siehe auch:
[CH] SBB-Brünigstrecke 1977-85, Deh 4/6 901-906 in Grün (31B) [www.drehscheibe-online.de]
[CH] SBB-Brünigstrecke 1977-85, Deh 4/6 907-911 in Grün (26B) [www.drehscheibe-online.de]
[CH] SBB-Brünigstrecke 1977-85, Deh 4/6 912-916 in Grün (23B) [www.drehscheibe-online.de]

Wer meine Beiträge zu den Schmalspurbahnen in der Schweiz, in Österreich, Ungarn, Italien, Spanien und Portugal verfolgt hat, dem ist sicher klar, dass ich eine ganz besondere Vorliebe für den Güterverkehr auf schmaler Spur hege. Ob dieser Verkehr nun ganz klassisch mit Schmalspurgüterwagen, mit aufgebockten Normalspurgüterwagen oder mit Schmalspurtriebfahrzeugen vor Normalspurgüterwagen auf Dreischienengleisen geschieht, spielt mir keine Rolle. Bei der Brünigbahn war das nicht anders. Während die Bergstrecke zu meiner Zeit schon kaum mehr kommerziellen Güterverkehr kannte, fuhren auf den Talstrecken Interlaken - Meiringen und Luzern - Giswil jeden Werktag ein bis zwei Güterzugpaare, die in den meisten Fällen neben den schmalspurigen Stückgut- und Dienstgutwagen auch aufgeschemelte Normalspurwagen mitführten. Die vor 1983 entstandenen Fotos sind digitalisiert und aufbereitet. Beginnen wir auf der Nordseite des Brünigs.

Nur einmal habe ich den Frühgüterzug Meiringen - Luzern aufgenommen. Er startete in den Jahren um 1980 um halb sechs Uhr in der Früh als Güterzug mit Personenbeförderung 8706 in Meiringen. In der Regel bestand der Zug über den Berg nur aus einem Triebwagen, einem Personenwagen und dem bedienten Postwagen. Nach der Ankunft in Giswil liess der Güterzug zwei Personenzügen nach Luzern den Vortritt und fuhr um 07.21 Uhr als Zug 18710 weiter. Bis Sarnen stand der Güterzug im Kursbuch, weil im Personenwagen Schüler aus Giswil und Sachseln zum Unterricht ins Kollegi fuhren.

Kurz vor dem Loppertunnel begegnet mir Deh 4/6 901 mit Güterzug 18710 nach Luzern, September 1981. Am Zugschluss führt er zwei unbeladene Rollschemel, die er wahrscheinlich frisch revidiert von der Werkstätte Meiringen über den Brünig mitgebracht hat. Besondere Beachtung verdient der ungesicherte Bahnübergang für Fussgänger am Ende des Trottoirs. Dieser nicht öffentliche Weg erschliesst drei Höfe am Steilhang über der Bahn.


Im März 1980 verlässt Deh 4/6 902 mit dem Vormittagsgüterzug aus Luzern den Bahnhof Alpnach Dorf, im Hintergrund der 2128 m hohe Pilatus. Der 91 m hohe Turm der Pfarrkirche St. Maria Magdalena setzt einen eigenen Akzent.


Deh 4/6 907 führt am späten Vormittag einen Güterzug von Giswil nach Luzern, April 1980. Zum Zug gehören ein Personenwagen 2. Klasse, ein schmalspuriger Stückgutwagen sowie je ein gedeckter Güterwagen der Bauart Gms (ex K3) der SBB und ein gedeckter Güterwagen der UIC-Standardbauart Gs auf Rollschemeln. Der Fotostandort liegt auf halbem Weg zwischen Giswil und dem Sarnersee.


Am Dorfeingang von Sachseln habe ich anlässlich einer früheren Exkursion einen schönen Fotostandort entdeckt, mit dem Sarnersee als Hintergrund. Leider haben kurz vor meinem Besuch die Bauarbeiten für eine Grossüberbauung begonnen…


Deh 4/6 907 legt sich vor seinem Güterzug elegant in die Kurve. Jenseits der Bahn befindet sich das öffentliche Strandbad von Sachseln. Der von den Baumaschinen frisch aufgeworfene Erdhügel, der mir etwas Höhe verleiht, ist ein schwacher Trost. Hier hätte ich definitiv ein halbes Jahr früher fotografieren sollen.


