Liebe Eisenbahnfreunde,

für eine Abhandlung über sächsische Eisenbahneruniformen von 1837 bis 1873 bitte ich Euch um Hilfe.
- Welcher Sammler oder welches Museum hat noch Eisenbahneruniformen aus dieser Zeit?
- Gibt es Abbildungen von Eisenbahnern jener Zeit auf Grafiken, Zeichnungen und Gemälden oder auf ersten frühen Fotografien?
- Gibt es Schneidervorschriften mit Schnittmustern?
- Gibt es Abbildungen oder Herstellertafeln mit Flügelrädern, Kokarden, Knöpfen und Kragen-Rangabzeichen?

Zur Unterstützung der Suche hier eine grobe Einteilung in Zeitepochen, die nach einem Besuch im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden und Sichtung von dort vorhandenen Akten entstanden ist:

1837 - 1851
Im Sachsen-Report, Bd. 1, S. 70 ist eine schöne Grafik enthalten, aus der man entnehmen kann, wann welche Privatbahn ihren Betrien aufnahm und wann die einzelnen Bahnen unter staatliche Verwaltung genommen wurden.
Von den Privatbahnen habe ich noch keine Dienstkleidungsvorschriften gefunden. Vielleicht wurde so etwas auch weggeworfen, als man dann Staatsbahnkleidung trug.
Es entstanden Königliche Direktionen einzelner Staatsbahnen.
20.02.1849 erstes gedrucktes Bekleidungsregulativ Königlich-Sächsische Staatseisenbahnen
Unternehmensfarben Leipzig-Dresdner Eisenbahn: schwarz-blau
Schwarze Mützen, unten mit breitem blauen Streifen, schwarze Röcke mit blauen Ärmelaufschlägen und Kragen
Unternehmensfarben Königlich-Sächsische Staatseisenbahnen: weiß-grün
Schwarze (österreichische) Mützen, unten mit breitem grünem Streifen, oben Krone bzw. Zahl, naturellfarbene (österreichische) Röcke mit grünen Ärmelaufschlägen, -Patten, Vorstößen und Kragen; Kragenstickerei oder Silber-Borte und Litzen
Ob für diese Zeitspanne überhaupt irgendwelche Originalstücke zu finden sind?

1852 - 1857
23.03.1852 gedrucktes Bekleidungsregulativ Königlich-Sächsische Staatseisenbahnen
Schwarze (österreichische) Mützen mit grüner Deckelbiese, unten silberne Plattenschnur mit grünem Faden.
Mittlere Beamte: oben gestickter weißgrüner Pompon, darunter Fkügelrad mit Krone.
Untere Beamte: oben Blech-Pompon, weißgrün mit Krone, darunter Flügelrad ohne Krone oder Zahl
Für Betriebsbeamte naturellfarbene, für die übrigen Beamten schwarze (österreichische) Röcke
mit grünen Ärmelaufschlägen, -Patten, Vorstößen und Kragen.
Als Rangabzeichen am oberen Kragenrand dicht nebeneinander liegende Silberlitzen (4, 3, 2 oder 1) und in der vorderen unteren Kragenecke goldene Rangsterne (3, 2, 1 oder keiner) Das könnten durchaus ab 1852 schon die achtstrahligen Sterne mit Krone sein, sofern man nicht auf schriftliche Quellen stößt, dass die Sterne damals anders aussahen.
Für die höheren Beamten zur Gala auch mit Zweispitz und Degen.
Für diese Zeitspanne gibt es im Verkehrsmuseum Dresden eine Mütze, die wegen der Pompon-Kokarde aber eher Leipzig-Dresdner Eisenbahn sein könnte. Die dortigen Uniformen, auch auf einer Ansichtskarte zu sehen, könnten für den Festumzug 100 Jahre deutsche Eisenbahn nachgeschneidert worden sein.

1858 - 1864
Februar 1858 gemeinsames Regulativ für Eisenbahn- und Telegraphen-Beamte
(wird dann aber wieder getrennt)
Bei intensiver Suche könnte man aus dieser Zeitspanne die ersten Fotos / CDV-Porträts finden. Man sollte also nach Uniformierten aus Sachsen Ausschau halten, die zweireihige Uniformen tragen, bei denen die beiden Knopfreihen eng beienander liegen. Auch die eng nebeneinander liegenden Litzen am Kragen und die Ärmelpatten mit den 3 kleineren sächsischen Wappenknöpfen sind typisch für Post- und Eisenbahneruniformen in dieser Zeit. Da es erst noch recht wenige Fotografen gab, tragen die CDV-Fotos noch keinerlei Beschriftungen, was die Zuordnung erschwert.
Bisher habe ich aus dieser Zeit noch keine originale Eisenbahneruniform gesehen, nur Uniform und Mütze der sächsischen Post, siehe die folgenden Links:
[nat.museum-digital.de]
[sachsen.museum-digital.de]
Während die Eisenbahnbeamten naturellfarbenes Uniformtuch mit grüner Zweitfarbe tregen, tragen die unteren Postbeamten gelbes Uniformtuch mit blauer Zweitfarbe. Bei den höheren Postbeamten ist es umgekehrt.

1873 - 1882
01.04.1873 Bekleidungsregulativ (völlig neue Uniformgestaltung!)
Waffenrock und Kutten dunkelgrün und in preußischem Schnitt, Rangabzeichen in gelb, Knöpfe gelb und glatt.
Deckelmützen im preußischen Militärschnitt mit bekröntem gelben Flügelrad und sächsischer Kokarde.
Das sind nun die Uniformen, die wir im Allgemeinen als die typisch sächsischen Eisenbahneruniformen kennen und von denen es Dank des Fortschritts in der Fotografie auch zahlreiche Fotos gibt.

