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Zeitungsartikel 1845 - 1977

geschrieben von: Walter aus Bayern

Datum: 08.09.19 18:42

Hallo,
schon wieder eine Woche vorbei - Zeit für neuen Lesestoff:

Augsburger Abendzeitung
Freitag, 7. Februar 1845
Nro. 38
*** München, 6. Febr. (Korrespondenz.) Die ungeheuern Schneemassen und das durch den Sturm erzeugte Schneegestöber machten gestern Nachmittags die Fahrten auf der Eisenbahn unmöglich, so daß der Zug, welcher dennoch um 3 Uhr abging, nicht einmal die erste Station (Pasing) zu erreichen vermochte. Diese Unterbrechung bringt für den Reisenden, so wie für das Gesammt=Publikum mancherlei Nachtheile, um so mehr, als auch heute noch keine Fahrt abging, und da es diesen Abend wieder anfing zu schneien und zu wehen, so wird wahrscheinlich auch morgen noch nicht gefahren werden können. Indessen waren heute den Tag über längs der ganzen Bahn viele Hundert Menschen mit ausschaufeln des Schnees beschäftigt.

Münchner Neueste Nachrichten
Freitag, 6. August 1869
Nr. 218
München, 5. August. - (Lokalbericht.) Vor einigen Tagen sprang ein Student bei Einfahrt des Zuges in den Bahnhof aus dem Waggon, um für den Besuch des nächstgelegenen Bräukellers keine Zeit zu verlieren, und wurde an einen Gaskandelaber mit solcher Wucht geschleudert, daß der letztere entzweibrach. Der Student mußte schwer verletzt vom Platze getragen werden.

Augsburger Abendzeitung
Dienstag, 2. Juni 1874
Nr. 150
München, 1. Juni. Heute wurde die 5,83 Stunden lange Bahnstrecke von Holzkirchen nach Tölz dem Verkehre übergeben. Der heute Morgens 5 Uhr 50 Minuten von hier dorthin abgelassene erste Zug war mit Fahnen, Guirlanden und Blumen äußerst geschmackvoll dekorirt und von einem Musikkorps begleitet. Der Empfang an allen Orten war ein äußerst herzlicher. Um 1 1/2 Uhr wurde von hier aus ein Extrazug, Mitglieder der k. Baudirektion und der Abgeordnetenkammer enthaltend, abgefertigt. Abends 8 Uhr 50 Minuten kehrte derselbe von dort hieher zurück.

Augsburger Abendzeitung
Freitag, 29. August 1884
Nr. 238
// München, 28. Aug. Heute Vormittag 9 Uhr 20 Minuten kam mittelst Extrazuges das 4. Jägerbataillon, 16 Offiziere, 435 Mann mit 7 Pferden aus seiner Garnison Landshut hier an und wurde beim Anfahren des Zuges im Zentralbahnhof dasselbe begrüßt von der hohen Generalität, darunter Generalmajor Prinz Arnulph, sowie einer größeren Anzahl von Offizieren. Das Bataillon defilirte in der Salzstraße vor der Generalität und nahm hierauf unter Voranritt der Bataillonsmusik seinen Abmarsch ins Quartier der Maximilianskaserne. Mit diesem Bataillon ist nun für die nächsten paar Tage die gesammte 1. Division des 1. Armeekorps hier und in einigen nächstgelegenen Orten der Stadt versammelt.

Augsburger Abendzeitung
Dienstag, 12. Januar 1892
Nr. 12
r. München, 11. Jan. Trotz des ziemlich bedeutenden Schneefalls in den letzten Tagen ist auf den bayerischen Eisenbahnen weder eine Verkehrsstörung, noch eine wesentliche Verspätung der Züge eingetreten. Die Züge über den Brenner hatten dagegen eine größere Verspätung und die ostindisch=deutsche Post, welche von Brindisi über Kufstein=München=Hof=Leipzig geleitet wird, hatte deshalb auch nicht den richtigen Anschluß. Diese sogen. Ueberlandpost wird nach telegraphischer Meldung von Brindisi an der Grenze sofort anch dem Eintreffen von je zwei oder drei eigens zu diesem Zweck dahin beorderten Bahnpostbeamten übernommen, um während der Fahrt schon die betreffenden Briefpostbeutel zu verarbeiten und die Postgegenstände auf die richtigen Routen weiter zu spediren. Es übernehmen deshalb in Kufstein bayerische Postbeamte, in Hof dagegen die Reichspostbeamten die angemeldete Ueberlandspost, um auf diese Weise die Spedition ohne jeden Aufenthalt ausführen zu können. Die deutsche Ueberlandspost besteht in der Regel aus 15 - 20 Briefsäcken, deren Inhalt zumeist für Norddeutschland bestimmt ist; während die englische Ueberlandpost in den letzten Jahren in den Monaten April und Mai aus durchschnittlich 832 Briefsäcken bestand, in denjenigen Wochen, in welchen auch die Post für Ostasiien über Brindisi Beförderung erhielt, die Zahl der Säcke aber auf durchschnittlich 1117 sich beziffert hat.

