Liebe Freunde!
Im Februar diesen Jahres hatte ich einige Bilder aus dem Jahr 1976 vom Bahnhof Offenburg hier eingestellt:
Es war einmal …Alltag in Offenburg 1976
Aber auch rund um die Eisenbahnerstadt Offenburg insbesondere an der Rheintalbahn gab es einige Fotostellen, die ich in den Jahren 1977 und 1978 besuchen konnte. Alltag bei der Bundesbahn in den 1970er Jahren, der war schon vielfältig, wenngleich nicht so „bunt“ wie heutzutage. Und ich finde es jedes Mal erstaunlich festzustellen, was sich in den vergangenen 40 Jahren bei unserer Eisenbahn verändert hat. Nicht nur bei den Fahrzeugen, sondern auch bei der Infrastruktur.
Fangen wir unseren Rundgang an der Südausfahrt des Bahnhofs Offenburg an. Starleistung in meinen Augen war der morgendliche IC 103 „Markgraf“ von Frankfurt nach Basel SBB, der mit einem Dieseltriebzug der Baureihe 601 gefahren wurde. Planmäßig um 08:47 verließ er im Winterfahrplan 1977/78 Offenburg.
Bild 1:
Die Dieseltraktion spielte in Offenburg nach der Elektrifizierung der Schwarzwaldbahn eine eher untergeordnete Rolle. Eine Ausnahmen war der E 3342, der werktags von Offenburg über Hausach, Freudenstadt, Böblingen nach Stuttgart fuhr und nach meiner Erinnerung im Gesamtabschnitt von einer Ulmer 215 bespannt wurde. Am 17. April 1978 hatte 215 086 diese Aufgabe übernommen.
Bild 2:
Südlich des Offenburger Bahnhofs liegen die Gleise der Rheintal- und Schwarzwaldbahn in einem etwa 700 m langen Einschnitt, dem Offenburger Graben, der zwar die Stadt Offenburg in zwei Teile trennt, aber als Fotostandpunkt durchaus seinen Charme hat. Am frühen Morgen des 5. September 1977 durchfährt 103 115 mit dem Riveria- aus Ventimiglia oder war es doch der Italia-Express aus Rom den Graben. Egal welcher, 103 115 hatte eine respektable Anzahl Schlaf und Liegewagen am Haken.
Bild 3:
Mit einem Sonderzug rollte 215 106 am 4. Oktober 1977 aus dem Schwarzwald in den Offenburger Bahnhof.
Bild 4:
Ein Zug, nur aus Altbau-Reisezugwagen? Das war mir sogar einen Nachschuss wert.
Bild 5:
Der 601 hatte es mir angetan, daher noch eine Aufnahme des IC 103 „Markgraf“. Und diesmal sogar in Farbe.
Bild 6:
Die drei Exemplare des Schnelltriebzugs der Baureihe 403 kamen planmäßig nicht auf der Rheintalstrecke zum Einsatz. Irgendwo her hatte ich erfahren, dass ein 403 zu einer Sonderfahrt in die Schweiz unterwegs war. Das war doch ein Grund sich Stunden auf die Lauer zu legen, bis er dann endlich kam. Wieviel einfacher ist es doch heute mit DSO-Fahrzeiten… . 403 002 (vorne) am 4. Oktober 1977 in Offenburg.
Bild 7:
Beim Offenburger Stadtteil Stegermatt trennen sich Rheintal- und Schwarzwaldbahn. Die Rheintalbahn schwenkt in einem engen Rechtsbogen Richtung Südwesten, den die Offenburger 141 023 mit einem Nahverkehrszug nach Freiburg am 20.11.1976 durchfährt.
Bild 8:
Eine Deutzerfelder Bügelfalten-110 vor einem Güterzug. In den 1970er Jahren war das durchaus was alltägliches. 110 463 am 22. Februar 1978 ebenfalls im engen 300-m-Rechtsbogen der Rheintalbahn aufgenommen.
Bild 9:
Am 3. Juni 1978 waren anscheinend Arbeiten an der Fahrleitung angesagt, weswegen 103 103 vor dem TEE „Roland“ mit gesenktem Stromabnehmer die Stegermatt-Kurve Richtung Norden passierte. Vor diesem Bogen musste 103 103 kräftig in die Eisen gehen, um von 160 km/h auf 80 km/h abzubremsen. Am Wärmeschleier über dem Lokdach ist auch zu erkennen, dass die 103 mit einer fahrdrahtspannungsunabhängigen Widerstandbremse ausgerüstet ist.
Bild 10:
Eine Ellok mit gesenktem Stromabnehmer durch die Landschaft fahren zu sehen, ist ein nicht so alltägliches Bild. Daher noch eine Aufnahme vom 3. Juni 1978, zur Abwechslung mal mit 110 263 vor einem klassischen Bundesbahnschnellzug.
