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München - Kufstein/Salzburg 1858

geschrieben von: Walter aus Bayern

Datum: 29.08.20 20:45

Servus,

und wie jeden Samstag ein neues Jahr:

Augsburger Abendzeitung
Sonnabend, 2. Januar 1858
Nr. 2
München, 31. Dez. Aus Anlaß des Baues der eisernen Isarbrücke bei Großhesselohe auf der München=Rosenheimer Eisenbahn hat der Zentral=Verwaltungs=Ausschuß des poly- technischen Vereins für Bayern dem Vorstand der k. Eisenbahnbau=Kommission, Direktor v. Pauli, die goldene Vereins=Medaille durch eine Deputation überreichen lassen.

Augsburger Postzeitung
Dienstag, 12. Januar 1858
Nr. 12
München, 10. Jan. Mehrere Blätter enthalten die Nachricht, daß das Directorium der Elisabeth=Westbahn mit der bayerischen Regierung in Verhandlung getreten sei, um die Salzburg=Münchener Bahn in Pacht zu nehmen. Aus zuverläßlicher Quelle kann jedoch versichert werden, daß ein solcher Antrag an die bayerische Regierung nicht gestellt worden ist, und daß die bayerische Regierung in keinem Fall auf eine Verpachtung der Eisenbahnstrecke von München bis Salzburg eingehen würde. (N.M.Z.)

Allgemeine Zeitung
Sonnabend, 20. Februar 1858
Nr. 51
Oesterreich. * Salzburg, 17. Febr. Bei dem Bau der Kaiserin=Elisabeth=Bahn im Herzogthum Salzburg waren vom 15. bis 31. Januar 511 Arbeiter mit 19 zweispännigen Fuhren beschäftigt, wovon bei der Salzachbrücke allein 156 Arbeiter verwendet wurden. Mit der Einrammung der Kranzpiloten am Mittelpfeiler wurde fortgefahren und bei den Endpfeilern damit angefangen. Die wegen der strengen Kälte verminderte Zahl der Arbeitsleute wurde wieder vermehrt, und die deßwegen eingestellten Nachtarbeiten bei der Salzachbrücke wieder aufgenommen, um mit erneuerten und größeren Kräften die Brückenbauten fortzusetzen, damit beim Eintritt des Hochwassers keine Störung eintrete. Wenn die aus Oberbayern hierher gelangten Nachrichten richtig sind, so dürfte die Bahnstrecke von Rosenheim bis Traunstein noch im Laufe dieses Jahres vollendet seyn, wodurch Salzburg München und Innsbruck um ein gutes Stück näher gebracht, und nur noch die Strecke Salzburg=Traunstein mit dem Eilwagen befahren wird.

Augsburger Tagblatt
Mittwoch, 24. Februar 1858
Nr. 55
Aus Oberbayern, 20. Febr. Am 23. d. Mts. wird in Rosenheim das Loos Nr. 2 der Bahnstrecke Rosenheim = Salzburg, das die Bahnbrücke über den Inn in sich schließt, versteigert. Die Herstellung der Brücke ist auschließlich der bereits hergestellten Fundation auf 203,607 fl. 17 kr. veranschlagt; sie wird größtentheils aus Nagelfluh erbaut werden. Hammerbach und Mangfall nächst Rosenheim werden mit Eisenbrücken von Cramer=Klett versehen werden.

Augsburger Tagblatt
Mittwoch, 24. Februar 1858
Nr. 55
Aus Oberbayern. Bis zum 1. Aug. d. J. wird die Eröffnung der Eisenbahn von Rosenheim bis Kufstein sicher erhofft.
(A. Z.)

Allgemeine Zeitung
Montag, 1. März 1858
Nr. 60
Aus Oberbayern, 25. Febr. Bei der am 23. d. M. gehaltenen Versteigerung in Rosenheim wurde für das wichtigste Object, die große Bahnbrücke über den Inn aus Stein, kein annehmbares Angebot gemacht, und wird nun dieselbe vom Staat unmittelbar gebaut werden müssen. Die Brücken über Hammerbach und Mangfall (aus Gußeisen) hat Hr. Kurzwart übernommen, wonach mein letzter Brief sich berichtigt.

