Liebe Freunde des zivilen Handelsverkehrs,
es sind nicht immer die Pandemien, welche den üblichen Gang der Geschäfte arg verändern, von Zeit zu Zeit schritten Staaten seit jeher mit Absicht zu Zuständen, da steht dann aus der reinen Staatsnotwendigkeit heraus alles auf dem Kopf, was in Friedenszeiten gilt. Also beispielsweise ist das Tötungsverbot dann immer genau anders herum zu lesen: Wer es wagt, den Abzug nicht zu betätigen, wird selber liquidiert usw. usw.
Eine solche Zeit und auch ihr Ende ist das heutige Thema der Hafenbahnreihe.
edit: die vormittags aus unerfindlichen Gründen aus dem script gelöschten Satzteile nun wieder eingefügt.
Bild 1: Vor der Besatzungszeit entstanden aber auch noch einige Bilder. Am Havnelageret wird ein Dampfer entladen. Der Welthandel ist noch im vollen Gange.
Bild 2: Kranstudien mit Portalsgassen.
Bild 3: Wie schon mehrmals in dieser Reihe sind Güterwagen auf den Rillenschienengleisen hier gar keine auszumachen.
Bild 4: Alte und neue Abfahrtstelle der Transatlantikdampfer, altes und neues Kornsilo auf einen Blick. Von der anderen Seite der Bucht grüßt die Seemannsschule.
Bild 5: Das alte Verladegerät, mit dem schon um 1910 die Körner aus den Schiffen befördert wurden, scheint immer noch im Einsatz zu sein. edit: Der Fotograf Wilse befindet sich hier auf einem
Schiff namens "Black Prince" bzw. später "Lofjord" genannt und während des Krieges in Oslo festliegend. Das fiel mir auf, als ich die Fotos der nächsten Folgen sortierte. Auf einigen ist die "Black Prince" zu sehen, wegen der kleidung der Leute hatte ich diese mit "Mitte 50er" grob vorsortiert, was nicht stimmen kann.
Seine Fotostrecke stammt allerdings vom Sommer 1938.
Bild 6: In dieser Gegend des Hafens wurden nicht nur Getreide und Fisch umgeschlagen.
Bild 7: Schon in Folge 2, Bild 18 waren solche Kühlwagen neben dem Kornspeicher zu sehen gewesen, allerdings noch ganz in Weiß. So genau wie aufgeschrieben wollte ich den Verwendungszweck gar nicht wissen.
Bild 8: Für mein Empfinden hätte ein „For Bananer“ auch gelangt.
Bild 9: Nicht nur, aber auch, um Klaus Groß eine Freude zu machen, hier nochmal ein Bild mit der Korntrikken. Eigentlich mehr auf der Suche nach dampfenden Rangierloks habe ich mittlerweile fast alle Bilder rund um den Hafen in voller Auflösung angeschaut und immerhin noch ein paar solcher Fundsachen gesichtet.
Foto:
A. B. Wilse in Oslo Museum. Lizenz CC 0 1.0 (public domain)
Bild 10: Im Sommer 1937 zeigt sich das Rathaus noch teilweise mit Gerüst. Weil mir die Autos so modern erschienen, hätte ich das Bild sonst eher Anfang der 50er Jahre eingereiht. :-)
Bild 11: Die funkelnagelneue „Oslofjord“ am Vippetangen. Im Dezember1937 war sie in Bremen vom Stapel gelassen worden. Mehr dazu ab Bild 19.
Foto:
Unbekannt in Oslo Museum. Lizenz CC 0 1.0 (public domain)
Bild 12: Mit 1938 datiert sind einige Fotos des Oslo Museum, auf denen Züge der Hafenbahn zu sehen sind.
Bild 13: Auf diesem Abschnitt geht es natürlich nicht ohne den Mann mit der Glocke.
Foto:
Unbekannt in Oslo Museum. Lizenz CC BY-SA
Bild 14: Sonnig, aber kalt, dieser Blick quer auf den Zug.
Foto:
Unbekannt in Oslo Museum. Lizenz CC BY-SA
Bild 15: Dann war der Sommer da.
Bild 16 a/b: Ein Tunnelblick und eine angeschnittene Lok in den Hochformaten.
Fotos:
16a und
16b: Unbekannt in Oslo Museum. Lizenz CC BY-SA
Bild 17: Sommerbild. Noch hat man im Umfeld des Rathauses ein paar alte Häuser stehen gelassen.
Foto:
Unbekannt in Oslo Museum. Lizenz CC BY-SA
Bild 18: Auch in der Nähe des Østbanen ging es im Schritttempo mit Glocke voran. Läutewerk wäre bei den Hafenbahnloks kein Fehler gewesen.
Foto:
Unbekannt in Oslo Museum. Lizenz CC BY-SA
Bild 19: Glückloser als die
„Oslofjord“ (1938) waren nicht viele Transatlantikschiffe.
