siehe auch:
[CH] Basel 1973-79: 7er-Drämmli mit Broseband, Waggis und Kamel (34B) [
www.drehscheibe-online.de]
Erst 1948, mit acht Jahren Verspätung auf Zürich, begannen die Basler Verkehrsbetriebe BVB mit der Modernisierung ihres völlig veralteten, aus Hunderten von zwei- und dreiachsigen Fahrzeugen bestehenden Rollmaterialparks. Bis 1951 konnten immerhin 52 Schweizer Standardwagen Ce 4/4 401-452 in Betrieb gesetzt werden, zu denen aber nur 15 passende Anhänger C4 1401-1415 kamen. Mitte der Fünfzigerjahre wollte die bürgerliche Autolobby die Tramgleise so rasch wie möglich aus Basel entfernen, die Strassen sollten vollständig den Autos gehören. Mit nicht gerade überwältigender Mehrheit stellten sich die stimmberechtigten Basler Männer aber hinter das Anliegen der Regierung, neben einer Anzahl Auto- und Trolleybusse auch noch vier elektrische Motorwagen für das „Drämmli“ zu bestellen. Die Be 4/4 453-46 kamen 1958 in Betrieb.
Wie schon im Eingangsbeitrag erwähnt, behielt der Basler Strassenbahnbetrieb bis weit in die Sechziger hinein auf vielen Linien einen musealen Charakter. Die nachhaltige Modernisierung setzte erst 1967 mit dem Kauf von je 20 neuen Vierachsern Be 4/4 457-476 und Düwag-Gelenkwagen Be 4/6 603-622 ein. Bis zur Inbetriebnahme der zweiten Düwag-Serie Be 4/6 623-658 im Jahre 1972 waren die alten Zwei- und Dreiachser aber noch unverzichtbar, beispielsweise auf der wichtigen Überlandlinie 11. Zu den Basler Düwags empfehle ich noch diesen Lesestoff: [
www.g-st.ch]
Sowohl die Standard-Motorwagen wie die Düwags wurden mit den modernen, luftgefederten Drehgestellwagen B 1416-1506 behängt, die 1961-72 in grosser Zahl beschafft wurden. Als einziger Schweizer Trambetrieb nahmen die BVB aber noch lange Zeit neue dreiachsige Anhänger mit SLM-Lenkuntergestell in Betrieb: B3 1323-1344 hatten Baujahre zwischen 1943 und 1963, sie fuhren meistens hinter modernen Motorwagen.
Be 4/4 415 von 1948 biegt mit einem vierachsigen Anhänger auf den Messeplatz ein, Ringlinie 1. Während des Kulturkampfes Tram gegen Auto trug der Motorwagen 1955 den Kosenamen „Uscheen“, baseldytsch für „sehr, sehr schön“.
Be 4/4 420 von 1949 und B 1471 von 1969 trugen ab 1988 den Anstrich der SBB-Intercity-Züge: rot für die „Lokomotive“ und grün-hellgrau für den „Einheitswagen IV“. Die Ringlinie 1 wendet auf dem Messeplatz.
Be 4/4 467 von 1968 ist mit dem dreiachsigen Anhänger B3 1343 von 1963 auf der Linie 15 Richtung Bruderholz unterwegs.
1943 kamen die dreiachsigen Anhänger C3 723-732, ab 1947 C3 1323-1332 in Betrieb. B3 1323 mit Xe 2/2 2018 im Depot Dreispitz.
Ab 1945 nahm Zürich nur noch vierachsige, zu den Standardmotorwagen passende Anhänger in Betrieb. In Basel baute man eigenartigerweise die Dreiachser parallel zu den Vierachsern bis 1963 weiter. B3 1323 im Depot Dreispitz.
B3 1327 von 1943 ist 1978 hinter Düwag-Gelenkwagen Be 4/6 641 unterwegs, bei der Haltestelle Dreirosenbrücke, Ringlinie 4.
B3 1327 hinter Be 4/6 641 bei der Mustermesse, Ringlinie 4.
Am gleichen Anlass fährt B3 1328 hinter Be 4/6 611.
