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Grenzöffnung und Fahrplan DB-DR (viel Text)

geschrieben von: alte Bahn

Datum: 13.11.19 11:48

Bis zum 8. November 1989 durfte die Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) nur mit einem gültigen Visum übertreten werden. Für Züge aus der Bundesrepublik Deutschland nach Westberlin galten Sonderregelungen, weil die Züge ohne Verkehrshalt in der DDR verkehrten und das Transitvisum im Zug ausgestellt wurde.
Die Zahl der Reisezüge zwischen der BRD und DDR nutzten vor allem DDR Rentner, die leichter eine Reisegenehmigung erhielten, wenn sie Verwandte im Westen besuchten.
Die Bevölkerung in der DDR forderte energisch Reisefreiheit. Überraschend wurde am 9. November 1989 die Reisefreiheit für DDR Bürger eingeführt.

Auszug aus dem Transportbericht der Zentralstelle Produktion der DB über das erste Wochenende nach der Grenzöffnung Freitag 10. November bis Montag 13. November 1989:

„Die Betriebsführung der DB war nach Öffnung der Grenzen durch die DDR in der Nacht vom 09./10.11. stark gefordert. Die teilweise, besonders im "Kleinen Grenzverkehr"', enorm gestiegenen Reisenden­zahl, erforderte im Fernverkehr über 40 Sonderzüge. Der grenznahe Verkehr wurde teilweise mit Pendelfahrten im gegenseitigen Benehmen der Grenzbahnhöfe geregelt.

Z U G F Ö R D E R U N G S D I E N S T (allgemeine Lage)

Die verfügbaren Tf- und Tfz-Kapazitäten wurden am Wochenende voll ge­nutzt. Die kurzfristig eingelegten Reisesonderzüge zur Beförderung von Reisenden aus der DDR konnten zugförderungsseitig durch zusätzlichen Einsatz von Tf und Tfz ohne größere Störungen durchgeführt werden. In den BD Hamburg, Hannover, Frankfurt/M und Nürnberg wurden am Samstag und Sonntag insgesamt 30 Tf-Dienstbereitschaften zusätzlich gebildet und eingesetzt.“

Die Eisenbahner rechneten sofort mit einem großen Andrang auf die wenigen grenzüberschreitenden Züge. Deshalb fuhr ein Fahrpansachbearbeiter der Zentralstelle Produktion (ZZP) der DB am 13. November 1989 nach Ostberlin, um mit der DR zusätzliche Züge zu vereinbaren. Das Problem waren die fehlenden Telefonverbindungen zwischen West und Ost. Am Montag 13. November 1989 begann sofort die Fahrplanbearbeitung. Eine Standtelefonverbindung zwischen der DR in Ostberlin und der DB in Mainz zur ZZP diente zur Abstimmung. Die neuen Züge mussten im laufenden Jahresfahrplan 1989/90 in das Netz eingefügt werden. In den Grenzbahnhöfen der DDR mussten die Züge 40 Minuten zur Kontrolle halten, so dass die Züge nur in gewissen Zeitabständen durch diesen Engpass geführt werden konnten.

Die Fahrplansachbearbeiter der DB und die Fahrplantechnologen der DR bearbeiteten in einem Stafettenverfahren die Fahrpläne von Direktionsgrenze zu Direktionsgrenze und übermittelten die Übergangszeiten an die Nachbardirektion und die Zentrale. Parallel wurde der Einsatz der Triebfahrzeuge, Wagen, Personal, Gleisbelegung der Knotenbahnhöfe und Abstellmöglichkeiten geplant. Die Züge sollten bereits ab 16. November 1989 anlaufen. Diese schnelle Realisierung über die Systemgrenzen hinweg war eine besondere Leistung. Ich betone besonders, dass die Arbeiten noch ohne Computer erledigt wurden und deshalb so schnell zu erledigen waren, weil auf lästige Dateneingaben verzichtet werden konnte. Innerhalb der DB wurden die Fahrzeiten mit Fernschreiben bekanntgegeben.

