Liebe Freunde,
schneemäßig konnten wir uns bislang in diesem Winter nicht allzu sehr beklagen, gab es doch seit langer Zeit bundesweit endlich mal wieder nennenswerte Schneemengen. So kann also das beliebte Jammern „Früher war alles besser“ zumindest in dem Punkt ausfallen. Und mit „Früher war alles besser“ sind wir dann schon ganz schnell bei der Eisenbahn… .
„Schnee“ und „Eisenbahn“ haben mich zu folgendem Beitrag inspiriert, einfach eine lose Sammlung von Eisenbahnbildern mit Schnee. Gemeinsam ist ihr eigentlich nur, dass alle Aufnahmen in den 1970er Jahren in Baden-Württemberg entstanden sind, die gezeigten Fahrzeuge (fast) alle nicht mehr existieren und die Fotostellen heute nicht mehr wiederzuerkennen sind.
Einen Teil der Bilder hatte ich hier vor vielen Jahren hier schon mal gezeigt, aber nachdem mein damaliger Provider alle Bilder in den Orcus geschickt hat, lasse ich sie hier wiedererstehen.
Mit ein wenig Schnee gepudert, geben auch ein paar Radsätze ein nettes Fotomotiv ab.
Bild 1:
Auf meiner Heimatstrecke, der Murgtalbahn im Schwarzwald, gehörte Schnee im Winter einfach dazu. Eine unidentifizierbare Karlsruher 218 auf dem Weg von Freudenstadt nach Karlsruhe beim Zwischenhalt in Forbach-Gausbach (26. Januar 1973) ist gezeichnet vom Schwarzwaldwinter.
Bild 2:
Bappschnee hat den Vorteil, dass er wunderbar an Allem kleben bleibt. So war das auch am 15. Februar 1978 an der Tennetschluchtbrücke bei Gausbach als sich 218 160 mit dem E 2709, der die Kurswagen aus Dortmund mit sich führte, das Murgtal hochbemühte.
Bild 3:
Heute würde ich für so ein Bild die Drohne losschicken, am zweiten Weihnachtsfeiertag 1978 musste ich noch selber den hoch über der Murg gelegenen Felsen in Schwarzenberg besteigen, um 218 295 mit einem kurzen Nahverkehrszug nach Freudenstadt abzulichten.
Bild 4:
Die Murgtalbahn endet in Freudenstadt und trifft im dortigen Hauptbahnhof mit der Kinzigtalbahn von/nach Hausach und der Gäubahn von/nach Eutingen/Stuttgart zusammen. Freudenstadt war immer schon ein rechtes Schneeloch und der am untersten Ende von Freudenstadt gelegene Hauptbahnhof liegt immer noch auf schneesicheren 664 m über NN.
Am 1. Januar 1971 begegnete mir dort die Tübinger 038 156, die gerade mit dem mittäglichen Eilzug aus Eutingen eingetroffen war. Und bei 038 156, der ehemaligen 38 3156, kommt unwillkürlich die Erinnerung an unseren Freund Wolfgang, der uns viel zu früh verlassen hat, auf.
Bild 5:
Sieben Jahre später gab es zwar keine Dampfloks mehr in Freudenstadt Hbf zu erleben, auch hieß der Personenzug jetzt Nahverkehrszug, aber den Schnee im Winter gab es immer noch. Gerne erinnere ich mich noch an die Fahrt mit dem 6138 von Hausach nach Freudenstadt.
Gebildet wurde dieser „Nahverkehrszug“ an jenem 19. Februar 1978 aus 798 716, zwei Steuerwagen und 798 576. Eine schlaue Entscheidung bei derartigem Wetter aus der üblichen VT+VB+VS Konfiguration eine Konfiguration VT+VS+VS+VT zusammenzustellen, wobei ich mich nicht erinnern kann, jemals im Raum Freudenstadt so eine Kombination gesehen zu haben. Aber das hatten wir 2009
hier ja schon mal ergebnislos andiskutiert.
Die Steigung von Alpirsbach nach Ehlenbogen hoch und weiter nach Loßburg schafften die beiden VT so gerade eben. Wieviel Verspätung wir da gemacht haben, ist mir nicht mehr in Erinnerung, weil ich planmässig in Freudenstadt eine Umsteigezeit von 74 (!!!) Minuten auf meinem Anschlußzug ins Murgtal gehabt habe. Soviel zum Thema „Damals war alles besser“.
Bild 6:
Bleiben wir noch ein wenig in Freudenstadt und erinnern uns an die „gute und so schöne“ Dampflokzeit. Am zweiten autofreien Sonntag im Winter 1973 (wer erinnert sich überhaupt noch daran) lagen im Nordschwarzwald nicht unerhebliche Schneemengen und es war erbärmlich kalt; mir blieb es so mit mindestens -40 Grad C in Erinnerung. 038 711 sollte den 4140 nach Eutingen fahren und wurde im Schuppen bereitgemacht. Bald drauf ging es los. Schuppentor auf und mit Anton, dem jugoslawischen Alleskönner im Bw Freudenstadt - hier als Weichensteller - , auf dem Rangiertritt zur nächsten Weiche.
