Nach langer Zeit folgt der zweite Teil zu dem Thema "Vergessene Zugläufe".
Den ersten Teil gibt es hier:
[www.drehscheibe-online.de]

Auch in meinem zweiten Teil stammen die Schilder vom Schrottplatz der Schilderwerkstatt im AW Frankfurt (M), Karte und Kursbuchauszüge aus dem Winterkursbuch 1955/56 bzw. 1964/65.

Doch schauen wir uns zunächst das einst üppige Schienennetz im Kreis Darmstadt-Dieburg an:



Von so einem dichten Schienennetz kann man heute nur noch träumen.
Bemerkenswert die Verbindungen von Darmstadt nach Groß Zimmern bzw. von Ober Roden über Dieburg und Groß Zimmern nach Reinheim.



Interessante Zugläufe sind m.E.
3830 Frankfurt Hbf. - Frankfurt Süd - Offenbach - Hanau - Friedberg - Gießen.
2903 Neu Isenburg - Frankfurt Louisa - Frankfurt Süd - Frankfurt Ost und
2943 Frankfurt Sportfeld - Frankfurt Süd - Frankfurt Ost.






Hier finde ich die nachfolgenden Leistungen bemerkenswert:
Die Direktverbindung Reinheim - Dieburg - Ober Roden - Offenbach Hbf. und den
4689 Groß Zimmern - Dieburg - Ober Roden.

Nachfolgend, ohne weiteren Kommentar, einige Zuglaufschilder aus meiner Sammlung:






















Die nachfolgenden Zugläufe gibt es immer noch, wenn auch unter anderer Flagge und anderem Bahnhofsnamen:






Anregungen und Ergänzungen sind, wie immer, ausdrücklich erwünscht...

Hallo!

Zum Zug 3830:

Diese Verbindung gab es, allerdings mit erweitertem Laufweg bis Hagen, gab es schon seit mindestens 1953. Bereits im ab August 1946 gültigen Fahrplan ist bereits ein D-Zug 3. Klasse zwischen Frankfurt (M) und Hagen vermerkt. Dieser fuhr allerdings nur auf besondere Anordnung. Zwischen Frankfurt (M) und Friedberg (Hessen) ist der D-Zug allerdings über Vilbel geführt worden.

Kai-Uwe, der "Cottbuser"

Hallo,

vielen Dank für die interessanten Zuglaufschilder bzw. Zugläufe, für die ich allemal viel zu jung bin, um sie selbst erlebt zu haben. Das bedauere ich insbesondere, wenn es um die Strecke Dieburg - Reinheim und ihre logische Verlängerung nach Reichelsheim geht.

Bemerkenswert finde ich, dass sich die Bundesbahn wohl dem hessischen Bindestrich-Wahn widersetzt hat, sofern es ihn damals schon gab. Zumindest, was Ober-Roden, Neu-Isenburg und Groß-Zimmern angeht. Aktuell heißt der Oweräirer Bahnhof in der Fahrplanauskunft sogar immer noch "Rödermark-Ober Roden". Werfe ich einen Blick ins 1953er-Kursbuch finde ich dort "Nieder Ramstadt-Traisa", "Klein Auheim", "Klein Umstadt" und "Groß Umstadt". Kurios, es wäre interessant, ob das ein neuzeitlicheres Phänomen ist.

Grüße
Bastian, der mal wieder am Parkplatz "Schöne-Aussicht" anhalten könnte. ;-)

Moin!

Eurocity341 schrieb:

Zum Zug 3830:

Diese Verbindung gab es, allerdings mit erweitertem Laufweg bis Hagen, gab es schon seit mindestens 1953.

Interessanterweise im Jahr 1953 unter der Zugnummer 830. Kontinuität bei den Zugnummern gab es ja immer schon. ;-)

Den nächtlichen Nahverkehrszug von Frankfurt nach Gießen (bzw. Marburg) gibt es im aktuellen Fahrplan auch, so fährt beispielsweise RB 15036 täglich um 0.48 Uhr von Frankfurt über Hanau - Nidderau - Friedberg - Gießen nach Marburg. Allerdings ist das bedingt durch die Baustelle auf der direkten Strecke und die späte Direktverbindung von Frankfurt zu den kleinen Bahnhöfen zwischen Hanau und Friedberg wird wohl keine Dauereinrichtung sein.