Am 15. November 1989 übergab der Fahrplansachbearbeiter der BD Köln die handschriftlich 11 Fernschreibseiten an die Fernschreibstelle, die für den Versand der Fernschreiben sorgte.
Weil damals Internet nicht zur Verfügung stand und Faxgeräte nur sehr selten vorhanden waren (nach meiner Erinnerung nur 1 Faxgerät für alle Mitarbeiter im Gebäude der Bundesbahndirektion Köln in der Eingangsstelle). Deshalb konnten dringliche Mitteilungen nur telefonisch oder als Fernschreiben versandt werden.

Im Fernschreiben der BD Köln wurden nicht nur die sonst üblichen Empfänger angeschrieben, sondern alle Fahrkartenausgaben (Fka) und DB Verkaufsagenturen (d.h. Reisebüros) im Bezirk der BD Köln, sowie die Fka und Bahnhöfe mit Halten der zusätzlichen Züge auf dem Gebiet der DB außerhalb der BD Köln, damit die Eisenbahner die Reisenden schon ab Einsatz der zusätzlichen Züge über den Fahrplan informieren konnten, ehe die „normale“ Informationskette anlief.
Sonst wurden im allgemeinen die Fernschreiben nach dem handschriftlichen Eintrag in die Telegrammvordrucke durch den Fahrplansachbearbeiter Schreibkräften zur Übertragung auf Schreibmaschine übergeben und mußten anschließend korrekturgelesen werden. Dazu war jetzt keine Zeit.

4 Seiten des insgesamt 11 seitigen Fernschreibens der BD Köln Fplo 30:


handschriftl Fplo.JPG
handschriftl Fplo S 2.JPG
handschriftl Fplo S 4.JPG
handschriftl Fplo Schluss.JPG

Anschließend übernahmen die Buchfahrplansachbearbeiter die Daten und übertrugen sie ins für das Zugpersonal gewohnte Fahrzeitenheftformat. Diese wurden bei der BD Köln als Fplo 30 gedruckt und verteilt.


Die Zugbildung der vereinbarten Züge:

D 464/465 Dresden- München: 2 Am + 1 A+ 6 B DR
D 1100/1101 München- Berlin- Lichtenberg: 2 A+ 1 ABm + 6 Bm DR
D 1102/1103 Stuttgart- Leipzig: 3 ABm +7 Bm DB
D 1132/1133 Rostock- Hamburg- Altona: 1 ABm+ 6 Bmh DR
D 1136/1137 Dresden- Hamburg: 1 Am + 8 Bm DB
D 1138/1139 Berlin- Lichtenberg- Hamburg : 2 ABm + 6 Bm DB
D 1150/1151 Dresden- Frankfurt (M):2 Am+ 9 Bm+ 1 BDms DB
D 1152/1153 Karl-Marx Stadt- Düsseldorf: 2 A+ 1 AB+ 6 B DR
D 1154/1155 Erfurt- Duisburg: 1 Am+ 4 Bm DB
D 1158/1159 Berlin- Schöneweide- Frankfurt (M): 1 Am+ 8 Bm+ 1 BDms DB
D 1444/1445 Magdeburg- Köln: 1 Am+ 8 Bm DB
D 1448/1449 Berlin- Schöneweide- Köln: 1 Am+ 1 ABm+ 9 Bm+ 1 BDms DR
E 2003/2006 Rudolstadt- Lichtenfels: 5 Bmh DR
E 2030/2031 Schwerin- Hamburg: 8 Bmh DR
E 2040/2049 Magdeburg- Braunschweig: 9 Bmh DR
E 2064/2065 Zwickau- Hof: 6 Bm DB, davon 2 Kurswagen Zwickau- Würzburg
E 2143/2142 Braunschweig- Stendal: 5 Bmh DR
E 2145/2144 Hannover- Stendal: 5 Bm DB
E 2656/2657 Nordhausen- Northeim: 5 Bmh DR
E 2654/2655 Nordhausen- Northeim: 5 Bmh DR

Außerdem wurden die Zugbildung der bestehenden D- Züge verstärkt.
Besonders an den ersten Wochenenden waren die Züge hoffnungslos überfüllt.

