Liebe HiFo-Gemeinde,
im August 1971 hatte ich erstmals die Gelegenheit, Lokomotiven der Baureihe 01.10 zu erleben. Ihre Einsatzstrecken befanden sich so weit im Norden, dass eine Begegnung mit ihnen bis dahin weit außerhalb meiner Möglichkeiten lag. Endlich sollte sich dies ändern: Am Samstag, 14. August 1971, stand eine Ferienreise nach Kopenhagen an! Jetzt musste es klappen. Meine Schwester und ich bestiegen in München Hbf den D 588 nach Kiel, Abfahrt 7.54 Uhr. Ein klassischer Schnellzug der Bundesbahnzeit, der mit dem Laufweg München – Treuchtlingen – Würzburg – Bebra – Hannover – Hamburg – Kiel über die gesamte alte Nord-Süd-Strecke lief. Der Zug war mit 14 Wagen so lang, dass seine Zuglok 103 153 (Bw München Hbf) bereits außerhalb des Bahnsteigs ankuppeln musste und damit im Gleisvorfeld stand.
Münchner Bahnsteigatmosphäre am Morgen des 14. August 1971 gegen 8 Uhr. Es ist Ferienzeit: Links die erst gut zwei Wochen zuvor abgenommene, nagelneue 103 153 (Bw München Hbf) vor D 588 (München – Kiel), rechts 110 388 (Bw Stuttgart) vor dem ebenso langen D 1314 (München – Dortmund). Der Zugführer unseres D 588 steht auf dem Schatten des Ausfahrsignals, über das die 103 wegen der Zuglänge hinaussteht. Die beiden Lokführer sind bereits ergraut und fahren in den ersten Dienstplänen ihrer Heimat-Betriebswerke.
Kurz nach der Abfahrt unseres D 588 kam uns nahe der Donnersbergerbrücke die letzte im Einsatz befindliche E 32 des Bw München Hbf im Bereitstelldienst auf der Fahrt von Pasing-West zum Hauptbahnhof entgegen. Seit einer Sonderfahrt wenige Wochen zuvor war sie wieder mit ihrer alten Betriebsnummer E 32 27 unterwegs. Dies war mein letztes Foto einer betriebsfähigen E 32, denn schon sechs Wochen später wurde die Maschine z-gestellt.
Die weitere Fahrt im D 588 brachte bei schönstem Wetter viele Begegnungen mit interessanten Lokomotiven: In Ansbach passierten wir 052 713, im Bw Gemünden standen eine 44er und drei 50er um die Drehscheibe, das mit Spannung erwartete Bebra hatte 01 0505 der Reichsbahn zu bieten, in Göttingen huschte 044 196 (Bw Ottbergen) vorbei, und in Hamburg-Altona stand vis-à-vis 01 0525 (Bw Wittenberge) vor dem D 407 nach Berlin Stadtbahn zur Abfahrt um 16.34 Uhr bereit, dessen um 3 Minuten verspätete Abfahrt wir bei inzwischen sehr bedecktem Himmel erlebten. Gerade, als wir mit unserem Anschlusszug den Bahnhof Altona verließen, kam uns 012 071 (Bw Hamburg-Altona) mit dem leicht verspäteten D 591
Konsul (Kiel – Frankfurt) entgegen. Meine erste 01.10!
Gerne hätte ich Euch von den genannten Lokomotiven Fotos präsentiert, aber diese sind auf Grund ihrer Qualität eher für den privaten Gebrauch geeignet. Was es damit auf sich hat und warum ich zwei Wochen später, am 31. August 1971, auf der Rückfahrt von unserer Kopenhagen-Reise einen neuen Fotoapparat mein eigen nennen konnte, erzähle ich Euch mal in einem späteren Beitrag.
Dienstagmorgen, 31. August 1971, auf der Rückreise von Kopenhagen: Erwartungsvoll stand ich mit meinem neuen Fotoapparat in Altona am Gleis 9, als 012 071 vom Betriebswerk heranrollte. Der Heizer: Trotz seiner schon zahlreichen Lenze offenbar ein cooler Typ!
Die Maschine übernahm den nur in der Ferienzeit verkehrenden Saisonschnellzug D 1322 (Hamburg-Altona – Westerland) mit Kurswagen nach Esbjerg in Dänemark. Bei nur drei Halten in Heide (1 Min.), Husum (4 Min.) und Niebüll (10 Min.) erreichte er auf den 243 km bis Westerland eine Reisegeschwindigkeit von 82,4 km/h.
Um seine Abfahrt um 9.16 Uhr zu fotografieren, lief ich zurück zum Prellbock und dann weit hinaus auf den Nachbarbahnsteig. So ließ sich die schöne, leider inzwischen der Vergangenheit angehörende Hallenkonstruktion samt dem markanten Stellwerk ins Bild bringen. In der Aufregung büßte die rechts zu sehende V 200 einen Teil ihrer Front ein. Sie hatte den E 598 (Hamburg-Altona – Kiel) am Haken, der als D 598 aus Lindau gekommen war. Links eine E 10 vor D 742 (Hamburg-Altona – Düsseldorf).
(Fortsetzung folgt in Kürze)