Augsburger Postzeitung
Mittwoch, 10. März 1858
Nr. 68
München, 6. März. Die München=Rosenheimer Eisenbahn wird den ganzen Winter hindurch außerordentlich stark frequentirt. Dem ungeachtet fährt noch ein Bote von München nach Aibling und Rosenheim, so daß es scheint, die Eisenbahn kann die Güter gar nicht alle verladen, die nach dieser Richtung abgehen. Die Personenfrequenz wird begreiflich im Sommer noch viel bedeutender werden. Die Güter, die in dieser Richtung verführt werden, sind vornehmlich Getreide und Salz. Der Getreideverkehr scheint bereits im Steigen begriffen zu sein. So wurden 1857 auf der Schranne in Traunstein 47,955 Schäffel Getreide verkauft, um 10,434 Schäffel mehr, als im Vorjahre! Der Werth des verkauften Getreides entziffert sich beträchtlich mehr, als eine halbe Million Gulden, ungefähr 648,846 fl. Mit Einem Worte: Die München=Rosenheimer=Salzburger Eisenbahn wird sich allem Anscheine nach sehr gut rentiren. (Landsh. Ztg.)

Augsburger Abendzeitung
Mittwoch, 24. März 1858
Nr. 83
München, 23. März. Gestern ist der Rosenheimer Bahnzug bei seiner Einfahrt in den hiesigen Bahnhof in Folge einer unrichtigen Wechselstellung auf einige Kohlenwägen gestoßen, wobei glücklicherweise keine Personen, sondern nur ein paar Wägen zu Schaden kamen.

Augsburger Abendzeitung
Sonntag, 18. April 1858
Nr. 106
München, 17. April. - Um die Arbeiten auf den Eisenbahnlinien von Rosenheim nach Salzburg und nach Kufstein zu besichtigen und einige Anordnungen zu treffen, ist der k. Ministerpräsident Frhr. v. d. Pfordten mit dem gestrigen Abendzuge der Eisenbahn nach Rosenheim abgereist, von mehreren Technikern begleitet.

Augsburger Postzeitung
Mittwoch, 21. April 1858
Nr. 106
München, 18. April. Wie man vernimmt, hat die Reise, welche der Ministerpräsident Frhr. v. d. Pfordten angetreten hat, hauptsächlich den Zweck, die bisher noch unentschiedene Frage über den Platz, wohin der Bahnhof in Salzburg zu stehen kommen soll, zum endlichen Abschluß zu bringen, damit das Vorgehen im Bahnbau von Salzburg ab nicht weiter behindert sei. Beide Staatsregierungen hoffen den Bau nunmehr so zu beschleunigen zu können, daß die Linie München=Salzburg=Wien bis zum Herbste 1859 dem Verkehr übergeben werden kann.

Augsburger Abendzeitung
Sonnabend, 24. April 1858
Nr. 112
x Traunstein, 22. April. Se. Exz. der Herr Minister=Präsident v. d. Pfordten, der jüngst eine Inspektionsreise auf unserer Eisenbahnlinie angetreten hat, kam am 17. d. Abends von Rosenheim kommend hier an und reiste folgenden Tages nach Salzburg wieder ab. Bei sämmtlichen Sektionen erkundigte sich Se. Exzellenz auf das Angelegentlichste nach dem Stande der Bauarbeiten, besuchten in eigener Person, vielfache Notizen sich machend, die Bauplätze, und gab, die größte Zufriedenheit über die gemachten Wahrnehmungen äußernd, die wiederholte Versicherung, daß die beim kgl. Ministerium zur Genehmigung vorliegenden Pläne und Kostenanschläge schleunigst herabgeschlossen werden sollen, um die Arbeiten sogleich dann verakkordiren zu können. Da an der Innbrücke bei Rosenheim und an unserer Traunbrücke, den beiden bedeutensten Bauobjekten der ganzen Linie, im verflossenen Winter so rührig gearbeitet wurde, daß auf die sämmtlich vollendeten riesigen Pfeiler=Fundamente bereits mehrere Steinschichten aufgesetzt werden konnten, so geben wir uns noch immer der Hoffnung hin, daß wir noch vor dem Beginn des Jahres 1860 in Gesellschaft der uns dann so nachbarlich gewordenen Hauptstädter per Dampf in das wunderherrliche Alpenland der alten Bischofsstadt an der Salzach hineinbrausen können.

