Hallo,
mit eintägiger Verspätung (die Enkel hatten Vorrang) neue Artikel:
Die Bayerische Landbötin
Sonntag, 6. April 1851
Nr. 82
= 30. März. - Am selben Tage Abends nach 7 Uhr geriethen zwei an einen Wagen gespannte Pferde des Häuslers Klingler von der Friedbergerau, Landg. Friedberg, welche ohne Aufsicht waren, auf den Eisenbahndamm, als der Zug von Augsburg nach München vorüberfuhr, wurden von der Lokomotive erreicht und in Stücke gerissen. Der Eisenbahnzug ging ungehindert weiter.
Münchner Neueste Nachrichten
Samstag, 24. Juni 1854
Nr. 175
** München, 23. Juni. Morgen Samstag wird die Eisenbahnstrecke von hier bis Großhesselohe vorerst nur für Personenbeförderung eröffnet. Täglich finden drei Fahrten hin und zurück, mit jedesmaligem Anhalten in Mittersendling statt, und zwar Abfahrt von hier: Früh 8 Uhr, Nachm. 3 Uhr und Abends 7 Uhr, und von Großhesselohe zurück: Früh 8 Uhr 40 Min., Nachm. 3 Uhr 40 Min. und Abends 7 Uhr 40 Min. Fahrzeit von hier bis Mittersendling 10 Minuten, bis Großhesselohe 20 Min. Fahrpreise: bis Mittersendling I. Wagen=Klasse 12 kr., II. Kl. 9 kr., III. Kl. 6kr.; bis Großhesselohe I. Kl. 21 kr., II. Kl. 15 kr., III.. Kl. 12 kr. Bei dieser Gelegenheit machen wir auf das zunächst der Anhaltsstelle Mittersendling gelegene freundliche Thalkirchen aufmerksam, woselbst die bekannte, gut bestellte Gastwirthschaft, mit schönem, schattigen Garten, auf das zweckmäßigste und eleganteste neu restaurirt wurde. Dasselbe gilt für die über der Isar gelegene Menterschwaige.
Augsburger Anzeigblatt
Freitag, 25. Februar 1859
Nro. 56
München, 21. Febr. Dem Vernehmen nach wird der neue mit dem 1. Mai l. J. beginnende Sommerfahrplan für die Staats=Eisenbahnen wesentliche Veränderungen bringen. So wird zwischen München und Hof und München und Frankfurt im Anschluß an den Pariser Zug ein Kurierzug eingerichtet werden, der bedeutend schneller geht als der Eilzug, so zwar, daß man in sieben Stunden von hier bis Bamberg fährt. Die seitherigen Eil= und Güterzüge werden unverändert fortbestehen; dagegen wird ein Postzug zwischen hier und Hof eingehen.
Augsburger Abendzeitung
Mittwoch, 12. November 1862
Nr. 312
München, 11. Nov. II. MM. die Könige Max und Otto und die Königinnen Marie und Amalie, welche sich heute Morgen nach Tegernsee begaben, um dem Prinzen Carl einen Besuch zu machen, sind diesen Abend nach 6 Uhr mit einem Extrazug der Eisenbahn von Holzkirchen ab, wieder hier eingetroffen.
Augsburger Abendzeitung
Freitag, 9. Juni 1871
Nr. 156
** Augsburg, 8. Juni. Heute Vormittags trafen von Frankreich 108 Mann mit 3 preußischen Führern hier ein, die, da ihre Regimenter sich bereits auf dem Marsche befinden, wegen Fußleiden oder Krankheit nicht mitmarschiren können und deshalb durchaus die Eisenbahn benützen. Sie wurden sämmtlich im Vereinslokale durch die Feuerwehr verpflegt und setzten darafu ihre Reise nach München, ihrem Garnisonsorte, fort.
