Hallo,
als Ergänzung zum Beitrag über das Emaillierwerk Mellendorf vom User "Rally01", erlaube ich mir einen kleinen Bericht über die Konkurrenz aus Elberfeld. Der Sommer 2019 war einer der heißesten in den letzten Jahren. Nachdem ich mehrere Wochen in Wuppertal zu einem Lehrgang in nicht klimatisierten Räumen verbringen durfte, fand ich dennoch die Lust mich nachmittags u.a. auf die Spuren des Emaillierwerkes Schulze&Wehrmann zu begeben. Diese Werkbezeichnung war mir schon in Jugendtagen auf diversen Schildern der DR aufgefallen.
Zunächst einen kurzen Exkurs in die Firmengeschichte des Werkes. Im Jahre 1893 gegründet, entwickelte sich dieses Unternehmen aus kleinsten Anfängen zur bedeutendsten Emailschilderfabrik des westdeutschen Raumes. Die Erzeugnisse dieses Werkes, lichtechte und wetterbeständige Emailschilder mit dem Gütezeichen Gladiator sind allenthalben ein Begriff für deutsche Qualitätsarbeit. Gegründet wurde diese Firma 1893. Seit 1894 bestanden mit den Zentralstellen von Post und Eisenbahn Lieferverträge; daneben bezogen Bundes- und Kommunalbehörden Verkehrszeichen, Straßentafeln und Hausnummern. Neben Emailschildern aller Art für betriebliche Zwecke verließen farbenprächtige Emailplakate dieses Wuppertaler Werk und dienten der Außenwerbung bedeutender Unternehmen des In- und Auslandes. Ein Sondererzeugnis der Firma Schulze&Wehrmann waren die Fahrplantafeln mit auswechselbaren Emailschildchen, die auf den meisten Bahnhöfen der Bahn und an den Haltepunkten der Postautobusse zu sehen sind. Mit einer Belegschaft von 125 Arbeitskräften und nach gründlicher Um- und Neugestaltung der Betriebseinrichtung ist die Vorkriegskapazität bereits überschritten… (Quelle: Heimatchronik…1951, S.309)
Für die Qualität eines gut erhaltenen Emailschildes (oder auch eines Werbeschildes) ist natürlich auch die fachgerechte Anbringung desselben ausschlaggebend. Zu diesem Zweck haben die Emaillierwerke auf die Rückseiten der Emailleschilder kleine Zettel angeklebt, auf denen Hinweise zur Anbringung der "Emailplakate" aufgedruckt waren. Auch fanden sich Hinweise zur Pflege der Schilder, manchmal auch Empfehlungen, an welcher Stelle man es anbringen sollte. Jedes Emaillierwerk hatte seine eigenen Zettel. Es sollten nur Schrauben und keine Nieten oder Nägel verwendet werden, möglichst mit Blei- oder Lederscheiben als Unterlage. Ebenfalls dürfen die Schrauben nicht zu fest angezogen werden, damit das Email nicht Not leidet. (!)
Am 15.10.1958 wurde das Vergleichsverfahren über die Firma beantragt und am 5.2.1960 nach beendeter Liquidation aufgehoben. Damit endete die Produktion dieses überregional bekannten Betriebes Am Bornberg 88-92 in Wuppertal. Das ursprüngliche Hauptgebäude (1890er Jahre?) mit dem Anbau (Ende 1940er Jahre?) und der rückwärtigen angrenzenden Produktionshalle mit klassischem Sheddach ist immer noch vorhanden. Wenn auch zur Zeit meines Besuches zum überwiegenden Teil offenbar nicht mehr in Nutzung.
In Elberfeld gab es noch ein Emaillierwerk. Das Emaillierwerk Heinrich Peters. Ein Verzeichnis der Emaillierwerke findet sich unter [
www.german-picker.com]
Grüße,
Lalu
(Altes Hauptgebäude im Jahr 2019)
(rückwärtige Produktionshalle im Jahr 2019)
(altes Hauptgebäude um 1900)
(Seit Jahrzehnten ein Produkt der Firma zuverlässig im "Außendienst", hunderte Kilometer entfernt)
(Detail des Schildes)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.02.21 19:14.