liebe HiForisten,
wie angekündigt, hier nun mein dritter Teil des Berichts über den Trip nach Rottweil - Balingen - Tübingen, den ich an Pfingsten vor nun fast 50 Jahren unternahm.
Die ersten beiden Teile sind unter folgenden links zu sehen:
Teil 1
Teil 2
Am Samstag Abend, 16. Mai 1970 war ich von Rottweil nach Stuttgart gefahren, von dort dann am Pfingstsonntag morgen mit dem E2106 nach Tübingen. Wieso ich nicht gleich in Tübingen - das eh viel schöner war - übernachtete, weiss ich heute nicht mehr. In Tübingen angekommen, rannte ich erwartungsfroh aus dem Zug nach vorne, durfte ich doch annehmen, dass der E2106 mit einer P8 nach Horb weiterfuhr. Und tatsächlich, es setzte sich 038 039 vor den Zug und heizte ein, während 3 Gleise weiter 038 057 sich vor dem P4312 nach Ebingen bereit machte. Da dieser Zug nur sonntags fuhr, liess sich die Kombination dieser beiden Züge eben auch nur am Sonntag beobachten.
Bild 1 high noon in Tübingen - links E2106 nach Horb, rechts P4312 nach Ebingen
Bild 2 038 057 legt los mit P4212 nach Ebingen, pünktlich um 10:32
Nach Abfahrt der beiden Züge überlegte ich, was nun zu tun wäre. Das Wetter war mittlerweile schlechter geworden, und es sollte noch den ganzen Sonntag lang mehr oder weniger ohne Unterbruch regnen. Ich entschloss mich, an die Strecke Richtung Hechingen - Balingen zu fahren und dort ein paar Züge unterwegs aufzunehmen. Ich entschied mich für Mössingen, wohin um 11:15 der E2066 fahren sollte - allerdings mit Diesel...
Offenbar gab es ab einer bestimmten Streckenlänge günstigere Rückfahrkarten, dies wird wohl der Grund gewesen sein, dass ich eine Fahrkarte nach Bad Sebastiansweiler-Belsen (wo der Eilzug gar nicht anhielt) kaufte. Dieser Bahnhof war übrigens einer der wenigen, die wegen der Länge des Namens im Kursbuch nicht ausgeschrieben werden konnten...
Bild 3: Meine Fahrkarten nach Mössingen und Hechingen am Pfingstsonntag 1970
Wer sich jetzt fragt, wieso ich mit Kinderfahrkarten unterwegs war: Mein Vater war Zugführer bei der SBB, und dies gab den Kindern bis zum Abschluss der Ausbildung das Recht, zum halben Preis im Ausland zu fahren... Was mir heute auch auffällt beim Ticket nach Bad Sebastiansweiler (nebst den bescheidenen Preisen): Der Aufdruck zeigt P2065 an (den es nicht gab), während ich effektiv mit dem E2066 gefahren bin. Auch die Rückfahrt war mit E2075, nicht P2075. Die Schaffner nahmens offenbar nicht immer so genau mit dem Einstellen ihrer Abdruckzangen.
Was ich an dieser Stelle erwähnen möchte: Ich habe mir - leider - nie irgendwelche Notizen gemacht über was, wann und wo ich Fotos gemacht oder einfach besichtigt hatte. Ich war damals der Meinung, ich würde das schon nicht vergessen..... Glücklicherweise aber habe ich meine Fahrkarten in eine Kiste geschmissen, was mir dann 50 Jahre später - zusammen mit den Fotos, Fahrplänen und Internet-Recherchen wie Google Earth, Sonnenstand etc. erlaubte, meine Trips ziemlich genau zu rekonstruieren.
Nun, das Thema Sonnenstand allerdings erübrigte sich an diesem Regentag...
In Mössingen kam ich also um 11:34 an und marschierte sofort zurück Richtung Tübingen, um 11:47 den P4309 abzulichten, der sich zwischen Mössingen und Hechingen mit dem E2066 gekreuzt hatte. Das diesige Wetter gestattete dann nicht einmal, die Loknummer auf dem Bild zu identifizieren....
