Liebe HiFo-Freunde,
am 7. und 8. Oktober 1989 gab es in Euskirchen ein Bahnhofsfest aus Anlass des 125jährigen Bestehens vom Bahnhof Euskirchen. Der war am 3. Oktober 1864 als Endpunkt der Strecke Düren – Euskirchen eröffnet worden. Euskirchen war also nicht, wie man aufgrund der heutigen Verkehrsströme vielleicht vermuten könnte, von Köln aus an das Eisenbahnnetz angeschlossen worden, sondern aus Richtung Aachen eben über Düren. Hintergrund war, dass die damalige Hüttenindustrie im Schleidener Tal (auch: Oleftal) Anschluss an Absatzmärkte suchte und andererseits für die Verhüttung Kohle benötigte [
de.wikipedia.org]. Die nächstgelegenen Steinkohlegruben lagen im Aachener Revier. Die Fertigstellung der weiteren Streckenabschnitte erfolgte allerdings verzögert; erst 1884 wurde schließlich als Endpunkt der Oleftalbahn Hellenthal erreicht [
de.wikipedia.org], zu spät, um der Industrie in der Eifel noch eine Chance im Konkurrenzkampf mit dem Ruhrgebiet zu geben. Dementsprechend entwickelten sich die Verkehrsströme anders; das Ergebnis ist bekannt: letztlich Einstellung des Schienenpersonenverkehrs auf der Bördebahn Düren – Euskirchen 198
3 (Reaktivierung für Dezember 2019 fest geplant) und auf der Oleftalbahn Kall – Hellenthal 198
1 (Jahreszahlen waren vertauscht; Dank an Stefan Motz für den Hinweis!). Güterverkehr gibt es aktuell nur noch auf dem Abschnitt Düren – Zülpich der Bördebahn.
Zurück zum Bahnhofsfest in Euskirchen 1989: neben Verkaufs- und Infoständen (mein Verein PRO BAHN war dabei) auf dem Hausbahnsteig gab es wohl auch eine Fahrzeugschau, Gelegenheit zu Mitfahrten mit Motordraisinen und Pendelfahrten mit dem historischen Rheingold des FEK nach Bad Münstereifel; Zuglok war 23 105. Vermutlich fanden diese Fahrten erst nach dem letzten Samstagszug des planmäßigen Verkehrs statt, oder auch nur am – sonst Schienenverkehrs-freien – Sonntag;
letzteres ist richtig, s. Kommentar von Wilfried "dreiklanghorn". Ich war und bin kein Freund von Sonderfahrten mit Volksauflauf, aber, die 23 105 auf der Münstereifeler Strecke, das hatte für mich etwas, auch, wenn die Wagengarnitur so gar nicht ins Erfttal passte! Für den Erhalt der Erftalbahn hatte ich mich als PRO BAHNer ziemlich ins Zeug gelegt. Und eine Fahrt mit einem Dampfsonderzug auf der Strecke passte zu dem Engagement; so habe ich mit meinem Sohn die Gelegenheit genutzt, per Dampf-Rheingold in die Kurstadt zu kommen. Wir haben beide mit unseren Kameras mächtig draufgehalten. Da sich bei den Motiven doch vieles wiederholt, beschränke ich mich hier darauf, einen Auszug zu zeigen.
Bei den beiden ersten Bildern bin ich nicht ganz sicher, wo sie aufgenommen sind; für das erste Foto habe ich im Nachhinein „Bahnübergang bei Stotzheim“ notiert,
was wohl auch nicht völlig falsch ist: gemäß Kommentar von Wilfried "dreiklanghorn" ist das Bü-Signal vorne der Wiederholer für den Bahnübergang Stotzheimer Str. in Stotzheim für die Fahrtrichtung Euskirchen. Das zweite Bild zeigt ein Formsignal in der Stellung „Hp1“ für die Gegenrichtung; also war die Strecke durchgeschaltet. Ich vermute, dass es sich um das südliche Einfahrsignal Stotzheim handelt, das es schon lange nicht mehr gibt.
Bild 1 |
Bild 2 |
Beim nächsten Bild (3) bin ich ziemlich sicher, dass ich es bei der Ausfahrt aus Kreuzweingarten aufgenommen habe; über den Bahnübergang bin ich vor ein paar Monaten noch gegangen. Das Bild rechts (4) ist in der Umgebung des Haltepunkts Iversheim aufgenommen; ich bin aber nicht sicher, ob nördlich oder südlich.
Wilfried "dreiklanghorn" ist sicher: die Aufnahme entstand am Bahnübergang an der römischen Kalkbrennerei Iversheim, und damit wenige 100 m nördlich vom Haltepunkt; Dank für diese Klarstellungen!
Bild 3 |
Bild 4 |
Nach der Ankunft in Münstereifel bin ich aus dem Zug und über die Gleise (tzz, tzz, tzz!) gestürmt, um die Lok möglichst ohne Publikum davor festzuhalten. Der Zylinderdampf auf Bild 5 deutet an, dass die Lok bereits abgekuppelt und im Begriff ist, zum Umsetzen vorzuziehen. Der Zugführer läuft auf dem Bahnsteig nach vorne, vermutlich um die Weiche zu stellen.