Deshalb wies die Betriebsleitung (BL) Köln in einem Fernschreiben das Zugpersonal und die Zugaufsicht an den Bahnhöfen an, wie bei starker Überbesetzung mit Rücksicht auf die Federung der Wagen zu verfahren ist:
89.12.18 O9.5O
-
B 2474 VON KOELN 15 12 15OO

ZUGBEGLEITERBFE DER BD KDELN
BF KOELN HBF, NEUSS, DUESSELDORF, DUISBURG SOLINGEN OHLIGG, WT ELBERFELD, HAGEN HBF
RA KOELN 1 BIS 5
` BL ESSEN
BD KOELN: PR LA, HAL PPA, MW, PIA 1, PPA 3, PN 4, MW 3 BL, ZL KOELN
UEBERBESETZUNG VDN REISEZUEGEN
IM VERKEHR MIT DER DR
AUS LAUFTECHNISCHEN GRUENDEN IST BEI DB-WAGEN EINE BESETZUNG VON 200 PROZENT (ANZAHL DER SITZPLAETZE MAL 2)
OHNE GESCHWINDIGKEITSREDUZIERUNG
ZULAESSIG BEI EINER BESETZUN8 UEBER 2OO PROZENT
BIS HOECHSTENS 25O PROZENT IST EINE ERMAESZIGUNG DER GESCHWINDIGKEIT AUF 80 KM/H ERFORDERLICH.
LAESZT SICH EINE UEBERBESETZLPIG VON MEHR ALS 250 PROZENT
NICHT VERHINDERN, IST EINE ERMAESZIGUNG DER GESCHWINDIGKEIT
AUF 4O KM/HERFORDERLICH, UM BESCHAEDIGUNGEN DER wIEGENFANGEINRICHTUNG ZU VERRINGERN.
EINE BESESTZUNG VON MEHR ALS 3OO PROZENT IST WEGEN DER UNWIRK EIT DER PRIMAERFEDERUNG UND NICHT MEHR GEGEBENER LAUFSICH6gMEIT NICHT ZULAESSIG.
VORSTEHENDE REGELLUNGEN SIND AUCH BEI REISEZUKGWAGEN ANDERER BAHNEN ANZUWENDEN.
DER ZUGFUEHRER SCHAETZT DIE ZAHL DER REISENDEN,
DIE ZUGAUFSICHT INFORMIERT DIE BETRIEBSLEITUNG,
DER TRIEBFAHRZUGFUEHRER WIRD MIT FAHRPLANABWEICHUNG NR 3 SOWIE ANGABE DER UEBERBESETZUNG IN PROZENT UNTERRICHTET.
SOWEIT IM BEREICH DER BD KOELN DIE IN BEZUG GENANNTEN UEBERBESETZUNGEN AUFTRETEN SOLLTEN, SIND FAHRPLANABWEICHUNGEN BEI DER BD KOELN ANZUFORDERN.
BL KOELN

Am Wochenende Freitag 15.12.89 bis Sonntag 17.12.89
Musste die Geschwindigkeit im Bereich der Deutschen Bundesbahn wegen Überbesetzung ermäßigt werden:

Am 15.12.89 5 Reisezüge auf 80 km/h 1 Reisezug auf 40 km/h
Am 16.12.89 7 Reisezüge auf 80 km/h 3 Reisezüge auf 40 km/h
Am 17.12.89 2 Reisezüge auf 80 km/h

Wegen des erhöhten Verkehrsaufkommens wurde das Zugangebot über den auf der Besprechung in Berlin vereinbarten Umfang hinaus bei einer Fahrplanbesprechnung DB/DR vom 19. bis 21. Dezember 1989 in Mainz ausgedehnt. Ab Januar 1990 wurden neue Tagesrandverbindungen mit der Aufhebung der Visumspflicht für Bürger der Bundesrepublik Deutschland eingerichtet.

