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24.03.1990: 50 3696-7 – Rohreblasen auf der Mulde (m17B)

geschrieben von: xBurt

Datum: 12.04.20 12:37

Um in Anbetracht des in diesem Jahr seltsam bleiernen Osterfests nicht depressiv zu werden, versuchen wir es mal mit einem Rückblick auf freiere Tage:


Frühjahr 1990 – Zeit des Umbruchs, Zeit der Veränderung und rückblickend gleichzeitig auch die Übergangszeit zwischen dem Ende des letzten planmäßigen Dampfes und dem Start der ersten Plandampfaktionen. Noch gab es eine recht große Anzahl an betriebsfähigen Dampfloks, so diverse offizielle oder heimliche Traditionsloks, vor allem aber eine stattliche Zahl mehr oder weniger fahrfähiger Heizloks. Hierzu zählte auch die 50 3696-7, die es erst am Ende ihrer langen und abwechslungsreichen Karriere in sächsische Gefilde verschlagen hatte, wo sie seit Ende 1988 in Glauchau zu Hause war.

Der nicht ganz bestimmungsgemäße Einsatz als Heizlok verschärfte das Problem der sich kurz über lang mehr oder weniger stark zusetzenden Rohre. Natürlich konnte man die Rohre mit den üblichen manuellen Methoden reinigen, schneller und einfacher war es aber, die Lok mal wieder unter ordentlicher Belastung über die Strecke zu jagen und mit ein paar Schaufeln Sand nachzuhelfen. Für die dampfbegeisterten Personale wurde das „Rohreblasen“ damit gleichzeitig zu einem halboffiziellen Vorwand, endlich mal wieder fahren zu dürfen. Das „Dampfgefahre“ wurde allerdings höheren Orts nicht gern gesehen – schließlich war das Dampfzeitalter offiziell beendet und die Heizloks nur eingeschränkt im Zugdienst verwendbar. In Glauchau fand man aber die richtigen Mittel und Wege, so dass während der Heizsaison einmal im Monat „Rohreblasen“ angesagt war. Die Termine sprachen sich unter den Fans schnell herum, die zu den Fahrten aus allen Ecken Deutschlands herbeiströmten, so auch an jenem 24. März 1990, wo herrliches Frühlingswetter zusätzlich lockte.

Ich reiste wie üblich mit dem Zug von Dresden aus nach Glauchau an und nahm vom Bahnsteig gleich den Weg durch den Diensttunnel, der hinüber zur Güterabfertigung und ins Bw führte. Kurz nach 10 Uhr traf ich am Ort des Geschehens ein, wo sich schon ein gutes Dutzend Fotografen eingefunden hatte. Die Praktika MTL50 wurde scharf gemacht und es konnte losgehen! Das Filmmaterial bestand in jenen Monaten vor der Währungsunion bei mir noch aus dem wenig geliebten ORWO-UT 21, der eigentlich immer irgendeinen Farbstich hatte. Hinzu kam eine Körnigkeit, die einem das Fotografieren schon verleiden konnte. Insbesondere die unberechenbare, von Charge zu Charge schwankende Qualität blieb ein permanentes Ärgernis, womit der Begriff ORWO für mich stets ein Reizwort blieb. So nahm übrigens Jahre später ein vielversprechend gestarteter Abend mit einer jungen, attraktiven Dame eine jähe Wende, als sie beläufig erwähnte, dass ihr Vater bei ORWO in Wolfen gearbeitet hätte…

Doch zurück zum 24. März 1990! Im Bw wurde die 50 3696-7 gerade auf den Dienst vorbereitet und abgeölt. Waren Jahre zuvor Aufnahmen im Bw Glauchau nicht immer einfach gewesen, wurde die Fotografenhorde nun geradezu wohlwollend zur Kenntnis genommen und konnte sich völlig frei betätigen, was ich weidlich ausnutzte.


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Bild 1: Frontansicht des Stars des Tages.

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Bild 2: Der Heizer beim Abölen.

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Bild 3: Der Lokführer war derweil mit den Zylinderhähnen beschäftigt.

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Bild 4: Der Blick unter die Lok.

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Bild 5: Die Raw-frische 110.042-9 drängte sich mit ins Bild und wurde schon mal als Beifang akzeptiert.