Rosenheimer Wochenblatt
Sonntag, 2. Mai 1858
Nr. 18
Eisenbahn=Verkehr zwischen München und Rosenheim.
Abfahrt von München und von Rosenheim.
Güterzug. 5 Uhr 30 Min. Morgens.
Postzug. 10 Uhr Vormittags.
Güterzug. 2 Uhr Nachmittags.
Postzug. 6 Uhr 30 Min. Abends.
Ankunft in München und in Rosenheim.
Güterzug. 8 Uhr 30 Min. Morgens.
Postzug. 12 Uhr 30 Min. Mittags.
Güterzug. 5 Uhr Nachmittags.
Postzug. 9 Uhr Abends.
Die Güterzüge befördern Personen in II. und III. Wagenklasse. - Fahrpreise von München nach Rosenheim: II. Klasse 1 fl. 58 kr. III. Klasse 1 fl. 18 kr.

Augsburger Abendzeitung
Dienstag, 18. Mai 1858
Nr. 136
Aus Oberbayern, 15. Mai. Der sehr großartig angelegte Bahnhof in Rosenheim ist in einzelnen Theilen schon bis ans Dach vollendet und soll bis 1. Oktober bezogen werden können. Die Saline Rosenheim wird so eben durch eine Zweigbahn mit dem Bahnhof in Verbindung gesetzt. Der Salztransport von Rosenheim über Passau nach Regensburg ist unterdessen der Dampfschifffahrtsgesellschaft Riedl und Comp. übergeben worden. An der Eisenbahnbrücke über den Inn herrscht die regste Thätigkeit. (Allg. Ztg.)

Augsburger Abendzeitung
Dienstag, 25. Mai 1858
Nr. 142
München, 24. Mai. Die heutige Großhesseloher Kirchweihe gestaltete sich wieder zu einem wahren Volksfeste und dies hauptsächlich durch die Anwesenheit unserer k. Majestäten. Bald nach 2 Uhr kamen I. M. die Königin, und kurz darauf, von Berg kommend, S. M. der König, empfangen von tausendstimmigen Hochs des überaus zahlreichen Volkes. II. MM. Stiegen im Wirthschaftsgebäude ab und verfügten sich bald darauf in den Garten herab zur Tafel, die in einem der Gartenhäuschen am Isarufer servirt war. Während der Tafel waren die Fenster des Gartenhauses dicht von Zuschauern belagert. Unter großem Jubel besuchten II. MM. nach der Tafel den Tanzplatz und den Wald, in welchem viele Tausende umherlagerten, und begaben sich dann zu Fuß nach Pullach und zurück, worauf S. M. der König um 7 Uhr wieder nach Berg, I. M. die Königin aber sich hieher begaben. In Großhesselohe mögen heute mindestens 20,000 Münchner gewesen seyn, denn jeder der 12 Eisenbahnzüge, welche im Laufe des Tages dahin abgesendet wurden (eben so viele Züge gingen zurück, so daß im Ganzen 24 Züge expedirt wurden) bestand aus 40 bis 50 dichtbesetzten Wägen. Daß es bei einer solchen Menschenmasse schwer war, einen Krug Bier etc. zu erlangen, ist erklärlich und gar mancher Durstige war heute nicht so glücklich - wem es aber gelang, der durfte doppelt von Glück sagen, Trotz der Menschenmasse herrschte aber allenthalben eine wirklich musterhafte Ordnung und keinerlei Störung soll vorgefallen seyn.