Als ich am nahen Bahnhof Sachseln eintreffe, rangiert Deh 4/6 907 auf dem vormittags schwierig zu fotografierenden Gleis 1. Er schiebt den deutlich länger gewordenen Zug auf das Streckengleis Seite Giswil zurück. Zu meiner Überraschung bleibt einer der drei neu hinzugekommenen Rollschemel, beladen mit einem Gbs der ÖBB, auf dem Streckengleis zurück.


Über Gleis 1 holt Deh 4/6 907 den am Freiverlad zwischengelagerten Gs mit dem hellen Dach ab. Auf dem eingezäunten Anschlussgleis ist ein gedeckter Güterwagen der charakteristischen belgischen Bauart Glms zu erkennen.


Über die Einfahrweiche Seite Sarnen wechselt die Rangierkomposition auf Gleis 2.


Deh 4/6 907 schiebt den Zug vorsichtig zum Rollschemel auf dem Streckengleis.




Für die Ausfahrt des Zuges stelle ich mich auf einer Wiese bereit, die wie durch ein Wunder bis heute noch nicht überbaut worden ist.


Der ausfahrende Deh 4/6 907 mit dem Sarnersee als Hintergrund.


Deh 4/6 907 überquert den Wissibach. Ein Fussweg führt hier über die Bahnlinie zum Seeufer.


Der im April noch schneebedeckte Pilatus bildet einen passenden Rahmen für Deh 4/6 907 und den Richtung Sarnen ausfahrenden Güterzug.


Der knapp 8 m lange Stückgutwagen Gk 2035 von 1900 wirkt mit seinem niedrigen Dach etwas aus der Zeit gefallen.


So liebe ich Güterzüge auf schmaler Spur!


Reichlich Güterverkehr in Hergiswil. Deh 4/6 910 stellt ihren Vormittagsgüterzug 8727 von Luzern nach Giswil neu zusammen. Die Wagen auf Gleis 3 bleiben hier und werden nach der Ausfahrt von Deh 4/6 910 vom Stationstraktor abgeholt.


Der Zug ist zwischen Horw und Giswil für die Personenbeförderung freigegeben, allfällige Passagiere müssen aber etwas Geduld mitbringen. In Kerns-Kägiswil wartet Deh 4/6 910 mit seinem Güterzug eine Überholung und eine Kreuzung ab. Deh 4/6 915 erscheint mit Schnellzug 261 aus Luzern, saisonbedingt nur mit einem halben Wagen 1. Klasse.


Schnellzug 258 aus Interlaken ist arg verspätet. Er hätte den Güterzug vor dessen Wegfahrt in Alpnach Dorf kreuzen müssen.


Deh 4/6 910 verlässt den Bahnhof Kerns-Kägiswil mit seinen langen, hauptsächlich der Armee dienenden Anschlussgleisen.


In Sachseln wird der Zug von Deh 4/6 910 nochmals etwas kürzer. Alle schmalspurigen Güterwagen bleiben auf dem kleinen, dreigleisigen Bahnhof mit Güterschuppen, Freiverlad, Rampe und dem im Hintergrund sichtbaren privaten Anschlussgleis zurück.


Nur der gedeckte Güterwagen der UIC-Normbauart Gs im typischen, grauen Anstrich der CFL bleibt bis Giswil am Zug. Die Strecke der Brünigbahn verläuft am Dorfeingang zwischen Quartierstrassen mit den sinnigen Namen Föhrenweg und Lärchenweg.


Im November 1981 rangiert Deh 4/6 914 mit dem Nachmittagsgüterzug in Alpnach Dorf. Dieser Zug fährt leider völlig aus dem Licht, deshalb habe ich ihn kaum fotografiert.


Im Juni 1980 ist Güterzug mit Personenbeförderung 8727 mit Deh 4/6 915 an der Spitz in Hergiswil eingetroffen. Das grosse Lagerhaus trägt Werbung für Hergiswiler Glas. Die handwerklich orientierte Glasi hat sich in jenen Jahren vom unbeachteten Kleinbetrieb zum publikumsorientierten Unternehmen mit Schaubetrieb und Fabrikladen entwickelt.


Was für ein Güterzug! Die beiden Güterarbeiter von Hergiswil kontrollieren den weit hinten eingereihten Eilgutwagen.


Alles klar, der Zug ist zur Weiterfahrt bereit. Am Gleis vor der Rampe sind Spuren von Stammholzverlad zu erkennen.


Deh 4/6 915 rangiert mit Güterzug 8727 in Alpnach Dorf. Die Schmalspurwagen im hinteren Zugteil bleiben in Alpnach zurück.