Bild 7:
Im Vorbeifahren einen Blick auf ein Tenderdrehgestell der 038 711: es hatte wirklich Schnee im Schwarzwald.
Bild 8:
Bild 9:
Mit einmal "Sägen" war das Bw schon verlassen, über die Ausfahrt Richtung Alpirsbach/Hausach konnte die P 8 umsetzen und zu ihren Wagen für den 4140 gelangen.
Bild 10:
Bis zu Abfahrt 16:09 h bleibt noch eine gute Viertelstunde. Zeit um die zwei Pärchen mit Dampf und Wärme zu versorgen, Bremsprobe zu machen und um das Feuer zu richten. Bei den Temperaturen macht der Dampf schon was her.
Bild 11:
Zwei Wochen später gab es zwar weniger Schnee, die Weichen waren sauber ausgekehrt und diesmal hatte 038 772, der kurze Zeit zuvor ihre Schilder geklaut worden waren, die Aufgabe den 4140 zu bespannen.
Bild 12:
Nochmal feuchter Bappschnee: Diesmal in Rottweil am 18.12.1974 und an 221 144, die mich mit dem E 2856 von Stuttgart nach Rottweil gebracht hatte. Hat jemand eigentlich mal den Rottweiler Kirchturm ohne Gerüst gesehen?
Bild 13:
Ziel dieser Tagestour war Rottweil in der Hoffnung die letzte T 18 kurz vor Toresschluss nochmal vor einem „normalen“ Reisezug auf freier Strecke zu fotografieren. Aber zunächst war wieder ein Schneeschauer angesagt, halb so wild, da ich mich unterstellen konnte und 78 246 sich auch noch Rangiergeschäften im Bahnhof Rottweil hingab.
Bild 14:
Aber dann war es an der Zeit loszumarschieren, um rechtzeitig an der Fotostelle zu sein. Die Natur war äußerst feindlich, ein Nassschneeschauer jagte den anderen, aber damals konnten wir auch noch was ab und redeten ja auch nicht vom Wetter. Recht bald kam dann auch der 5915 mit 078 246 davor und dampfte munter Richtung Villingen.
Bild 15:
Der Nachschuss gefällt mir fast besser als der Standardschuss von schräg vorne.
Bild 16:
Von Rottweil dann einen kleinen Sprung Richtung Süden. Die Elektrifizierung der Schwarzwald-/Gäubahn war ab Anfang der 1970er Jahre beschlossene Sache und der westliche, eigentlich spektakulärere Abschnitt bis Villingen seit Herbst 1975 unter Draht und fest in der Hand der Offenburger 139. Die Arbeiten Richtung Singen/Konstanz gingen zügig voran, ab Herbst 1977 sollten die Schwarzwald- und auch die Gäubahn durchgehend elektrisch befahrbar sein. Ende 1975 hatten im Abschnitt Immendingen - Engen im Gegensatz zu den anderen Abschnitten, noch keine Arbeiten zur Elektrifizierung begonnen: Fotos von Dieselloks mit Schnee und Telegrafenleitungen am Hattinger Buckel schienen also im Winter 75/76 letztmalig möglich. Am 30. Januar 1976 wanderte ich entlang der Schwarzwaldbahn von Immendingen nach Engen um den letzten Winter mit der 221 an der noch nicht elektrifizierten Schwarzwaldbahn festzuhalten.
Mit dem D 508 nach Dortmund ist 221 126 zwischen Hattingen und Immendingen direkt an der Donauversickerung unterwegs. Wegen der Bauarbeiten zur Elektrifizierung im Möhringer Tunnel war dieser Streckenabschnitt nur eingleisig befahrbar, sodass 221 126 das linke Gleis befährt.
Bild 17:
Markant für den Streckenabschnitt Engen—Hattingen sind die hohen Granitmauern. Mit den vier SBB-Wagen des DC „Hegauland“ Zürich—Stuttgart ist die Villinger 221 145 nicht allzu sehr gefordert.
Bild 18:
Am südlichen Blocksignal von Talmühle kommt der D 571 Hannover - Konstanz mit 221 107 an der Spitze um die Ecke.
Bild 19:
In Neustadt/Schwarzwald war bis vor kurzer Zeit das Ende der Fahrleitung. Im Dezember 1976 trugen die Freiburger 145 noch die Hauptlast des Verkehrs auf der Höllentalbahn. 145 170 beim Umsetzen.