Augsburger Tagblatt
Mittwoch, 26. Mai 1858
Nr. 143
München, 24. Mai. Die am Morgen des ersten Pfingsttages wenig lockende Aussicht auf günstiges Wetter hinderte nicht, daß viele Tausende per Eisenbahn nach allen Richtungen auswanderten. Schon Tags vorher strömte eine große Menge mit der Rosenheimer Eisenbahn dem Gebirge zu. Starnberg und seine verschiedenen Uferplätze waren gestern übervölkert; Menterschwaige und Großhesselohe, Sendling und Neuhausen hatten nicht Raum genug für die Masse von Gästen. Aber auch die übrigen Lustplätze um München und insbesondere im englischen Garten waren ungemein belebt.

Augsburger Abendzeitung
Montag, 14. Juni 1858
Nr. 161
München, 13. Juni. Die Arbeiten auf der Eisenbahnlinie Rosenheim=Kufstein sind so weit vollendet, daß bereits mit dem Legen der Schienen begonnen werden konnte. Die Bahn soll desßhalb auch bereits am 1. August dem Verkehr übergeben werden, und zwar bis Kiefersfelden an der Landesgränze, da die kurze Station von dort bis Kufstein, ungefähr eine Viertelstunde, wegen des bis dahin noch nicht vollendeten Bahnhofs in Kufstein erst einige Zeit später befahren werden kann. (Allg. Ztg.)

Rosenheimer Wochenblatt
Sonntag, 4. Juli 1858
Nr. 27
Bekanntmachung.
Zu den Erdarbeiten des V. und VI. Looses der Strecke Rosenheim = Salzburg werden kräftige Arbeiter, sowohl Taglöhner wie Steinhauer gesucht. Dieselben haben sich unverzüglich entweder bei der Bauführung des V. und VI. Looses in Endorf, oder in Rosenheim bei dem Unterzeichneten, Färbergasse Nr. 141 zu ebener Erde links, behufs Ausstellung ihrer Aufenthaltskarten zu melden. Rosenheim, am 25. Juni 1858.
Eisenrieth.

Rosenheimer Wochenblatt
Sonntag, 4. Juli 1858
Nr. 27
Zum Bau einer Rollbahn bei Grubholz, zwischen Aibling und Rosenheim, wird die Lieferung von circa 1000 Stück Schwellen an den Mindestnehmenden in Akkord gegeben und hiezu vom 28. Juni an Angebote auf dem Torf=Etablissement Grubholz angenommen, woselbst auch die näheren Bedingungen einzusehen sind.

Augsburger Tagblatt
Donnerstag, 15. Juli 1858
Nr. 192
Die Eröffnung der Eisenbahnstrecke von München bis Kufstein soll bereits schon definitiv auf den 1. August festgesetzt sein. Die Bahnstrecke Innsbruck=Kufstein geht rasch ihrer Vollendung entgegen; nur die Bichelwanger Brücke (bei Wörgl) scheint noch Bedenken zu erregen. Es sind zwar alle Bestandtheile zur Legung derselben in Bereitschaft, indeß wird erst eine eigene Kommission entscheiden, ob vor der Hand eine Nothbrücke angelegt werden soll, oder ob es die letzthin wieder etwas gesunkenen Pfeiler erlauben, ohne Gefahr die eiserne Brücke über dieselben zu führen.

Münchner Neueste Nachrichten
Mittwoch, 21. Juli 1858
Nr. 202
** München, 20. Juli. - Prinz und Prinzessin Adalbert haben gestern mit der Rosenheimer Bahn einen kurzen Ausflug ins Gebirg unternommen.