Nach den Aufnahmen ging es mit Hilfe des fahrbaren Untersatzes eines Bekannten an die Strecke, wo wir den Zug bei Thierbach-Zinnberg erwarteten. Die etwas schwierig im Licht liegende Hinleistung bestand aus einem Zug mit Rohbraunkohle.


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Bild 6: 50 3696-7 bei Thierbach-Zinnberg.

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Bild 7: 50 3696-7 im Einschnitt bei Penig.

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Bild 8: 50 3696-7 bei Fischheim.


Nach der Ankunft in Rochlitz ging es in die Einsatzstelle, wo die Lok für die Rückfahrt gedreht wurde.


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Bild 9: 50 3696-7 in der Est. Rochlitz.

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Bild 10: 50 3696-7 auf der Drehscheibe der Est. Rochlitz.


Die Rückleistung bestand natürlich aus einem der „für die Mulde“ legendären Sandzüge. Rechtzeitig vor der Abfahrt fuhren wir an das erste Motiv. Die berühmte Muldebrücke von oder mit der Rochlitzer Burg sparten wir jedoch aus. Wenn ich mir recht erinnere, so war entweder die Burg oder die Brücke eingerüstet, was die Attraktivität deutlich schmälerte. Also fuhren wir stattdessen nach Wechselburg, wo an der Bahnhofseinfahrt eine schöne Steinbrücke die Strecke überspannte. Schwierig gestaltete es sich, die wie üblich auf der Brücke stehenden Fotokollegen dazu zu bewegen, entweder mit nach unten zu kommen oder bei der Durchfahrt des Zuges rechtzeitig abzutauchen, was aber sehr dank der überschaubaren Zahl der Fotografen ganz gut gelang.


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Bild 11: 50 3696-7 Einfahrt Bf Wechselburg.


Weiter gings nach Lunzenau, wo der Zug gerade noch rechtzeitig am Bahnübergang an der Bahnhofseinfahrt erwischt werden konnte.


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Bild 12: 50 3696-7 Einfahrt Bf Lunzenau.


Jetzt sollte eigentlich die Aufahrt aus dem Rochsburger Tunnel als nächstes Motiv folgen, jedoch waren auch dort Bauarbeiten im Gange, so dass wir einige hundert Meter weiter die Durchfahrt am Haltepunkt mit dem Blick auf den Ort festhielten.


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Bild 13: 50 3696-7 Durchfahrt Rochsburg.


Als nächstes folgten die Einfahrt in Penig sowie die bekannte Stelle bei Thierbach-Zinnberg.


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Bild 14: 50 3696-7 Einfahrt Bf Penig.

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Bild 15: 50 3696-7 bei Thierbach-Zinnberg.


Als letztes Motiv war noch die Steinbrücke im Wald bei Remse drin, was natürlich auch anderen einfiel. Im Gegensatz zum ähnlichen Motiv in Wechselburg ließ sich hier aber niemand überreden, mit nach unten zu kommen, um die Brücke mit ins Bild zu nehmen, obwohl von der Brücke eigentlich motivlich nichts geboten wurde außer „Schwarze Lok im dunklen Wald“. Ich ärgerte mich sehr, aber hielt stur an der Motivwahl fest. Ein Vergleichsbild von oben würde mich mal interessieren…


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Bild 16: 50 3696-7 im Wald bei Remse.


Wir folgten dem Zug noch nach Glauchau, wo im Bw noch ein Bild von der Lok auf der Drehscheibe entstand. Das Licht war da allerdings schon „im Keller“…


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Bild 17: 50 3696-7 auf der Drehscheibe im Bw Glauchau.



Begeistert vom Erfolg des Tages war das nächste „Rohreblasen“ schon als Termin vorgemerkt, was dann am 28. April 1990 auch tatsächlich stattfand.

Viele Grüße und frohe Ostern, Frank.




Meine HiFo-Beiträge: [www.drehscheibe-foren.de]




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:05:29:19:32:46.

Ja, das war 1990, weiteres unten (o.w.T)

geschrieben von: JLW

Datum: 12.04.20 13:08

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:04:12:15:09:30.
Ähm, nee - das Jubelfest war doch schon ein Jahr zuvor...

Grüße, Frank.