Neue Zugverbindungen ab Januar 1990:
E 2034/2035 Rostock - Hamburg Hauptbahnhof
D 18684/18685 Rostock – Lübeck
P 5350/28687 Wismar – Lübeck
P 28702/28703 Rostock – Lübeck Mo-Fr
E 2033/2032 Wismar – Lübeck
E 2542/2543 Stendal- Wolfsburg – Braunschweig Sa+ So
E 3892/9894/9896/9893/3895/9897 Oebisfelde – Wolfsburg
D 1346 Sa/1345 So Berlin - Wannsee - Braunschweig = Autoreisezugpaar
E 2041 Helmstedt – Magdeburg Sa+ So
E 2542/2045 Magdeburg – Hannover
E 2046/2049 Magdeburg – Braunschweig
E 2048/2047 Magdeburg – Helmstedt
E. 2650/2651 Nordhausen - Northeim
D 1156/1157 Weimar – Kassel
D 1458/1457 Erfurt - Frankfurt (Main) Fr-So
D 1403/1406 Gera – Nürnberg
E 2009/2002 Saalfeld – Lichtenfels Sa+So
E 2004/2005 Kronach – Saalfeld
E 2007/D 1400 Jena Saalbf – Nürnberg
D 1464/1465 Görlitz – Hof –Nürnberg
D 10464/10473 Plauen – Hof (10473 nur W)

Über den Grenzübergang Herrnburg - Lübeck verkehrten auch DR Doppelstockwagen.
Die Pendelzüge zwischen Oebisfelde und Wolfsburg waren vierteilige VT 624.
Über die Grenzübergänge Herrnburg/Lübeck, Helmstedt/Marienborn und Hof- Gutenfürst wurden auch DB Byg Wagen bei einzelnen Zügen eingestellt.
Bei den zusätzlichen Zügen ab Januar 1990 wurde mehr der grenznahe Nahverkehr mit zusätzlich Halten berücksichtigt.
Bald normalisierte sich der Reisezugverkehr und ab 1. Juli 1990 waren an den Grenzbahnhöfen keine Kontrollhalte mehr nötig.

Gruß Ulrich

Re: Grenzöffnung und Fahrplan DB-DR (viel Text)

geschrieben von: Olaf Ott

Datum: 13.11.19 11:58

Danke, Ulrich, für die Informationen aus einer sehr turbulenten Zeit.
Mit gutem Willen, Personal- und Tfz-Bereitschaften wurde befördert, was nur zu befördern war.

Wie wäre so etwas heute zu bewerkstelligen? Unvorstellbar.

Vielen Dank!

Olaf Ott
Ulrich, danke für diese interessante Zusammenstellung samt Erläuterungen.
Es könnte sogar sein, das das FS bzw. die Fplo irgendwo in meiner Sammlung schlummert. Das kommt mir alles sehr bekannt vor.

Nice day!
c.

Re: Grenzöffnung und Fahrplan DB-DR (viel Text)

geschrieben von: stefan p.

Datum: 13.11.19 13:33

Hallo Ulrich,

danke für Deine fundierten Erinnerungen!

Ich erinnere mich noch gut, als ich am 16.11.89 morgens meine kleine Fka am linken Niederrhein aufschloss und auf dem Schreibtisch ein paar Blätter mit aufgeklebten Streifen des Hellschreibers (wir hatten beim Fdl noch keinen Blattschreiber, so dass die Fernschreiben alle als Endlosstreifen aus dem Hellschreiber kamen und gerissen und aufgeklebt werden mussten) und ein großer Haufen Hellschreiberstreifen, die nicht aufgeklebt waren, lagen. Die hatte mir der Fdl kurz vor Schichtbeginn in die Fka gelegt und sich schnell wieder verdrückt. Nach Sichtung des Haufens wusste ich, warum er so schnell wieder weg war...

Bei der Sichtung des Haufens stellte ich fest, dass der Fdl nicht wusste, wo er die Streifen zu trennen hatte, so dass die Fahrplandaten der einzelnen Züge nicht sortiert aufgeklebt waren, sondern total durcheinander. Diese Blätter habe ich dann erst einmal mit der Schreibmaschine abgetippt (sofern mir die Kunden die Zeit dazu ließen) und die nicht getrennten Streifen habe ich bei der Gelegenheit dann auch abgetippt. Damit war ich bis in den Nachmittag beschäftigt. Zwischendurch brauchte ich die Informationen aber schon, da doch schon einige Reisende nach den eingelegten Sonderzügen fragten.