Augsburger Tagblatt
Sonntag, 18. Januar 1880
Nr. 16
München, 16. Jan. der am 23. August v. Js. zwischen München=Augsburg verkehrende Eilzug war Abends 8 Uhr bei der Station Althegenenberg einer großen Gefahr ausgesetzt. Trotzdem bei Wegübergange die Bahnschranken geschlossen waren, fuhr der Dienstknecht Peter Siebert mit einem 26 Meter langen, mit Bäumen beladenen Wagen nach eigenmächtiger Aufhebung der Schranken auf die Geleise, fuhr an der jenseitigen Schranke an und wurde vom Zuge erfaßt, wobei der Hintertheil des Wagens zertrümmert und die Maschine beschädigt wurde. Das Urtheil lautete auf 1 Monat 15 Tage.
Münchner Neueste Nachrichten
München, 6. November 1889
Nr. 511
Vorabend=Blatt
München, 5. November. - bc. (Zugverspätung.) Wegen längerer Verspätung des Pariser Schnellzuges wurde heute Vormittag von Augsburg hieher ein Ergängzungszug abgefertigt, der um 8 Uhr 35 Minuten anlangte, während der eigentliche Pariserzug erst um halb 10 Uhr nachfolgte. Infolgedessen wurde auch von hier aus ein Ergänzungszug nach Salzburg abgefertigt.
Münchner Neueste Nachrichten
Dienstag, 11. Oktober 1898
Nr. 468
Vorabend=Blatt
München, 10. Oktober. - * Nord=Süd=Expreßzug. Der Nord=Süd=Expreßzug, der seit 1. Oktober von München nach Mailand Montags, Donnerstags und Samstags fuhr, wird von heute ab insofern eine Aenderung erfahren, als der Anschluß nach Mailand am Montag, Mittwoch und Freitag erfolgt. Vom 1. Dezember wird der Zug einmal wöchentlich von hier über Mailand, Genua, Pisa und Rom direkt nach Neapel durchfahren. Die erste Abfahrt von München wird am 2. Dezember stattfinden, die Ankunft in Neapel am 3. Dezember. Die genauen Abfahrtszeiten können erst später bekannt gegeben werden.
Münchner Neueste Nachrichten
Donnerstag, 13. August 1903
Nr. 374
Vorabend=Blatt
München, 12. August. - ba. Erhöhter Bahnverkehr. Für die auf nächsten Samstag und Sonntag fallenden Doppelfeiertage ist wieder ein sehr starker Ausflugsverkehr zu erwarten, wenn das Wetter nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Die kgl. Eisenbahnbetriebsdirektion München hat deshalb Anlaß genommen, schon für Freitag Nachmittag und Abend eine größere Anzahl von Sonderzügen zur Bewältigung des Verkehrs in die Berge vorzusehen. Es werden Vor= und Nachläufer von Schnell=, Eil= und Personenzüge nach Kufstein, Tölz, Tegernsee, Schliersee, Garmisch=Partenkirchen etc. bei starkem Andrang ähnlich wie am Pfingstsamstag und am Vortage der letzten Doppelfeiertage (Peter und Paulustag und Sonntag) zur Abfertigung gebracht.
An dem ersten Feiertage (Samstag) werden in den Morgenstunden nach den genannten Richtungen wieder zahlreich Extrafahrten gemacht und im Laufe des Vor= und Nachmittags nach Bedarf verschiedene der Pfingstzüge eingelegt werden. Es erscheint die auch um deswillen nötig, weil am Samstag Früh zwischen 6 und 8 Uhr nochmalls drei bis vier Ferienzüge aus Dresden, Leipzig und Chemnitz hier eintreffen werden. Auch für Sonntag rüstet man isch auf sehr starken Verkehr; denn auch an diesem Tage kommen nochmals Feriensonderzüge - die letzten in diesem Jahre - von Hamburg und Bremen. Außerdem treffen an diesem Tage sehr viele Familien, die am 15. und 16. Juli auf einen Monat n die Sommerfrische reisten, wieder in München ein und wird namentlich der Verkehr bei den Abendzügen nach München ungemein rege sein. Da auch für die Herrschinger Bahn ein sehr starker Verkehr zu erwarten ist, kommen auch auf diesen Vor= und Nachmittag sowie zur Rückkehr am Abend Sonderzüge zur Abfertigung.
