Hallo zusammen,
Zwischen 1998 und 2004 besuchte ich regelmäßig Griechenland. Hierbei entstanden zahlreiche Eisenbahnfotos, die die letzten Jahre als Negative in verschiedenen Kisten überdauerten. Nun habe ich mich dazu entschlossen die Negative scannen zu lassen und möchte euch daran teilhaben lassen.
Bitte erwartet keine perfekten Meisterwerke; 1998 war ich 12 Jahre alt und besaß nur eine einfache Kompaktkamera und mein fotografisches Talent war eher rudimentär. Aber aus heutiger Sicht sind ein paar Raritäten dabei, denn bei den griechischen Eisenbahnen hat sich - wie die meisten von Euch sicher wissen - im Vergleich zu heute einiges stark verändert.
Meine erste Begegnung mit der griechischen Bahn war eher zufällig und fand in Olympia statt. Zu einer typischen Touristen-Pauschalreise auf den westlichen Peloponnes gehört natürlich auch ein Ausflug per Bus nach Olympia dazu.
Im Sommer 1998 wurde die Nebenstrecke Pirgos-Olympia täglich mit fünf Zugpaaren bedient. Am frühen Nachmittag ist A.9408 mit ihren zwei Personenwagen in Olympia angekommen und wird in Kürze umsetzen.
Endstation Olympia
1967 wurden 20 Exemplare der kleinen vierachsigen Dieselloks bei Mitsubishi in Japan beschafft. Sie wurden bis etwa 2011 für Rangieraufgaben oder vor leichteren Zügen auf Nebenstrecken eingesetzt.
Mitsubishi A.9408 beim Umsetzen in Olympia
Im Anschluss an den Pauschalurlaub sollte es für eine Woche in die Nähe von Egio im Norden des Peloponnes gehen, da meine Mutter dort beruflich zu tun hatte. Also gingen wir an den nahegelegenen Bahnhof von Gastouni, um uns über Verbindungen zu informieren und um die Fahrkarten zu kaufen - heutzutage würde man das wahrscheinlich eher im Internet erledigen.
Prompt kam eine Draisine, vermutlich eine Inpektionsfahrt, durch den Bahnhof geschlichen:
Streckenkontrolle per Draisine
Der Bahnhof war gut besucht und kurze Zeit später kündigte sich durch reges Pfeifen ein Zug an: Der dreiteilige MAN-Triebzug 6507/5507/1507 als InterCity nach Athen und Piräus fuhr ein.
Gastouni, IC23 Kiparissia-Pireas
Nachdem Fahrgäste und Gepäck in den Wagen verstaut sind, setzt der Zug seine Fahrt fort und es kann wieder Ruhe im beschaulichen Kleinstadtbahnhof einkehren…
Gastouni, IC23 Kiparissia-Pireas
Von unserem Zug, mit dem wir paar Tage später nach Selianitika bei Egio fuhren, habe ich leider kein vorzeigbares Bild. Stellvertretend aber ein Bild vom Ende unserer Reise als es zurück nach Kalamata ging:
Irgendwo zwischen Samiko und Kalonero...
Gerade die Fahrt in einem mit einer amerikanischen ALCo-Lok bespannten Zug ist für Dieselfans ein Augen- und Ohrenschmaus. Dies muss auch einer der Momente gewesen sein, als ich mich endgültig mit dem „griechischen Eisenbahn-Virus“ infiziert habe; fortan verbrachte ich viele der Bahnfahrten durch Griechenland stehend am Fenster…
Doch zurück zur Fahrt Richtung Selianitika. Beim Halt in Aghios Andreas, dem Güterbahnhof von Patras, fiel mein Blick auf abgestellte Triebwagen. Es handelt sich um ΑΒΚθπτ 6006 und 6007. Sie gehören einer Serie von sieben dreiteiligen Triebwagen, die 1957/58 von der Maschinenfabrik Esslingen an die ΣΠΑΠ (Σιδηρόδρομοι Πειραιώς-Αθηνών-Πελοποννήσου / Piräus-Athen-Peloponnes-Eisenbahn) geliefert wurden. Eine dieser Garnituren, der Triebwagen ΑΒΚθπτ 6006 hat bis heute überlebt und steht im geschlossenen Betriebswerk Kalamata.
Zu diesen Fahrzeugen gab es ja hier im Forum schon den ein oder anderen Beitrag.
Abgestellte 'Esslinger' in Aghios Andreas
Hinter dem 'Esslinger'-Triebwagen steht Βφκπτ 0035, ein Personenwagen, welcher 1925 in der Sächsischen Waggonfabrik in Werdau gebaut wurde. Er wurde ursprünglich von den Σιδηρόδρομοι Αττικής (Attika-Bahnen) auf der Strecke Athen-Lavrion eingesetzt und kam nach der Stilllegung Ende der 1950er-Jahre auf den Peloponnes. Der Wagen hat bis heute überlebt und steht im geschlossenen Betriebswerk Kalamata.
Auf der Rückfahrt nach Kalamata am Ende unserer Griechenland-Reise begegnete uns in Samiko einer der damals noch häufig eingesetzten ungarischen Ganz-MÁVAG-Triebwagen:
Zugkreuzung in Samiko
Ein weiterer Schnappschuss zeigt das Umsetzen der Lok in Kiparissia.
Im Jahre 1998 gab es täglich ein Zugpaar, welches von Piräus über Athen und Korinth den kompletten Westring über Patras und Pirgos nach Kalamata befuhr. Auf dieser knapp elfstündigen Fahrt wird auch die Stichstrecke nach Kiparissia bedient; hier enden die meisten den Westring bedienenden Zugläufe. ALCo A.9104, welche zum Zeitpunkt der Aufnahme wohl vor kurzem einen kleinen Zusammenstoß erlitten hatte, umfährt gerade ihren Zug 302. Der größte Teil der Reise ist geschafft; bis zum Zielbahnhof Kalamata sind es noch eine Stunde und vierzig Minuten.
Umsetzen in Kiparissia
Im nächsten Teil folgen weitere Alltagsbilder vom nördlichen Peloponnes...
Viele Grüße,
Stefan
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:06:27:16:34:49.