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Trari, trara, die Bahnpost ist da... IV
Eigentlich folgt auf Teil 1 ja Teil 2, da ich aber bei der Fortführung bemerkt habe, dass es zweckmäßiger ist, zunächst die einzelnen Wagentypen vorzustellen, werde ich Teil II erst zu einem späteren Zeitpunkt zeigen.
Hier wie gewohnt zunächst der Link zu Teil 1 & 3 dieser Reihe:
Trari, trara, die Bahnpost ist da... - Teil 1 (m20B + viel Text)
Trari, trara, die Bahnpost ist da... - Teil 3 (m26B)
Zunächst möchte ich mit den Nachkriegswagen der Güterwagenbauart fortfahren. In den Jahren 1949/50 lieferte die Maschinenfabrik Esslingen fünfzig zweiachsige Bahnpostwagen der Bauart Post 2-t/11 (5769 – 5818; alt: Post -c/11) für die Paketbeförderung. Die 12,4 Meter langen Wagen besaßen eine Lademasse von 11 t und waren in herkömmlicher Bauweise mit Holz verschalt worden. Ursprünglich als Päckereiwagen vorgesehen, rüstete man sie mit elektrischer Beleuchtung aus, deren Energie mittels eines riemengetriebenen Generators erzeugt wurde. Dazu Ofenheizung, ein Arbeitsplatz für den Begleiter, sowie einen Spind und einen Abort. Zur Beförderung von Zeitungen erhielten sie zwei Zeitungskästen zwischen den Achsen, sogenannte „Zeitungskeller“. Die Wagen waren zweifach gefedert und besaßen eine Handbremse, die nur von der am Wagenende liegenden Außenbühne bedient werden konnte. Auf dem Dach waren zwei Kuckuck-Lüfter angeordnet. 1966 baute man sie in Transportbahnpostwagen um, bis 1978 waren sie ausgemustert. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 100 km/H.
Bild 01: 1987 waren noch zwei Wagen als Güterzugbegleitwagen 55 und 56 bei der Rinteln-Stadthagener-Eisenbahn (RStE) im Ein-
satz. Hier am 23. Dezember des Jahres im Bf Obernkirchen. Die Kuckuck-Lüfter hatte man durch einen Wendler-Lüfter ersetzt:
Bild 02:
Um Paketsendungen auch in schnellfahrenden Zügen befördern zu können bestellte das Posttechnische Zentralamt in Darmstadt (PTZ) 1965 hundert Transportbahnpostwagen der Güterwagenbauart Post 2sst/13 (65 800 – 65 899). Die Grundkonzeption entsprach den Wagen der Bauart Glmms 61 der DB. Da noch keine Befestigungsmöglichkeiten für Postgutbehälter vorhanden war, mußten die Wagen auf herkömmliche Weise beladen werden. Die Wagenkastenlänge betrug 12,78 Meter.
Etwa zeitgleich hatte die DBP drei Flachwagen Post 2-7/13 (64 901 - 64 903) beschafft, die für den Transport von Rollplattenbehältern vorgesehen waren. Zwei von ihnen liefen im Versuchsbetrieb zwischen Köln und Hamburg. Die drei Flachwagen entsprachen einem Standard-Untergestell für Güterwagen, besaßen aber anstelle des Holzfußbodens Aufnahmemöglichkeiten für Rollplattenbehälter und dazwischen begehbare Gitterroste. Da die Wagen auch in Reisezügen laufen sollten, besaßen sie Durchgangsleitungen für Dampf und Elektroenergie. Die lastabhängige Umstellung der Luftdruckbremse erfolgte automatisch. Diese Form der Beförderung konnte sich allerdings nicht durchsetzen, der Versuchsbetrieb endete bereits 1967
Zurück zur Alternative Post 2ss-t/13. Die Wagen waren bereits für den Einbau einer Mittelpufferkupplung vorbereitet, die dann aber nie nachgerüstet worden ist. Das Kastengerippe war mit kunstharzverleimten Buchenfurnierplatten verkleidet. Über den Ladeöffnungen befanden sich zwei Deckenleuchten, die über eine Batterie mit Energie versorgt werden konnten. Dafür war ein klappbares Batteriefach vorhanden, desweiteren gab es einen Steckdosenanschluß.