Beilage zur Allgemeinen Zeitung
Mittwoch, 28. Juli 1858
Nr. 209
München, 27. Jul. Daß die Eisenbahn von Rosenheim bis Kufstein (nicht bloß bis Kiefersfelden) im Laufe der nächsten Woche dem Verkehr eröffnet wird, ist nun definitiv bestimmt. Es werden dann vorerst auf dieser Route täglich zwei Züge hin= und zurückgehen.

Beilage zur Allgemeinen Zeitung
Mittwoch, 28. Juli 1858
Nr. 209
München, 27. Jul. Von dem vom k.k. österreichischen Ministerium für die Kufstein=Innsbrucker Eisenbahn in der v. Maffei'schen Fabrik dahier bestellten Locomotiven wurde heute die erste nach dem hiesigen Bahnhof gebracht, um sie sofort an den Ort ihrer Bestimmung gelangen zu lassen; die weiteren bereits vollendeten Locomotiven werden alsbald folgen. Diese Thatsache bestätigt am besten die Kunde daß nunmehr einer baldigen Eröffnung auch der Kufstein=Innsbrucker Bahn entgegengesehen werden darf.

Augsburger Postzeitung
Freitag, 30. Juli 1858
Nr. 168
Beilage
München, 28. Juli. Die nicht volle neun Stunden lange Eisenbahnstrecke von Rosenheim bis an die Landesgränze bei Kufstein wurde abgesehen von einem schon früher in Regie ausgeführten, circa 5000' langen Arbeitslose in der sogenannten Kernsteiner Au, innerhalb eines Zeitraumes von circa 1 1/2 Jahren betriebsfähig hergestellt, nachdem die Grundaquisitionen großentheils mit dem Schlusse des Jahres 1856 bis zum Februar 1857 stattgefunden hatten. Die von Cramer=Klett'sche Fabrik hatte vier eiserne Brückenkörper im Anschlage von circa 140,000 fl. zu liefern und aufzustellen. Dieser Auftrag wurde innerhalb eines Zeitraumes von sechs Wochen vollzogen, gewiß ein neuer Beleg von der ausgezeichneten Leistungsfähigkeit dieses Etablissements. (N. M. Z.)

Augsburger Abendzeitung
Sonnabend, 31. Juli 1858
Nr. 208
Rosenheim, 29. Juli. Heute um 91/2 Uhr Morgerns überschritt die erste Lokomotive die Hammerbach=, Mühlbach= und Mangfallbrücke in der Nähe unseres Marktes, um die Requisiten der Bahnwärter auf der Strecke Rosenheim=Brannenburg an ihre Bestimmungsorte zu bringen. An dieser ersten Probefahrt nehmen nur die speziell betheiligten Bau- und Betriebsbeamten theil. Ueber den Tag der Betriebseröffnung verlautet noch nicht Bestimmtes. Jedenfalls erfolgt dieselbe innerhalb acht Tagen, und zwar nicht blos bis Kiefersfelden an der bayerischen Landesgränze, sondern bis Kufstein, woselbst für das königlich bayerische Nebenzollamt bereits interimistische Lokalitäten gemiethet und eingerichtet sind, bis das von Oesterreich herzustellende gemeinschaftliche Zollamts=Gebäude vollendet ist.

Münchner Neueste Nachrichten
Sonntag, 1. August 1858
Nr. 213
* Rosenheim. Am 29. d. wurden die zwei am Ende des hiesigen Bahnhofes stehenden eisernen Brücken mit 6 Oeffnungen und je 60 Fuß Spannweite, welche nach dem Pauli'schen System konstruirt und vom Etablissement Kramer=Klett innerhalb 6 Wochen ausgeführt und innerhalb 14 Tagen aufgestellt worden sind, durch Befahren mit einer Lokomotive mit angehängtem Zug probirt und hiebei eben so vortrefflich befunden, wie jene bei Großhesselohe. Die größte Einbiegung betrug nur 2 1/2 Linien und erwies sich als vollkommen elastisch, indem nach Wegfahren der Lokomotive keine Spur davon zurückblieb. Nach dieser Erprobung der beiden Brücken machte der Zug noch eine kleine Probefahrt auf der Bahn bis Fischbach, die ebenfalls befriedigend ausfiel und dem Vernehmen nach kommenden Montag bis Kufstein ausgedehnt werden soll.