Deh 4/6 915 wartet mit Zug 8727 an der bekannten Stelle in Kerns-Kägiswil die Lücke im Fahrplan der Schnellzüge ab, um nach Sarnen ausfahren zu können. Der vierachsige Zisternenwagen ist in Kerns-Kägiswil auf das Anschlussgleis des Bundes geschoben worden. Er ist mit Treibstoff für den nahen Militärflugplatz beladen.


Abschliessend zwei Güterzugsbilder von der anderen Seite des Brünigs. Deh 4/6 913 ist vor dem Güterzug mit Personenbeförderung 8737 aus Meiringen in Interlaken Ost eingetroffen. BOB-Rangiertraktor Tm 2/2 1 hilft beim Zerlegen des Zuges, August 1982.


Deh 4/6 913 steht am Vormittagsgüterzug 8732 nach Meiringen im Bahnhof Interlaken Ost, Juni 1980.


Erst in späteren Jahren habe ich die Güterzüge auf der Südseite des Brünigs intensiver fotografiert, die Dias sind allerdings noch nicht digitalisiert.

Der nächste Beitrag ist den Berglokomotiven HGe 4/4 1991 und 1992 gewidmet.

Gruss, Werner

Hallo Werner,
Güterverkehr auf der Brünigbahn!
Das habe ich leider nicht erlebt.
Umso mehr freue ich mich über Deine herrlichen Aufnahmen.
Viele Grüße
Stefan

wernerhardmeier schrieb:

...

..., dass ich eine ganz besondere Vorliebe für den Güterverkehr auf schmaler Spur hege. Ob dieser Verkehr nun ganz klassisch mit Schmalspurgüterwagen, mit aufgebockten Normalspurgüterwagen oder mit Schmalspurtriebfahrzeugen vor Normalspurgüterwagen auf Dreischienengleisen geschieht, spielt mir keine Rolle.

...

So liebe ich Güterzüge auf schmaler Spur!

...

Dito!

Hallo Werner, entschuldige bitte, daß ich so nonchalant deinen Text übernommen habe, aber besser hätte ich es einfach nicht auszudrücken vermocht. Wieder mal ein ganz toller Beitrag aus der schweizer Bahnwelt, dafür (und natürlich auch für die unzähligen, und nicht minder interessanten, Beiträge ohne Güterverkehr) ein großes Dankeschön!

Gruß
Jens

Ein großartiger Beitrag,

ich staune!!!

VG - Asa

Hallo Werner,

diese Serie hat in meinen Augen jetzt schon Kultstatus und nicht nur, weil ich eingefleischter Brünigbahn-Fan bin!

Gerade die Dokumentation vom Güterzugverkehr und Rangierbetrieb auf den Unterwegsbahnhöfen ist vom Feinsten. Das ist Eisenbahn genau nach meinem Geschmack.
Mich würden ja auch noch Bilder von der Rollschemelanlage in Luzern interessieren und dem dortigen Betrieb interessieren...

Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzungen. Und danach kann es von mir aus nördlich von Luzern mit der Quasi-Strassenbahn und ihrer nicht mehr existenten Zweigstrecke über den Buckel weitergehen : -D


Viele Grüsse von Mark

Hallo Werner,

vielen dank fuer diese Serie vom Bruenig. Ich habe diese Linie kennengelernt, als die Projektstudien fuer die HGe4/4" bei SLM in Winterthur begannen, schon ein paar Jahre seither. Die Deh 4/6 hatten ja getrennte Antriebe fuer Adhaesion und Zahnrad, etwas das lange Zeit wieder in Vergessenheit geraten ist und erst in den letzten paar Jahren wieder aufgekommen ist dank der einfacheren und leichteren Drehstromfahrmotoren. Am Anfang ihrer Karriere hatten die Zahnradgestelle ein Problem mit relativ grosser Achsentlastung, das die Hersteller aber wieder in den Griff bekamen. Die Bedienung des Deh 4/6 bei der Zahnstangeneinfahrt war nicht ganz einfach: Der Lokfuehrer musste das Zahnradtriebwerk vor der Einfahrt behutsam in Bewegung setzen, vorzugsweise mit ein paar Prozent uebersynchroner Drehzahl, dann klappte das ziemlich gut.

Weitere interessante Exemplare von Triebfahrzeugen mit getrennten Antrieben sind die Loks in Brasilien, erst die von Hitachi und jetzt von Stadler. Hitachi hatte seinerzeit (1979) ein Angebot fuer Zahnradlok in Indonesien abgegeben, das eine aehnliche Konfiguration hatte wie der Deh 4/6, also eine Art HGm 4/6 und die haette ein aehnliches Problem mit Achsentlastungen gehabt.