Grüße
Bastian

Vergleichen wir das Eisenbahnnetz mit einem Baum, dem man alle Zweige abschneidet, viele Äste amputiert, dann geht dieser ein. Deshalb sollte die Rentabilität von Nebenbahnen anders betrachtet werden. Es sind die Strecken, die den großen Strecken Arbeit bringen.
Deshalb ist es schade und traurig, dass das Eisenbahnnetz so geschrumpft wurde.

Die Schildersammlung ist toll.

Helge

Hallöle,

der 3830 war ein Expressgutzug (Expr) mit Personenbeförderung. Der Gegenlauf hiess 3829. Die drei Personenwagen gingen zumindest in diesem Fahrplanabschnitt nur Frankfurt - Siegen und zurück.



Der Scan ist aus einem Zp AR I vom 04. Oktober 1959. Expressgutzüge waren damals im Zp A (Schnellzüge).

Viele Grüsse, nicht nur an die Hessen!
Hubert.

Edit meint noch, die 13 min Aufenthalt in Offenbach Hbf (siehe ersten Kursbuchscan) seien wohl dem Umladedienst geschuldet...





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:02:24:13:26:01.

Hallo Jürgen,

Glückwunsch zu den Zuglaufschildern, besonders zu den ersten drei, da die Strecke Dieburg - Reinheim/Odw. leider am 28. Mai 1965 eingestellt wurde. Diese Strecke wurde sicher bei etlichen Eisenbahnern in Erinnerung zurückgerufen, als die VIAS die Odenwaldbahn im Dezember 2005 übernommen hatte. Viele sind dann nicht mehr in Reinheim/Odw. eingestiegen, sondern mit dem PKW nach Dieburg gefahren um nach Frankfurt/Main zu kommen, da sie in den Zügen der VIAS keine freie Fahrt mehr hatte.
Da gab es doch auch noch die Züge von Groß Zimmern ins Opelwerk Rüsselsheim.
Aus diesem einst üppigen Schienennetz könnte heute einiges gemacht werden, aber so weitsichtig waren damals eben viele nicht. Diese Fehler rächen sich heute.

Gruß
Horst

Im Winter 1956/57 taucht der Zug in den Nächten von Sonntag auf Montag als "P 830" im Umlauf der Gießener 39 auf. Im Winter 1963/64 dann täglich als "P 3060" im Umlauf der Gießener 01 (Quelle: Hugo Menk "Die Eisenbahn in Gießen").

Hallo,

Dampffrosch schrieb:

Aus diesem einst üppigen Schienennetz könnte heute einiges gemacht werden, aber so weitsichtig waren damals eben viele nicht. Diese Fehler rächen sich heute.

Ich muss sagen, dass ich eher überrascht war, wie verhältnismäßig wenige der Strecken im Odenwald und seinen Ausläufern eingestellt wurden. Im Grunde sind es von der eingestellten Karte gerade mal Dieburg - Reinheim, Reinheim - Reichelsheim, Groß-Zimmern - Darmstadt Ost, Höchst - Aschaffenburg und Seeheim - Bickenbach (nicht mehr auf der Karte ist Hetzbach - Beerfelden). Glücklicherweise waren die verbliebenen Strecken gegen alle Bemühungen mit miesen Fahrplänen immun - man denke nur an die Wochenendruhe auf Offenbach - Ober-Roden ab Samstagnachmittag oder auf der Dreieichbahn. Heute fährt dort die S-Bahn bzw. die Regionalbahn bis spätabends. Die Stichstrecke nach Dietzenbach wurde reaktiviert (wäre ja auch doof, ist immerhin die Kreisstadt und hat mit Heusenstamm zusammen über 50.000 Einwohner). Und sogar der Abschnitt Erbach - Eberbach hat zuletzt mit drei Zugpaaren überlebt und hat nun sogar ein Wochenend-"Spät"-Zugpaar. Nur im Busverkehr im Odenwaldkreis wurden im Dezember 2019 die Uhren zurückgedreht, während ich im Dunstkreis des Odenwalds sonst eher eine Tendenz zu Fahrplanausweitungen sehe, die natürlich auch den Eisenbahnstrecken zugutekommen.