Augsburger Abendzeitung
Montag, 2. August 1858
Nr. 210
München, 1. Aug. - Auf der nun vollendeten Eisenbahnstrecke von Rosenheim nach Kufstein werden morgen und übermorgen Probefahrten stattfinden und die Bahn dann am Donnerstag dem allgemeinen Verkehr übergeben werden. Von hier werden täglich 2 Züge, Morgens 5 1/2 und Nachmittags 2 Uhr, über Rosenheim nach Kufstein gehen.

Münchner Neueste Nachrichten
Dienstag, 3. August 1858
Nr. 215
** München, 2. Aug. - Laut hier eingegangener telegraph. Nachricht langte heute Vorm. 11 Uhr 45 Min. die erste Lokomotive glücklich in Kufstein an. Uebermorgen Mittwoch findet von hier ab eine Probefahrt dahin statt, wozu Einladungskarten amtlich ausgegeben wurden. (Abfahrt hier früh halb 8 Uhr; Ankunft in Kufstein Mittags halb 1 Uhr; Rückfahrt: Abends 4 Uhr, Ankunft dahier 8 Uhr Abends.) Die Eröffnung für den allgemeinen Verkehr erfolgt, wie bekannt, diesen Donnerstag.

Augsburger Abendzeitung
Mittwoch, 4. August 1858
Nr. 212
Innsbruck, 3. Juli. Aus Kufstein erwarten wir die erste Lokomotive am 5. Oktober. Die Verona=Bozener Bahn soll gleichfalls im Oktober eröffnet werden. (N.M.Z.)

Allgemeine Zeitung
Donnerstag, 5. August 1858
Nr. 217
München, 4. Aug. Heute hat auf der Eisenbahn bis Kufstein eine weitere Probefahrt, die zugleich als Eröffnungsfahrt zu gelten hat, stattgefunden. Das k. Oberpost= und Bahnamt hatte hiezu vielfache Einladungen erlassen, und es haben insbesondere die k. Staatsminister Frhr. v. d. Pfordten und Graf Reigersberg, mehrere Staatsräthe etc., sowie die Mitglieder der k.k. österreichischen Gesandschaft dahier, an der Fahrt theilgenommen. Der aus fünfzehn ganz neuen und höchst elegant gebauten Wagen aus der Klett'schen Fabrik in Nürnberg bestehende Zug wurde von zwei Locomotiven gezogen. Derselbe fuhr 1/4 vor 8 Uhr Morgens von hier ab, und gelangte um 11 Uhr nach Kufstein. An den mit den Wappen und Fahnen Bayerns und Oesterreichs geschmückten Bahnhofslocalitäten daselbst war die stattliche Gebirgsschützen=Compagnie von Kufstein mit ihrer Musik, so wie die Schuljugend und sämmtliche Baugewerke mit Fahnen aufgestellt, und hatte sich der kais. Commandant von Kufstein mit sämmtlichen Officieren, so wie den kais. Civilbeamten zur Begrüßung eingefunden. Der Empfang, wie überhaupt der fünfstündige Aufenthalt in Kufstein, war ein überaus herzlicher und freundlicher - mochte doch wohl auch jeder fühlen, von welcher hohen Wichtigkeit die Schienenverbindung für beiden Staaten ist. Während der festlichen Tafel, die im Gasthof zur Post stattfand, wurde aus Anlaß des freudigen Ereignisses des Tages, der directen Verbindung Bayerns und Oesterreichs durch Eisenbahnen, von unserm königl. Ministerpräsidenten Frhrn. v. d. Pfordten ein Toast auf Se. Maj. den Kaiser von Oesterreich, dann von dem k.k. österreichischen Eisenbahn=Betriebsdirector Hrn. v. Fuchs ein Toast auf Se. Maj. unsern König, und von dem Vertreter der k.k. österreichischen Gesandschaft dahier, Hrn. Legionsrath v. Zwierzina, ein Toast auf die Minister des Handels der beiden Staaten ausgebracht. Viele Theilnehmer am Zuge machten Ausflüge in die nächste schöne Umgebung; sehr viele bestiegen die Festung, von welcher aus sich die prachtvolle Aussicht in die Gebirge und in das Inntal bietet; sehr viele eilten aber auch auf den Gottesacker, um das Grab des Mannes zu besuchen der für Deutschlands Eisenbahnen so thätig gewirkt; und der sich um Deutschlands Handel und Industrie so hohe Verdienste erworben hat - sie eilten an das Grab dessen Leichenstein die Worte "Deutschlands Friedrich List" enthält! Wie mag sein Geist, wenn er heute hernieder schaute, sich gefreut haben daß die deutschen Schienenwege nun auch bis hieher reichen, und in wenigen Wochen bis zur Hauptstadt Tirols führen werden. Um 4 Uhr Nachmittags wurde nach einem herzlichen Abschied die Rückfahrt angetreten, und langte der Zug, der eine Stunde lang in Rosenheim anhielt, um 8 Uhr Nachts hier wieder an.