Augsburger Abendzeitung
Montag, 2. Juli 1894
Nr. 180
München, 1. Juli. Ein gräßlicher Unglücksfall ereignete sich heute Nachmittag kurz nach 1/2 2 Uhr in der Arnulfstraße. In einer Kaffeewirthschaft an der Herbststraße befand sich die 26 Jahre alte Kellnerin Elise Michelucci aus Canazei, Hauptmannschaft Cavalese in Süd=Tirol, ein hübsches Mädchen, welches bisher in einer Wirthschaft am Glockenbach im Dienste und erst heute früh ausgetreten war, mit ihrem Geliebten. Mit diesem gerieth sie, weil sie Grund zur Eifersucht zu haben glaubte, in Differenzen und lief ihm schließlich davon. In raschem Tempo eilte sie gegen die Arnulfstraße und wollte diese überqueren. Hier war eben der um 1/2 2 Uhr abgegangene Dampfzug im Anzuge und fuhr wegen des zu überwindenden Berges mit vollem Dampfe. Das Mädchen konnte indessen den Zug nicht sehen, weil ihm der Ausblick auf den Zug durch einen demselben nach links ausweichenden Spritzenwagen versperrt war. Hinter diesem Wagen hervor sprang nun die Michelucci, deren Geliebter ihr nachgeeilt war, noch ehe dieser sie erreichen konnte, direkt in den Zug hinein. Die Maschine warf sie quer über die Schienen zu Boden und die rechten Räder gingen ihr quer über den Leib, denselben in zwei Theile zerschneidend, die nur durch die Kleider zusammengehalten wurden. Ehe es dem zu Tode erschrockenen Lokomotivführer Graf, der sofort Kontredampf gab und die Luftbremse in Thätigkeit setzte, gelang, den Zug zum Stehen zu bringen, waren bereits drei Wägen über den Körper der Unglücklichen hinweggegangen. Die Verletzungen erwiesen sich, nachdem Kondukteur Brandhofer den verstümmelten Körper unter dem Zug hervorgezogen hatte, als geradezu fürcherliche. Herz, Lunge, Leber, Magen, Nieren, Milz und Eingeweide waren zerrissen und zerfetzt, eine Hand war abgefahren und lag neben den Schienen. Hut, Schirm und Zopf lagen auf der anderen Seite des Zuges. Natürlich war der Tod augenblicklich eingetreten. Die Leiche wurde bei Seite gelegt, mit einem Sacke einstweilen zugedeckt und nach zehn Minuten Aufenthalt konnte der Zug weiter fahren. Selbstverständlich sammelte sich sofort eine nach Hunderten zählende Menschenmenge bei der Leiche an. Nach einiger Zeit gelang es, dieselbe in dem an Augustinerkeller und die Herbststraße anstoßenden, zu ersterem gehörenden Garten bis zum Eintreffen der telephonisch gerufenen Sesselträger vorläufig zu bergen. Die Verunglückte war eine hübsche, kräftige Person und gut gekleidet. Die Leiche wurde in den nördlichen Friedhof verbracht. Dem Lokomotivführer Graf trifft, wie Augenzeugen mit aller Bestimmtheit versichern, absolut keine Schuld, da das Mädchen eben direkt in den Zug hineingesprungen war. Graf war selbst durch den Unglücksfall derart erschüttert, daß er abgelöst werden mußte.

