbeiter richtete. Mit dem Bau der Bahnstrecke nahm das abgebaute Holzvolumen massiv zu. Waren es 1915 nur 836m³, so waren es 1927 schon mehr als 15.000m³, der Höhepunkt wurde dann 1943 mit 43.790m³ erreicht. In den 1920er-Jahren wurden im Flusstal bereits einige Wasserkraftwerke sowie Wasserauffanganlagen zur Bewässerung der Zuckerrohrfelder weiter talabwärts gebaut, wobei die Bahn wohl auch zum Transport genutzt wurde. 1938 wurde dann noch in Xinshan, rund 1km talaufwärts von
Jiuliangqi, eine Schrägseilbahn mit imposanten Holzviadukt hinauf in die Berge gebaut, die jedoch nach zehn Jahren im Betrieb bei einem Waldbrand zerstört wurde und nicht wieder aufgebaut wurde. Zwischen Tuniu und Zhumuchang hatte die Forstgesellschaft große Baumschulen angelegt, die von einem extensiven Netzwerk an handbetriebenen Strecken bedient wurde.
Bis in den Zweiten Weltkrieg hinein gab es also im Tal zwei voneinander getrennte Bahnen mit unterschiedlichen privaten Eigentümern und Interessen. Erst 1942 gingen beiden Bahnen an den Staat, die Taichung Light Railway allerdings an die staatliche Transportbehörde, die eigentliche Waldbahn inkl. deren Talstrecke an die staatliche Forstbehörde. Erst 1947 ging dann auch der untere Abschnitt der Talbahn an das staatliche Forstbüro.
Nach dem Krieg ging der Betrieb wie zuvor weiter, lediglich die Holzzüge konnten nun ohne Übergabe in Zhumuchang von der einen auf die andere Gesellschaft direkt bis zur Staatsbahn in Fengyuan durchgebunden werden. Im Personenverkehr blieb es aber bei den 14 Zugpaaren nach Tuniu, allerdings wurden mehr Zugpaare bis Zhumuchang verlängert, da wohl durch die Massenflucht der Kuomintang und ihren Anhängern vom Festland nach Taiwan auch die Bevölkerungsdichte im mittleren Talabschnitt zunahm. Parallel fuhren aber nicht mehr alle Züge bis Fengyuan durch, sondern endeten in Puzi ca. 3,7km vor Fengyuan. Hier endete eine Zuckerrohrbahn mit direktem Anschluss nach Taichung, dem Ziel der meisten Fahrgäste aus dem Tal.
Um die isolierte Ostküste der Insel an die dicht besiedelte Westküste besser anzubinden, wurde der Bau einer Straße von Taichung über die hohen Bergketten nach Hualien beschlossen (heutige Staatsstraße Nr. 8), nachdem der Bau einer Bahnstrecke als zu aufwendig erachtet wurde (siehe Kapitel 4.5 mit den geplanten Strecken auf Taiwan). Für den Straßenbau sowie den Bau weiterer Staudämme und Wasserkraftwerke in den Bergen legte die Staatsbahn 1956 eine neue Stichstrecke in Kapspur von Fengyuan nach Dongshi an, die im unteren Abschnitt die Trasse der 762mm Bahn teilweise nutzte (siehe Dongshi Line Kapitel 4.1ff). Neuer Übergabepunkt zwischen Waldbahn und Staatsbahn wurde daher Meitsi, wo die Stichstrecke der Staatsbahn von der linken auf die rechte Flussseite wechselt. Durch den Straßenbau in die Berge konnte die Holzabfuhr nun aber direkt per LKW erfolgen und die komplette Waldbahn inklusive dem unteren Talabschnitt Meitsi – Zhumuchang stellte 1959 den Betrieb ein. Bereits 1963 endete dann aber auch der Holzabbau, damit war Baxianshan der erste große Forstbetrieb Taiwans, der den Betrieb einstellte. Die Stichstrecke der Staatsbahn nach Dongshi überlebte auch nicht mehr allzu lange, sie wurde 1991 stillgelegt und in einen Fahrradweg umgewandelt. Reste der Waldbahn finden sich über 50 Jahre nach der Stilllegung praktisch nicht mehr. Lediglich in Tuniu wurde am ehemaligen Bahnhof ein kleiner Park mit Erinnerungstafeln an die Waldbahn angelegt.