Münchner Neueste Nachrichten
Montag, 31. August 1908
Nr. 405
General=Anzeiger
München, 29. August. - * Tagesschau. Beim Abladen von Langholz im Ladehofe des Südbahnhofes wurde ein Taglöhner durch zu frühes Abwerfen eines Stückes vom Eisenbahnwaggon herabgeschleudert. Der Mann erlitt dadurch mehrfache Verletzungen am Kopfe sowie an Armen und Beinen.
Bayerische Staatszeitung
Montag, 6. Juli 1914
Nr. 154
** Zugsunfall. Der Personenzug 421 München - Herrsching verlor gestern früh 6 Uhr 38 Min. bei der Ausfahrt aus dem Hauptbahnhofe einen Wagenpuffer. Dieser klemmte sich im Herzstücke einer Weiche fest und brachte dadurch den letzten unbesetzten Personenwagen zur Entgleisung. Der entgleiste Wagen sperrte beide Gleise der Augsburg-Lindauer Doppelbahn, so daß im Zugverkehr der Augsburger, Lindauer und Herrschinger Züge große Störungen eintraten. Von Pasing bereits nach München abgegangene Züge, darunter auch ein Ferienzug von Berlin, mußten umparkiert werden; andere Züge wurden teils über die Starnberger Doppelbahn in den Starnberger Bahnhof, teils mit Umgehung der Unfallstelle auf falschem Gleise in die Einsteighalle geleitet. Die Störung war um 10 Uhr vormittags behoben, worauf der normale Verkehr wieder aufgenommen werden konnte. Eine Reihe von Zügen erlitt teils kleine, teils größere Verspätungen.
Münchner Neueste Nachrichten
Mittwoch, 22. August 1928
Nr. 228
* Zugverspätungen infolge Entgleisungen. Der Schlafwagenzug aus Berlin, der um 8 Uhr vormittags fahrplanmäßig in München eintreffen sollte, kam am Dienstag erst gegen 3/4 Uhr an. Ueber die Ursache der mehr als 2 1/2 stündigen Verspätung wird uns mitgeteilt: In der Nähe von Probstzella war der Schnellzug D 50 infolge Maschinendefektes zu einem längeren Aufenthalt gezwungen. In der Zwischenzeit war der Berlin - Münchner Schlafwagenzug D 70 fällig geworden. Da in der Station Probstzella ein Ueberholungsgleis nicht vorhanden ist, mußte der Schlafwagenzug auf das Rangiergleis umgeleitet werden. Bei diesem langsamen Rangiermanöver entgleiste der Postwagen und der letzte Schlafwagen, ohne daß irgend ein Schaden angerichtet wurde. Die große Verspätung wurde dadurch verursacht, daß die Fahrgäste des entgleisten Schlafwagens in einen anderen Wagen umparkiert werden mußten.
Der Schnellzug D 24 Berlin - Leipzig - München traf in der Nacht zum Mittwoch ebenfalls mit etwa zweistündiger Verspätung in München ein. Die Ursache war auch in diesem Fall eine Entgleisung. Bei der Einfahrt in die Station Feilitsch zwischen Leipzig und Hof entgleiste der Personenzug 4208 Plauen - Hof mit Lokomotive und Packwagen. Verletzt wurde niemand. Durch den Unfall wurden die beiden Gleise gesperrt, so daß der Schnellzug D 24, ebenso wie der Schnellzug D 23, über Eger geleitet werden mußten. Die Personenzüge wurden umparkiert.
Süddeutsche Zeitung
Dienstag, 24. Februar 1948
Nr. 16
Aus dem Polizeibericht
(SZ) Im Hauptbahnhof wurde im D-Zug München - Dortmund eine Gepäck-Kontrolle durchgeführt, wobei vier Koffer mit 300 Stück Eiern, größeren Mengen von Fett und Rauchfleisch sowie zwei Rollen Sohlenleder beschlagnahmt wurden. Die Eigentümer der Gepäckstücke konnten nicht festgestellt werden.