Nun freue ich mich auf Deine weiteren Beitraege, ich habe alle bisher sehr genossen, zuletzt auch die schoene Serie der Waldenburgbahn.

Viele Gruesse

Henry

Hallo Werner,

sehr schöne Bilder aus dieser Zeit, auch ich war Anfang der 80er Jahre am Brünig unterwegs und möchte meine Bilder hier beisteuern.

Deh 4/6 zwischen der ehemaligen Station Unterbach und Brienzwiler

Deh 4/6 in Kaiserstuhl

HG 4/4 Muni in Lungern

Ich hoffe die Bilder gefallen, auch wenn die Scan-Qualität nicht optimal ist.

Hallo Werner, sehr interessante Bilder.

Leider habe ich da nicht so viel, nur die 120 006, Oberried und Brienz, Aug. 2000










Viele Grüße
Horst

Zaubermark schrieb:

Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzungen. Und danach kann es von mir aus nördlich von Luzern mit der Quasi-Strassenbahn und ihrer nicht mehr existenten Zweigstrecke über den Buckel weitergehen : -D

Ja, das ist dann etwa das nächste Thema...

@Henry
Ganz herzlichen Dank für diese spannenden Zusatzinformationen über die Bedienung der Deh mit dem Synchronisationsbedarf bei der Zahnstangeneinfahrt. Was vielen HiFo-Lesern nicht klar ist: Der Adhäsionsantrieb läuft auf den gemischten Bahnen auf den Zahnstangenabschnitten mit und erzeugt auch auf den Steilstrecken einen wesentlichen Teil der Zugkraft. Mein Sohn kann als Heizer auf allen drei Dampflokomotivtypen HG 2/3, HG 3/4 und HG 4/4 der Dampfbahn Furka-Bergstrecke DFB ein Liedchen davon singen.

Die von dir erwähnte HGm 4/6 für Sumatra wurde übrigens in der Schweiz erprobt, auf der Appenzellerbahn, allerdings ohne den in der Mitte angeordneten Zahnradwagen.


@burae
sehr interessante Ergänzung, mit den Güterwagen auf der Bergstrecke hattest du mehr Glück als ich.

@Südwestbahner
schöne Fotos aus der Zeit, als die Güterzüge Interlaken - Meiringen mit Pipelineröhren und Druckröhren für den Kraftwerkbau über viele Jahre ausgelastet waren. Besondere Aufmerksamkeit verdient dein erstes Bild, wo die unterschiedlich modernisierten Deh 120 (mit Zahnrad) und De 110 (ohne Zahnrad, dafür mit "Führerstandsmaske" und Fernsteuerung für den Pendelzugbetrieb) direkt nebeneinander stehen.

Dank an alle fürs vielfältige Echo
Werner



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:11:09:19:19:41.

Hallo Werner,

danke fuer das Bild der Indonesienlok der SLM, ich hatte damals auch die Gelegenheit, einmal von Gossau aus mitzufahren. Die Lok hat ja aehnliche Drehgestelle wie die SGA Triebwagen erhalten (nur die Spurweite war anders, 1067 mm statt 1000) und diese konnten einfach untersetzt werden, da sie den gleichen Drehkranz hatten. Allerdings fahren diese Fahrzeuge auf der Zahnstange mit ausgekuppeltem Adhaesionsantrieb. Das mittlere Drehgestell der Diesellok war uebrigens ohne Antrieb oder Bremse und diente nur der Einhaltung der Achslast. Der Adhaesionsantrieb bleibt auf der Zahnstange nur bei den Dampflok in Betrieb, entweder als Vierling wie bei den aelteren Lok System Abt oder als Verbundlok wie beim System SLM. Die HGe4/4" (Zentralbahn, MGB) behaelt den Adhaesionsantrieb auf der Zahnstange auch bei, aber diese Lok haben einen Differentialantrieb, der die Leistung in einem fixen Verhaeltnis zwischen Adhaesion und Zahnrad aufteilt. Manche Lok haben einen verkuppelten Antrieb wie die HGe4/4' "Muni" der Bruenigbahn und das verursacht auch Probleme: Wenn die Adhaesionsraeder neu sind, laufen sie vor und helfen bei der Zugkraft, aber nicht beim Bremsen und umgekehrt.

Viele Gruesse

Henry



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:11:11:06:27:16.