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Moin moin!

Im Auslandsforum schreibe ich nun schon länger Reiseberichte über meine aktuellen Bahnfototouren im Ausland. In diesen Berichten versuche ich meine Eindrücke von der Bahn ebenso zu schildern wie die Erlebnisse am Wegesrand. Und ich zeige natürlich die entstandenen Fotos. Schon länger hatte ich den Wunsch, in diesem Stil auch mal länger zurückliegende Reisen aufzubereiten. Aber das ist sehr zeitaufwändig, müssen die Bilder doch erst gescannt werden und der Text von den oft nur stichpunktartig formulierten handschriftlichen Aufzeichnungen in lesbaren, in den PC eingegebenen Text gewandelt werden. Nun hatte ich eher zufällig von der Zweitagetour, um die es hier geht, die "brauchbaren" Bilder gescannt. Und die momentane reisefreie und dunkle Periode brachte die nötige Zeit, um mal diesen ersten "Historischen Reisebericht" anzulegen. Wobei die Anekdoten am Wegesrand mangels Erinnerungen sicher nicht ganz so reich gestreut sind, wie bei aktuellen Berichten. Ich habe dann sogar nachträglich noch drei Bilder gescannt, die bei bedecktem Himmel entstanden waren und die ich sonst nicht gescannt hätte, die aber der Illustration des Reiseberichtes dienlich sind.

Ein Ausschnitt der Kursbuchkarte von 1994 ist am Anfang des Berichtes verlinkt. Außerdem enthalten die Fotos Geodaten. Wenn man für seinen Browser ein Add-on zum Auslesen der Exif- und IPTC-Daten hat (kann man sich in der Regel kostenlos runterladen), so kann man sich mit einem Kartenlink den relativ genauen Fotostandort anzeigen lassen.

Und nun wünsche ich viel Spaß beim Mitreisen,
Jan




April 1994: Eine Zugrunde durch Sachsen-Anhalt

Prolog

Wer meine aktuellen Reiseberichte aus dem Ausland verfolgt, weiß, dass meine Touren auf Fotos ausgerichtet sind und ich das allermeiste mit dem Auto mache. Das war mal anders. Im Jahr 1994 war ich 23 Jahre alt, und die erste Leihwagentour war noch weit weit weg. Das Fotografieren hatte auch noch nicht die oberste Priorität; ich hatte seit den ersten TramperTickets Mitte der Achtziger die Ambition, dass keine deutsche Bahnstrecke mehr stillgelegt werden soll, ohne dass ich sie bereist hätte. Dabei war ich 1989 so weit, dass ich im Westen mit allen stilllegungsbedrohten Strecken "durch" war und dabei sicher auch 95% des Gesamtnetzes bereist hatte, so dass ich nun auch mal mit dem Fotoapperat zwischen den Bahnhöfen was machen konnte und nicht immer nur in den Zügen sitzen "musste". Doch damit war bald wieder Schluss, bekam man mit der Wende doch den nächsten Stapel Strecken auf den Tisch geknallt, den man nun bereisen "musste". Da hatte ich nun wieder einige Jahre dran zu "beißen", doch im Jahre 1994, in dem die Geschichte spielt, von der ich euch erzählen möchte, war man so weit durch, dass man in seine Bereisungen auch mal paar Aufenthalte für Fotos einbauen konnte. Die zeitliche Lage dieser Aufenthalte war nicht von der bestmöglichen Ausleuchtung der Motive geprägt (die ich eh nicht kannte...), sondern von der fahrplantechnisch besten Zeit, um mit dem Zug an- und abzureisen und zwischendrin weitere Züge zum Fotografieren zu haben. So war es dann auch eher Glück, dass im Laufe dieser zweitägigen Tour paar ganz passable Fotos zustande gekommen waren... Die Grundlage für den Reisebericht stellen die Fahrtenbuch-Aufzeichnungen dar, die direkt unterwegs notiert wurden.

Hier der Link zur Kursbuchkarte des Jahres 1994 für das bereiste Gebiet, die man sich als separates Fenster öffnen lassen kann, um sie jederzeit parat zu haben: [www.blockstelle.de]. Die gefahrene Strecke habe ich allerdings nicht markiert, um nicht die Spannung zu verderben.

Montag, 25.04.1994

Da ich im Schichtdienst tätig war, konnte ich leicht mal zwei Tage in der Woche frei haben. Vielleicht hatte ich aber auch Urlaub; das kann ich nicht mehr genau sagen. Ich hatte mir eine Tour zusammengestellt, bei der ich paar Nebenstrecken bereisen konnte, die vermutlich nicht mehr lange existieren würden.

ICE 575 Hamburg Hbf 08.37 - Hannover Hbf 09.49

Der Zug war bereits ab Hamburg ziemlich voll. Ich bekam gerade noch im Abteil für Schwerbehinderte einen Platz und konnte dort gut die Stunde bis Hannover zubringen. Die Umsteigezeit in Hannover nutzte ich, um mir in der DB Kantine Frikadellenbrötchen zu besorgen, die ich im nächsten Zug genüsslich verspeiste.