Ich bin für jeden Hinweis dankbar. Schon jetzt vielen Dank!

Hartmut Schöttge

Hallo,

hier kennt man sich mit sächsischen Uniformen aus: [www.dampfbahn-route.de]

Eisenbahntradition Zwickau
Horchstraße 2
08002
Zwickau

Tel.: 0375 44796981
Mobil: 01590 6030569

Eisenbahntradition Zwickau
Traditionspflege der Eisenbahn

Seit 1979 gibt es die heutige Bahnsozialwerkgruppe "Eisenbahntradition" Zwickau innerhalb der Stiftungsfamilie BSW & EWH.
Die Traditionspflege der Eisenbahn begann mit der Dampflok 50 849 und dem Zwickauer Traditionszug. Nach Umstrukturierung wurde eine umfangreiche historische Sammlung von Eisenbahnuniformen, Ausrüstungsgegenständen und Schriften aufgebaut.
Besonders die Sammlung des Eisenbahnfreundes Holger Böttcher über die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen bereichert unsere Ausstellungen auf Eisenbahnfesten. Die Sammlung kann nach telefonischer Anmeldung besichtigt werden.

MfG TRO

Hallo TRO,

vielen Dank für den Hinweis. Mit Holger Böttcher bin ich in ständigem Kontakt. Aber über so frühe sächsische Eisenbahnerdienstkleitung noch Informationen zu finden, ist extrem schwierig.

Beste Grüße

Hartmut Schöttge

Mit fällt nur Traditionsbahn Radebeul ein.

Glück Auf

Im Buch "Im Dienste Sachsens - Zur Geschichte der Uniform und reglementierten Dienstbekleidung sächsischer Institutionen" (Dresden 2002) von Reinhold Müller, Dieter M. Vetters und Detlef Göschel gibt es auf dem Seiten 129 bis 137 eine kurze Abhandlung zu den Uniformen der sächsischen Staatseisenbahnen. Auf fünf Farbtafeln enthält der Abschnitt Abbildungen von Rangabzeichen, Kragenspiegeln und Ärmelaufschlägen und Uniformteilen in Tragung.
Link zum Buch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek => [portal.dnb.de]

Bis bald

Gerd

Danke für den Tipp. Ich habe eine kurze Anfrage gesendet, ob sich dort jemand mit frühen sächsischen Eisenbahneruniformen auskennt. Ich denke aber, dass sich der Verein eher mit dem Betrieb der Traditionsbahn und der Restaurierung von Eisenbahnfahrzeugen befasst.
Schöne Grüße
Hartmut Achöttge

Hallo Gerd,

danke für den Tipp. Dieses Buch hatte ich mir bereits vor längerer Zeit zugelegt. Ich hätte es besser gefunden, wenn die Dinge, die den Autoren im Original vorlagen, als Fotografien im Buch erschienen wären. In den Vorschriften steht z.B. bei den Kragensternen "nach Probe" (also nach einem Muster-Exemplar). Ist alles (wie in diesem Buch) nur gezeichnet, weiß man nicht, ob die Kragensterne wirklich genau die gezeichnete Form hatten, oder ob den Autoren nur ein Uniform-Regulativ zur Verfügung stand und die Zeichnungen anhand der dortigen Formulierung entstanden sind. Dann weiß man ja nicht, wie so ein Stern "nach Probe" genau aussah. Und so kann es sein, dass die Sterne so gezeichnet wurden, wie man sie von einem anderen Fachgebiet kannte. Die Sterne an den Eisenbahneruniformen hatten aber vielleicht eine ganz andere Form.

Um solche Fragen zu klären, hatte ich mich an den Verlag gewendet und um eine Kontaktmöglichkeit mit den Autoren gebeten. Vom Verlag habe ich überhaupt keine Antwort bekommen. Dann habe ich im Internet nach den drei Namen gegoogelt und habe Herrn Göschel gefunden. Mit ihm habe ich ein sehr nettes Gespräch geführt. Er berichtete mir, dass die beiden Autoren schon verstorben sind und dass er damals nur der Zeichner war, der nach den Vorgaben der beiden Autoren die Zeichnungen angefertigt hat. Da das Buch bereits vor 20 Jahren erschienen ist, konnte er sich bei den vielen Themen nicht mehr daran erinnern, nach was für Vorlagen er die Zeichnungen im Themenbereich Eisenbahn angefertigt hat. Also hat dieses Telefonat leider auch zu keinen neuen Erkenntnissen geführt.

Hinten im Buch sind auch die archivalischen und sonstigen Quellen aufgeführt, welche die Autoren genutzt haben. Dort ist aber auch nichts Anderes aufgeführt, als ich mir auch schon angesehen habe. Und in diesen Archivalien waren auch nirgends Abbildungen enthalten, wo man mal die Uniformeffekten detailliert dargestellt hätte sehen können (außer zwei Kragenstickereien).

Die Stecknadel im Heuhaufen ist eben schwer zu finden.

Beste Grüße

Hartmut Schöttge

Hallo Hartmut,
Deine Zeit ist vor meiner und ich interessiere mich hauptsaechlich fuer Farben, aber ein Exemplar der Ansichtskarte des Eisenbahnassistentenverbandes habe ich auch:
[ksaechsstseb.de]

Wenn Du fuer Deine Publikation einen Scan der Henckel-Karte brauchst sag Bescheid.

VG Nils

Hallo Niels,
danke für Deine Hilfe.
Die VSEA-Karte habe ich im Original.
Beste Grüße
Hartmut