Süddeutsche Zeitung
Dienstag, 17. Juli 1962
Nr. 170
Nachtquartier im Güterwagen
"Ich war sinnlos betrunken und kann mich an nichts mehr erinnern", sagte der 29jährige Hilfsarbeiter Georg D., als ihn die Funkstreife aus einem Eisenbahnwaggon herausholte, in dem er geschlafen hatte. Neben ihm fand sich eine Reihe von Paketen, die alle aufgerissen und teilweise ausgeplündert waren. Arbeiter einer Speditionsfirma hatten die Beamten gerufen, als sie auf dem Ladehof der Bundesbahn an der Arnulfstraße mehrere Waggons bemerkten, deren Verschlußplomben abgerissen waren. Einer der Wagen war offen, in ihm schlief der Hilfsarbeiter.
Süddeutsche Zeitung
Samstag/Sonntag/Montag, 29./30. April, 1. Mai 1972
Nr. 99
S-Bahn-Tunneleröffnung:
Bei der Premiere gingen die Lichter aus
Panne im Bahnhof "Karlsplatz" / Viel Prominenz bei der ersten Fahrt zum Ostbahnhof
Von unserem Redaktionsmitglied Stefan Klein
Die Münchner S-Bahn ging in den Untergrund. Bundesbahnpräsident Heinz Maria Oeftering, der am gestrigen Freitag den Probebetrieb in der 4,2 Kilometer langen Tunnelstrecke zwischen Haupt- und Ostbahnhof eröffnete, hob in seiner Festrede hervor, daß das "Kernstück des zukünfigen Münchner Verbundverkehrs" pünktlich fertig geworden sei. Im Beisein von Oberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel, Ex-Staatsminister Otto Schedl und Staatssekretär Erich Kiesl sowie 450 Ehrengästen und nahezu 1000 Schaulustigen versprach der nur noch wenige Tage amtierende Präsident, daß man im Laufe der vierwöchigen Versuchszeit Kritik und Anregungen annehmen und möglicherweise bis zum Beginn des Verbundverkehrs am 28. Mai noch verwerten werde. Am Anschluß an die Feier in der S-Bahnstation "Karlsplatz" machte die Prominenz einen Ausflug zum Ostbahnhof. Überbrücken, weiterspielen", herrschte ein Bundesbahnbeamter den Dirigenten der Eisenbahnerkapelle Freilassing, Engelbert Enzinger, an. Über solche Order sehr verwirrt, griff der Mann erneut zum Taktstock, den er bereits weggelegt hatte. Und das aus gutem Grund, denn wenige Minuten nach elf Uhr war die Stromversorgung der Beleuchtung im S-Bahnhof "Karlsplatz" zusammengebrochen, was den Konntex zwischen Musiker und Kapellmeister etwas behindert. Also intonierte er jetzt "Klingende Heimat", einen Marsch, den seine Truppe auswendig konnte, und den Gästen wurde die Zeit bis zum Einschalten der Notbeleuchtung damit etwas verkürzt.
Versprechen gehalten
Den Verdunklungseffekt für die Prominenz, die auf dem südlichen Außenbahnsteig Aufstellung genommen hatte und die Schaulustigen, die vom gegenüberliegenden Bahnsteig herüberstaunten, nahm Bundesbahnpräsident Oeftering sogleich zum Anlaß, um Verständnis für Pannen zu werben, "die in der Probezeit noch auftreten können". In seiner "Laudatio" auf das "Kern- und Schlüsselstück des Münchner Verbundverkehrs" hob der in Frankfurt amtierende Präsident hervor, daß sich die Bahn an ihr Versprechen gehalten habe, die Bauzeit der innerstädtischen Hauptschlagader werden der Olympischen Spiele von acht auf sechs Jahre zu verkürzen. "Wir sind pünktlich fertig geworden", konstantierte Oeftering. Anspielend auf bereits lautgewordene Klagen über mangelnde Ausstattung der S-Bahn-Triebzüge meinte der DB-Chef, er als geborener Münchner kenne die "Kritikfreudigkeit" seiner Landsleute und habe Verständnis dafür. Wie er sagte, will er sich dafüf einsetzen, daß während der vierwöchigen Versuchszeit in der Röhre Kritik und Anregungen entgegengenommen und - "möglicherweise" - auch bis zum Beginn des Ver- bundverkehrs noch verwertet werden.