Augsburger Abendzeitung
Sonnabend, 11. September 1858
Nr. 249
München, 10. Sept. - Die Eröffnung der Eisenbahn nach Innsbruck wird sich um einige Wochen verzögern und nicht vor dem 20. Okt. stattfinden können. Zur Eröffnungsfahrt werden auch die beiden Kammern unseres Landtages eingeladen werden, und es soll eine gleiche Einladung derselben auch zur Eröffnung der Gunzenhausen=Ansbacher Bahn am hohen Namensfeste Sr. M. des Königs stattfinden.

Augsburger Abendzeitung
Donnerstag, 16. September 1858
Nr. 254
München, 15. Sept. König Ludwig hat heute zum ersten Male die Eisenbahn von hier bis Rosenheim befahren, und zwar auf der Reise nach Salzburg, wohin sich Se. Maj. zum Besuche der Kaiserin Wittwe, seiner Schwester, begibt. Se. Maj. wird schon ein einigen Tagen wieder hier eintreffen.

Augsburger Anzeigblatt
Mittwoch, 13. Oktober 1858
Nr. 281
München, 11. Okt. Die Eröffnung der Eisenbahn nach Innsbruck wird, wie nun bestimmt, am 5. November stattfinden.

Rosenheimer Wochenblatt
Sonntag, 17. Oktober 1858
Nr. 42
Der Stand der Eisenbahnarbeiten zwischen Kufstein und Innsbruck soll, wenn anders der desfallsigen Versicherung mehrerer Reisenden aus Tirool Glauben zu schenken ist, von der Art sein, daß die Eröffnung dieser Bahnstrecke auf keinen Fall in diesem Herbst, vielleicht nicht einmal im Laufe des Winters erfolgen dürfte.

Augsburger Tagblatt
Freitag, 22. Oktober 1858
Nr. 290
Aus Oberbayern, 19. Okt. Die Eisenbahnarbeiten zwischen Rosenheim und Prien schreiten allmälig vorwärts, und scheinen nur in der Gegend des Sims=See's durch viele Schwierigkeiten aufgehalten zu werden. An der Traunbrücke bei Traunstein herrscht die größte Thätigkeit; die dort nothwendigen großartigen Abgrabungen und Aufdämmungen werden durch Hülfsbahnen und Rollwägen sehr gefördert. Ein österreichischer Bau=Unternehmer soll den Ausbau der Strecke Salzburg = Traunstein unter Leitung der bayerischen Ingenieure allein übernehmen wollen, was die Vollendung dieser Strecke sehr beschleunigen dürfte. A. Z.