Noch unklarer wie die Geschichte der Waldbahn (bis 1947 waren es ja eher zwei Bahnen) ist die Geschichte der Lokomotiven, die auf den Bahnen eingesetzt wurden. Für die Taichung Light Railway sind zwei Loks aus der Anfangszeit vermutlich belegt: eine 13t schwere 0-6-0T von Nippon Sharyo (Fabriknummer 141, Baujahr 1925), die wohl fabrikneu an die Gesellschaft ging. Zudem kam höchstwahrscheinlich eine ebenfalls 13t schwere, 70PS starke 0-6-0T von O&K (Fabriknummer 10851) gebraucht hinzu. Berichte aus Folgejahren sprechen von insgesamt drei Dampfloks ohne dieser näher zu beschreiben (ggf. ebenfalls O&K-Loks der Achsfolge 0-6-0T (Fabriknummern 10876 und 10877), die gebraucht von der Ryobi Light Railway aus Japan kamen. Ggf. waren es aber auch Loks von Nippon Sharyo. Für das verzeichnete Transportvolumen scheinen drei Dampfloks aber viel zu wenig, zumal auch keine Triebwagen verzeichnet sind. Vermutlich kamen weitere Loks gebraucht oder geliehen von den vielen Zuckerrohrbahnen auf Taiwan dazu. Die TLR hatte in Puzi einen direkten Anschluss an die Zuckerrohrbahn der Zuckerfabrik von Taichung und die Zuckerfabriken benötigten große Teile ihres Lokbestandes ja nur während der Erntezeit. Nach dem Krieg ist teilweise von bis zu fünf Dampfloks die Rede (ebenfalls ohne weitere Details). Verschiedene Quellen sprechen davon, dass ein Teil der verbliebenen Dampfloks nach dem Betriebsende der Bahn 1959 wohl an die Luodong Forest Railway an der Ostküste gingen.
Auf der Waldbahn inkl. dem Talabschnitt von Zhumuchang nach Jiuliangqi verkehrten wohl nie Dampfloks. Aus dem Eröffnungsjahr 1926 sind nur Bilder bekannt, die bereits Loks mit Verbrennungsmotor zeigen. Die Waldbahn hatte insgesamt wohl 25 Loks von Plymouth, darunter 11 Stück, die 7t schwer und 46PS Leistung hatten und wohl nur auf der Talstrecke um Jiuliangqi eingesetzt werden konnten (für den Transport mit der Seilbahn auf den Berg waren sie zu schwer), die restlichen Loks waren 4t schwer und 30PS stark und wurden wohl ausschließlich auf den isolierten Bergstrecken eingesetzt. Dazu gab es dann wohl noch drei größere, rund 15t schwere Dieselloks mit zwei Achsen und Antrieb über eine Blindwelle (weitere Details nicht bekannt). Für den Personentransport genügte wohl eine Draisine mit Verbrennungsmotor. Im Oktober 1951 bestellte das staatliche Forstbüro Taiwans bei Kato in Japan noch 18 Verbrennungsloks (15 Stück à 7t, 3 à 4,5t), von denen das eine oder andere Exemplar ggf. auch noch nach Baxianshan gelangte (die Aufteilung der Loks auf die einzelnen Waldbahnen ist leider nicht verzeichnet).
Luodong
In Taipingshan südöstlich von Luodong nahe Yilan gab es reiche Holzvorkommen, die spätestens ab 1915 von den Japanern ausgebeutet wurden. Der Transport der gefällten Stämme erfolgte zunächst durch Flößen auf dem Lanyang-Gebirgsfluss. Dies war sehr ineffizient und das wertvolle Stammholz wurde dabei oft schon stark beschädigt. Erschwerend kam hinzu, dass die Taiwan Electric Co., Ltd. den Bau mehrerer Staudämme und Kraftwerke vorsah, die dem Lanyang-Fluss so viel Wasser entzogen, dass das Flößen nicht mehr möglich sein würde. Für den Bau errichtete die Elektrizitätsgesellschaft von 1918 bis 1921 eine 19,36km lange 762mm-Strecke von Tiansongpi bis Tucheng. In Tiansongpi bestand Anschluss an die Zuckerrohrbahn der Tainan Sugar Company, die wiederum ab 1919 einen Anschluss an die Yilan Line der Staatsbahn hatte. Die Forstgesellschaft geriet nun unter Zugzwang. Sie errichtete in Zhulin nördlich des Staatsbahnhofes Luodong ein Sägewerk samt einem künstlichen See zum Lagern der Holzstämme und verband das Sägewerk mit dem Bahnhof Weiziwai an der Zuckerrohrbahn. Das Sägewerk war wiederum über ein kapspuriges Anschlussgleis an den Bahnhof Luodong angeschlossen. Zudem übernahm die Gesellschaft den Abschnitt Weiziwai – Tiansongpi von der Zuckerrohrbahn, den Abschnitt Tiansongpi – Tucheng von der Elektrizitätsgesellschaft und errichtete neben dem Sägewerk ein kleines BW mit Lokschuppen. Am 27.1.1924 nahm dann die Luodong Forest Railway den durchgehenden Betrieb von Zhuli nach Tucheng auf, am Endbahnhof Tuchang schlossen dann die Taipingshan Forest Railway mit mehreren Seilbahnen und Bahnstrecken zum Holztransport an. Hier zur besseren Übersicht nochmals die einzelnen Streckenabschnitt zur besseren Übersicht:
