Moin,
34. Ende der Welt bis zum 09.11.1989
Nachdem ich am 14.08.1988 meine Streckenerkundung hier abbrechen musste [
www.drehscheibe-online.de], hatte ich nicht damit gerechnet, bereits in Kürze den weiteren Streckenverlauf besuchen zu können. Und es dauerte auch noch eine Weile, ehe ich mich systematisch der Eisenbahn im Reichsbahnland annahm, obwohl ich die Grenzöffnung und die Wiedervereinigung in Lübeck - also aus direkter Nähe erlebte. Studium, Freundin und die Tatsache, dass ich kein Auto hatte und mit dem Fahrrad nicht weiter als bis Schönberg geradelt bin, haben die Ausbeute an Eisenbahnfotos in den ersten Jahren nach der Wende recht mager werden lassen. Aber am 24.03.1991 stand mir der elterliche Wagen zur Verfügung, und so unternahm ich eine Spritztour an die Kaiserbahn. Zwischen Lübeck und Ratzeburg schien noch die Sonne, aber sobald ich am Schaalsee vorbei fuhr und auf Mecklenburger Gebiet kam, lag hochnebelartiger Schleier in der Luft. Das tut der Dokumentation der Strecke in dem Zustand von vor 30 Jahren jedoch keinen Abbruch.
Kurz ein paar Informationen vorweg zu diesem Streckenabschnitt:
01.09.1894 Eröffnung des Abschnitts Hagenow Land - Wittenburg
01.05.1896 Eröffnung des Abschnitts Wittenburg - Zarrentin
15.08.1897 Eröffnung des Abschnitts Zarrentin - Ratzeburg - Bad Oldesloe
1945 wurde die Strecke westlich von Zarrentin unterbrochen, der Verkehr bis Zarrentin blieb bis nach der Wende bestehen.
30.04.1969 Einstellung des Gesamtverkehrs auf dem Abschnitt Hagenow Land - Zarrentin
27.09.1975 Wiedereröffnung des Gesamtverkehrs auf dem Abschnitt Hagenow Land - Zarrentin
31.12.1994 erneute Einstellung des planmäßigen Güterverkehrs auf dem Abschnitt Wittenburg - Zarrentin
28.05.2000 erneute Einstellung des planmäßigen Personenverkehrs auf dem Abschnitt Hagenow Land - Zarrentin
15.12.2002 Wiedereröffnung des Personenverkehrs auf dem Abschnitt Hagenow Land - Hagenow
Gebaut wurde die Strecke von der Preußischen Staatsbahn auf Wunsch des Kaisers, die sich mit der Verbindung eine bessere Anbindung des Marinehafens Kiel an die Hauptstadt Berlin versprach. Da die Marine des Kaisers liebstes Kind war und er über diese Strecke auch nach Kiel fuhr, erlangte die Bahnstrecke den Spitznamen "Kaiserbahn". Es ist eine der beiden preußisch errichteten Bahnstrecken im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin (die andere ist die Strecke Ribnitz - Rostock).
Eine Karte aus dem damals aktuellen Kursbuch Winter 1990 / 91 verdeutlicht die Situation und zeigt, wo in Deutschland wir uns befinden.
Die Karte stammt aus dem letzten, getrennten Kursbuch, das wenige Tage vor der Wiedervereinigung am 03.10.1990 in Kraft trat und noch die Grenze zwischen Mecklenburg und der Bundesrepublik zeigt:
Und ein Kursbuchauszug aus dem Winter 1990 / 91 zeigt das damalige Verkehrsangebot:
Die Kilometerzählung der Strecke beginnt im Bahnknotenpunkt Hagenow Land, der mit dem Bau der Berlin-Hamburger Eisenbahn drei Kilometer außerhalb der Stadt Hagenow angelegt wurde. Hier zweigt die Strecke nach Schwerin von der Magistrale ab. Aus dramaturgischen Gründen beginnen wir aber unsere Reise auf dem Mecklenburger Abschnitt am anderen Ende in Zarrentin. Zum einen ist es dann die direkte Fortsetzung des letzten Beitrages, wo es den Kaiserbahn-Abschnitt von Ratzeburg nach Klein Zecher zu sehen gab [
www.drehscheibe-online.de]. Zum anderen,... Na, das werdet Ihr schon sehen.
km 27,5 Bahnhof Zarrentin (Meckl)
Zarrentin ist eine Kleinstadt im äußersten Westen Mecklenburgs, zu Wendezeiten lebten dort ca. 2500 Einwohner, durch Eingemeindungen nach der Wende kommt man inzwischen auf 5000 Einwohner. Der Ort liegt am Schaalsee, einem zu Zeiten der deutschen Teilung nahezu unzugänglichem Naturraum in direkter Nähe zur innderdeutschen Grenze. Der Zugverkehr aus Richtung Hagenow endet seit 1945 hier.