In diesen Tagen nahm der Verkauf der Fahrscheine zu Zielen der DR stark zu - die Kasse freute sich!

Danke für das Erinnern an diese turbulenten Tage!


Freundlicher Gruß vom Niederrhein
Stefan P.

Spur 0 - was sonst?

Meine Beiträge im HiFo: [www.drehscheibe-foren.de]




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:11:13:21:27:25.

Re: Grenzöffnung und Fahrplan DB-DR (viel Text)

geschrieben von: Wolfgang 44

Datum: 13.11.19 13:36

Hallo Ulrich,

danke für den interessanten Beitrag. Im Zusammenhang damit habe ich eine Erinnerung an den Zeitraum unmittelbar nach der Grenzöffnung, November 1989. Aus dienstlichem Anlass fuhr ich nachmittags von Magdeburg nach Halle mit einem D-Zug, in dem zu meiner Überraschung an der Spitze Byg-Wagen als Verstärker eingestellt waren, vermutlich zwei, die ich bis dato im DR-Gebiet noch nie gesehen hatte. Da mir nur alte Kursbücher von 80/81 bzw. 90/91 vorliegen, könnte es sich nur um D437 Köln-Leipzig oder D443 Köln-Dresden / D1447 Köln-Leipzig handeln (Kai-Uwe, der "Cottbusser" weiss das besser!).

Die Aussage, dass BYg-Wagen von Helmstedt über Marienborn nach MD und weiter liefen, bestätigt sich damit. M.E. waren es aber B3yg-Wagen! (Evtl. ein KK-Pärchen?) Die Hg dürfte wohl nicht das Problem gewesen sein, siehe Reduzierung bei Überlastung. Dem steht bei Wikipedia die Aussage gegenüber (ich weiß, dass das nicht die ultimative Wahrheit ist):
"Erst Mitte der1980er Jahre wurden die letzten Wagen,... aus dem Verkehr gezogen."

Selbst unter den damaligen Bedingungen werden wohl kaum Wagen ohne Fristen eingesetzt worden sein. Wer hat dazu gesicherte Erkenntnisse?

Gruß, Wolfgang

Re: Grenzöffnung und Wageneinsatz (2 B)

geschrieben von: Stefan Motz

Datum: 13.11.19 14:08

Danke, Ulrich,
daß Du das alles für uns zusammengestellt und ausgewertet hast!
Übrigens liefen DR-Doppelstockwagen und DB-Byg und AByl auch über Prostzella:

50 50 25-10 076-0 ? am 28.12.1989 in Kronach:

https://abload.de/img/dr-50502510076-004321ymu9k.jpg




D 1400 am 12.1.1990 in Saalfeld:

https://abload.de/img/dr-d1400-0044314fzspz.jpg




Viele Grüße
Stefan

https://abload.de/img/db-251902-4003812-titu8k49.jpg





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:11:13:14:09:42.

Re: Grenzöffnung und Fahrplan DB-DR (viel Text)

geschrieben von: Eurocity341

Datum: 13.11.19 17:10

Hallo!

Da komme ich schon einmal mit den Angaben.

Die Züge aus dem Bundesgebiet nach Leipzig fuhren in Magdeburg Hbf. wie folgt ab:

D 441 (Köln - Zwickau): 5.16 Uhr
D 449 (Köln - Dresden, mit Kurswagen nach Kraków): 6.02 Uhr
D 443 (Köln - Dresden): 13.50 Uhr
D 437 (Hamburg - Leipzig): 14.06 Uhr
D 1447 (Köln - Leipzig): 16.30 Uhr
D 447 (Köln - Leipzig): 18.52 Uhr

B3yg-Wagen sind definitiv nicht eingesetzt worden. Sie waren bereits Mitte der 1980er Jahre komplett ausgemustert oder für Bahnbaubetriebliche Zwecke (aber auch an Eisenbahnvereine) abgegeben worden. Dagegen wurden aber B4yg-Wagen, wie hier auch in einigen Bildern zu sehen sind, in Einsatz gebracht.