Bild 20: Am 1. Dezemder 1940 lief sie auf eine Seemine und war nicht mehr zu retten.
Bild 21: Ob diese Leute, die offenbar von einem Strandbad in die Stadt unterwegs sind, von der bevorstehenden Entwicklung etwas ahnten?
Bild 22: Anders als auf den Bildern der ersten Jahrzehnte ist nun der eigentliche Hafenbereich komplett eingezäunt.
Bild 23: Nur zwischen dem alten Amerikakai und dem Piperviken ging es dafür wohl zu eng zu.
Bild 24: Nur das Bähnchen verläuft hinter Zaun, der Rest ist offen. Das Rathaus legt die letzten Reste vom Gerüst ab.
Bild 25: Nun stehen seine Türme frei vor dem Horizont. Wie gehabt am Piperviken ein ständigen Kommen und Abfahren der kleinen Framnæs- und anderer Schiffchen. Da kann mancher Busbahnhof nicht mithalten.
Bild 26: Oslo war nun mit dem Havnelageret, dem Rathaus und anderen Bauten eine Stadt der Moderne.
Foto:
A. B. Wilse in Oslo Museum. Lizenz CC 0 1.0 (public domain)
Bild 27: In einer späteren Folge zu den Güterbahnhöfen wird auch die Güterbahn in den anderen Hafenbereichen noch gestreift werden. So viele Bilder wie von der eigentlichen Havnebanen gibt es davon allerdings nicht.
Foto:
Unbekannt in Oslo Museum. Lizenz CC BY-SA
Bild 28: Winterzeit am Piperviken. Wenn das Meer gefriert, dann muss es ordentlich kalt sein.
Vielleicht der geeignete Moment für einige Zitate aus den Wikipedia-Artikeln
Norwegen unter deutscher Besatzung und
Unternehmen Weserübung.
Foto:
Rigmor Dahl Delphin in Oslo Museum. Lizenz CC BY-SA
Bild 29: Aus dem Artikel Norwegen unter deutscher Besatzung:
Zitat
Es wurde davon ausgegangen, dass eine strikte Neutralitätspolitik Norwegen aus allen Kriegshandlungen heraushalten werde. Es bestand die Vorstellung, dass Norwegen auf Grund seiner geographischen Lage nicht direkt von einer Aggression bedroht sei und allenfalls durch den Völkerbund in einen Konflikt zwischen den Großmächten hineingezogen werden könnte.
Foto:
Rigmor Dahl Delphin in Oslo Museum. Lizenz CC BY-SA
Bild 30: Aus dem Artikel Unternehmen Weserübung:
Zitat
Großadmiral Raeder drängte Adolf Hitler seit Oktober 1939 zur Besetzung Norwegens. Damit sollte Großbritannien, das Deutschland am 3. September 1939 den Krieg erklärt hatte, zuvorgekommen werden, welches dies früher oder später mit großer Wahrscheinlichkeit selbst tun würde.
Foto:
Rigmor Dahl Delphin in Oslo Museum. Lizenz CC BY-SA
Bild 31: Aus dem Artikel Norwegen unter deutscher Besatzung:
Zitat
Unter großer Geheimhaltung plante General Nikolaus von Falkenhorst den Angriff auf Dänemark und seinen nördlichen Nachbarn. Nach den deutschen Plänen sollten König und Regierung Norwegens zur Zusammenarbeit genötigt und Loyalität gegenüber der deutschen Besatzung geübt werden.
Foto:
Rigmor Dahl Delphin in Oslo Museum. Lizenz CC BY-SA
Bild 32: Im April 1940 war es dann auch für Norwegen soweit. Am Havnelageret marschieren sie.
Bild 33: Am Akershus fahren sie ein.
Bild 34: Ihr „Neubaufahrzeug“ haben sie natürlich mitgebracht.
Bild 35: Lesern früherer Folgern dieser Reihe dürften die Gebäude bekannt sein, wo einige Panzer vom Typ „Neubaufahrzeug“ abgestellt sind.
Bild 36: Die Nasjonalbibibliotheket hält noch
einige Bilder der Besatzungzeit bereit.
Bild 37: Dieses Foto der Agentur Mittet ist mit „24. 7. 1940“ datiert. Keine Ahnung, ob es damit eine besondere Bewandtnis hat.
Bild 38: Außerdem sieht irgendwie alles aus, wie zu Friedenszeiten. Kein Panzer in Sicht.
Bild 39: Dass man den Datierungen nicht so genau trauen kann,
zeigt sich hier: „17. 7. 1940“ kann nicht stimmen. Die Bäume haben allenfalls Blattknospen wie im April.
Bild 40: Und diese Postkarte habe ich nur dazu gesetzt, weil sie den Busbahnhof so gut zeigt. Wie hinten am unfertigen neuen Kornspeicher zu sehen, stammt die Aufnahme eher von 1936.
Bild 41: Hier noch die alte Trasse des Hafenbähnchens, mit einem Radius, als ob Schnellfahrversuche auf dem Rathausplatz durchgeführt würden.