Grüße
Bastian

Servus,

Hubert G. Königer schrieb:

der 3830 war ein Expressgutzug (Expr) mit Personenbeförderung. Der Gegenlauf hiess 3829. Die drei Personenwagen gingen zumindest in diesem Fahrplanabschnitt nur Frankfurt - Siegen und zurück.

Ah, das erklärt natürlich die eher ungewöhnlichen Zugläufe. Solche Züge haben ja bis in die 90er überlebt und liefen zuletzt unter 14xxx-Zugnummern. Die sorgten für interessante Spätverbindungen in Orte, die heute von einer nächtlichen Anbindung träumen dürfen.


Zitat:

Der Scan ist aus einem Zp AR I vom 04. Oktober 1959. Expressgutzüge waren damals im Zp A (Schnellzüge).

Danke für den Scan! Interessant, dass die Züge dann im Kursbuch als Personenzüge aufscheinen. Der 830 fuhr 1953 übrigens Hanau - Friedberg ohne Halt.

Grüße
Bastian

Hallo,

der Zp des P 830/Expr 3830 ist auch bei Meinhold im Miba-Report Zugbildung 1 auf S. 60 abgebildet. Muß wohl noch davor liegen, da u.a. ein Ai mitlief. Im Übrigen recht viele Übereinstimmungen mit obigem scan.

Michael

Dampffrosch schrieb:

Da gab es doch auch noch die Züge von Groß Zimmern ins Opelwerk Rüsselsheim.
Aus diesem einst üppigen Schienennetz könnte heute einiges gemacht werden, aber so weitsichtig waren damals eben viele nicht. Diese Fehler rächen sich heute.

Gruß
Horst

Ich bin sehr froh, dass du die Verbindung nach Rüsselsheim erwähnst. Vor langer Zeit meine ich davon gehört / gelesen zu haben, habe aber die Quelle nicht mehr gefunden und auch sonst keine Informationen dazu. Jetzt weiß ich zumindest, dass dies nicht meiner Phantasie entsprungen ist.

Ob jemand hier im Forum dazu mehr Informationen hat? Oder gar einen Fahrplan? Wie lange liefen diese Züge?

Gruß
Jörn.

Jörn schrieb:

Dampffrosch schrieb:

Da gab es doch auch noch die Züge von Groß Zimmern ins Opelwerk Rüsselsheim.
Aus diesem einst üppigen Schienennetz könnte heute einiges gemacht werden, aber so weitsichtig waren damals eben viele nicht. Diese Fehler rächen sich heute.

Gruß
Horst

Ich bin sehr froh, dass du die Verbindung nach Rüsselsheim erwähnst. Vor langer Zeit meine ich davon gehört / gelesen zu haben, habe aber die Quelle nicht mehr gefunden und auch sonst keine Informationen dazu. Jetzt weiß ich zumindest, dass dies nicht meiner Phantasie entsprungen ist.

Ob jemand hier im Forum dazu mehr Informationen hat? Oder gar einen Fahrplan? Wie lange liefen diese Züge?

Gruß
Jörn.

Hallo Horst, hallo Jörn,

im Winterfahrplan 1955/56 finde ich folgende Verbindungen in der Tafel 317a:

2932
2. und 3. Klasse, an Werktagen
Rüsselsheim Opelwerk 14:33
ohne Halt in Raunheim und Frankfurt Schwanheim
Frankfurt Sportfeld 14:57
Ober Roden 15:38.

2931
oG, 2. und 3. Klasse, an Werktagen
Ober Roden 4:16
Frankfurt Sportfeld 5:06
ohne Halt in Frankfurt-Schwanheim, Kelsterbach und Raunheim
Rüsselsheim Opelwerk 5:32.


2933
3. Klasse, an Werktagen
Halt an allen Bahnhöfen
Dieburg 5:55
Ober Roden 6:15 / 6:18
Buchschlag Sprendlingen 6:47 / 6:55
Frankfurt Sportfeld 7:12
Frankfurt Schwanheim 7:18
Rüsselsheim Opelwerk 7:39.

2925
2. und 3. Klasse, an Werktagen
ohne Halt in Frankfurt-Schwanheim und Raunheim
Ober Roden 12:26
Buchschlag Sprendlingen 12:54 / 12:55
Frankfurt Sportfeld 13:19
Rüsselsheim Opelwerk 13:44.