Von | Bis | Länge (km) | Eröffnung | Anmerkung |
Luodong | Zhuli | 0,6 | 1923/24 bzw. 1970 | Das Sägewerk in Zhuli, das gleichzeitig Betriebsmittelpunkt der Luodong Forest Railway war, wurde zunächst über ein kapspuriges Anschlussgleis an den Staatsbahnhof Luodong der Yilan Line angebunden. Erst 1970 wurde für den Personenverkehr ein 762mm-Gleis in den Bahnhof Luodong gelegt. |
Zhuli | Waiziwai | 3,07 | 27.1.1924 | Von der Waldbahn zunächst zum Anschluss des Sägewerks an die Zuckerrohrbahn errichtet |
Waiziwai | Tiansongpi | 14,52 | ? | Dieser Abschnitt wurde von der Tainan Sugar Company errichtet (Eröffnungsjahr unbekannt) und wurde erst später von der Waldbahn übernommen. |
Tiansongpi | Tucheng | 19,36 | ??.??.1921 | Ursprünglich von der Taiwan Electric Industrial Co., Ltd. zum Bau von Dämmen und Kraftwerken errichtet, später von der Waldbahn übernommen. |
Die 36,7km lange Strecke verläuft weitgehend parallel zum Lanyang-Fluss, teilweise auch im weitläufigen Flussbett des Flusses selbst, der insbesondere zur Taifunzeit sehr stark anschwellen kann, was für die Bahn zeitlebens ein Problem war. Im oberen Streckenabschnitt dagegen rücken steile Berghänge direkt bis an den Fluss. So gab es auf der Strecke mit zehn Bahnhöfen insgesamt 138 Brücken (davon 22 größere, meist Trestle-Brücken mit einer Länge von teilweise bis zu 600m) und sieben Tunnels, die maximale Steigung betrug 2,5%.
Bild 2: Diese Karte zeigt die Waldbahnen von Luodong (rot), Taipingshan (hellblau bis 1935, dunkelblau ab 1935) und Dayuanshan (rosa bzw. hellrosa für handbetriebene Anschlussstrecke im Tal). Die Seilbahnabschnitte sind jeweils orange markiert. Schwarz markiert ist die Küstenlinie der Staatsbahn. Die Luodong Forest Railway hatte ihren Ausgangspunkt am Staatsbahnhof in Luodong und verläuft weitgehend parallel zum Lanyang-Fluss bis nach Tucheng, wo sich die Strecken und Seilbahnen der Taipingshan Forest Railway anschlossen.
Bild 3: Das Bahnhofsgebäude des ehemaligen Bahnhofs Tiansongpi ist noch erhalten geblieben (Maddoxwei at zh.wikipedia, CC BY-SA 3.0 [creativecommons.org], via Wikimedia Commons).
Bild 4: Auch dieser Tunnel der Luodong Forest Railway sind noch erhalten geblieben (賴亮名, CC BY-SA 4.0 [creativecommons.org], via Wikimedia Commons).
Die Bahn beschränkte sich zunächst auf den Holztransport, am 18.5.1926 wurde dann auch der öffentliche Personenverkehr aufgenommen, der von der lokalen Bevölkerung, aber auch vermehrt von Touristen genutzt wurde. Zunächst gab es drei Zugpaare am Tag, die als GmP verkehrten und 2,5h Fahrtzeit benötigten. Mit den GmPs wurde kein Holz transportiert, für den Holztransport gab es separate Holzzüge ohne (offizielle) Personenbeförderung. Bereits 1926 wurden schon 22.800m³ Holz transportiert, ein Jahr später waren es dann über 35.000m³, der vorläufige Höhepunkt wurde 1943 mit 82.142m³ erreicht. Nach dem Krieg gingen die Transporte zunächst stark zurück (1946: 12.500m³), bevor sie dann neue Rekordzahlen erreichten, der absolute Höhepunkt waren 1959 93.000m³. Daneben wurde auch das ganze Material für die Waldbahnen in Taipingshan transportiert, so belief sich das Gütertransportvolumen incl. Holz auf 243.000t! Mit den Millionen Anhängern der Kuomintang, die nach dem Krieg vom Festland nach Taiwan flohen und sich oft an der noch dünn besiedelten Ostküste niederließen, stiegen auch die Fahrgastzahlen. Der Rekord war das Jahr 1949 mit 235.000 Fahrgästen, in den 1950er-Jahren wurden immer noch mehr als 150.000 Fahrgäste pro Jahr befördert, täglich gab es 6-7 Zugpaare. Für eine 762mm-Schmalspurbahn, die ausschließlich mit kleinen, dreiachsigen Tenderloks betrieben wurde, ein enormes Aufkommen.