Bild 20:
Die Stilllegung der Zweigbahn Kappel-Gutachbrücke – Lenzkirch – Bonndorf im Hochschwarzwald zum 1. Januar 1977 veranlassten gewisse Kreise kurz vor Weihnachten 1976 diese Strecke noch mal zu bereisen. Der planmäßige Personenverkehr war bereits zum 1. August 1966 aufgegeben worden, aber die Strecke wurde noch dreimal pro Woche mit einem Güterzug bedient. Nichts einfacher als dem planmäßigen Güterzug 68054 ein AB4y beizugeben und schon konnte die Fahrt losgehen. Auch hier im Hochschwarzwald Schnee genug. Aus dem dampfgeheizten AB4y ließ sich dann kommod beobachten, wie die Kollegen der Bm die Spurrillen an dem Bahnübergang vor Lenzkirch freimachten.
Bild 21:
Derweilen wartet 211 216, die, wie Fachleute leicht erkennen, mit einem Mercedes-Motor ausgerüstet war, am Einfahrsignal von Lenzkirch das Geschehen ab, Gelegenheit für ein Foto in der freien Natur.
Bild 22:
Obwohl die Badische Staatsbrauerei Rothaus über zwei Jahrzehnte ihr Bier über diese Strecke in die weite Welt schickte, gelang es nicht, dem Zug ein Rothaus-Bierwagen beizugeben. Ein Fauxpas, der dem damaligen Organisationsteam noch heute nicht verziehen ist.
Bild 23:
Irgendwo in der Schneewüste zwischen Aulendorf und Herbertingen fuhr mir dieser klassische Nebenbahnzug der 1970er Jahre am 19.12.1976 vor die Linse.
Bild 24:
Schnee in der oberrheinischen Tiefebene war und ist recht selten. Und wenn, dann musste man sich beeilen. In der Regel war über Nacht gefallener Schnee am Mittag wieder weg. Der Nikolaustag 1979 bescherte der Umgebung von Offenburg ein paar wenige Zentimeter Schnee, also nichts wie raus, um den Alltagsbetrieb auf der Rheintalbahn im Schnee festzuhalten. Zuerst eine ordinäre 140er….
Bild 25:
... und dann noch eine Bügelfalten-Zehner vor einem der üblichen Schnellzüge jener Zeit, als Hintergrund für meinen Freund, den Baum.
Bild 26:
Offenburg ist der Ausgangspunkt der Schwarzwaldbahn. Anfänglich trugen die in Offenburg zusammengezogenen 31 Exemplare der elektrischen Lokomotiven der Baureihe 139 (E 40 mit elektrischer Bremse oder E 10 mit geänderter Getriebeübersetzung) die Gesamtlast des Verkehrs auf der Schwarzwaldbahn bis Villingen.
Das Bw Offenburg rüstete alle Loks mit kleinen Schneeräumern aus, mit denen die letzten Bauserien der 140 bereits ab Werk ausgestattet waren und die sich im Schwarzwald durchaus bewährten. 139 557 hatte sich im Schwarzwald schon recht eingesaut, und wartet in Offenburg vor dem Nahverkehrszug 7899 (Offenburg – Radolfzell) auf die nächste Fahrt durch den Schwarzwald.
Bild 27:
Die Strecke von Karlsruhe nach Pforzheim bot (und bietet) einige nette Fotostellen insbesondere rund um Ersingen. Warum nicht mal mit Schnee und so fuhr ich am 28. Januar 1976 dorthin und unternahm einen ausgedehnten Spaziergang entlang der Strecke. Im Güterverkehr kamen vorwiegend Kornwestheimer 150 zum Einsatz,……
Bild 28:
…. während im Personenzugdienst Stuttgarter 144 dominierten.
Bild 29:
Typisch für diese Strecke waren die Kesselwagenzüge, die den Stuttgarter Raum mit Mineralprodukten aus den Karlsruher Raffinerien versorgten.
Bild 30:
Die leider nicht mehr vorhandenen Reiterstellwerke in Stuttgart Hbf gaben diesem Bahnhof sein unverwechselbares Aussehen. Den damaligen Service „Stuhl am Bahnsteig“ nahm ich gerne in Anspruch, um meinen Fotokoffer abzustellen, um für diese Aufnahme des 425 424/124 alle Hände frei zu haben.
Bild 31:
Besonders gemütlich war es an diesem 16. Dezember 1978 am Stuttgarter Hbf nicht, so dass ich mich nach diesem Allerweltsfoto lieber zum Glühwein in die warme Stube zurückzog.
Bild 32:
Und mit diesem Stimmungsfoto vom Freudenstädter Hbf möchte ich den Streifzug durch das winterliche Baden-Württemberg beenden. Am 31. Januar 1972 gab es in Freudenstadt noch die „Eisstadion-Beleuchtung“, die P 8 (038 711) war mit dem 4142 pünktlich aus Hausach angekommen und wartet auf Weiterfahrt nach Horb, im Murgtal waren noch die 213 zugange und linksaußen stellt sich eine Tübinger 50er ihren Güterzug zusammen, den sie später dann nach Horb bringen wird.
Bild 33:
Euch alles Gute, ein schönes Wochenende und eine ruhige Faschingszeit.
Matthias
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