IR 2447 Hannover Hbf 10.23+10 - Helmstedt 11.32+10

Ich sammelte natürlich auch Fahrkarten. Die wertvollste Fahrkarte war damals der Freifahrschein, dessen sechzehn handschriftlich ausfüllbare Zeilen 16 mal grenzenlose Freiheit bedeuteten. Die Zeilen wurden auf diesem Sammelobjekt penibel ordentlich ausgefüllt. Gerade war ich von Buxtehude nach Grünhainichen-Borstendorf unterwegs. So stand es zumindest in der aktuellen Zeile. Hamburg - Halle wäre doch langweilig gewesen, oder? Jedenfalls war die Zeile auch ordnungsgemäß im ICE 575 abgestempelt worden, und das sollte es gewesen sein. Doch was macht die Zugführerin des IR 2447? Sie plantschte mit ihrer Zange einen weiteren Abdruck, ach, was sage ich, einen fetten Tintenfleck auf das gute Reisedokument. Ich war untröstlich...
In Helmstedt standen am Bahnsteig gegenüber zwei Anschlusszüge aufgebaut. Einer davon war meiner...

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039808Helmstedt.jpg
Als Anschluss stehen bereit: N 6216 nach Braunschweig über Jerxheim (in die Nähe von Jerxheim würde ich heute auch noch kommen...) und hinten mein N 7811 nach Magedeburg.

N 7811 Helmstedt 11.48+5 - Eilsleben 12.04+5

Zugbildung: DBmq, DBm, 142 (oder eher 109?). (DBm sind die braunen Doppelstock-Einzelwagen, q = mit Steuerabteil)
Leider stand als Anschlusszug nach Blumenberg eine modernisierte Ferkeltaxe bereit. Ich hatte nun paar Fotos eingeplant, doch hätte ich da natürlich gern noch rote Triebwagen erwischt...

N 7889 Eilsleben 12.09 - Seehausen (Kr Wanzleben) 12.22

Zugbildung: 771 (mint).
Natürlich gab es das obligatorische Ankunftsbild. Der Bahnhof war sogar noch örtlich besetzt - allerdings nicht mehr mit Fdl, wohl aber mit einer Schrankenwärterin. Mit der kam ich nach dem Foto ins Gespräch, und sie verriet mir, dass ich sogar mit einem Güterzug rechnen könne! Das war natürlich eine positive Nachricht, die man gern zur Kenntnis nahm.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039808Seehausen.jpg
N 7889 ist in Seehausen eingetroffen. Bevor es weiter geht, werden natürlich zwischen der "Örtlichen" und dem Zugpersonal die neuesten Nachrichten ausgetauscht. Vielleicht wurde aber auch die Dienstpost abgeholt. Auf der benachbarten Bundesstraße staute sich der Verkehr vor der Schranke in meinem Rücken.

In Seehausen hatte mich der Sommer empfangen! Der Himmel war zwar diesig, aber vollkommen wolkenlos. Büsche und Bäume zeigten ordentlich Blüten oder waren schon grün. Es war wunderschön! Ich zog meine Jacke aus und lief als erstes mal durch den Ort, der einen sympatischen Eindruck machte. Es gab eine alte Feldsteinkirche und natürlich den namensgebenden See. Mehrere Gasthäuser machten einen einladenden Eindruck. Das Motiv für die erste Streckenaufnahme fand ich am östlichen Ortsrand.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039813Seehausen.jpg
Am östlichen Ortsrand von Seehausen begegnet uns N 7890 auf seiner Fahrt von Schönebeck über Blumenberg nach Eilsleben. Im Nachhinein freue ich mich doch über die mintfarbenen Schienenbusse, denn nur hier habe ich diese mal mit DR-Emblem fotografieren können.

Für eine weitere Triebwagenfahrt und den angekündigten Güterzug lief ich dann in die weiten, typischen Bördefelder westlich des Ortes. Der Güterzug entpuppte sich allerdings als leer fahrende Lok, die allein doch etwas verloren wirkte, so dass ich einen bildfüllenden Blühbaum mit ins Bild nahm.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039814Seehausen.jpg
Das Einfahrsignal von Seehausen ist seiner Funktion beraubt; offenbar hat Seehausen den Status eines "Bahnhofs" verloren. N 7891 brummelt vorüber. Und ich überlege gerade: Formsignale mit Gittermasten gab es im Reichsbahnland doch auch eher selten?

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039815Seehausen.jpg
Der "Güterzug" entpuppt sich als leer fahrende 298.

Nachdem ich dann noch etwas im Gras sitzend die Seele baumeln lassen und den frischen Wind genießen konnte, kehrte ich rechtzeitig zum nächsten Zug zurück zum Bahnhof. Ja, der Aufenthalt in Seehausen hat gefallen!

N 7893 Seehausen 15.28 - Blumenberg 16.06

Zugbildung: 771 (mint).
Das schöne auf diesen Nebenbahnen war meistens, dass an den Stationen oft etwas Zeit für ein Foto war. Dass wir in Wanzleben einen fünfminütigen Kreuzungsaufenthalt haben würden, hatte ich schon entdeckt. Aber auch in Klein Wanzleben war nach Absprache mit dem Zugpersonal ein Foto drin.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039809KleinWanzleben.jpg
Geduldig wartet die Fahrdienstleiterin von Klein Wanzleben darauf, dass der verrückte Fotograf sein Bild gemacht hat und wieder im N 7893 Platz genommen hat. Das Personal sah schick aus in den neuen Uniformen. Schade, das die Netz-Mitarbeiter die nicht mehr lange tragen mussten...

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039810Wanzleben.jpg
In Wanzleben wurde mit N 7892 gekreuzt. Hier mit Fahrgästen...

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039811Wanzleben.jpg
...und hier mit Personal.

Selbst in Blumenberg, wo ich nur vier Minuten Aufenthalt zum Umsteigen hatte, konnte ich noch zwei Fotos machen. Das mag daran gelegen haben, dass der Anschlusszug in Richtung Halberstadt +10 hatte, was mich ein wenig um meinen nächsten Aktionspunkt bangen ließ. Leider war der Sonnenstand in Blumenberg sehr spitz.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039812Blumenberg.jpg
Ich bin mit N 7893 in Blumenberg angekommen und...