Bild 5: Ein mit Holz beladener Zug der Luodong Forest Railway (Unknown photographer / Public domain in Wikimedia Commons).
Bild 6: Ein Zug der Luodong Forest Railway neben der neu gebauten Straße, die letztendlich zur Stilllegung der Bahn führte (Unknown photographer / Public domain in Wikimedia Commons).
Das hohe Transportvolumen hielt aber nicht lange an. Ab Anfang der 1960er-Jahre ging der Holzeinschlag stark zurück, da weite Teile der Berge um Taipingshan inzwischen praktisch komplett abgeholzt waren. Der verbliebene Holzeinschlag wurde mehr und mehr per LKW auf den neu gebauten Straßen abtransportiert. Die Luodong Forest Railway versuchte sich daher ähnlich wie die Alishan Forest Railway auf den Personenverkehr zu konzentrieren und hatte dabei insbesondere Touristen im Visier. Dazu wurde wie 762mm-Strecke von Zhulin bis zum Staatsbahnhof in Luodong verlängert, damit Fahrgäste direkt umsteigen konnten und nicht zu Fuß zwischen Zhulin und Luodong laufen zu müssen. Zudem wurde ein Dieseltriebwagen von der Alishan Forest Railway beschafft, um die Reisezeit im Vergleich zu den bisher nur angebotenen GmPs massiv zu verringern. Das konnte die Strecke aber schlussendlich auch nicht mehr retten. Nachdem ab 1976 die Holzabfuhr auf der Bahn gegen Null tendierte und die Strecke entlang des Gebirgsflusses immer wieder bei Überschwemmungen beschädigt wurde (zuletzt wurden 1978 große Teile der Strecke nach einem Taifun weggeschwemmt), stellte man schließlich am 1.8.1979 auch den verbliebenen Personenverkehr ein. Wenn die Strecke noch gut zehn Jahre überlebt hätte, dann wäre sie neben der Alishan Forest Railway vielleicht die zweite große Eisenbahnattraktion auf Taiwan. Einige Tunnels sowie Teile des Gleisbetts außerhalb von Luodong blieben erhalten. In Luodong wurde auf dem Gelände des kleinen Bahnhofs sowie des Sägewerks ein Park angelegt, in dem fünf ehemalige Dampfloks als Denkmalloks aufgestellt sind. In Tucheng sind eine weitere Dampflok sowie der zum Schluss eingesetzte Dieseltriebwagen mit einem Anhänger ebenfalls als Denkmal aufgestellt. Die Bahnhofsgebäude von Dazhou, Tiansongpi und Tucheng blieben ebenfalls erhalten, in Tiangsongpi hat auch eine Drehscheibe und ein Wasserturm überlebt. Vor wenigen Jahren entstand der Plan, rund um den ehemaligen Bahnhof Tiansongpi einen 3,9km langer Abschnitt wieder aufzubauen und dort Touristenverkehr zu betreiben. Sofern der Touristenverkehr Erfolg haben sollte, will man die Strecke vielleicht sogar auf ganzer Länge wieder reaktiviert werden (was wohl eher ein Wunschtraum ist). Scheinbar ist das Projekt eingeschlafen, ich konnte jedenfalls im Netz keine aktuellen Infos mehr dazu finden.
Bild 7: Mit Hilfe dieses Dieseltriebwagens, den man gebraucht von der Alishan Forest Railway erwarb, versuchte man Anfang der 1970er-Jahre nochmals, den Personenverkehr auf der Luodong Forest Railway zu beleben. Ohne Erfolg, 1979 wurde die Strecke stillgelegt. Der Triebwagen hat überlebt und steht nun als Denkmal am ehemaligen Endbahnhof in Tucheng (Water, CC BY-SA 3.0 [creativecommons.org], via Wikimedia Commons).