Bild 03: Am 28. Mai 1991 traf ich an der Bahnpost in Osnabrück den Post 2ss-t/13, 50 80 00-11 683-2; OPD Köln 3,
PA Köln 3 an, Heimatbf. Köln-Deutzerfeld, der noch Dampf- und elektrische Durchgangsleitung besaß:
Bild 04: Der am gleichen Tag dort von mir fotografierte Post 2ss-t/13, 50 80 00-03 685-7, OPD Hamburg,
Postamt 3 Hamburg, Heimatbf. Hamburg-Altona, besaß nur noch die elektrische Durchgangsleitung:
Im Jahre 1975 beschaffte die DBP ein letztes Mal 75 Neufahrzeuge der Gattung Post 2ss-t/15, die auch als Baureihe 1976 bezeichnet wurden. Sie waren vorrangig für den Transport von Paketrollbehältern im Binnenverkehr vorgesehen und konnten mit Zielladung ohne Begleitpersonal eingesetzt werden. Sowohl Untergestell als auch Wagenkasten waren eine geschweißte Stahlkonstruktion aus Walz- und Abkantprofilen und Blechen verschiedener Dicke. Die Ladetüren bestanden aus Leichtmetall hinter der sich eine 4,40 Meter breite Laderaumöffnung befand. Der Fußboden bestand bei 65 Fahrzeugen aus Kiefernholzbohlen, bei 10 Wagen verlegte man Sperrholzplatten aus Birkenholz mit glasfaserverstärkter Oberfläche. Im Fußboden waren 16 Zurrösen verankert. Die für 120 km/h zugelassenen Wagen waren für den Einbau einer Mittelpufferkupplung vorbereitet. Die Laufwerke hatten Doppelschakengehänge mit zweistufiger Parabelfeder und je ein Wiegeventil für die lastabhängige Druckluftbremse.
Bild 05: Am 21. Mai 1986 kam mir in Koblenz Hbf dieser Post 2ss-t/15, 50 80 00-03 605-5 (OPD Hamburg, BA 3 Hamburg, Heimatbf Hamburg Hbf) vor die Kamera:
Bild 06: An derselben Stelle fotografierte M. Mandelartz den Post 2ss-t/15, 50 80 00-03 613-9 (OPD Hamburg, BA 3 Hamburg, Heimatbf Hamburg-Altona):
Auch wenn die 1976er die letzten Neubauten für die DBP waren, so gab es im Jahre 1981 doch noch einmal Zuwachs bei der Bahnpostfamilie. Im Herbst 1981 kaufte die Deutsche Bundespost zehn gedeckte Güterwagen des Typs Gbs 245 von der Deutschen Bundesbahn. Die Wagen sollten in unbegleiteten Bedarfs-Transportbahnposten zwischen West-Berlin und Ost-Berlin bzw. der DDR zum Einsatz kommen, da die Bereitstellung von Post mr/26 aus der Betriebsreserve zu aufwendig und kostspielig war, ebenso wie die Bereitstellung von Post 2ss-t/13 und Post 2ss-t/15. Zudem kam die Anmietung von DB oder DR-Güterwagen nicht in Frage, da zwischen den beiden Bahnverwaltungen ein Abkommen bestand, welches Verzugsgebühren vorsah, wenn Wagen zu lange bei der jeweils anderen Bahnverwaltung weilten. So sollte der Wagenaustausch beschleunigt werden, was jedoch im Falle der Bedarfs-Transportbahnposten nicht gewährleistet werden konnte. Die zwischen 1953 und 1960 gebauten Wagen erhielten das Post-Emblem und Post-Anschriften und eine Reisezugwagennummer für Postfahrzeuge, dazu die Austauschziffern „51“, sowie ein RIC-Raster mit D, DR, A und CH. So erhielt die DBP posteigene Transportbahnpostwagen, die den vorgesehenen Zwecken voll genügten und günstig betrieben werden konnten.
Die Wagen wurden der Oberpostdirektion Hannover/Postamt 3 Hannover zugeteilt, das sechs Wagen ständig vom Postamt 77 in Berlin aus einsetzte. Die übrigen vier standen für andere Umläufe von Transportbahnposten zur Verfügung, bzw. dienten im Weihnachtsverkehr als Verstärkung beim Postamt 77. In diesem Fall lieh sich die Post für die Dauer des Einsatzes vier gedeckte Güterwagen bei der DB.
Bild 07: Am winterlichen 11. Januar 1985 traf ich in Osnabrück Hbf Po diesen Post 2s-t/11, 51 80 00-01 993-6 (56 993)
an. Der Wagen wurde kurz darauf von der 291 095 abgeholt (siehe Bild 18 in Teil 1):
Für umfangreiche Versuche mit einem neuen Vertriebskonzept benötigte die DBP eine größere Anzahl an Swchiebewandwagen. Da die DB diese nicht zur Verfügung stellen konnte und andererseits auch den eigenen Wagenpark nicht allzusehr zu vergrößern, traf man mit der Fa. Transwaggon ein Abkommen. Im Jahre 1977 beschaffte diese je 100 Güterwagen der Bauarten Habiqss (4-achsig) und Hbiqss (2-achsig) und stellte sie der DBP zur Verfügung, die mit den Wagen Paketrollbehälter transportierte. Leider habe ich diese Wagen nie einzeln fotografiert, wofür ich mich heute noch ohrfeigen kann.