Augsburger Anzeigblatt
Mittwoch, 10. November 1858
Nr. 309
Aus Oberbayern, 7. Nov. Vom 24. Aug. bis 23. Okt. d. J. wurden auf der Eisenbahnstrecke Rosenheim = Salzburg neun Arbeitsloose versteigert, die sämmtlich zwischen Endorf und Freilassing, also um den Chiemsee herum und zwischen Traunstein und der Landesgränze gelegen sind. Ueberdieß wurde am 18. Okt. der Transport von 30,000 Fuß Hülfsbahnschienen und 100 Erdtransportwagen von Rosenheim nach Schödling bei Teisendorf, und von 10,000 Fuß Hülfsbahnschienen und 20 Erdtransportwagen von Rosenheim nach Uebersee, in Accord gegeben. Dies ist ein Bild in Zahlen, wie weit die Thätigkeit auf dieser Strecke bis zum Eintritt des Winters gediehen war. (Allg. Ztg.)

Augsburger Tagblatt
Sonntag, 14. November 1858
Nr. 313
München, 12. Nov. Nachdem schon früher von Kufstein aus mehrere Probe=Fahrten bis zur Kesselwangerbrücke stattgefunden haben, wurde am 10. d. die Eisenbahn von Kufstein bis Innsbruck in ihrer ganzen Länge zum ersten Male befahren. Der Zug bestand aus den Lokomotiven "Inn" und "Innsbruck" mit 5 Waggons. Schon auf den Zwischenstatio- nen hatten sich sehr viele Zuschauer eingefunden, um den ersten Bahnzug nach der Hauptstadt von Tyrol vorbeieilen zu sehen, und im Bahnhof zu Innsbruck selbst war eine große Menschenmenge versammelt, welche den mit Pöllerknall begrüßten Zug auf das freudigste empfing. Man glaubt hier allgemein, daß die Eröffnung der ganzen Strecke von München bis Innsbruck nicht lange mehr auf sich warten lassen wird. Pstz.

Augsburger Abendzeitung
Montag, 15. November 1858
Nr. 314
München, 14. Nov. - Die Eröffnung der Eisenbahn von Kufstein bis Innsbruck wird am 19. ds., dem hohen Namenstag der regierenden Kaiserin von Oesterreich, erfolgen.

Augsburger Tagblatt
Dienstag, 16. November 1858
Nr. 315
München, 14. Nov. Im Bahnhof zu Innsbruck sind bereits nahe an 60 Waggons für die Innsbruck=Kufsteiner Bahn bestimmt, eingetroffen, darunter auch der prachtvolle Salonwagen für den Erzherzog=Statthalter. Täglich finden auch schon auf der ganzen Strecke Probefahrten statt und nicht die mindeste Störung hat sich hiebei ergeben. Zu der heute stattgefundenen Probefahrt haben sich die Mitglieder der österreichischen Gesandschaft und noch mehrere Eingeladene nach Kufstein begeben. Man vermuthet, daß die festliche Eröffnungsfahrt der ganzen Strecke von hier bis Innsbruck am 19. d. dem allerhöchsten Namensfeste J. M. der Kaiserin Elisabeth abgehalten und am 20. die Bahn dem Betrieb übergeben werden wird. Pstz.

Walter

Die Majestäten...

geschrieben von: Buran

Datum: 30.08.20 08:11

...scheinen sich sehr volksnah gegeben zu haben. Immerhin wurde ihnen ja fast auf den Teller geschaut ;-)

Re: Die Majestäten...

geschrieben von: Gt2x4/4

Datum: 30.08.20 08:52

Buran schrieb:
...scheinen sich sehr volksnah gegeben zu haben. Immerhin wurde ihnen ja fast auf den Teller geschaut ;-)
Das nannte man „leutselig“ und kommt auch heute noch gut an.

Einfache Leute haben dann das Gefühl, auch irgendwie wichtig zu sein.

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