Während die Geschichte der Strecke relativ vollständig bekannt ist, gibt es bei den eingesetzten Dampflokomotiven viele Lücken, Unklarheiten und Ungereimtheiten. Ich gebe hier mal die Vermutung von Michael Reilly aus seinem Buch „Narrow gauge railways of Taiwan“ wieder. Relativ gesichert sind die Lokomotiven aus der Anfangszeit und der Eröffnung der Bahn auf der Gesamtlänge im Jahre 1924. Wohl 1923 oder 1924 wurden drei Tenderlokomotiven der Achsfolge 0-6-0T mit einem Gewicht von 15t bei Nippon Sharyo bestellt und geliefert (Fabriknummern 99 – 101, eingereiht bei der Luodong Forest Railway unter den Nummern 1 - 3). Eine wurde wohl relativ zeitnah nach dem Erwerb bei einem Unfall so stark beschädigt, dass sie wohl verschrottet werden musste. Ob die Bahn mit nur zwei Lokomotiven den umfangreichen Verkehr bewältigen konnte, ist fraglich. Neuzugänge sind aber erst für 1933 verzeichnet, als man in Taipingshan die Ausweitung des Holzeinschlags plante. Da kamen nämlich zwei Tenderloks der Achsfolge 0-6-0T gebraucht von der Alishan Forest Railway: einmal Andrew Barclay (Baujahr 1911, Fabriknummer 1251, eingereiht als No. 5) und einmal eine mit 20t recht schwere Kawasaki (Baujahr 1914, Fabriknummer 126, eingereiht als No. 6). Lokomotivnummern vier oder auch zehn wurden früher nicht vergeben, da die chinesische Aussprache der Zahlenwörter „vier“ und „zehn“ der Aussprache des Wortes „Tod“ ähnelt. Es kann also dennoch sein, dass die Bahn bis 1937 mit nur zwei bis drei Loks operierte. Ggf. lieh man sich auch Loks von den Zuckerrohrbahnen aus. Die dort eingesetzten Loks waren ja nur zur Erntezeit voll ausgelastet, in der restlichen Zeit standen sie viel herum. Vielleicht halfen sie in dieser Zeit bei der Waldbahn aus, denn die Holzstämme konnten in Tucheng in einem Wasserbecken zwischengelagert werden. Während des Krieges erhielt die Bahn dann 1941 nochmals zwei fabrikneue, 13t oder 15t schwere 0-6-0T von Kawasaki (Fabriknummern 2544 und 2545), die als Nr. 8 und 9 eingereiht wurden. Eine Lok Nummer sieben ist nicht verzeichnet.
Als nach dem Krieg der Holzeinschlag wieder massiv zunahm, kamen nochmals fünf Dampfloks zur Ludong Forest Railway. Hier gibt es die verschiedensten Theorien: Loks der Taichung Light Railway (siehe Baxian Forest Railway), Loks der Alishan Railway, ausgemusterte Loks von der staatlichen Taitung/East Coast Line oder von Zuckerrohrbahnen, Neubauten der Taiwan Machinery Corp…. . Sicher ist nur, dass sie die Nummern 11 – 15 trugen. Michael Reilly vermutet, dass No. 11 ein Neubau der Taiwan Machinery Corp. von 1948 ist, No. 12 und 13 Nippon Sharyo Loks sind, die zwischen 1948 und 1951 nach Luodong kamen (darunter mindestens eine der Taichung Light Railway), No. 14 die zweite Andrew Barclay Lok der Alishan Forest Railway war und 1951 nach Luodong kam. Bei No. 15 handelt es sich ggf. um eine weitere Nippon Sharyo Lok, die vielleicht gebraucht von einer Zuckerbahnen kam, die 1948 große Lieferungen neuer Tenderloks aus Belgien bekommen hatten. Für den Personenverkehr kamen dann 1971 noch vermutlich ein Dieseltriebwagen und zwei dazu passende Personenanhänger von der Alishan Forest Railway. In den letzten Betriebsjahren der Bahn wurden die Loks Nos. 2, 8, 9, 11, 12 und 15 allesamt noch eingesetzt. In und um Luodong sind sieben Dampfloks als Denkmal aufgestellt. Es ist aber nicht 100%ig sicher, ob es allesamt Loks der Luodong Forest Railway sind, auch wenn es die Informationstafeln so ausweisen.
Bild 8: Die Kawasaki-Lok Nr. 8 (Baujahr 1941, Fabriknummer 2544) steht als Denkmallok in einem Park, an dem sich früher der Bahnhof von Zhulin sowie das Sägewerk befanden. So sahen die typischen Holzzüge auf den Luodong Forest Railway typischerweise aus (chia ying Yang, CC BY 2.0 [creativecommons.org], via Wikimedia Commons).