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039801Blumenberg.jpg
...steige in N 7708 um.

N 7708 Blumenberg 16.10+10 - Nienhagen 16.36+10

Zugbildung: 232, DBm, DBmq.
Beruhigt nahm ich bei der Einfahrt in Nienhagen zur Kenntnis, dass da noch ein Zug stand, der mein Anschlusszug nach Dedeleben sein konnte. Als wir hielten, war ich dann auch nicht der einzige, der eilig zu dem anderen Zug lief, dessen Zugführerin schon sichtlich ungeduldig wartete. Ein Foto musste aber trotzdem sein, denn eine weitere Zuggarnitur stand günstig am Stellwerk abgestellt.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039802Nienhagen.jpg
Der Anschluss nach Dedeleben in Form des N 7717 wartet schon ungeduldig am Nachbarbahnsteig. Auf die Idee, für die Reisenden die kleine Schranke zu öffnen, kam aber niemand vom Personal. Die Stammfahrgäste kannten das aber offenbar schon und liefen schnurstracks drumherum. Vorm Stellwerk ist eine weitere Zuggarnitur abgestellt.

N 7717 Nienhagen 16.41+8 - Dedeleben 17.39

Zugbildung: 204, Bghw, Bghw. (Bghw sind die Reko-Vierachser)
Die ersten vier Kilometer dieser Nebenbahn bis Schwanebeck durften nur mit 10 km/h befahren werden. Das war schon sehr "eindrucksvoll". Wenn jemand diese Bahn vielleicht "Huybahn" nannte, so war es eher nicht wegen des "Huuuuiiii" der Züge, sondern wegen des Höhenzuges "Huy", dessen Fuß die Bahn ein Stück weit folgt. Fotos von Unterwegsbahnhöfen habe ich nicht gemacht; wegen der Abfahrverspätung ab Nienhagen fehlten da die Zeitpuffer. In Dedeleben gab es natürlich die Standardbilder, die man an jedem Endpunkt einer Nebenbahn gemacht hat. Vor dem Lokumlauf schnell ein Bild von der einen Seite, nach dem Lokumlauf von der anderen Seite. Die Sonne schien nun aber nur noch diffus und stand eh im 90° Winkel zum Zug.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039900Dedeleben.jpg
N 7717 ist in Dedeleben angekommen.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039901Dedeleben.jpg
Etwas später steht N 7724 in Dedeleben zur Abfahrt bereit. Ein Fahrgast fehlt allerdings noch...

Auf der Fahrt hatte ich registriert, dass es neben einigen besetzten Bahnhöfen auch noch mehrere Schrankenposten gab. Ganz schön viel Personalaufwand für die fünf Züge nach Dedeleben und sieben Züge von Dedeleben. Nun war ich ganz in der Nähe von Jerxheim. Dedeleben war einer der Endpunkte der von Osten auf Jerxheim zulaufenden Strecken. Weiter nördlich hatte es noch die Strecke Oschersleben - Gunsleben gegeben, aber die war 1994 schon stillgelegt.

N 7724 Dedeleben 18.11 - Halberstadt 19.22

Zugbildung: 204, Bghw, Bghw.
Nun weiß ich nicht ganz genau, was für Möglichkeiten (und vor allem: Rückfallebenen!) ich für die anstehende Nacht inpetto hatte. Nur kurz als Gedankenstütze: 1994 gab es noch kein booking.com, und ich hatte auch noch kein Handy. Irgendwie waren wir damals relativ fixiert auf Jugendherbergen (und wo vorhanden natürlich Nachtzüge). Im Westen hatte man sich als Schüler und Azubi (letzteres war bei mir gerade ein halbes Jahr her) nie mehr als JH leisten können und wollen. Die Erkenntnis, dass im "Osten" eine Pension durchaus erschwinglich gewesen wäre, hatte ich damals noch nicht so. Die musste man auch erstmal finden, während man nach Jugendherbergen einfach im entsprechenden Verzeichnis suchen konnte.

So habe ich mich also in Halberstadt in eine Telefonzelle gestellt und in der JH Thale angerufen. Die Antwort auf die Frage, ob was frei sei, war nein. Das kannten wir aber schon von Ost-Jugendherbergen. Bei denen musste immer gleich ein ganzes Zimmer frei sein oder gar nichts. Deshalb erklärte ich ihm explizit, dass mir ein Bett reichen würde, auch wenn schon andere Einzelreisende im Zimmer wären. War zwar schön, wenn man ein Zimmer für sich hatte, aber Einzelzimmer zu bekommen war zumindest damals nicht das Ziel des Systems "Jugendherberge". Daraufhin gab er mir dann sogar eine Zusage. Allerdings vergaß er, mir eine klitzekleine Information mit auf den Weg zu geben...

Nach dem Telefonat hab ich noch eine Straßenbahn fotografiert (Gothaer natürlich...) und auf der Suche nach Essbarem eine Runde durch das Bahnhofsviertel gedreht. War aber ziemlich erfolglos.