Auf der Linie 15 ist B3 1329 hinter Be 4/4 473 von 1968 unterwegs,
Als der Einsatz der Dreiachser auf der Linie 15 endete, wurden die meisten BVB-B3 der Baujahre 1943-63 von der benachbarten BLT (Basel-Landschaft Transport) übernommen, für die Umstellung der Birsigtalbahn Basel - Flüh - Rodersdorf auf Trambetrieb. Dort kamen sie vor allem auf der HVZ-Linie 17 zum Einsatz.
Auch die vierachsigen Basler Standard-Anhänger B 1401-1506 wurden bei Bedarf gerne von der BLT ausgeliehen. BVB B 1486 von 1972 hinter BLT-Gelenktriebwagen vor der Mustermesse, ausserordentlicher Einsatz auf der BVB-Ringlinie 1. Anlass war die internationale Ausstellung „Eisenbahn - Vorbild und Modell“ vom 28. Oktober bis 12. November 1978.
Im Anschluss an die letzte Basler Bestellung kaufte 1973 auch Zürich drei soclhe Wagen und setzte sie als VBZ B 799-801 vorwiegend auf der Linie 3 ein. Die drei Zürcher Wagen gingen 1999 an die BLT.
1961/62 kauften die BVB die sechsachsigen SIG-Gelenktriebwagen Be 4/6 601 und 602. Äusserlich entsprachen die mit zwei Gelenken ausgerüsteten Fahrzeuge dem Zürcher Prototyp Be 6/6 1801, aber wie schon die Typenbezeichnung aussagt, besassen die beiden Basler im Unterschied zum Zürcher nur vier Motoren. Von den 25 t Leergewicht entfielen immerhin 20 auf die vier angetriebenen Achsen. In Basel war man mit den reparaturanfälligen Sechsachsern nicht zufrieden, ausserdem mussten die BVB auf politischen Druck hin die preislich wesentlich günstigeren Düwags anschaffen. Be 4/6 601 auf der Wendeschleife Mustermesse, anlässlich der Schienenverkehrsausstellung 1978, Einsatzlinie E, direkt zum Hauptbahnhof.
Be 4/6 601 hat den letztgebauten Vierachs-Anhänger B 1506 von 1972 am Haken.
Zeitweise fuhren die beiden Prototypen planmässig auf der Linie 8 Schifflände - Hauptbahnhof - Neuweilerstrasse. Be 4/6 trifft mit B 1429 am Hauptbahnhof ein.
Ausfahrt Richtung Neuweilerstrasse.
Be 4/6 602 ist in der Gegenrichtung unterwegs, hier vor dem Hintergrund des Hauptbahnhofes, in Basel „Centralbahnhof“ genannt.
Be 4/6 602 auf der Linie 8, bei der Mustermesse.
1967 und 1972 kamen endlich moderne Gelenkmotorwagen in grosser Zahl in Betrieb. Die eleganten Düwags verdrängten die letzten Zwei- und Dreiachser von fast allen Strecken. Dank Druckluftbremse waren sie üblicherweise mit den luftgefederten Standardanhängern B 1416-1506 unterwegs. Be 4/6 612 von 1967 mit B 1424 bei der Mustermesse, Linie 8.
Be 4/6 649 von 1972 mit B 1427 in Pratteln, Linie 14.
Auf den Hauptstrecken fuhren die Düwags auch in Doppeltraktion. Selten waren Einsätze mit dreiachsigen Anhängern. Die schon mehrfach erwähnte Eisenbahnausstellung im Herbst 1978 bot Gelegenheit für Einsätze von Düwags mit B3 auf der Ringlinie 1/4. Be 4/6 611 von 1967 ist mit B3 1328 von 1943 unterwegs, Linie 4, Dreirosenbrücke.
Der gleiche Zug fährt als Linie 1 in Gegenrichtung, wiederum an der Dreirosenbrücke.
B3 1328 hinter Be 4/6 611 bei der Mustermesse.
Der stärkere Be 4/6 641 von 1972 ist mit B3 1327 von 1943 unterwegs, Linie 4, Dreirosenbrücke.
Der gleiche Zug fährt als Linie 1 in Gegenrichtung, wiederum an der Dreirosenbrücke.
Die Basler Düwags wurden ab 2001 nach Belgrad verschenkt.
Im nächsten Beitrag zum Basler „Drämmli“ zeige ich weitere Besonderheiten aus dem Sonderverkehr anlässlich der Schienenverkehrsausstellung im Herbst 1978.
Gruss, Werner