Meine HiFo-Beiträge: [www.drehscheibe-foren.de]
Hallo
Einen sehr schönen Bilderbogen hast Du uns da präsentiert.Wir waren da auch zugegen, in Thierbach-Zinnberg und bei der Rückleistung an der Einfahrt Lunzenau haben wir sogar fast nebeneinander gestanden.Ich habe gar nicht mehr gewußt das die Hinleistung nicht der übliche Leerzug war.Der 28.4. ist dann an uns vorbei gegangen.Wir waren erst tags darauf im Chemmnitztal im Einsatz.
Eine Probefahrt für Riesa sollte ein Jahr zuvor mit demselben Umlauf tatsächlich stattfinden,das klang auch fürs Erste schlüssig,man fuhr ja immer mal aus irgendwelchen Gründen.Die "Probefahrt" fand dann aber mit V 180 statt,weit und breit keine angeheizte Dampflok.Es war nämlich der 1.April,für uns kein Problem,da die "Mulde"immer ein Heimspiel war. Vielleicht weiß jemand wann sie tatsächlich stattfand?
Zum Schluß möchte ich noch beiläufig erwähnen das ich ebenfalls bei ORWO gearbeitet habe.Wir stellten u.a.im Werkzeugbau die Spritzgießwerkzeuge für Rollfilmspulen,Kleinbildpatronen,Kleinbildspulen,Kleinbildschraub und-druckdeckel,Schnellladekasetten,Umbüchsen und Diarahmen her.Das waren jetzt nur die Produkte die für den Eisenbahnfotograf relevant sind oder waren.
Danke für das Einstellen und in Erinnerung rufen.

Viele Grüße aus Ostostthüringen von Pelzmütze



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:04:12:14:45:50.

Die Lok fuhr auch 1989 vor der Parade

geschrieben von: JLW

Datum: 12.04.20 15:08

Die Fahrt auch mit dieser 50 fand auch am 18. März 1989 vor den "Platten" 58354 und Gag 56355 statt. Das hatte ich noch in Erinnerung.
Auch 1990 ist in meinem Aufschrieb. Beide Male bei sehr gutem Wetter und Fans aus Nah und Fern.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:04:12:15:11:48.

Bild 7

geschrieben von: Dampffrosch

Datum: 12.04.20 15:57

Die Bäume links vom Gleis hatten danach längere Zeit erst mal kein Ungeziefer ;-)

Gruß
Horst

Ich war auch dabei, Mulde ging eigentlich immer

geschrieben von: Dampflokfreund

Datum: 12.04.20 20:44

Hallo Frank,
ich war am 24.3.1990 auch vor Ort für die Rückfahrt der 50 3696. Früh war ich beim Nahgüterzug Falkenberg-Herzberg-Uckro mit 52 8120. Auf der Rückfahrt hatte die 52 in Schlieben ein Treibstangenlagerschaden und da bin ich gleich nach Rolchlitz losgefahren und 1 min vor Abfahrt Rochlitz stand ich auf der Schlossbrücke Rochlitz.
Blick vom Schloss auf die Muldebrücke
https://dirkwiemer.de/subdomains/eisenbahn/mulde1.jpg

Nächster Punkt war der Rochsburger Tunnel
https://dirkwiemer.de/subdomains/eisenbahn/mulde2.jpg

Hauboldtfelsen wollte ich ohne Laub auch noch mal machen
https://dirkwiemer.de/subdomains/eisenbahn/mulde3.jpg

Hier das Bild von der Brücke, so schlecht ist es als Verfolgermotiv gar nicht
https://dirkwiemer.de/subdomains/eisenbahn/mulde4.jpg
Es war eine schöne Fahrt, Mulde ging eigentlich immer



https://dirkwiemer.de/subdomains/eisenbahn/banner.jpg
Grüße aus Jena
Steffen
[www.fotogalerieseiten.de]

Re: Ich war auch dabei, Mulde ging eigentlich immer

geschrieben von: xBurt

Datum: 12.04.20 20:56

Hallo Steffen,

vielen Dank für die bildliche Ergänzung! Der Rochsburger Tunnel war ja doch gut zu machen...

Viele Grüße, Frank.



Meine HiFo-Beiträge: [www.drehscheibe-foren.de]

Re: Die Lok fuhr auch 1989 vor der Parade

geschrieben von: Pelzmütze

Datum: 12.04.20 22:27

Guten Abend
Danke für das schnelle Rückinfo betreffs des Datums der Probefahrt für Riesa,hat sich das durch das HiFo nach 31 Jahren auch geklärt.
Danke Steffen für Deine Ergänzung,auf der Schloßbrücke waren wir auch.

Viele Grüße aus Ostostthüringen von Pelzmütze