N 5716 Halberstadt 20.13 - Thale Hbf 20.52

Zugbildung: 232, BDghw, Bghw, Bghw, Bmh. (Bghw/BDghw sind die Reko-Vierachser, Bmh sind die "Langen Halberstädter" mit Tür-/Raumaufteilung ähnlich Silberlinge)
In Thale liegt der Hbf nicht weit vom Eingang der Bodeschlucht entfernt. Leider auch hier ohne jegliche Verproviantierungsmöglichkeiten lief ich den Weg in die Schlucht hinein. Keine Ahnung, ob ich mich vorher schon oder erst nach Zugankunft vor Ort mit der Lage der JH beschäftigt hatte, aber ich wusste, dass ich in die Schlucht musste. Und der Weg war dann auch gut ausgeschildert! Es war nun schon ziemlich dunkel geworden, doch in der Schlucht war es richtig finster! Keine Menschenseele weit und breit! Und bald stand ich vor einem großen, trutzigen Gebäude. Aber das war auch vollkommen finster! Hmm, war ich hier richtig? Doch! Ich entdeckte in der Finsternis ein Schild, auf dem ich mühevoll entzifferte, dass die JH wegen Umbau ausquartiert sei. Offenbar stand dort aber nicht wohin. Genial! Zum Glück war am Bahnhof eine Telefonzelle, zu der ich nun zurück gewandert bin. Ein weiteres Telefonat mit der JH ergab, dass diese vom Bf aus in die andere Richtung in einem Plattenbau untergebracht sei. Ich fand sie bald, und siehe da: Ich bekam noch ein eigenes Vierbettzimmer mit Waschbecken. Der Weg dorthin war aber ein Spießrutenlauf durch graffitibesprayte Flure und durch in den Fluren abhängende Jugendgruppen, die laut Musik hörten und am rumgrölen waren. Ich hab mein Zimmer den Abend nicht mehr verlassen...

Dienstag, 26.04.1994

Die Erzieher der Horde vor meiner Zimmertür bewiesen allerdings feste Hand, und so herrschte dann doch irgendwann Ruhe auf dem Flur. Morgens konnte ich sogar in der JH frühstücken, was nach den Verpflegungsproblemen gestern Abend wohl auch bitter nötig war. Im Nachhinein dürfe das mein übelstes JH-Erlebnis gewesen sein, obwohl so ein Einzelzimmer natürlich komforttechnisch eher ganz oben angesiedelt war; was hat man teilweise in riesigen Massenschlafsälen gepennt...

Damals gab es im Stadtgebiet von Thale neben den heute noch bestetzten Stellwerken am Hbf und am Musestieg noch mindestens zwei Schrankenposten, an denen ich trotz der frühen Stunde mehr schlecht als recht und vor allem unscharf paar Züge fotografiert habe.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039923Thale.jpg
Irgendwie muss ich schon höllefrüh durch die Straßen von Thale geirrt sein; jedenfalls entstanden dieses und ein weiteres Foto noch vor 7 Uhr...

N 5705 Thale Hbf 07.03 - Quedlinburg 07.15

Zugbildung: 202, Bmh, BDghw, Bghw, Bghw.
Der Zug brachte mich nach Quedlinburg, von wo es in östliche Richtung nach Aschersleben weiter gehen sollte. Sollte... Doch das wäre zu einfach gewesen.

N 8737 Quedlinburg 07.43 - Ermsleben 08.35+6

Zugbildung: 202, Bghw, Bghw, Dag. (Dag ist ein dreiachsiger Reko-Packwagen).
In Bad Suderode hatte der Zug einen Kreuzungsaufenthalt, den ich natürlich für Fotos nutzte, auch wenn die Sonne noch nicht durchgekommen war.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039921Suderode.jpg
Mein N 8737 wartet in Bad Suderode auf Kreuzung mit dem Gegenzug. Die Dampfheizung köchelt vor sich hin und sorgt im Zug für eine schwüle Wärme. Heute gibt es hier nur noch einen Haltepunkt der Schmalspurbahn (na, immerhin!).

Die Kreuzung hatte uns eine sechsminütige Verspätung gebracht. Doch die sollte nicht das größte Problem sein. Der Zug endete nämlich in Ermsleben. Ab dort ging es mit dem Bus weiter! Zum Glück hatte ich in Aschersleben genügend Zeitpuffer.

SEV Bus Ermsleben ca 08.44 - Frose ca 09.00

Der ältere Herr am Steuer des Busses brauchte eine Ewigkeit, bis er den Bus auf die Hauptstraße gebracht hatte. Rechts vor links kannte er offenbar nicht, was natürlich zu Irritationen führte, weil die Autos von links anhielten und nur sehr zögerlich weiter fuhren, als unser Busfahrer keine Anstalten machte weiterzufahren. Irgendwann hatten wir es dann aber. Wir kurvten "gefühlt" wild durch Orte und über Nebenstraßen, kamen dann aber wie geplant in Frose am Bahnhof raus, wo man extra für uns einen Eilzug außerplanmäßig halten ließ.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039922Frose.jpg
Offenbar war ich nicht der einzige Fahrgast aus dem SEV-Bus. Der außerplanmäßig in Frose haltende E 4963 Ilsenburg - Halle rollt in den Bahnhof Frose ein.

E 4963 Frose ca 09.11 - Aschersleben 09.22

Zugbildung: 232, BDwsb, AB, B, B. (BDwsb ist ein kurzer Schnellzug-Packwagen mit Spezialabteilen, B / AB waren die in meinen Augen gegenüber den Halberstädtern unbequemeren Bautzener Abteilwagen).
Der Zuglauf des Zuges war Ilsenburg - Halle. Natürlich hätte ich mit dem Zug direkt weiter nach Halle fahren können, aber ich hatte noch einen kleinen Haken über eine weitere Nebenbahn geplant, die sich übrigens bis heute gehalten hat:

E 4865 Aschersleben 09.28 - Bernburg 09.49

Zugbildung: 232, AB, Bmh, Bmh, Bmh.