No. | Achsfolge | Hersteller | Fabriknummer | Baujahr | Eingesetzt seit | Anmerkung |
1-3 | 0-6-0T | Nippon Sharyo | 99 - 101 | 1923/24 | 1924 | 15t, eine Lok sehr bald nach Unfall verschrottet; No.1 (?) als Denkmallok in Tuchang, No.2 (?) als Denkmallok in Luodong |
5 | 0-6-0T | Andrew Barclay | 1251 | 1911 | 1933 | 15t, ex. Alishan Forest Railway No.1 |
6 | 0-6-0T | Kawasaki | 126 | 1914 | 1933 | 21t, ex. Alishan Forest Railway |
8-9 | 0-6-0T | Kawasaki | 2544-2545 | 1941 | 1941 | 13t oder 15t; beide aufgestellt im Luodong Forestry Conservation Park |
11 | 0-6-0T | Taiwan Machinery Corp.? | ? | 1948? | 1948? | aufgestellt im Luodong Forestry Conservation Park |
12-13 | 0-6-0T | Nippon Sharyo | ? | ? | 1948/1951? | mindestens eine ex. Taichung Light Railway?; No. 12 aufgestellt im Luodong Forestry Conservation Park, No. 13 gg. ausgestellt im Chihnan Forest Park (dort fälschlicherweise als Andrew Barclay Lok dargestellt)? |
14 | 0-6-0T | Andrew Barclay? | 1252? | 1911? | 1951? | 15t, ex. Alishan Forest Railway No.2? |
15 | 0-6-0T | Nippon Sharyo | ? | ? | 1951? | von einer Zuckerrohrbahn übernommen?; aufgestellt im Luodong Forestry Conservation Park |
Hier noch ein interessanter Link:
[web.archive.org], eine Japanische Seite mit historischen Bilder, Karten und einer Spurensuche der Luodong und Taipingshan Forest Railways, jeweils Button rechts unten zum Weitergehen klicken
Taipingshan
Die Taipingshan Forest Railway war nach der Alishan Forest Railway die zweite, große Waldbahn auf Taiwan und führte als erste ein kombiniertes System von Bahnstrecken und Seilbahnen ein, das dann bei so gut wie allen weiteren Waldbahnen auf Taiwan zum Einsatz kam. Zu Spitzenzeiten wurde ein Netz von Bahnstrecken und Seilbahnen mit einer Gesamtlänge von über 70km betrieben (Karte siehe Bild 2), auf dem ein gutes Dutzend kleiner V-Loks im Einsatz waren.
Die Japaner entdeckten 1914 rund um Taipingshan besonders alte und wertvolle Zypressen, deren Holzqualität noch besser wie im bereits erschlossenen Gebiet rund um Alishan war. Sofort begann man mit der Abholzung und 1915 wurden bereits rund 9.000m³ Holz zu Tal gebracht. Am Ende eines Tales entstand auf ca. 1.400m Höhe das (alte) Holzfällercamp von Taipingshan. Die gefällten Stämme aus den umliegenden Bergen wurden mit Rutschen oder Schlitten hierher gebracht. Sobald der Gebirgsbach genügend Wasser führte, wurden die Stämme nach Tucheng gebracht, wo sie dann weiter auf dem Lanyang-Fluss nach Luodong transportiert werden konnten. Mit der Eröffnung der Luodong Forest Railway (siehe unten) im Jahre 1924 konnten die Stämme von Tucheng per Bahn nach Luodong transportiert werden. Im gleichen Jahr wurde auch eine erste Seilbahn von Tuchung hinauf auf die Berge errichtet, von dort verliefen dann zunächst von Hand oder mit Wasserbüffeln betriebene Schienenstrecken entlang der Berghänge. Die Seilbahn war die erste Seilbahn eines Forstbetriebs auf Taiwan und machte schnell Schule in anderen Forstbetrieben auf Taiwan. So konnten 1920 bereits 19.345m³ Stammholz erzeugt werden, 1926 22.800m³ und 1927 35.000m³. Ab 1928 wurden auf dem Streckennetz auch erste Verbrennungs-Loks von Plymouth (vermutlich noch mit Holzgas betrieben) eingesetzt. Trotz der immer weiteren Ausdehnung des Netzes nach Süden gingen die Holzvorräte immer weiter zu Neige. In den Bergen östlich des alten Camps gab es aber noch große Vorkommen, deren Anbindung per Schiene vom alten Netz aber nur sehr schwierig möglich gewesen wäre.