2941
oG, 2. und 3. Klasse, werktags außer samstags
Dieburg 19:52
Ober Roden 20:08 / 20:15
Buchschlag Sprendlingen 20:51 / 21:02
Frankfurt Sportfeld 21:17
ohne Halt in Frankfurt-Schwanheim, Kelsterbach und Raunheim
Rüsselsheim Opelwerk 21:41.

Guten Abend,


Jörn schrieb:

(Direkte Züge Groß Zimmern - Rüsselsheim Opelwerk]

Ob jemand hier im Forum dazu mehr Informationen hat? Oder gar einen Fahrplan? Wie lange liefen diese Züge?

Direktzüge nach Rüsselsheim Opelwerk hätte ich für 1953 diese gefunden:

P3931 Reinheim 3.34 - Spachbrücken 3.38 (Bedarfshalt) - Groß Zimmern 3.43 - Dieburg 3.51/54 - Münster (b Dieburg) 3.59 - Eppertshausen 4.04 - Ober Roden 4.09/10 - Urberach 4.15 - Offenthal 4.22 - Götzenhain 4.26 - Dreieichenhain 4.30 - Sprendlingen 4.36 - Buchschlag-Sprendlingen 4.40/41 - Neu Isenburg 4.46 - Frankfurt-Sportfeld 4.55 - Rüsselsheim 5.20 - Rüsselsheim Opelwerk 5.23, an Werktagen.

P3932 Rüsselsheim Opelwerk 14.33 - Rüsselsheim 14.36 - Kelsterbach 14.49 - Ff-Schwanheim 14.54 - Ff-Sportfeld 15.01 - Neu Isenburg 15.14 - Buchschlag-Sprendlingen 15.18/19 - Sprendlingen 15.24 - Dreieichenhain 15.31 - Götzenhain 15.35 - Offenthal 15.39 - Urberach 15.46 - Ober Roden 15.51, werktags. Dieser Zug stand in der Tabelle Köln - Frankfurt als "nach Reinheim", hatte aber nur einen Anschluss dorthin (P 3944 Ober Roden 15.57 - Dieburg 16.13 - Reinheim 16.31). Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Zug mit Zugnummernwechsel durchgelaufen ist.

P3925 Ober Roden 12.28 - Urberach 12.33 - Offenthal 12.41 - Götzenhain 12.45 - Dreieichenhain 12.49 - Sprendlingen 12.57 - Buchschlag-Sprendlingen 13.02/03 - Neu Isenburg 13.15 - Ff-Schwanheim 13.27 - Kelsterbach 13.33 - Raunheim 13.42 - Rüsselsheim 13.49 - Rüsselsheim Opelwerk 13.52, werktags. Dieser Zug hielt nicht in Frankfurt-Sportfeld. Es gab hierzu einen Anschluss Reinheim 11.47 - Dieburg 12.06 - Ober Roden 12.22. In der Tabelle Frankfurt - Köln stand dieser Zug als "von Groß Zimmern".

P 3934 Rüsselsheim Opelwerk 23.06 - Rüsselsheim 23.10 - Frankfurt-Sportfeld 23.35 - Neu Isenburg 23-53 - Buchschlag-Sprendlingen 23.58/0.01 - Sprendlingen 0.06 - Dreieichenhain 0.12 - Götzenhain 0.16 - Offenthal 0.20 - Urberach 0.26 - Ober Roden 0.30/31 - Eppertshausen 0.37 - Münster (b Dieburg) 0.42 - Dieburg 0.46/47 - Eppertshausen 0.55 - Spachbrücken 1.00 (Bedarfshalt) - Reinheim 1.04, an Werktagen auf den folgenden Tag.

Ferner gab es damals einen Direktzug von Groß Zimmern (5.23) nach Frankfurt Hbf (6.32) über Buchschlag-Sprendlingen, ebenfalls an Werktagen.

Direktverbindungen zum Opelwerk gab es von hier (Höchst-Hassenroth) aus auch per Bus, wie mir meine Schwiegermutter erzählt hat. Wie lange sich diese Verbindungen (Bus & Zug) gehalten haben, entzieht sich leider meiner Kenntnis.

Viele Grüße
Bastian



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:02:24:22:07:06.