Alle Behinderungen vergessen Im Anschluß an seine Rede brachte der Präsident einen fünffachen Toast auf die Bundesrepublik, den Freistaat Bayern, die Landeshauptstadt, die S-Bahn und die Münchner Bürger aus; in der Hand schwenkte er einen eigens für diesen Eröffnungstag hergestellten Bierkrug. Zuvor hatte der Präsident der Bundesbahndirektion München, Hugo Bachmann, die Gäste begrüßt und seinen Dank an all jene abgestattet, "die an diesem gewaltigen Projekt mitgearbeitet haben". Als letzter Redner griff Otto Reitze, Geschäftsführer der Karstadt AG Oberpollinger, im Namen aller betroffenen "Anlieger" ein Thema auf, das vor allem die Schaulustigen auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig heftig nicken ließ: Er erinnerte an die Zeiten, als die Kaufinger- und die Neuhauser Straße "eine einzige Baugrube" gewesen sei und man "viele Behinderungen" habe hinnehmen müssen. "Heute sei man jedoch reichlich entschädigt, denn daß sich die S-Bahn in jeder Weise fördernd auf die innerstädtische Wirtschaft auswirkt, ist klar und bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten."
Schlag 11.45 Uhr rollte dann ein neuer S-Bahn-Triebzug "ET 420" mit der Aufschrift "Sonderfahrt" in den S-Bahnhof "Karlsplatz" ein, um die fast 500 geladenen Gäste aufzunehmen und zum Ostbahnhof zu fahren. Die Neugierigen auf der anderen Seite des Bahnsteigs schauten neiderfüllt, aber für sie blieben die Türen zu. Die Bürger werden ab heute Gelegenheit haben, das zweite unterirdische Münchner Massenverkehrsmittel zu testen, bis Montag sogar umsonst. In dem Premierenzug mit seiner prominenten Fracht wäre indes sowieso kein Platz mehr für sie gewesen, selbst OB Vogel und Präsident Oeftering hatten Mühe, sich in den total überfüllten Triebzug zu quetschen. In die erste Klasse, versteht sich.
Und los ging`s: Vorbei am ganz in grün gehaltenen Bahnhof "Isartorpaltz", wo sich ebenfalls viel Volk drängte und eine Kapelle spielte, zum Ostbahnhof, wo sich den Festgästen bayrisch weißblauer Himmel präsentierte. Wie auf Bestellung. Auf dem Bahnsteig dann ein wildes Durcheinander schnapsausschenkender Hostessen, diskutierender Gäste und dienstbeflissener Beamter, die sich den Ehrengästen widmeten. Über Lautsprecher versuchte ein Vertreter des Bezirksausschusses einige Dankesworte zu sprechen; indes, er kam nicht durch. Dann ertönte wieder die obligatorische Trillerpfeife, die sich noch aus Großvaters Zeiten in das Schnellbahnzeitalter hinübergerettet zu haben scheint, und die Massen strömten wieder in die Waggons zurück.
Der verschlafene Landsknecht
Auf der Rückfahrt ein kleiner - von der Regie eingeplanter - Zwischenfall. Mit wilder Gebärde, die Hellebarde vorstreckend, war die Sonderfahrt am Bahnhof "Isartor" von einem Landsknecht unterbrochen worden. Der wilde Geselle gab vor, seit der Schlacht bei Ampfing (1321) geschlafen zu haben, jetzt sei er durch den S-Bahn-Lärm aufgewacht. Bundesbahnpräsident Oeftering schlagfertig: "Mei, Du muaßt scho an narrisch guaten Schlaf g`habt ham."