Bild 42: Einsamer Niederbordwagen am Gleis der Akerswerft.
Bild 43: Während der Besatzungszeit geht das Leben weiter. So ein offener Vierachser wie der am Zugende ist mir sonst noch nirgends aufgefallen. Rechts über der Lok die Henry Johansen Bank.
Foto:
A. B. Wilse in Oslo Museum. Lizenz CC 0 1.0 (public domain)
Bild 44: Und vor der Bank steht angeschrieben, wo es in diesen Jahren lang geht.
Foto:
NTBs krigsarkiv im Riksarkivet/Digitalarkivet. Lizenz: CC-BY
Bild 45: Körnig und düster sind die
Bilder der Reihe „Georg W. Fossums originalnegativer 1942“ allesamt.
Bild 46: Auch die Güterwagen sehen nun teilweise ziemlich deutsch aus.
edit 26. 111. 22: In einem Gedenkfilm
80 år siden deportasjonen av norske jøder: Fotografiet lå bortgjemt i femti år werden diese Fotos gezeigt.
Bild 47: Diesem Wilse-Foto von 1941 habe ich den harten Kontrast weitgehend gelassen. Man erkennt auch so, dass der Rathausvorplatz noch einmal umgekrempelt wird.
Bild 48: Links die neue Trasse mit fast geradem Zwischenstück in Platzmitte, rechts bereits abgetrennt der alte, der rasante Bogen.
Bild 49: Alltag 1942. Zu welchem Gebäude das Willkommensschild gehören mag, habe ich auch nach länngerer Betrachtung der Bilder vom Platz nicht sicher bestimmen können.
Foto:
NTBs krigsarkiv im Riksarkivet/Digitalarkivet. Lizenz: CC-BY
Bild 50: Was das „V“ auf der Wand zu besagen hatte, habe ich nicht extra nachgeschaut. Der Bildbeschreibung im Digitalarkivet war auch nichts zu entnehmen, außer: V-tegn på Akershus festning .
Foto:
NTBs krigsarkiv im Riksarkivet/Digitalarkivet. Lizenz: CC-BY
Bild 51: Dem Zeichen wurde eigens noch ein zweites Bild gewidmet.
Foto:
NTBs krigsarkiv im Riksarkivet/Digitalarkivet. Lizenz: CC-BY
Direkt am Hafenbähnchen fand auch
das letzte Kapitel der deutschen Besatzungszeit statt:
Zitat
Der Angehörige des norwegischen Widerstandes Terje Rollem übernimmt nach der Kapitulation am 11. Mai 1945 die Festung Akershus vom deutschen Kommandanten Major Josef Nichterlein. (...)
Während der deutsche Major und Festungskommandeur und sein Adjutant in korrekter Uniform, polierten Stiefeln, behandschuht und mit ihren Orden zur Übergabe antreten, nimmt Rollem diese ohne Mütze, bekleidet mit gestrickten Trachtengamaschen, Knickerbockern und einer alten Uniformjacke entgegen.
Bild 52: Der 7. Juni 1945 war ein großer Tag für die Stadt und das Land. Der König kam aus dem Exil zurück. Soweit bei diesem Anlass auch etwas von der Hafenbahn zu sehen ist, habe ich
aus der Fülle des Materials zu diesem Tag ein paar Fotos hier eingereiht, lasse die Folge aber ansonsten unkommentiert. In der Filmothek des deutschen Bundesarchivs kann man
die Feier auch in bewegten Bildern ansehen.
Bild 53:
Bild 54:
Bild 55:
Bild 56:
Bild 57:
Bild 58:
Bild 59:
Bild 60: Nur wenige Jahre später waren die Deutschen in einigen Ländern als devisenbringende Urlaubsgäste zumindest mit ambivalenten Gefühlen betrachet, später sogar gern gesehen. Aber im Juni 1945 freuten sich die allermeisten, dass sie endlich weg waren!
Nach so viel Königstrubel noch zwei Videolinks auf die Arbeit im Hafen,
einmal 1945 und
wenige Jahre später.
Alle direkt gezeigten Fotos ohne Text unter dem Bild stammen aus der Norwegischen Nationalbibliothek*, sind dort ausnahmslos als gemeinfrei deklariert, wurden heruntergeladen und bearbeitet. In Fällen, wo die Bearbeitung über säubern, glätten, usw. hinausgeht, ist ein Link auf den Originalscan gesetzt.
Vorherige Norwegen-Folge:
Oslo Hafenbahn Teil 5: 1926 bis 1937
„Nachfolge“:
Der Østbanen im Lauf der Zeit; Teil 1: 1854 bis 1916
Gegliedertes Inhaltsverzeichnis
Gruß vom Rhein
Heiner
* Diesmal sind bereits Sammellinks passim im Text gesetzt.
9-mal bearbeitet. Zuletzt am 2022:11:26:14:23:13.