Folgende Binnenzüge beider betreffender Bahnen wurden verlängert:

D 641/648 (Magdeburg - Berlin) neu als D 1448/1449 Berlin - Köln (gerade Ziffer nach Westen; ab Nacht 16./17.XI.1989)
D 951/958 (Eisenach - Dresden) neu als D 1150/1151 Dresden - Frankfurt (Main) (gerade Ziffer nach Westen; ab 16./17.XI.1989)
D 964/965 (Görlitz - Plauen) neu als D 1464/1465 nach/von Nürnberg (ab Januar 1990)
D 1644/1645 (Bebra - Duisburg) zwischen Erfurt und Bebra als D 1154/1155 (ab 17.XI.1989).

Zusätzlich wurde zum 17.XI.1989 der Laufweg der Züge D 438/439 (Rostock - Köln) von bzw. nach Stralsund verlängert. Zwischen Stralsund und Rostock belegte er dabei die Fahrplanlage des E 413, der dann entweder auf Rostock - Wismar gekürzt oder einen neuen Fahrplan Stralsund - Rostock erhielt.

D 464/465 fuhr 1x wöchentlich Warschau - Katowice (Kattowitz) - Wroclaw (Breslau) - Görlitz - Dresden-Neustadt - Plauen - Gutenfürst - Hof - Regensburg - München. Wenn der Zug nicht von/nach Warschau fuhr, wurde er zwischen Dresden-Neustadt und München eingesetzt. Zusätzlich wurde er sofort auch zwischen (Görlitz -) Dresden und Plauen - Gutenfürst für den DR-Binnenverkehr freigegeben. Die tägliche Führung wurde ebenfalls zum 17.XI.1989 vorgenommen.

Also: bei D 464/465 wurden die Verkehrstage zwischen Dresden-Neustadt und München auf täglich gesetzt. In der Nacht Do/Fr kam er aus Warschau, während er in der Folgenacht wieder in die polnische Hauptstadt fuhr.

Wichtig: zwischen Northeim (Han) und Nordhausen wurden ab 17.XI.1989 drei Eilzugpaare eingesetzt (E 2654 - E 2659). Zusätzlich verkehrten noch zwei Paare bis/ab Ellrich, wobei der erste Eilzug nach Ellrich von Seesen - Herzberg (Harz) kam. Ab Januar 1990 dann täglich vier Eilzugpaare Northeim (Han) - Nordhausen, der Rest wurde zurückgenommen.

Kai-Uwe, der "Cottbuser"

Mit freundlichen Grüßen

Der Cottbuser




3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:11:13:19:13:16.

Re: Grenzöffnung und Fahrplan DB-DR (viel Text)

geschrieben von: RailServ

Datum: 13.11.19 17:42

Hallo Ulrich,

sei bedankt für Deine umfangreiche Fleissarbeit. In meiner Erinnerung war in jenen Wochen und Monaten gefühlt ständig Fahrplanwechsel im Verkehr zwischen DB und DR.

Eisenbahn-Kurier und Eisenbahn-Illustrierte hatten immer wieder neue Übersichten für ihre Leserschaft parat.

Viele Grüße
Rüdiger
Hallo,

auch Braunschweig war als Halt der wichtigen Ost-West-Strecke Hannover - Helmstedt - Marienborn - Magdeburg betroffen, hier ein paar Dokumente zur Verdeutlichung:

http://www.hgli.lima-city.de/DSO/hist/DR-Verkehr_161189_1.jpg
Die ab 16.11. neu eingeführten Zugläufe, hier noch auf einem eher provisorisch wirkendem Aushang im Hbf.


http://www.hgli.lima-city.de/DSO/hist/DR-Verkehr_021289.jpg
Am 02.12.89 gab es dann schon einen gedruckten Aushangplan...


