Lieber Fritz und hallo allerseits,
die Nennung dieser Loknummer hat mich gleich elektrisiert, denn immer, wenn es um die einstmaligen Mönchengladbacher
23 033 - 043 geht, fühle ich mich gleich wieder in meine Kindheit versetzt, als "Austria-" und "Loreley-Express" die Starleistungen eben dieser Maschinen auf unserer Hausstrecke waren. Unser bevorzugter Beobachtungsposten lag am Fußgängertunnel unweit des Bahnhofs Dülken (heute ist da alles "mit Brettern vernagelt"), und wenn man sich dort richtig (etwas gewagt) positionierte, kam der D 164 direkt auf einen zugestürmt, bis er in der leichten Kurve an der Ausfahrt abbog und auf Armlänge an uns vorbeifegte. Man muß dazu wissen, daß auf der ganzen Strecke Venlo - Köln nur ab Kaldenkirchen bis kurz vor Viersen, also auch in Dülken, die Vmax von 110 km/h ausgefahren wurde. Von der Wagenkomposition her war eigentlich der "Austria-Express" der interessantere (mit vielen blauen Wagen....), aber wegen der Höchstgeschwindigkeit war natürlich der D 164 unser Favorit; in der Gegenrichtung fuhren die Züge erheblich langsamer wegen der doch ganz ordentlichen Steigung zwischen Viersen und Dülken, konnten dafür aber auch intensiver betrachtet werden.
Der D 164 "Loreley-Express" führte regelmäßig zwischen 8 und 13 Vierachser, je nachdem, wie viele Zusatz- und Reisebüro-Sonderwagen eingestellt waren. Ab Mönchengladbach wurde er dann "geleichtert", weil Kurswagen nach Dortmund hier abgehängt wurden und ein Altbau-Packwagen für britische Militärpost in MG verblieb. Ein "Luxuszug" war er aber keineswegs, sondern ein ziemlich normaler Schnellzug, trotz Klassifizierung als F-Zug auf dem weiteren Laufweg. Der "Rheingold" verkehrte um 1961 auch noch über Venlo, ebenfalls mit 23; ich habe ihn sicherlich auch mal gesehen, aber nicht bewußt wahrgenommen.
Die 23 038 ist damals nicht sonderlich hervorgestochen. Gemäß unseren in der ersten Hälfte der sechziger Jahre geführten Strichlisten hatten wir den Eindruck, als seien die 23 035 und 040 besonders häufig vor den Schnellzügen zu sehen gewesen, das mußten also "die besten Pferde im Stall" sein - ob das stimmt? Zumindest wurden die eher selten zu sehenden 23 042 und 043 später als erste abgegeben.
Auch schon zu Anfang der Sechziger, schätzungsweise 1963/64, war eine der Gladbacher 23 mit einem Tender mit Kohlenkastenstreben unterwegs; das hat uns zwar damals irritiert, aber nicht dazu geführt, eine entsprechende Loknummer aufzuschreiben. Nach kurzer Zeit war das aber auch wieder vorbei.
Im Frühjahr 1964 war die Krefelder 23 090 (mit MV) eine Zeitlang leihweise in Mönchengladbach; bezeichnenderweise war die aber nie im Schnellzugeinsatz zu beobachten - rein subjektive und zufällige Wahrnehmung, versteht sich. Ein bekannter Krefelder Lokführer, der von den 23ern rein gar nichts hielt, erzählte uns, die Gladbacher hätten mit ihren Stangenlagern "viel Last gehabt". Die Mönchengladbacher ihrerseits haben aber 1965, als sie zwei Krefelder 23 (mit MV) übernehmen mußten, diese umgehend gegen die 23 048 und 049 eingetauscht. Letztlich sind sie dann lieber mit 03 gefahren....
Heutzutage freue ich mich aber, daß mit der
23 042 immerhin Teile von drei Mönchengladbacher 23 überlebt haben.
Lothar Behlau, der sein einziges Foto des durchrauschenden "Loreley-Express" lieber nicht noch einmal zeigt