Bild 11:
Schon wieder eine 103, diesmal in „untergeordnetem“ Dienst vor einem Schnellzug. Die Aufnahme entstand am 7. Januar 1978 in Offenburg Uffhofen, kurz vor der Kinzigbrücke. Die Vielzahl der elektrischen Speiseleitungen, die an den Fahrleistungsmasten angebracht sind, erklärt sich aus der unmittelbaren Nähe zum Offenburger Unterwerk, das auch die Anlagen in den Offenburger Bahnhofsteilen über diese Speiseleitungenmitversorgte.
Bild 12:
Eigentlich ist die Kinzig ja ein beschauliches Flüsschen, mit der man gerne klappernde Schwarzwaldmühlen, Kuckucksuhren und nette Schwarzwaldmädels mit Bollenhut verbindet. Im Raum Offenburg ist sie ziemlich kanalisiert und daher eher langweilig. Ihre hohen Dämme versteht man aber erst, wenn man mal ein typisches Schwarzwaldhochwasser erlebt hat, so wie am 23. Mai 1978 als die Kinzig zu einem respektablen Fluss angeschwollen war. Den IC 103 „Markgraf“ mit seinem 601 ficht das aber nicht weiter an.
Bild 13:
Nochmals die Kinzigbrücke mit dem IC 103 „Markgraf“, jedoch aus anderen Perspektiven und zu einer anderen Jahreszeit. Aufnahmen vom 20. und 21. Februar 1978.
Bild 14:
Bild 15:
Bild 16:
Typisch für die Güterzüge am Oberrhein waren in jener Zeit die italienischen Spitzdachwagen. Leider habe ich sie viel zu selten fotografiert. Fast ein Dutzend dieser typischen Italiener habe ich in diesem herrlich kunterbunten Güterzug entdeckt, den eine 140 am 3. Juni 1978 bei Offenburg Uffhofen Richtung Süden schleppt.
Bild 17:
Die folgende Bilderserie entstand zwar an der gleichen Stelle, aber mit wechselnden Akteuren. Eine Straßenbrücke in Offenburg Hildboltsweier war der perfekte Standpunkt für Frontalaufnahmen von oben und mit dem markanten Burda-Hochhaus im Hintergrund. Als erstes kommt 103 116 am 29. März 1978 mit einem typisch kurzen IC71-Zug Richtung Basel angefahren. 1978 gab es ja nur das erstklassige, zweistündige IC-Netz. Das IC-Netz im Stundentakt und mit beiden Wagenklassen wurde ja erst im Mai 1979 eingeführt.
Bild 18:
Nach jedem IC kam erfahrungsgemäß erstmal ein Schnellzug, heute mit der Deutzerfelder 110 473, die allerdings schon ihre Schürzen und Pufferverkleidungen verloren hatte.
Bild 19:
Und nach jedem Schnellzug kam dann der Güterzug. Hier aber ein ganz besonderer und zwar der Schwarzwaldbahn-Kieszug. 139 316 ist mit den leeren Kieswagen unterwegs nach Friesenheim, wo die Beladung mit Rheinkies stattfindet, der danach über Offenburg und die Schwarzwaldbahn nach Villingen gefahren wird. Übrigens, den Kieszug Friesenheim – Villingen gibt es bis heute noch, nur wird er nicht mehr mit 139 bespannt.
Bild 20:
Ein Bild des IC 103 „Markgraf“ an dieser Stelle darf natürlich auch nicht fehlen.
Bild 21:
Links im Hintergrund ist bei den vorangegangenen Bilder das in den 1990er Jahren aufgelassene Unterwerk Offenburg zu erkennen. Über dieses Unterwerk wurde der Raum Offenburg mit 16 2/3 Hz-Bahnstrom versorgt. Für den Antransport der Transformatoren und gegebenenfalls für deren Austausch, besaß das Unterwerk einen Gleisanschluss, der aber nicht über eine klassische Weiche an die Hauptstrecke angeschlossen war. Hier kam eine ZHA (Zungen- und Herzstücklose Anbindung) zur Anwendung, bei der die Gleisstücke einfach hin- und her gebogen wurden
Bild 22:
Wenden wir uns nun dem Norden von Offenburg zu. Nordöstlich des Offenburger Personenbahnhofs ist der Rangierbahnhof gelegen. Hier dominierte die 290 am Ablaufberg. 290 309 thront auf dem Berg, während die Deutzerfelder 140 115 mit einem leeren E-Wagenzug aus Süden einfährt. Im Hintergrund sind die ausgedehnten Anlagen des AW Offenburg zu sehen. Zu dem Zeitpunkt der Aufnahme war das Werk bereits zur Ausbesserungswerkstätte (Awst) zurückgestuft worden und war mit dem Umbau von B3y-Reisezugwagen zu Bauzugwagen, der Instandhaltung von Kranwagen, Schneeschleudern und Schneepflügen sowie Bauzugwagen beschäftigt. Auch der Stahlbau, wie Signalausleger, Bahnsteigdächer und Wartehäuschen gehörte zur Fertigungspalette der Offenburger.