35. Straßenseite, 24.03.1991
Zarrentin hatte ein Empfangsgebäude vkleiner als diejenigen in Hagenow, Wittenburg und Hollenbek aber größer als die anderen Unterwegsstationen.
36. Blick aus Richtung Hagenow, 24.03.1991
37. Blick aus Richtung Ratzeburg, 24.03.1991
Es herrschte noch reger Güterverkehr.
38. Blick aus Richtung Hagenow mit dem Stellwerk Zo, 24.03.1991.
39. Blick aus Richtung Ratzeburg, 24.03.1991
Hier ist seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Strecke zu Ende.
Klaus, der Stein ist für Dich!
Anderthalb Jahre später, am 13.09.1992 war Wolf-Dietmar in Zarrentin. Und er erlebte, wie die 202 408-1 im Bahnhof rangierte.
40. Blick in Richtung Ratzeburg, 13.09.1992
Das Ende der Bahnsteiggleise ist lediglich mit Haltetafeln gesichert.
41. Blick in Richtung Hagenow, 13.09.1992
Kohle war damals noch ein wichtiger Transportstoff in Zarrentin. Aber was wurde an den Gleisen rechts im Bild verladen? Betonteile?
Am 07.04.2012 war Carsten in Zarrentin. Zu der Zeit war der Personenverkehr bereits 12 Jahre eingestellt und es wurde nur noch sporadisch Güterverkehr abgewickelt.
42. Straßenseite, 07.04.2012
43. Blick aus Richtung Ratzeburg, 07.04.2012
44. Blick aus Richtung Hagenow, 07.04.2012
45. Blick in Richtung Ratzeburg, 07.04.2012
Offenbar um schneller in den Bahnhof einfahren zu können, hat man auf Dauerrot gestellte Ausfahrsignal an der Ratzeburger Ausfahrt aufgebaut.
Aber was für einen Sinn macht das? Und wann geschah das - noch zu Zeiten des Personenverkehrs? Vielleicht weiß jemand ja die Antworten.
46. Blick in Richtung Hagenow, 07.04.2012
Keine Kohle mehr auf der linken Seite. Und auch der Kran rechts ist verschwunden.
47. Blick aus Richtung Hagenow, 07.04.2012
48. und noch einmal, von noch weiter weg, 07.04.2012. Vergleicht mit Bild 38.
Der Bahnhof ist auch in Richtung Hagenow mit Signalen gesichert.
Steht das Stellwerk Zo noch?
49. Ja! Inzwischen dient es allerdings als Wohngebäude, 07.04.2012
Der Bahnhof Zarrentin ist auch bei Kaiserbahn.de zu sehen: [
www.kaiserbahn.de]
km 23,5 Bahnhof Bantin
Bantin ist ein kleines Dorf, das 2004 zur Stadt Zarrentin eingemeindet wurde. Es erhielt einen Bahnhof mit dem kleinen Standardgebäude. Bereits zu DDR-Zeiten war der Bahnhof Bantin zu einer unbesetzten Haltestelle zurückgebaut worden.
50. Straßenseite, 24.03.1991.
51. Blick aus Richtung Hagenow, 24.03.1991.
Gut ist noch zu erkennen, dass hier einstmals mehr Gleise lagen.
52. Blick aus Richtung Ratzeburg, 24.03.1991.
53. Blick aus Richtung Hagenow, 24.03.1991.
Eine Weiche mit Handbedienug mit einem Gleis zur Kopframpe an der Ostausfahrt lässt Bantin wenigstens noch eine Haltestelle sein.
Doch wann wurde es zuletzt benutzt?
Carsten war auch hier am 07.04.2012 zu Besuch.
54. Blick aus Richtung Ratzeburg, 07.04.2012
Der Zugzielanzeiger ist neu.
55. Blick aus Richtung Ratzeburg, 07.04.2012
56. Blick in Richtung Ratzeburg, 07.04.2012
57. Blick aus Richtung Ratzeburg, 07.04.2012
Links lag Bahnsteiggleis 1, aber gab es eigentlich auch rechts noch ein Gleis?
Den Bahnhof Bantin gibt es auch bei Kaiserbahn.de: [
www.kaiserbahn.de]
So viel für heute, nächste Woche geht es weiter mit Wittenburg und Bobzin.
Hier kommen (editiert) die Links zu den anderen Abschnitten der Kaiserbahn:
[
www.drehscheibe-online.de] (Ratzeburg - Klein Zecher)
[
www.drehscheibe-online.de] (Wittenburg - Bobzin)
[
www.drehscheibe-online.de] (Hagenow Stadt)
[
www.drehscheibe-online.de] (Hagenow Land)
Viele Grüße
Wolf-Dietmar, Carsten und Christoph