Süddeutsche Zeitung
Freitag, 21. Dezember 1990
Nr. 293
Ein Silberstreif am Horizont
Züricher Doppeldecker nimmt Kurs auf Bayern
Münchner Bundesbahn-Direktion wird von konkreten Plänen des DB-Vorstands überrascht
Von Ekkehard Müller-Jentsch
Der Doppeldecker rollt an! Für den Bezirksverkehr München will die Bundesbahn jetzt doppelstöckige Züge von der "Stange" kaufen. DB-Vorstandsmitglied Hemjö Klein hat vor wenigen Tagen entschieden: "Es wird keine eigene Entwicklung geben." Zur Auswahl standen Doppelstockwagen aus der ehemaligen DDR, aus den Niederlanden (so wie sie bei der Münchner S-Bahn bereits getestet wurden) und aus Zürich. Das Reichseisenbahnfahrzeug schied schon aus Komfortgründen sofort aus, der holländische Wagen wegen technischer Schwierigkeiten. Das in Regie der Firma Schindler gebaute Schweizer Doppeldecker-Modell soll jetzt noch so modifiziert werden, daß es 160 statt nur 130 Stundenkilometer schnell fahren darf. Zudem sollen die Türen schneller schließen und die Sitze "vandalismussicher" bezogen werden. Sobald man diese technischen Punkte, aber auch Fragen der Wirtschaftlichkeit und der Finanzierung geklärt hat - und natürlich die Zustimmung aus Bonn vorliegt - soll die Fahrzeugbeschaffung offiziell ausgeschrieben werden. Die neuen Fahrzeuge werden voraussichtlich auf der überlasteten Strecke München - Augsburg eingesetzt. Außer für den Münchner Raum dürften noch Doppelstockzüge für Stuttgart und eventuell auch für den Rhein-Ruhr-Verbund gekauft werden. Die Doppeldecker sind eigentlich sehr komfortabel.
Bei der in Zürich fahrenden Version fiel der Sitzabstand in der zweiten Klasse jedoch zugunsten der Sitzplatzzahl so eng aus, daß die Reisenden wegen des fast unvermeidlichen Kniekontakts mit ihrem Gegenüber scherzhaft von "Lambada"-Sitzen sprechen.
Ob dies auch in München so sein wird, wußte man bei der Bundesbahndirektion München gestern noch nicht zu sagen. Denn man war von der Neuigkeit überrascht. Selbst Direktions-Vizepräsident Franz Kainzinger hatte von dem Projekt noch nichts gewußt. Da man jedoch gerade auch im Bezirksverkehr dringend zu Verbesserungen kommen müsse, nannte er die neuerlichen Doppelstock-Pläne "einen Silberstreif am Horizont".
Süddeutsche Zeitung
Mittwoch, 18. Juni 2003
Nr. 138
S-Bahn-Chaos: Qualm im Zug und EDV-Panne
Schwarzer Tag bei der S-Bahn: Gleich drei Vorfälle, und alle auf der Stammstrecke, legten gestern Vormittag den Verkehr lahm. Bis Mittag kam es zu teilweise erheblichen Verspätungen. Der Tunnel musste für eine halbe Stunde komplett gesperrt werden. Am Anfang stand ein Notarzteinsatz am Bahnhof Laim um 6.30 Uhr. Die betroffene S 5 musste ihre Fahrt Richtung Ebersberg für etwa 15 Minuten unterbrechen und blockierte die Stammstrecke. Kurze Zeit später zeigte der Bordcomputer einer Flughafen-S 8 aus ungeklärten Gründen technische Probleme an. Der Zug wurde am Hauptbahnhof aus dem Verkehr gezogen - wieder durchschnittlich zehn bis 15 Minuten Verspätung auf allen Linien, bis gegen sieben Uhr der schlimmste Zwischenfall passierte: Eine S 5 mit Ziel Herrsching qualmte so stark, dass am Rosenheimer Platz die Feuerwehr anrückte und Zug samt Bahnhof evakuierte. Für die Löscharbeiten musste die Oberleitung abgeschaltet werden. Folge: 30 Minuten totale Funkstille im Tunnel. Erst gegen 7.30 Uhr ging es weiter.
dh
Walter