http://www.hgli.lima-city.de/DSO/hist/DR-Verkehr_161189_2.jpg
Als handschriftliche Übersicht noch einmal alle Fahrtmöglichkeiten Braunschweig - Magdeburg ab 16.11.89

Interessant war im Übrigen das vom 16.11.89 bis Fahrplanwechsel 1990 verkehrende Eilzugpaar von/nach Stendal (E2142/E2143), dieses verkehrte über die damalige Nebenbahn Braunschweig - Fallersleben und bestand zunächst aus einer Lok der BR 216 und 5 DB-Liegewagen(!). Etwa ab Januar 1990 waren es dann 3 yl-Wagen, DR-Wagen waren hier nicht eingesetzt.

Ein ganz eigenes Kapitel war dann der grenzüberschreitende Verkehr zu Weihnachten und dem Jahreswechsel 1989/90, hier gab es weitere Entlastungszüge im großem Umfang.

Gruß
Andreas

http://www.hgli.lima-city.de/DSO/Signatur.jpg

Re: Grenzöffnung und Fahrplan DB-DR (viel Text)

geschrieben von: sk135

Datum: 13.11.19 18:47

Hallo,

vielen Dank für die interessanten Informationen.


Anbei als Downloads:

Reisezüge BRD - DDR Stand 17.11.89 [www.dropbox.com]

Reisezüge BRD - DDR Stand 05.01.90 [www.dropbox.com]

Reisezüge BRD - DDR Stand 27.05.90 [www.dropbox.com]


Es handelt sich dabei um amtliche Werke, sie sind als "Bekanntmachung" nach § 5 UrhG gemeinfrei.

Grüße,


Sebastian



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:11:13:18:48:41.

Re: Grenzöffnung und Fahrplan DB-DR (viel Text)

geschrieben von: Eurocity341

Datum: 13.11.19 19:17

Hallo!

Da kann ich noch ergänzen. Bei Fahrplan, gültig ab Januar 1990, war bei D 1038/1039 der Verkehrszeitraum noch nicht festgelegt. Dieser Zug fuhr ab Ostern 1990. Wurde damals sogar in der "Fahrt frei" mitgeteilt.

Es gab dann noch zwei weitere Ausgaben dieser besonderen Fahrplanpublikation. Die nächste erschien dann Mitte Juli 1990 und dann noch einmal zum 30. September 1990. Das Heft wurde dann nicht mehr produziert, die umfangreichen Änderungen im Laufe des Fahrplanjahres traten dann nicht mehr auf. Wenn doch, wurde dies dann mit Fahrplan-Mitteilungsblättern mitgeteilt.

Kai-Uwe, der "Cottbuser"

Mit freundlichen Grüßen

Der Cottbuser
stefan p.:
Ich erinnere mich noch gut, als ich am 16.11.19 morgens meine kleine Fka am linken Niederrhein aufschloss und auf dem Schreibtisch ein paar Blätter mit aufgeklebten Streifen des Hellschreibers (wir hatten beim Fdl noch keinen Blattschreiber, so dass die Fernschreiben alle als Endlosstreifen aus dem Hellschreiber kamen und gerissen und aufgeklebt werden mussten)
Ein Reichsbahner hätte bei dem Anblick die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und sich gefragt, ob das hier allen Ernstes der goldene Westen aus dem Fernsehen ist ...

Re: Grenzöffnung und Fahrplan DB-DR (viel Text)

geschrieben von: stefan p.

Datum: 13.11.19 21:27

Sonderkorrespondent schrieb:
stefan p.:
Ich erinnere mich noch gut, als ich am 16.11.19 morgens meine kleine Fka am linken Niederrhein aufschloss und auf dem Schreibtisch ein paar Blätter mit aufgeklebten Streifen des Hellschreibers (wir hatten beim Fdl noch keinen Blattschreiber, so dass die Fernschreiben alle als Endlosstreifen aus dem Hellschreiber kamen und gerissen und aufgeklebt werden mussten)
Ein Reichsbahner hätte bei dem Anblick die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und sich gefragt, ob das hier allen Ernstes der goldene Westen aus dem Fernsehen ist ...
Danke für den Hinweis, habe das Datum oben korrigiert...