So wurde 1935 ein neues, großes Holzfällercamp Taipingshan samt Schule auf der Ostseite angelegt. Angebunden wurde es an Tuchang durch eine Kombination von drei Seilbahnen und vier Strecken. Die Seilbahnen erlaubten nicht nur den Transport von Holzstämmen, stattdessen konnten die Waggons samt Holzstämmen angehängt werden und das umständliche Umladen entfiel. Zudem gab es auch Kabinen für den Personentransport, die nach einem festen Fahrplan eingesetzt wurden. Dank der Nutzlast von 5t konnten auch Lokomotiven transportiert werden, ohne sie in Einzelteile zerlegen zu müssen. Die Kombination von Seilbahnen und Bahnstrecken wurde Taipingshan Line genannt, sie hatte eine Länge von 16,25km und überwand rund 1.250 Höhenmeter. Ausgehend von Taipingshan gab es dann zwei lange Zweiglinien: die Sanxian Line Richtung Osten sowie die Maoxing Line Richtung Südwesten mit wohl einer weiteren, isolierten Linie, die ebenfalls per Seilbahn angebunden war. Zudem wurden wohl Teile des alten Netzes über die Jianqing Line an das neue Netz angebunden. Andere Teile des alten Netzes sowie die alte Seilbahn nach Tucheng wurden dagegen aufgegeben (für eine Karte siehe Bild 2).
Linie | Länge (km) | max. Steigung | Minimalradius | Anzahl Brücken (Gesamtlänge m) | Anzahl Tunnels (Gesamtlänge m) | Beschreibung |
Taipingshan | 16,25 | 3% | 15 | 155 (>3.800m) | 3 (109m) | Die Strecke beginnt mit einer Kehrschleife in Tucheng und endet im Holzfällercamp Taipingshan auf dem Berg. Sie setzt sich aus vier Teilstrecken und drei Seilbahnabschnitten zusammen:
- Bahnstrecke: 4,53km, 3% max. Steigung, 63 Brücken (1.665m), 2 Tunnels (62m)
- Seilbahn: 950m Länge, 356m Höhendifferenz
- Bahnstrecke: 3,92km, 2% max. Steigung, 62 Brücken (1.635m), 1 Tunnel (47m)
- Seilbahn: 1.107m Länge, 468m Höhendifferenz
- Bahnstrecke: 3,2km, 2,5% max. Steigung, 16 Brücken (480m)
- Seilbahn: 946m Länge, Höhendifferenz 424m
- Bahnstrecke: 1,6km, 2,5% max. Steigung, 14 Brücken |
Sanxian (Samsung) | 15,3 | 2,5% | 15 | 168 | - | Die Strecke führte von Taipingshan Richtung Osten. 1973 wurde sie bis zur Qingfeng Line der Dayuanshan Forest Railway verlängert, um selbige an das Netz der Taipingshan Forest Railway anzuschließen |
Maoxing | 20,9 | 2,5% | ? | 303 | - | Diese Strecke führte von Taipingshan Richtung Südwesten. Nach rund einem Drittel wird die Dulishan Line per Seilbahn an diese Strecke angebunden. | |
Jianqing | 5,6 | 2,5% | 15 | 42 | - | Diese Strecke verband vermutlich das neue Camp in Taipingshan mit der östlichsten Strecke des alten Netzes. |
Dulishan | 15,5 | 2,5% | ? | 115 | - | Die isolierte Dulishan Line war über eine Seilbahn mit der Maoxing Line verbunden. Neben der Dulishan Line gab es auch zwei abzweigende Linien, deren Verlauf mir aber unbekannt ist:
- Dulishan Line: 4,8km , 2,5% max. Steigung, 60 Brücken
- Nanfengqian Line: 5,12km , 2,5% max. Steigung, 20 Brücken
- Nanfenghou Line: 5,57km , 2,5% max. Steigung, 35 Brücken
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Bild 9: Eine historische Aufnahme der Taipingshan Forest Railway.
Bild 10: Diese Betriebsaufnahme aus dem Jahr 1970 zeigt den ersten Seilbahnabschnitt der Taipingshan Line. Hinter der Flussschleife liegt nicht sichtbar auf dem Bild der Bahnhof Tucheng, Ausgangspunkt der Taipingshan Forest Railway und Endpunkt der Luodong Forest Railway (Quelle: [blog.xuite.net].