N 8541 Bernburg 10.08 - Könnern 10.39

Zugbildung: 202, Bghw, Bghw.
Meine Fotoambitionen hielten sich wetterbedingt in Grenzen, ein Beweisfoto aus Bebitz muss jetzt nicht gezeigt werden. Die Sonne wollte sich nicht so recht zeigen.

N 6507 Könnern 11.01 - Halle 11.39

Zugbildung: 232, Bmh, Bmh, Bmh, AB* (*abgeschlossen).
Vor Halle war der Zug so früh, dass ich schon auf den N nach Magedeburg mit Abfahrtszeit 11.39 hoffte, mit dem ich noch die Strecke Stumsdorf - Bitterfeld hätte bereisen können. Doch eine 10er La in der Einfahrt machte diese Hoffnung zunichte. Ich musste ohnehin noch einen Fahrschein besorgen und stand dafür lange im Reisezentrum an. Nun wollte ich via Köthen nach Dessau fahren, aber der IR nach Köthen wurde mit +10 angekündigt, was mich für meinen Anschluss in Köthen schon wieder gut schwitzen ließ...

IR 2644 Halle 12.43+10 - Köthen 13.05+10

Puuh, der Anschluss wartete!

N 5909 Köthen 13.10+7 - Dessau 13.39+10

Zugbildung: 232, Bmh, BDghw, Bmh.
Durch eine Kreuzung mit einem Eilzug in Elsnigk setzten wir weitere Minuten zu, was den nächsten Anschluss aber nicht gefährden sollte.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039902Elsnigk.jpg
In Elsnigk kommt uns E 3204 von Berlin-Lichtenberg nach Aschersleben entgegen. Ich hab damals ausgelöst, als wenn ich bei meiner Kamera mit einer Auslöseverzögerung rechnete...

N 5212 Dessau 14.01 - Belzig 14.43

Zugbildung: DBmq, DBm, 109.
Im letzten Drittel der Fahrt ging es mal kurz in das Bundesland Brandenburg, und als wir uns Belzig näherten, war ich einigermaßen erstaunt über die Hügeligkeit der Landschaft. Das sind die Anhöhen des Fläming. Endlich war auch wieder die Sonne durchgekommen. Das Wetter wurde richtig schön. Da ich in Belzig, das damals noch nicht "Bad Belzig" hieß, über eine Stunde Aufenthalt hatte, konnte ich die Zeit schön für Fotos nutzen, wozu ich auch mal an die Westausfahrt gelaufen bin. Dort konnte man für Züge von Westen auch eine Burg in den Hintergrund nehmen, wobei ich da immer zuviele Masten und -Schatten auf den Zügen hatte, so dass die Bilder nicht vorzeigbar sind. Aber insgesamt kam bischen was raus, so dass man sich auch anno 2020 noch über die Bilder dieser lohnenden Stunde freuen kann.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039903Belzig.jpg
Mein N 5212 hatte sechs Minuten Aufenthalt, so dass ich nach Ankunft noch schnell auf die Sonnenseite wechseln und ihn bei der Weiterfahrt nach Berlin-Wannsee aufnehmen konnte.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039904Belzig.jpg
Den Gegenzug N 5213 passe ich draußen in der westlichen Einfahrt des Bf Belzig ab. Keine Ahnung, weshalb ich den Zug an den Mast "geklatscht" hab...

Berlin war ja ursprünglich von Westen her nicht per E-Traktion erreichbar gewesen. Der Umbau der Magistrale und der Bau der Schnellfahrstrecke von Oebisfelde rüber waren noch nichtmal begonnen. Um nun Berlin aber auch in das ICE-Zeitalter versetzen zu können, hatte man kurzerhand die Fahrdrahtlücke auf der Kanonenbahn zwischen der frisch elektrifizierten Strecke Potsdam - Dessau in Wiesenburg und der Strecke Dessau - Magdeburg in Güterglück geschlossen. Bis zur Fertigstellung der beiden nördlicheren "Einflugschneisen" nach Berlin ging nun also der Fernverkehr zum großen Teil über die Verbindungskurve Güterglück und Belzig.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039905Belzig.jpg
Zurück im Bahnhof poltert sogar ein IC mit 103 durch den Bahnhof. Ich musste etwas rätseln, da der Zug in der Regionaltabelle des Kursbuchs nicht auftauchte, aber es muss IC 509 in Richtung Magdeburg - Hannover gewesen sein. Ich war etwas irritiert, da andere Züge dieser "Serie" mit Diesel über Brandenburg fuhren.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039906Belzig.jpg
Mit N 5214 kommt bereits der nächste Zug der Relation Dessau - Berlin-Wannsee durch, während mein Anschlusszug N 5632 noch diskret im Hintergrund lauert.

Für mich sollte es nun auf der Kanonenbahn weitergehen.

N 5632 Belzig 15.59 - Rathmannsdorf 18.12

Zugbildung: 202, Bmh.
Es war eine interessante Fahrt, mit der 202 und dem einzelnen Bmh Wagen über die nun für den ICE-Verkehr hergerichtete Strecke zu brausen. Ich hatte im Fahrplan gesehen, dass unser Zug in Lindau (Anh) 13 min Aufenthalt haben sollte. Ich rechnete mit einer ICE-Überholung und hoffte auf eine Fotomöglichkeit. Leider zog unser Zug aber bereits nach dem Bahnsteighalt in Nedlitz auf das dortige Ausweichgleis, wo ich nur noch aus dem geöffneten Fenster einen Teleschuss auf den ICE absetzen konnte. Dies war nun keine stilllegungsbedrohte Nebenstrecke. Dass die gesamten Anlagen mal vollständig von der Bildfläche verschwunden sein könnten, konnte man sich hier wohl am wenigsten ausmalen...

