Moin zusammen!

In Oberösterreich betreibt die ja nicht ganz unbekannte Firma Stern & Hafferl in Gmunden am Traunsee eine Strassenbahnlinie, die vom dortigen Hauptbahnhof in das Stadtgebiet führt und durchgehend (mit Ausweichen) eingleisig (Spurweite 1000mm) verlegt ist. Eine besondere Spezialität dieser Bahn besteht in der Tatsache, das auf der gesamten Strecke, egal welche Fahrtrichtung, der Aus- und Einstieg sich stets auf der selben Seite befindet.

Diese reizvolle Bahn, das “reizvoll” bezieht sich nicht nur auf den Streckenverlauf, sondern auch auf den damals eingesetzten Triebfarzeugpark, besuchte ich aus den genannten Gründen mehrmals – hiervon berichtet dieser Beitrag.


Mein Erstbesuch, das Reiseziel war eigentlich die St&H-Hauptwerkstatt in Vorchdorf, fand am 11. Juli 1971 statt. Ich machte auf dem ÖBB-Bahnhof von Gmunden ein paar Aufnahmen und entdeckte in diesem Zusammenhang ein Strassenbahngleis beim Empfangsgebäude. Dem mußte ich im wortwörtlichen Sinne nachgehen. Wenig später erreichte ich den Betriebsmittelpunkt der Bahn, nämlich die Gleisanlagen auf dem Gelände der Remise. Dort setzte meine Fototätigkeit ein:


Bild 01: Kurz nach meiner Ankunft auf dem Remisengelände (es war niemand da, den ich hätte um Erlaubnis bitten können), kam der Tw 5 angefahren und nahm Kurs auf ein Schuppengleis. Der gut 9m lange Triebwagen war 1911 beschafft worden und wurde von der Grazer Waggonfabrik geliefert:



Bild 02: Wenig später fuhr der Tw 8 Richtung Hauptbahnhof vorbei, deutlich ist die türlose Seite sowie die Kreuzungsmöglichkeit von Fahrzeugen auf dem Foto erkennbar. Der Tw 8 wurde 1961 von Lohner in Anlehnung an eine Düwag-Lizenz gebaut und war damals daher das deutlich jüngste Fahrzeug der Gmundener Strassenbahn:



Bild 03: Anschließend machte ich noch ein weiteres Foto vom Tw 5, der inzwischen bis zum Schuppentor vorgerückt war:





Im Herbst 1972, genauer am 14. Oktober, machte ich mit einem mir gut bekannten hamburger Taxifahrer einen weiteren Besuch in Gmunden. Auch dieses Mal beschränkte sich unser Interesse nur auf den oberen Streckenabschnitt.


Bild 04: Am Hauptbahnhof begegneten wir dem schon im Bild 02 beschriebenen Tw 8, der dort seine Abfahrzeit runterwartete:



Bild 05: Wir warteten jedoch nicht, den wir wollten noch am selben Tag in Graz ankommen. Deshalb suchten wir das mir schon vom Vorjahr bekannte Remisengelände auf. Quasi wie bestellt zeigte sich der Tw 4 (Ganz 1913), dieser war 1941 aus Pressburg erworben worden und kam umbaubedingt erst 1951 in Gmunden zum Einsatz:



Bild 06: Das dazugehörige obligatorische SW-Foto darf natürlich nicht fehlen:





Bild 07: Mai 1980, bei einer Reise nach Rumänien, hiervon berichtete ich in diesem Beitrag [www.drehscheibe-online.de] , machten meine Frau und ich auf der Anreise eine Zwischenstation “zufällig” in Gmunden und genossen ein Käffchen am Traunseeufer. Wie das Schicksal es so wollte, kam in der Zeit der Tw 8 vorbeigefahren. Dieses Ereignis blieb natürlich nicht unfotografiert:



Bild 08: Und im März 1987 gab es erneut ein Wiedersehen mit der Gmundener Strassenbahn. Wir machten damals bei Bad Ischl Skiurlaub, aber der Föhn sorgte leider für widrige Wetterverhältnisse. Deshalb unternahm ich mit meiner Familie einen Ausflug nach Gmunden aus natürlich vollkommen uneigennützigen Gründen. Das sagte sich damals auch der Tw 9 (ex Vestische, Düwag 1952), und fuhr mir provozierend vor die Kamera. Instinktiv drückte ich auf den Auslöser…



Bild 09: Mein heutiger Beitrag schließt mit einer weiteren Aufnahme vom Tw 9. Diesen fotografierte ich am 14. Oktober 1995 am gmundener Hauptbahnhof. Danach fuhr ich nach Kroatien weiter, den zwei Tage später war dort ein Familienfest:





Soweit mein kleiner Rückblick auf den Strassenbahnbetrieb in der Stadt am Traunsee.


Grüsse aus dem Norden – und bleibt / werdet gesund!