Bild 23:
Gelegentlich tauchte auch mal eine 260 am Ablaufberg auf, wie hier die letzte purpurrote 260 des Bw Offenburg, die 260 517.
Bild 24:
Von den Altbauelloks der Baureihe 194 waren zwar Ende der 1970er Jahre noch 22 Lokomotiven beim Bw Mannheim beheimatet, einen planmäßigen Einsatz auf der Rheintalstrecke nach Basel gab es aber seit 1975 nicht mehr. Die Zuführung der beiden im Übergabeverkehr im Großraum Haltingen/Basel eingesetzten 194 zu ihrem Heimat-Bw geschah dann als Leerfahrt, Leervorspann oder vor einem außerplanmäßigen Güterzug. Ein Foto einer Mannheimer 194 im Raum Offenburg war mir lange Jahre nicht vergönnt. So freute ich mich auch wie ein Schneekönig, dass ich am Abend des 20. März 1978 endlich mal eine Mannheimer 194 im Offenburger Rbf sichtete. Bespannte 194 161 gar einen dieser berühmt berüchtigten Tonerdezüge? Leider war es schon so düster, dass es nur zu der Standaufnahme reichte. Über das Bild von der Ausfahrt aus dem Offenburger Rangierbahnhof drücke ich mal lieber den Schwamm des Vergessens aus.
Bild 25:
In Appenweier zweigt die Strecke nach Bad Griesbach ab, die über Jahrzehnte mit Uerdinger Schienenbussen bedient wurde. Die Züge der Renchtalbahn waren bis Offenburg durchgebunden und nutzten zwischen Appenweier und Offenburg die Gleise der Rheintalbahn. In diesem Abschnitt fotografierte ich am 21. März 1978 die dreiteilige, aus dem Renchtal kommende Schienenbusgarnitur.
Bild 26:
In Appenweier zweigt auch die zweigleisige Hauptbahn nach Kehl/Straßburg ab. Mit einem Nahverkehrszug aus Kehl passiert die Offenburger 140 396 das Einfahrsignal von Appenweier.
Bild 27:
Nördlich von Appenweier sind dann auch die aus Frankreich kommenden Reisezüge auf der Rheintalbahn unterwegs. Bei Urloffen führt eine Bügelfalten-110 den D 265 „Mozart“ nach Wien. Die Stuttgarter 110 einschließlich des Speisewagens hat den Mozart erst in Kehl übernommen. Die dann folgenden beiden französischen Reisezugwagen waren die Kurswagen aus Paris. Der Stammzug Straßburg – Wien bestand aus recht neuen Eurofima-Wagen der ÖBB.
Bild 28:
Bei ihrer Abnahme waren die ab 1975 abgelieferten elektrischen Lokomotiven der Baureihe 111 zunächst nur für 150 km/h zugelassen, sie waren ja auch „nur“ der qualifizierte Weiterbau der 110. Schon bald kam der Wunsch auf, die 111 für 160 km/h zuzulassen, um die 103 auf den IC-Linien, die nur mit 160 km/h befahren werden konnten, zu ersetzen, wobei die 111 hierbei in Doppeltraktion zum Einsatz kommen sollten. IC 79 stand ja vor der Tür! Lauf- und bremstechnisch sprach nichts dagegen und auch die Fahrmotoren sollten die geringfügig erhöhte Drehzahl noch verkraften können. Um aber den Einfluss der höheren Geschwindigkeit auf den Instandhaltungsaufwand abschätzen zu können und Erfahrungen mit der Doppeltraktion zu sammeln, wurde in Fahrplanjahr 1978/79 ein Betriebsversuch mit mehreren 111 der zweiten Bauserie vor IC-Zügen u.a. zwischen Frankfurt und Basel durchgeführt. Am 24. April 1979 war die Frankfurter 111 106 mit einer Schwestermaschine in Doppeltraktion vor dem IC 173 „Mercator“ (Hamburg - Frankfurt - ) Mannheim – Basel im Einsatz. Aufgenommen am Block Eichgrund bei Urloffen.
Bild 29:
Ebenfalls am Block Eichgrund bei Urloffen begegnete mir am 21. März 1978 die Dortmunder 110 319. Das Spannwerk im Vordergrund gehört zu den Drahtzügen des Blocksignals.
Bild 30:
Containerzüge waren in den 1970er Jahren eher selten, insbesondere mit einer Bügelfalten-110. Dieser Abschnitt der Rheintalbahn bei Appenweier/Urloffen ist mittlerweile vierspurig ausgebaut worden und mit Schallschutzwänden versehen worden. Da können jetzt zwar die ICE und TGV mit 250 km/h lang flitzen, aber das fotografieren von Zügen ist nicht mehr möglich.
Bild 31:
Das soll es für heute gewesen sein.
Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende.
Matthias Maier
Edit: Bilderläuterung zu Bild 22 überarbeitet: ZHA (Zungen- und Herzstücklose Anbindung). Danke Klaus
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:09:26:14:08:18.