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039907Nedlitz.jpg
Blick aus dem geöffneten Fenster meines Bummelzuges auf ICE 695, der durch den Bahnhof Nedlitz braust. Einst ein Bahnhof mit stattlichen Anlagen...

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/Nedlitz1-1.jpg
...und heute leider ohne Gleise und Strippe. Ich hatte das Bild oben mit starkem Tele von weit hinten gemacht. Julian Schmuhl hat mir dieses aktuelle Bild als Vergleich (halt mit deutlich weniger Brennweite) zur Verfügung gestellt.

Der zweite interessante Programmpunkt auf der Fahrt mit dem N 5632 war der 46-minütige Aufenthalt in Güterglück. Auch das war ein Fotohalt par excellence. Während unser Züglein auf dem nicht mehr elektrifizierten oberen Bahnhofsteil von Güterglück auf seinen Gegenzug und je einen Reisezug auf der Hauptstrecke in jede Richtung wartete, konnte ich bischen in der Gegend rumknipsen.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039908Gutergluck.jpg
Güterglück, 46 Minuten Aufenthalt für N 5632!

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039909Gutergluck.jpg
Ok, ein Mistbild mit dem abgesäbelten Mast. Aber da fuhr gerade ICE 596 durch die Güterglücker Verbindungskurve.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039910Gutergluck.jpg
Oben hat sich mittlerweile auch unser Gegenzug N 5631 eingefunden. Nun stehen da zwei Züge rum. Unten bringt E 4413 Reisende aus Magdeburg mit.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039911Gutergluck.jpg
Nach Magdeburg fuhr gegen Ende unseres Aufethaltes N 5660 ein. Weshalb habe ich nicht auf seine Abfahrt gewartet, um wenigstens die Lok aus dem Ausleger zu bekommen? Die Zeit wäre gewesen, ich weiß es nicht... Diese Garnitur am "schrägen" WSSB-BÜ südlich Güterglück...*träum*.

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0039912Gutergluck.jpg
Die beiden Kanonenbahn-Bummelzüge hatten brav gewartet und wurden deshalb nochmal zusammen fotografiert.

Bei Barby ging es auf einer beeindruckend langen Brücke über die Elbe, die von mir natürlich als Motiv notiert wurde, das ich viele Jahre später dann sogar noch umsetzen konnte. Weshalb ich nicht ganz bis Güsten gefahren bin, weiß ich gar nicht. Vielleicht war mir ein Doku-Foto von einem Unterwegsbahnhof wichtiger, als die Strecke komplett zu bereisen? Dass Rathmannsdorf nun ausgerechnet dieses wunderschöne Blockstellen-Ensemble besitzt, hatte ich nicht gewusst und dann auch nicht gescheit umsetzen können. Da hätte ich vom Bahnsteig aus unseren Zug bei der Ankunft umsetzen müssen. Tja...

http://www.blockstelle.de/1200/Hist-DE-19940425/S0040010Rathmannsdorf.jpg
In Rathmannsdorf lasse ich N 5632 fahren. Er fuhr nur noch die eine Station bis Güsten weiter und kehrte bald als N 5633 von dort zurück:

N 5633 Rathmannsdorf 18.50 - Calbe West 19.03

Zugbildung: 202, Bmh.

N 8549 Calbe West 19.06 - Bernburg 19.34

Zugbildung: 202, Bghw, Bghw.
Das Licht schwand immer mehr. Ein Belegfoto im Schatten ging noch in Nienburg. Im Frühjahr hatte es massive Überschwemmungen gegeben. Entlang der Strecke standen noch weite Flächen unter Wasser.

E 4875 Bernburg 19.50 - Köthen 20.07

Zugbildung: 232, AB, B, B, Bmh.
Nun war ich im Laufe des Tages alle vier von Bernburg ausgehenden Strecken gefahren...

N 6076 Köthen 20.12 - Schönebeck 20.41

Zugbildung: 143, DBm, DBm.
Die 143 beschleunigte ihre zwei Dosto-Einzelwagen wie eine S-Bahn.

E 4995 Schönebeck 20.47 - Magdeburg Hbf 20.58

Zugbildung: 232, By, By, AB. (By sind die modernisierten "Langen Halberstädter" Bmh).
Dieser Eilzug kam von Erfurt via Sangerhausen.

ICE 699 Magdeburg Hbf 21.08 - Hannover Hbf 22.34

Nachdem man nun schon über drei Jahre Bahnfahrten in den neuen Ländern durchgeführt hatte und das Fahrplanangebot über die ehemalige Grenze nur langsam besser wurde, war dies doch ein wunderbares, neues Gefühl, in Magedeburg in den ICE steigen zu können! Spöttelnd könnte man heute ja sagen, dass dieses gute Gefühl nicht lange angehalten hat; heute hält in Magedeburg kein einziger ICE mehr! Jedenfalls genoss ich 1994 die Fahrt im eigenen Abteil, vermutlich diesmal ausgestattet mit einem leckeren Abendessen und einem Feierabendbierchen, das ich mir nach der Tour wohl auch verdient hatte.

ICE 580 Hannover Hbf 22.43 Hamburg Hbf 23.58

Vermutlich wurden am nächsten Tag die drei Filme zum Fotogeschäft getragen und dann bange darauf gewartet, wie die Ergebnisse werden...