Helmut

Hallo Helmut,

eine sehr schöne Bilderserie, besonders natürlich die alten Tw 4 und 5, die dann wohl durch die Neuzugänge aus dem Ruhrgebiet (Tw 9 und 10) ersetzt worden sind. Ein Besuch in Gmunden stand bei mir lange auf meiner "To-Do-Liste". Nun ist's zu spät. Die Straßenbahn fährt zwar noch, ist aber in ihrer neuen Erscheinungsform für mich nicht mehr interessant.

Viele Grüße,
Stefan

Moin Helmut,

nein, da war ich noch nicht! Du erweiterst einmal mehr meinen Horizont!

Dafür danke ich Dir mit Grüßen in den Norden,

Martin

Lieber Helmut,

danke für Deinen schönen Bilderbogen dieser ganz besonderen Bahn.

Obwohl für mich nicht wirklich weit entfernt, habe ich jahrelang beim Vorbeifahren zu "wichtigeren" Sachen gedacht, dass ich das nächste Mal ganz bestimmt Station machen werde. Leider ist es bei den Vorsätzen geblieben. Wie ich sehe, war das sehr dumm von mir.

Schöne Grüße und bleib auch Du gesund!
Steffen

Hallo Helmut,

vielen Dank für Deine Berichterstattung über einen der außergewöhnlichsten und interessantesten Straßenbahnbetriebe in Europa. Auf dieser kurzen Strecke mit enormen Steigungsverhältnissen verkehrte ein illustrer und vielfältiger Wagenpark. Wenn ich mich nicht täusche, gab es immer vier Fahrzeuge im Betrieb (Zwei- und Vierachser). Glücklicherweise sind einige der ursprünglichen Wagen für die Nachwelt erhalten geblieben.

Anbei eine Aufnahme des Tw 5, als er 1979 den Steilabschnitt in der Alois-Kaltenbrunner-Straße bewältigt.



Viele Grüße

Bernd

Moin Helmut,

als ich im Sommer 1993 zum ersten Mal in Gmunden war, standen die Zweiachser, von denen Du so schöne Fotos zeigst, leider nicht mehr im täglichen Einsatz, so dass ich keinen mehr zu Gesicht bekommen habe. Inzwischen ist auch die Zeit der Vierachser vorbei – nach 50 - 60 Jahren Einsatz! Immerhin existieren von denen mindestens noch 2: als ich am 9.8.2017 zum letzten Mal nach Gmunden kam, stand an der Station Hbf neben dem Plan-Tw 129 der von Dir mehrfach fotografierte Tw 8 auf dem 2. Gleis, s. Bild:




Bei der Rückfahrt am Nachmittag (übrigens nach Obertraun) stand stattdessen der Tw 10 an derselben Stelle. Letzterer ist inzwischen in meine Nähe, ins Bergische, umgezogen [de.wikipedia.org]; Tw 8 müsste noch in Gmunden sein.

Berühmt ist die Gmundener Straßenbahn übrigens wegen eines 10%-Steigungsabschnitts, der sie zur steilsten Reibungsbahn weltweit macht! Und in meinen Augen haben die Verkehrsplaner in diesem Jahrtausend mit der Durchbindung der Straßenbahn zur Traunseebahn eine Großtat vollbracht: statt zweier Bahnen, die am Existenzminimum herumkrebsen, gibt es jetzt eine Bahn, mit der die Innenstadt von Gmunden aus 2 Richtungen erschlossen wird!

Aus meiner Sicht ist Gmunden nicht trotz, sondern wegen dieser planerischen Meisterleistung auch für Bahnfreunde weiterhin einen Besuch wert, abgesehen davon, dass Stadtbild und Lage ohnehin einen Besuch lohnen!

Dir danke ich für die schönen Fotos und das Anstoßen des Themas!

Gruß
Klaus

Edit hat ein Komma gespendet.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:04:19:18:15:37.

St&H Tw 8 + 5 Remise Gmunden 10.05.2019

Moin Helmut,

über einen deiner seltenen Straßenbahnbeiträge danke ich dir sehr!

Nicht nur die Zweiachser finde ich interessant, auch der moderne Zweirichtungs-Tw 8 mit nur Türen auf einer Seite gefällt mir sehr.
Leider ist er mir bei meinem Besuch in Gmunden nicht vor die Linse gekommen.

Am 10.06.1992 war Tw 9 im Einsatz:



Bei der Hst. Kuferzeile kann man auch gut die starke Steigung erkennen

Viele Grüße nach Hamburg

Thomas



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:04:20:09:24:20.

Klaus Groß schrieb:

Bei der Rückfahrt am Nachmittag (übrigens nach Obertraun) stand stattdessen der Tw 10 an derselben Stelle. Letzterer ist inzwischen in meine Nähe, ins Bergische, umgezogen

Er wurde zwar an die BMB verkauft, dient nach meinem Kenntnisstand aber vor allem als Teileträger für die Wiederinbetriebnahme des TW 342.

Lieber Helmut,

bei diesem Bericht hast Du mich "auf dem linken Bein erwischt". Weder von Gmunden noch von der dortigen Straßenbahn habe ich bisher etwas gehört. Man lernt, auch mittels HiFo, immer wieder dazu. Herzlichen Dank!


Viele Grüße und bleib gesund
Bruno