Bild 4 P4309 verlässt Mössingen Richtung Tübingen
ich marschierte dann noch etwa 2 km weiter Richtung Tübingen und wartete dort auf die weiteren P8-Züge. Um ca. 12:45 erschien P4318, der nach Mössingen hineinrollte. Ich wechselte dann die Seite, marschierte unter der Bahnlinie hindurch und wartete dort, bis um 13:26 P4317 von Ebingen nach Tübingen angedampft kam. Was ich damals nicht wusste, aber jetzt verifizieren konnte: Es handelte sich um den selben Zug mit 038 057, welchen ich am Vormittag bei der Abfahrt in Tübingen aufgenommen hatte. Dies bedingte allerdings, dass es in Ebingen eine Drehscheibe gab, was wiederum nach einer
HiFo-Lektüre klar wurde.
Obwohl die Szenerie wetterbedingt recht trostlos war, haben die Regenfotos doch ihren ganz bestimmten Reiz... Ich tat mich übrigens ziemlich schwer beim Lokalisieren der folgenden beiden Aufnahmen, Bild 6 zeigte dann aber ein paar Häuser und einen Kamin, der offenbar stehengeblieben ist und womit ich das Gebiet nördlich Mössingen identifizieren konnte. Allerdings sieht es heute dort ziemlich anders aus, Gewerbegebiete haben sich ausgebreitet....
Bild 5 P4318 fährt nach Mössingen hinein
Bild 6 P4317 Ebingen - Tübingen mit 038 057 verlässt Mössingen, das Bild wurde auf der gegenüberliegenden Streckenseite von Bild 5 aufgenommen, der Kamin und die Silhoutte im Hintergrund identifizieren den Fotostandpunkt.
Dann hatte ich aber vom Regenwetter genug; ich stampfte nach Mössingen zurück, und da gerade kein Zug fuhr nach Tübingen, machte ich den Umweg über Hechingen; vielleicht erhoffte ich mir da auch eine warme Bahnhofswirtschaft, die es in Mössingen nicht gab. Nach knapp einer Stunde in Hechingen fuhr ich mit dem schon erwähnten E2075 (keine P8-Leistung) wieder nach Tübingen zurück, wo ich um 15:30 eintraf.
In Tübingen war nun ein ausgedehnter BW-Besuch angesagt; es herrschte Sonntagsruhe und volles Haus, und ich konnte völlig ungestört mich dort stundenlang herumtreiben. Der Dauerregen hielt wohl weitere Eisenbahnfreunde fern... Es herrschte eine ausgesprochene Waschküchenatmosphäre, Öl, Regen, Russ und Kohle vermischten sich, die Loks schnuckelten vor sich hin, Dampf zischte aus den verschiedensten Öffnungen und hin und wieder liessen sich gedämpft die Speisepumpen vernehmen...
Auf den folgenden Aufnahmen möchte ich die spezielle Stimmung dieses verregneten Sonntagnachmittags im BW widergeben - es sind die Loks 038 057, 038 156, 038 509, 038 626, 038 772, 64 094, 64 250, 64 518, 64 519 und zwei Loks der Baureihe 50 zu sehen.
Bild 7 Waschküchenstimmung im BW Tübingen
Bild 8 P8, 50er und Bubiköpfe warten auf die nächsten Einsätze
Bild 9 Auch diese beiden P8 dampften still vor sich hin..
Bild 10 ja, wenn man jetzt noch einmal ungestört sich hier herumtreiben könnte...
Bild 11 die Szenerie vom Bekohlungsbunker herunter aufgenommen
Bild 12 drei 64er verdecken eine P8
Bild 13 Warten vor dem Schuppen auf die nächsten Einsätze
Mittlerweile war es Viertel nach Fünf geworden (auf der unabsichtlich mitfotografierten BW-Uhr dokumentiert), mein SW-Film war fertig und ich entschloss mich, trotz flauen Lichtverhältnissen einen der - für mich - damals eher raren Farbfilme einzulegen.
Mit diesen nun noch farbigen Stimmungsbildern aus dem BW Tübingen möchte ich den heutigen Bericht beenden. Mein Pfingsttrip vor 50 Jahren hatte reichlich Ausbeute und viel intensives Dampf-Erleben gebracht; ich stieg um 20:08 in den Schienenbus nach Horb, dort in den D594 und war über Schaffhausen - Winterthur kurz vor ein Uhr nachts wieder in St. Gallen.
Bild 14 Die Front aus Bubiköpfen und P8 vor dem Lokschuppen - die BW-Uhr dokumentiert die Tageszeit
Bild 15
Bild 16 zum Abschluss die 038 156 - sie legte offenbar Wert auf eine gewisse Distanz zum Rest...
viele Grüsse aus der Schweiz, den nächsten Bericht dann zu einem andern Thema aus einer andern Gegend....
Ralph
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:02:09:00:07:01.