Von den bereisten Strecken sind heute stillgelegt: Eilsleben - Blumenberg, Nienhagen - Dedeleben, Quedlinburg - Frose (Quedlinburg - Gernrode heute Schmalspur), Wiesenburg - Güterglück - Calbe - Güsten. Kurioserweise haben sich Calbe - Bernburg und Baalberge - Könnern gehalten, vermutlich wegen ihrer Ausrichtung auf die Großstädte Magdeburg bzw Halle.


https://www.blockstelle.de/anderes/Banner37.jpg




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:02:18:16:54:12.
Moin Jan,

was für ein geiler Bericht! Die Infrastruktur und die Fahrzeuge würden ja selbst mich sofort in den Osten locken ;-)
Wahnsinn!

VG Pau

Sagenhaft!

geschrieben von: ccar

Datum: 26.12.20 15:42

Danke, Jan, für diesen Beitrag, ich habe mich bei jedem Bild damit aufhalten können, die Details zu betrachten.
Leider habe ich diese Gegend Deutschlands erst bereist, als diese ganze Herrlichkeit bereits vorbei war.
Umso schöner, jetzt Deine Bilder aus einer längst verloren gegangenen Zeit zu betrachten.

Du darfst Dich gerne mit weitern Inlandsprojekten beschäftigen.

Gruß und frohe (Rest-)Weihnachten!
Christoph

Moin ins Forum,

sehr sehr schöne Bilder........ich hoffe die Reise geht weiter.......?


Grüße aus OL
> würden ja selbst mich sofort in den Osten locken

Tja, wie sich die Geschichten doch manchmal gleichen. Der eine fährt nicht in den Osten, der andere nicht in den Westen (Westberlin vielleicht mal ausgenommen). :)

Zu meiner Zeit hießen Aktivisten Frida Hockauf und Adolf Hennecke 😉

Re: 1994: Eine Zugrunde durch Sachsen-Anhalt - Reisebericht mit vielen Bildern

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 26.12.20 17:00

Mehr Kurz-nach-der-Wende-Reichsbahnathmosphäre geht einfach nicht ... Ein sehr schöner Bericht!

Viele Grüße,
Lars
Danke. Einfach Toll.

Gruß von ganz oben der Bergmensch. 🙋‍♂️
Jan vdBk schrieb:
... Und ich überlege gerade: Formsignale mit Gittermasten gab es im Reichsbahnland doch auch eher selten? ...
Nicht so selten wie Du vielleicht denkst, es hatten sich bei der DR noch eine ganze Menge Gittermasten an Hf-Signalen insbes. an den Einfahrsignalen gehalten, so sie nicht schon durch Hl-Signale ersetzt waren. Allerdings wurden bei der DR ab Ende der 50er Jahre ohnehin für neue Hf-Signale keine Gittermasten mehr produziert, der ursprünglich einmal für geringe Gleisabstände vorgesehene Flachmast war dann quasi die Standartbauform.

Danke übrigens für deinen hervorragend strukturierten Bericht und das sehr ausgewogene Verhältnis zwischen Fett- und Normalschrift in deinen Texten, das hat Spaß gemacht zu lesen (Das betone ich, weil es hier auch andere Beiträge mit sehr ähnlicher Thematik gibt, wo gefühlt die Hälfte der Fließtexte unbedingt fett hervorgehoben sein müssen - warum auch immer).

Gruß aus der nördlichsten Hauptstadt Europas

- - -
Fréttir frá Þorbjarnarfelli við Grindavík: [LiveCam on YT by RÚV - ruv.is]
Moin Jan,

vielen Dank für deinen unterhaltsamen Bericht. Bin ja auch viel Bahn gefahren damals, aber solche Berichte bringe ich nicht zusammen.

Hier hat man wieder dieses Elend mit der Kanonenbahn gesehen. Wie konnte man so eine Strecke, zumal noch frisch elektrifiziert, kurz darauf stilllegen? Heute fahren wir Umleiter von Seddin umständlich über Roßlau / Rodleben bis Güterglück...

Danke und Gruß aus Berlin

Carsten

https://abload.de/img/2005.12.08felix2wzjkf.jpg Mein HiFo-Inhaltsverzeichnis
Wir werden dich nie vergessen!
Moin Jan,

vielen Dank für die Mühe der Aufarbeitung deiner eindrucksvollen Aufnahmen, die du zusammen mit einem detaillierten Reisebericht hier anschaulich präsentierst.
Natürlich erfreut mich dieser Bericht des persönlichen Bezugs wegen besonders.
Ich freue mich an dieser Stelle schon auf folgende Beiträge und Eindrücke.

Mit besten Grüßen
Julian

Re: 1994: "Kurz-nach-der-Wende"

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 26.12.20 21:39

Hallo Lars,

auch mir hat der Bereicht sehr, sehr gut gefallen, zumal ich damals vor Ort berufstätig und fotografisch ähnlich unterwegs war. Aber "Kurz-nach-der-Wende" war das 1994 schon nicht mehr, siehe auch die mintfarbenen Ferkeltaxen. Und vergessen wir nicht: Zu jener Zeit hatten bereits die ersten nach der Wende arbeitslos gewordenen ex-DDR-Bürger eine Fortbildung oder Umschulung nach West-Standard (IHK-Prüfung) hinter sich, fanden aber trotzdem keine neue Arbeit. Von der Wende-Euphorie war 1994 vielerorts schon nichts mehr zu spüren.