Im Jahre 1943 wurde mit 82.142m³ gewonnenem Stammholz ein erster Höhepunkt erreicht, danach ging die Ausbeute kriegsbedingt stark zurück auf nur noch 12.500m³ im Jahre 1946. Holz sollte als wichtiges Exportgut aber weiter eine große Rolle spielen und so wurde das Netz nochmals ausgebaut und neue Lokomotiven beschafft. So erreichte man 1959 schließlich den absoluten Höhepunkt mit 93.000m³ Stammholz. Danach folgte aber ein stetiger Rückgang, Ende der 1960er halbierte sich das produzierte Stammholz auf nur noch ca. 40.000m³. Ende der 1970er wurde eine Straße nach Taipingshan gebaut und die Kombination von Seilbahnen und Bahnstrecken der Taipingshan Line wurde stillgelegt. Im Jahre 1973 wurden noch Teile des Netzes (Qingfeng Line) der benachbarten Dayuanshan Forest Railway (siehe unten) angebunden, die ihren Betrieb damit an die Taipingshan Forest Railway übergab. Im Jahre 1982 endete dann offiziell die Holzgewinnung um Taipingshan, nachdem der Bahnbetrieb wohl schon 1979 eingestellt wurde. Die Strecken wurden aber nicht abgebaut, sondern dem Verfall überlassen. Das Gebiet rund um Taipingshan wurde in ein Naherholungsgebiet für den Tourismus umgewandelt. Ein 3,2km langer Abschnitt der ehemaligen Maoxing Line wurde 1991 für den Touristenverkehr reaktiviert, nach diversen Taifun- und Erdbebenschäden ging die Strecke aber 2012 wieder außer Betrieb. Seit 2018 soll es auf einem kürzeren Abschnitt wohl wieder Betrieb geben. Entlang verschiedener anderer Streckenabschnitte wurden Wanderwege angelegt, auf denen man Überreste der Strecken und Brücken noch sehen kann.
Bild 11: Auf einem Reststück der Taipingshan Forest Railway findet heute wieder Touristenverkehr statt (*嘟*, CC BY 2.0 [creativecommons.org], via Wikimedia Commons).
Bild 12: Die Waldbahnen waren oft bis in die 1980er-Jahre aktiv und wurden anschließend nicht abgebaut. So finden sich in den Wäldern immer noch Relikte, hier eine Holzbrücke der Taipingshan Forest Railway (Yc9660316, CC BY-SA 4.0 [creativecommons.org], via Wikimedia Commons).
Bild 13: Entlang einiger ehemaliger Strecken der Taipingshan Forest Railway wurden Wanderwege angelegt (童胖胖薇琪, CC BY 3.0 [creativecommons.org], via Wikimedia Commons).
Gesichert sind für die Taipingshan Forest Railway 15 kleine Lokomotiven mit Verbrennungsmotor (anfangs wohl Holzgas, später alle mit Benzin- oder Dieselmotor). Aufgrund der meist recht undurchsichtigen Verteilungspolitik des staatlichen Forstbüros ist aber nicht ausgeschlossen, dass es mehr Loks waren (teilweise ist von über 20 Loks, die nach dem Krieg im Einsatz waren, die Rede). Die ersten beiden Loks kamen bereits 1928 auf dem alten Netz zum Einsatz, es waren 3t schwere Kleinloks von Plymouth. Zwei Jahre später kamen nochmals zwei weitere dieser Loks auf das alte Netz (nummeriert als P1 – P3 und P5; auf die „4“ verzichtete man, da im Chinesischen die Aussprache des Zahlworts „vier“ der Aussprache des Wortes „Tod“ ähnelt). Ergänzt wurde der Fuhrpark 1932 noch durch eine 4,5t schwere Kleinlok von Kato. Alle fünf Loks wurden 1935 in das neue Netz überführt und waren dort 1954 noch auf den Strecken zwischen den Seilbahnstationen im Einsatz. Mit der Eröffnung des neuen Netzes kam 1935, 1937 und 1942 jeweils nochmal eine Kato-Lok mit 4,5t hinzu. Nach dem Krieg kamen 1951/52 nochmals mindestens sieben Kato-Loks mit 4,5t oder 5t Gewicht aus einer Sammelbestellung des staatlichen Forstbüros hinzu.
Als Antwort auf diesen Beitrag gibt es noch Portraits der vier weiteren Waldbahnen Dayuanshan, Lanshan, Muguashan und Lintianshan mit vielen tollen Betriebsbildern und Videolinks. Nutzer der Baumansicht klicken bitte auf die Antwort zu diesem Beitrag, alle anderen scrollen einfach weiter nach unten.