Eines ist gewiß: Ohne ihn wären die Umsätze namhafter Filmehersteller wie Agfa, Kodak und Ilford in den 70er Jahren weniger blendend ausgefallen!
„Idefix“ – ein Unikum, vielleicht, doch kein Unikat: In Wirklichkeit trat er nämlich variantenreich in Erscheinung. Meist in weißer Farbe, nur der letzte modisch-orange. Einer nach dem anderen auf Autobahn-Nachtfahrten in non-stop-Langstreckeneinsätzen mit Vmax 110 km/h warmgefahren, über kurvige Landstraßen und buckelige Gemeindesträßchen gehetzt, auf Feld- und Waldwegen gejagt und über Wurzelknorzen und auf Steinbrocken hart aufgesetzt, zwischen Weinstöcken, in hochstehendem Mais und einmal gar, hoch über der Schwäb’schen Eisenbahn, in einer jungen Fichtenschonung verschlissen. Doch in allen Situationen bewährt: Ob im weit-und-hoch-spritzenden Schlamm, ob querfeldein über’n Stoppelacker, ob im Tiefflug über Schneewehen oder mit Anlauf durch Bach-Furten – am Ende war immer, fast immer, das Ziel erreicht: Der „Schuß“ auf den Dampfzug - …und wenn’s zuweilen auch nur ein verzweifelter Nachschuß war! Doch gelegentlich war auch Fremdhilfe durch kräftige Bauarbeiterhände oder bäuerliche Traktoren erforderlich: etwa wenn der Idefix-Lenker auf hektischer 064er-Hatz im Oberpfälzischen einen Wiesengraben unterschätzt hatte und das französische Gefährt zwischen entsetzt davonspringenden Laubfröschen im jungen Schilfgras versank. Oder wenn im Oberschwäbischen ein glitschiger Waldweg, „never-go-back“ steil bergab führend, unversehens an einer abgeschlossenen Forst-Schranke endete…
Woher der Name? - Nun, wie so oft war auch er aus der Weltliteratur entliehen: Asterix und Obelix, die in den 60er und 70er Jahren mit spannend-witzigen David-und-Goliath-Geschichten aus dem Dauerscharmützel der listigen Gallier gegen die Übermacht der tumben Römer unsere Jugendherzen eroberten - sie hatten neben dem berühmten Zaubertrank auch einen kleinen, weißen Hund, der Wiesel-flink immer dann auftauchte, wenn’s nervenkitzelig wurde und dann so manche kritische Situation herausriß: Idefix.
Das war er, der erste:
1)
Stolze DM 6.400 wert, etwas vergünstigt bei der Verwandtschaft in Völklingen/Saar erstanden, hier am 9. Oktober 1969, noch mit rotem „VK“-Überführungskennzeichen, vor meinem Elternhaus in Nieder-Erlenbach bei Frankfurt/Main.
Ehrensache, dass Idefix auch schon mal mit aufs Bild kam! Häufig zwar unbeabsichtigt, weil die Karosse unglücklich am Bildrand abgestellt war, gelegentlich aber auch bewusst. So etwa im „Bw“ Osterburken, wo am 2. Januar 1970 die Heilbronner 38 3335 zur Ruhe abgestellt war:
2)
(Bild schon mal gezeigt.)
Oder im Bw Braunschweig am 11. April 1970 neben „meiner“ 01 161, von der ich ein Lokschild besitze, hier leider bereits abgestellt (z 12.02.1970)…
3)
(Dito.)
…und des Größenvergleichs halber – man gönnt sich ja sonst nichts – neben der ausrückenden Braunschweiger 011 098:
4)
(Dito.)
Doch, schnell noch bevor einer fragt: Wie kam’s, daß sich der noch-Schüler überhaupt so eine Karosse leisten konnte? – Deshalb:
5)
20. Mai 1969, 0.23 Uhr, auf dem Heimweg vom Lernen für eine Mathe-Arbeit (ausgerechnet…), verlor sich am Frankfurter „Opel-Kreisel“, auf der heutigen A 66, ein anderer Spät-Heimkehrer in den Gegenverkehr, wo ich im Weg war. Benzintank geplatzt, Feuer, beide Beine und ein Fuß gebrochen, 2 Monate Krankenhaus, Schuljahr verloren, Gehbehinderung, schließlich Ausgleichszahlungen von Versicherungen.
Monate danach, am 8. Oktober 1969 – das Krankenhaus lag hinter mir, die Gehwerkzeuge aber taten’s noch eher schlecht als recht -, fand die erste Fahrt des „Idefix I“ statt, als Überführung von Völklingen nach Nieder-Erlenbach bei Frankfurt, freilich nicht ohne unterwegs an der Eisenbahn nach dem rechten zu sehen.
Erster Halt war gleich mal am Bw Saarbrücken (Hbf.), in der Hoffnung, die dort stationierte 023 105 anzutreffen. Leider „Fehlanzeige“. Immerhin aber stand hier, für mich völlig überraschend, die 18 602 als abgehalfterte Heizlok am Bw:
6)
(Bild schon einmal gezeigt.)
7)
8)
In der Lokleitung erfuhr ich, daß die 023 105 in St. Wendel anzutreffen sei. Also – meine Beweglichkeit hatte ja nun ganz neue Dimensionen angenommen – Idefix gestartet und nix wie nach St. Wendel!
Da stand sie:
8)
(Die Bilder 8 – 12 habe ich 2007 schon einmal gezeigt.)
…und mit ihr noch die Saarbrückerinnen 023 075 und 078 154:
9)
10)
Wenig später rückten die beiden 23er aus, Lz nach… - ich weiß es nicht mehr. Bei Ottweiler, Strecke St. Wendel – Saarbrücken km 113,7, erwischte ich sie nochmal:
11)
12)
Danach war es mir nie wieder vergönnt, die letztgebaute DB-Dampflokomotive zu sehen, bevor sie 2005 in Nürnberg ausbrannte.
Genug vom „Idefix“? – Für heute: ja. Bei Interesse setze ich aber gern die Reihe „Idefix und die Eisenbahn“ in unregelmäßiger Folge fort: Immer wieder einmal eine Fortsetzung, zeitlich fortlaufend, aber an wechselnden Orten. Jeweils mit ein paar Bildern, auf denen „Idefix“ eine Rolle spielt. Meist versehentlich, als Statist irgendwo am Rande. Und immer in meinem angestammten „HiFo-slot“, sonntags abends. - Soll ich?
Schöne Grüße aus Aachen –
Reinhard Gumbert