Beste Grüße und bleib gesund

Martin



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:12:26:21:55:35.
Vielen Dank für den großartigen Bericht mit den vielen schönen Bildern.
Das waren damals noch schöne Zeiten. Man konnte an jede Strecke fahren, es kamen überall schöne Züge und es gab noch schöne Bahn Infrastruktur.

Gruß Ingo118
Hallo Jan,

ich möchte mich auch für deinen tollen Bericht bedanken. Schöne Erinnerungen und toll, dass du dir auch die Reihungen notiert hast.

viele Grüße
Andre

Ganz mein Geschmack.

geschrieben von: Streckenrangierbezirk

Datum: 27.12.20 15:52

Hallo Jan,

danke für den informativen Bericht. Sehr schön geschrieben. Tolle, z.T. unbekannte Motive.

Besonderes Lob verdienen die übersichtliche Textgestaltung, sowie die Angaben zu Zugbildung und Fahrzeiten der benutzten Züge. Irgendwie wurde damals anders fotografiert (fällt mir allgemein zunehmend auf). Der Bildaufbau war nicht immer so "geleckt". Leute und Autos durften sich einfach so im Bild befinden. Angeschnittene Häuser. Sträucher im Fahrwerk der Züge usw.

Noch ein kleiner Hinweis zur Perfektion: Die Triebwagen hatten seinerzeit (Mai 1991 - Mai 1995) die Zuggattung "Nt". Zumindest auf dem Gebiet der (früheren) DR.

Es grüßt Dich der SRB
Hallo !

Vielen Dank für den schönen Bericht aus Sachsen Anhalt. Vor allem die doch noch recht gemischten Zuggarnituren haben mich erfreut. Und aus diesem Grunde ein großes Lob an Dich, daß Du die Wagenreihungen der Züge aufgeführt hast. Denn in diesen Zeiten (Nach der Wende, Anfang bis Mitte der 90er Jahre) konnte man die Veränderungen im Wagensektor bei der DR und dann jungen DB AG sehr gut speziell in den neuen Bundesländern miterleben.

Ja, die Strecke von Ilsenburg Richtung Goslar habe ich kurze Zeit nach der Eröffnung mit den lokbespannten RE Goslar - Halberstadt - Halle mit 232 "erfahren" dürfen. Vorher bin ich von Halle nur bis Aschersleben gekommen, weiter leider nicht mehr auf dieser Strecke.

Die "Krönung" Deiner Streckenbereisung war Dedeleben, da mußten früher die Zugpersonale einen Passierschein besitzen, da Dedeleben im 5 km Grenzbereich lag. Hat mir ein Halberstädter Tf später erzählt. der fuhr auch Stapelburgvor der Wende. Eigener Dienstplan !

Vielleicht hast Du noch aus anderen Ecken (Thüringen, Sachsen) von dieser Zeit Berichte mit inzwischen nicht mehr wiederholbaren Bildern für uns vorgesehen ? Ich würd mich freuen.

Viele Grüße
aus dem Süden

diesel-fan

Re: 1994: "Kurz-nach-der-Wende"

geschrieben von: Sonderkorrespondent

Datum: 27.12.20 17:42

QJ 7002:
Von der Wende-Euphorie war 1994 vielerorts schon nichts mehr zu spüren.
Ja, die Aufbruchstimmung war da schon wieder Geschichte.

Wie auch die Deutsche Reichsbahn. Im April 1994 gab es gerade ein Interregnum mit „Netzbahnhöfen“, von vornherein nur ein Übergangskonstrukt während der Umsetzung weiterer Änderungen, mit denen kein Stein auf dem anderen blieb.

Re: Ganz mein Geschmack.

geschrieben von: Sonderkorrespondent

Datum: 27.12.20 17:45

Streckenrangierbezirk:
Irgendwie wurde damals anders fotografiert (fällt mir allgemein zunehmend auf). Der Bildaufbau war nicht immer so "geleckt".
Ich würde eher denken, daß von den heute angefertigten Fotos halt nur die geleckten (langweiligen...) in die Öffentlichkeit von Galerie & Co. gelangen.
Dieselkutscher schrieb:
Moin Jan,

vielen Dank für deinen unterhaltsamen Bericht. Bin ja auch viel Bahn gefahren damals, aber solche Berichte bringe ich nicht zusammen.

Hier hat man wieder dieses Elend mit der Kanonenbahn gesehen. Wie konnte man so eine Strecke, zumal noch frisch elektrifiziert, kurz darauf stilllegen? Heute fahren wir Umleiter von Seddin umständlich über Roßlau / Rodleben bis Güterglück...
Hallo Carsten,

so ist es... Meine 143-Gz-Prüfungsfahrt ging da lang (BSE-LMR) bis vor die Haustür, musste aber trotzdem wieder mit zurück Gf nach Seddin...
Wenn man aber ein Symbolbild für alles was hier verkehrt läuft bräuchte, diese beiden Bilder der Kanonenbahn wären allererste Wahl...

MfG

"Gibt es zwei- bzw. dreiachsigen Reko-Wagen der DR (Bage, Baage, Dage oder Bagtre), die die gleiche Breite aufweisen, wie die vierachsigen Reko Wagen z. b. der zuvor genannten Hersteller? Also schmaler sind, als die Wagen von Piko und Roco!
Viele mögen die 1-1,5 mm breitenuntershcied nicht stören und mich wiederum ist es egal, welche breite nun die Maßstabsgereue ist - mir wäre nur wichtig, dass die Personenzugwagons der DR in meiner Zugkombi ziemlich gleichbreit sind..."

🤦‍♂️😂🤷‍♂️

Quelle: Stummiforum..

[www.stummiforum.de]
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