Bild 08: 291 098 am 04. Februar 1991 rangiert am Bahnpostamt in Osnabrück Hbf Po. Neben zwei Post 2ss-t/15 steht dort auch ein Hbiqss der DBP im Anschluß:
Bild 09: Am 21. Juni 1990 oblg diese Aufgabe der ersten neuroten Osnabrücker 360 599 (ex 260 599). Auch hier se-
hen wir zwei Post 2ss-t/15, einen Hbiqss, sowie einen vorrübergehend in Gleis 1 „geparkten“ (vmtl.) DB-Gbs-uv 254:
Bild 10: Im November 1983 rangiert die 260 911 in Osnabrück auf dem Bahnpostsanschluß zwei Wagen der Bauart Tbis 869 der Bauform A. Rechts lugt ein Post mrz Hervor:
Bild 11: Der Uerdinger Vorserientriebwagen 624 503/924 502/624 504 erreicht am 19. Mai 1983 als
N 7810, Bielefeld – Osnabrück, die Hase- und Hansestadt. Am Zugschluß läuft ein Hbiqss der DBP:
Bild 12: Der E 3283, Münster – Wilhelmshaven, hat am 25. Januar 1989 Osnabrück erreicht. Die 290 343 zieht die Postwagen, ei-
nen Hbiqss der DBP, einen Post mrz und einen gedeckten Güterwagen der DB ab, um sie in den Bahnpostanschluß zu verbringen:
Bild 13: Am 24. April 1989 hat 360 600 (ex 260 600) den Postteil vom E 3283 abgezogen. Dieser be-
steht an diesem Tag aus dem planmäßigen Post mrz, einem MDyg 986 der DB und einem Post 2ss-t/15:
Bild 14: Die 360 599 (ex 260 599) stellt am 22. Mai 1989 dem E 3389, Osnabrück – Bremen,
drei Wagen der Post bei: einen Post mrz, ein Habiqss der DBP und einen MDyg 986 der DB:
An der Zugspitze übrigens ein ehemaliger Post mr-a/26, ein von der DB zum Dm 903.1 umgebauter Gepäckwagen.
Bild 15: 260 600 rangiert auf einer älteren Aufnahme vom 31. März 1977 den fast neuen Post 2ss-t/15, 50 80 00-03 617-0, am Bahnpostanschluß. Die Lok trägt noch die erste
Farbaufteilung der BR 260/261. Und auch der Doppelgelenkwasserkran erinnert an die damals gerade neun Jahre zurückliegende Zeit des Schnellzugdampfbetriebs auf der Rollbahn:
Bild 16: 260 604 rangiert am 19. Mai 1980 vier gedeckte DB-Güterwagen und einen Hbiqss der DBP im Bahnpostanschluß:
Bild 17: Am 29. Mai 1982 führt die 216 065 bei Veltheim (Weser) einen Habiqss der DBP am Zugschluß mit:
Bild 18: Mit dem E 2643, Aachen – Düsseldorf – Wuppertal – Arnsberg – Braunschweig, erreicht 216 103 den ehemaligen Bf Ildehau-
sen. Am Zugschluß läuft der Postteil des Zuges, bestehend aus einem MDyg 986 der DB, einem Post-mrz und zwei Post 2ss-t/13:
Dieses Foto entstand am Gründonnerstag 1981. Es darf angenommen werden, dass das bevorstehende Osterfest für einem erhöhten Anfall an Paketpost gesorgt hat.
Bild 19: Am 16. September 1982 führt 216 061 im E 3543, Kreiensen – Salzgitter-Ringelheim – Braunschweig einen Post 2ss-t/13 mit:
Bild 20: E 3703, Bielefeld – Löhne – Hameln – Elze – Hildesheim – Braunschweig, wird an diesem Sams-
tag aus der Braunschweiger 216 148, drei 4-achser Umbauwagen, sowie einem Hbiqss der DBP gebildet:
Bild 21: 360 911 (ex 260 911) rangiert am 30. Oktober 1991 im Osnabrücker Bahnpostanschluß einen Gs-uv 212, einen
Gbs-uv 254, einen Hbiqss der DBP und einen wohl ausländischen gedeckten Güterwagen unbekannter Herkunft und Bauart:
Bild 22: Nur mal zum Vergleich: Heute sieht es dort so aus. Wo einst das Bahnpostamt und die Anschlußgleise lagen, macht sich heute ein gesichtsloses Parkhaus aus Beton breit:
Bild 23: Mit diesem Bild von einer Rangierfahrt der 260 604 mit einem Post 2ss-t/15 verabschiede ich mich für heute:
In der nächsten Folge widmen wir uns dann der „Königsklasse“, der Bauart 1973, den Post mrz, die den Höhepunkt in der Entwicklung der Bahnpostwagen darstellte. Auch werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Deutsche Post nach 1990. Danach folgt zum Abschluß die bisher ausgelassene Folge 2.
Bis neulich – natürlich im HiFo
Rolf Köstner
Quellen:
Schmelzle, Peter: Die Post auf der Schiene, 150 Jahre Bahnpost in Deutschland, Deutsche Post AG Bonn 2006
Steindl, Joseph/Wagner, Peter. Typenkompass Deutsche Bahnpostwagen, Transpress-Verlag Stuttgart 2016
Stern, Volkhard: Bahnpost im Einsatz, EK-Verlag Freiburg 2013
Dieser Beitrag erscheint auch im Wagenforum (Wagen)
Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.
Ich bin ein Boomer!
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