Bild 5
Mein Sohn ist offenbar vorschriftsmäßig auf dem Bahnsteig geblieben und konnte so die Lok unter einem eigentlich günstigeren Aufnahmewinkel fotografieren, allerdings halb verdeckt durch Publikum und irgendwelche Betonkästen, Bild 6:
Bild 6
. . |
Zum Vergleich zeige ich hier
ein fast aktuelles (November
2017) Foto: der LINT-Trieb-
wagen 620 032 steht abfahr-
bereit im Bf. Bad Münstereifel
(Bild 7, rechts).
Ein Blick auf die Häusergrup-
pe links im Hintergrund zeigt,
dass der Fotostandort recht
nahe an dem von Bild 6 gewe-
sen sein muss. Das Bild oben
könnte etwa von dem Ort des
vorderen Lampenmasts aufge-
nommen worden sein.
Jetzt existiert nur noch dieses
eine Gleis, auf dem nun aber
stündlich Züge ankommen
und abfahren, auch samstag-
nachmittags und sonntags!
|
Bild 7 |
Zurück zum Oktober 1989: aus meiner Position gegenüber vom Bahnsteig konnte ich das Umsetzen festhalten, s. Bild 8. Ich erinnere mich an Erzählungen, wonach bei einer anderen Fahrt an dem Wochenende ein Pkw so nahe an dem Stumpfgleis stand, dass er „weggerüttelt“ werden musste, damit 23 105 passieren konnte.
Bild 8
. |
Die Pkw-Fahrer hatten offenbar schnell gemerkt, dass seit Ein-
führung des Wendezugbetriebs das Umsetzgleis nicht mehr ge-
nutzt wurde – oder sie hatten zur fraglichen Zeit (Wochenende)
überhaupt nicht mit Zugverkehr gerechnet; jedenfalls ragten Tei-
le eines Pkws ins Profil. Heutzutage wäre eine solche Rüttel-Ak-
tion wegen der Auto-Alarmanlagen nicht mehr zu empfehlen!
Bei der Rückfahrt habe ich dann nur noch einmal fotografiert, zwi-
schen Arloff und Kreuzweingarten, Bild 9. „Begegnung mit der un-
liebsamen Straßenkonkurrenz“ hatte ich seinerzeit das Bild tituliert.
Das war nicht so ganz korrekt, denn zwischen Samstagmittag und
Montagmorgen gab es keine Konkurrenz: beim öffentlichen Verkehr
zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel hatte in der Zeit der Bus
das Monopol, bis zum 1.6.1990, s. [www.drehscheibe-online.de] !
Ein Standard-Überland-Linienbus von Regionalverkehr Köln (RVK)
wartet hier an einem Bahnübergang die Vorbeifahrt des Dampfzu-
ges ab, um anschließend vermutlich den Bahnhof Arloff anzusteu-
ern - kein Überlandbus, sondern ein normaler Standard-Linienbus
MAN SL 202; Dank an "melbahn" für den Hinweis .
Wie oben bereits erwähnt, gab es in Euskirchen die Gelegenheit zur
Mitfahrt in Motordraisinen; es waren 2 Fahrzeuge Rücken an Rücken
gekuppelt, so dass bequem auf einem Gleis hin- und zurückgefahren
werden konnte, s. Bild 10 (unten). Ob das vordere nun ein Klv 11
oder 12 ist, müssen die Fachleute klären; da kann ich nicht mitre-
den - laut Martin Welzel (vielen Dank!) ein Klv 12 (s. Kommentar).
|
Bild 9 |
Bild 10
Mein Engagement beim Fahrgastverband PRO BAHN habe ich oben schon erwähnt, ebenso die Tatsache, dass wir anlässlich des Bahnhofsfestes mit einem Infostand vertreten waren. Unser damaliger Bundesvorsitzender, Paul-Heinz Straka †, war so kreativ, für den Stand eine Gepäckkarre zu akquirieren. Auf dem Stand warben wir übrigens (u.a.) mit einem Faltblatt für Tagesausflüge nach Bad Münstereifel (sowie ins Rurtal, Ahrtal und Siegtal). Einen halben Tag lang hatte ich dann auch Standdienst, s. Bild 11.
Bild 11
Soweit mein Bericht über meine (nach 1967 in Minden) zweite und letzte Begegnung mit der aktiven 23 105. Ein weiteres Mal werde ich die letztgebaute DB-Dampflok wohl nicht unter Dampf erleben können; nach dem verheerenden Brand in Nürnberg im Oktober 2005 ist sie nur rollfähig und optisch wiederhergerichtet worden [
www.eisenbahn-museumsfahrzeuge.com]. Pläne zur betriebsfähigen Aufarbeitung gibt es offenbar nicht.
Bis demnächst
Klaus
Meine HiFo-Beiträge: [
www.drehscheibe-online.de]
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:10:08:23:25:41.