Re: Grenzöffnung und Fahrplan DB-DR (viel Text)

geschrieben von: RailServ

Datum: 14.11.19 07:45

sk135 schrieb:
Hallo,

vielen Dank für die interessanten Informationen.


Anbei als Downloads:

Reisezüge BRD - DDR Stand 17.11.89 [www.dropbox.com]

Reisezüge BRD - DDR Stand 05.01.90 [www.dropbox.com]

Reisezüge BRD - DDR Stand 27.05.90 [www.dropbox.com]


Es handelt sich dabei um amtliche Werke, sie sind als "Bekanntmachung" nach § 5 UrhG gemeinfrei.

Grüße,


Sebastian
Hallo Sebastian,

herzlichen Dank für die Zeitdokumente. Ich wusste gar nicht dass DB/DR dieses Fahrlanheft in jener Zeit so häufig aktualisiert und neu aufgelegt haben.

Viele Grüße
Rüdiger

Re: Grenzöffnung und Fahrplan DB-DR (Beispiel Braunschweig)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 14.11.19 10:10

Andreas Lobach schrieb:
[www.hgli.lima-city.de]
Als handschriftliche Übersicht noch einmal alle Fahrtmöglichkeiten Braunschweig - Magdeburg ab 16.11.89

Mich überrascht die alternierende Bedienung der Grenzbahnhöfe West und Ost.

Gruß, ULF

Re: Grenzöffnung und Fahrplan DB-DR (viel Text)

geschrieben von: Wolfgang 44

Datum: 14.11.19 11:14

Hallo Sebastian,

in dem fraglichen Zeitraum, wohl Dez. 1989, traf ich oft auf dem Weg zur Arbeit einen ehemaligen Studienkollegen (nicht meine Fachrichtung, aber gleicher Jahrgang, wir durften dann nach dem Studium beide noch einmal in der gleichen Kompanie als Reservisten bei der NVA dienen, so was verbindet!) im Stadtbus zum Halleschen Hbf. Er hatte eine leitende Stellung bei der Sinal- und Fernmeldemeisterei. Ich fragte ihn während der Fahrt, wie sie denn auf den Lückenschluß der Kasseler Bahn zum nächsten Fahrplanwechsel vorbereitet wären, von dem ich am Vortag erfahren hatte. Er fiel aus allen Wolken. "Davon wissen wir doch noch gar nichts!"

Er war dann noch bis zur Rente als Prüfer für Signalanlagen tätig, ist aber auch schon einige Jahre nicht mehr unter uns.

Das Dokument zum Fahrplan "F Eichenberg/Arenshausen NEU" ab 27.05.1990 bestätigt, das es mit dem Lückenschluß in reichlich 5 Monaten geklappt hat - trotz zwei Bahnverwaltungen, auch wenn sich die zwei Richtungsgleise mal kurzzeitig verfehlt hatten...

So schnelllebig und intensiv war die Zeit damals.

Nachdenkliche Grüße

Wolfgang



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2022:12:14:16:34:03.
Ulf Kutzner schrieb:
Andreas Lobach schrieb:
[www.hgli.lima-city.de]
Als handschriftliche Übersicht noch einmal alle Fahrtmöglichkeiten Braunschweig - Magdeburg ab 16.11.89

Mich überrascht die alternierende Bedienung der Grenzbahnhöfe West und Ost.

Wenn ich mich spontan richtig erinnere:
Umsteigen in Marienborn: Fahrt Braunschweig - Marienborn im D-Zug (hielt dort zur Kontrolle), ab Marienborn im P-Zug der DR nach Magdeburg
Umsteigen in Helmstedt: Fahrt Braunschweig - Helmstedt im DB-Eilzug, ab dort im P-Zug der DR nach Magdeburg (einige P-Züge Marienborn - Magdeburg wurden ab/bis Helmstedt verlängert). Letztere hielten dann natürlich auch in Marienborn zur Kontrolle, erkennbar an den 80 Minuten Fahrzeit zwischen Helmstedt und Magdeburg.

Gruß
Andreas