Münchner Neueste Nachrichten
Mittwoch, 18. April 1900
Nr. 180
Vorabend=Blatt
München, 17. April. - * Osterverkehr. Wohl niemals war der Ausflugsverkehr an den Osterfeiertagen so enorm, als im heurigen Jahre. Die seit Monaten in der Stadt zurückgehaltenen Münchner hatten fast die Hoffnung aufgegeben, daß zu Ostern der Frühling endlich erwachen und Ausflüge in die freie Natur ermöglichen werde. Die Bahnverwaltung schien besser informirt zu sein; sie hatte eine Unzahl von Sonderzügen vorgesehen, allerdings unter dem Vorbehalte warmer und günstiger Witterung und "daß wenigstens die Vorberge bis Ostern schneefrei werden". Beides traf zu; es war zwar am frühen Morgen des Ostersonntags der Himmel noch bewölkt und ein kalter Wind fegte durch die Straßen; allein dies hielt unsere Münchner nicht ab, den beliebtesten Orten im Gebirge (Garmisch, Kochel, Schliersee, Tegernsee, Kufstein, Tölz, Walchensee etc.) zuzusteuern. Die bereitstehenden Sonderzüge brachten diese Frühgäste rasch an ihr Ziel; dort war schon Morgens der Himmel blau und das Wetter warm gewesen. Inzwischen hellte sich auch in München der Himmel auf, und als gegen 9 Uhr Vormittags die Sonne durchbrach, da gab es für die Münchner, nachdem sie ihr "Geweichtes" zum Theil verzehrt und den Rest vorsorglich eingepackt hatten, kein Halten mehr. In unabsehbaren Reihen drängten sie dem Zentralbahnhofe und vornehmlich dem Starnberber Sommerbahnhofe zu und fuhren in langen Zügen an den Starnberger See, nach Planegg, zum Ammersee etc. War schon Vormittag der Vorkehr dorthin ein starker, so wurde er Nachmittag nach allen Richtungen enorm. Großhesselohe, Bruck, Pasing, Dachau, Schleißheim, Starnberg, Planegg etc. etc. wurden von Münchnern überfluthet, in endlosem Zuge gingen sie theils zu Fuß durch die Isarauen und auf den Höhen von Thalkirchen, Harlaching, Großhesselohe, theils benützten sie die Züge der Staatsbahn und der Isarthalbahn; Nymphenburg, Sendling, der Englische Garten etc. etc. waren nicht minder das Ziel der Münchner.
Großartig aber war der Verkehr nach Pasing und Planegg. In Planegg wurde wurde Hubertusbier aus der Hirsch'schen Schloßbrauerei ausgeschänkt; dorthin wandten sich wenigstens 10,000 Münchner, die dann größtentheils sehr angeheitert Abends zurückfuhren und den Bahnbeamten viel zu schaffen machten. (Siehe "Ausschreitungen".) Ebenso enorm war der Verkehr von Großhesselohe bei den Abendzügen. Während Nachmittag nur 5000 Fahrgäste nach Solln und Großhesselohe mit der Staatsbahn befördert worden waren (die Isarthalbahn beförderte die gleiche Zahl), fuhren Abends 14,000 bis 15,000 Menschen von Großhesselohe und Solln zurück und es gab natürlich auch auf dieser Strecke und bei diesen oft 25 bis 30 Wagen starken Zügen Ausschreitungen. Der Ruhe und Besonnenheit des Bahnpersonals gelang es, sie einzudämmen. Von Starnberg, Kochel und Garmisch fuhren Abends in 18 Zügen über 7000 Personen, von Pasing, woselbst Sozialdemokraten Versammlung hatten, über 9000 Personen zurück. Bruck, Dachau, Schleißheim, Fasanengarten, Maisach, Kirchseeon, Schwaben hatten mittels zahlreicher Vorortzüge ebenfalls regsten Besuch. Im Ganzen wurden am Ostersonntag im Zentralbahnhof etwa 100,000, im Ostbahnhof etwa 20,000 Fahrgäste hin und zurück befördert. Am Ostermontag war der Verkehr schwächer; Nachmittags gegen 2 Uhr trat Regenwetter ein und hinderte Viele an weiteren Ausflügen. Die Nachmittags= und die frühen Abendzüge brachten die zum großen Theile durchnäßten Münchner zu Tausenden zurück. Die Dampfschiffe auf dem Würmsee beförderten am Ostersonntag über 6000 Fahrgäste. Die Drahtseilbahn Leoni = Rottmannshöhe, die am Ostersonntag eröffnet wurde, machte ausgezeichnete Geschäfte. - Auf der Isarthalbahn wurden am Ostersonntag 21,139 und am Ostermontag 10,381 Passagiere befördert. - Die Dampfschiffe auf dem Starnberger See haben am Ostersonntag 6248 Personen und am Ostermontag 4685 Personen befördert. Die Drahtseilbahn Leoni = Rottmannshöhe im Ganzen 1820 Personen.

Augsburger Abendzeitung
Montag, 1. Oktober 1906
Nr. 271
° München, 30. Sept. Begünstigt durch das herrliche Wetter war der Besuch des "Zentrallandwirtschaftsfestes" heuer stärker als im vorigen Jahre; damals waren am Samstag und Sonntag mit den Sonderzügen und Tarifzügen etwa 75,000 Personen hierher gefahren, heuer wurde die Zahl von 80,000 überstiegen. Es trafen ein am Samstag von der Landshuter Linie Niederbayern und Oberpfalz (zehn Sonderwagen) über 11,000, von der Ingolstädter (drei Franken) 9000 (neun Sonderzüge), aus Schwaben 6800 (sechs Sonderzüge), vom Algäu 4800 (vier Sonderzüge), über Pfarrkirchen und Mühldorf (Ober= und Niederbayern 5000 in vier Sonderzügen, über Rosenheim (Oberbayern) nahezu 6000 in drei Sonderzügen, über Rosenheim (Oberbayern) nahezu 6000 in drei Sonderzügen, über Holzkirchen (Oberbayern) 3700, über Tutzing von Kochel, Garmisch etc. 4000, vom Ammersee 500, mit Vorortzügen etwa 7000, von Anzing, Deisenhofen etc. 1000 Personen. Es ist also aus Ober= und Niederbayern die größte Frequenz zu verzeichnen, aber auch die Schwaben kamen in viel größerer Zahl wie im Vorjahre. Man darf dies wohl auf den guten Ausfall der Obst= und Heuernte und in Altbayern auf den reichen Getreidesegen zurückführen. Am Sonntag vormittag zwischen 7 und 10 Uhr trafen in 16 Sonderzügen und mit verschiedenen Tarifzügen nochmals über 20,000 Festbesucher ein. Die meisten Züge trafen am Samstag und Sonntag fahrplanmäßig ein, doch machten einzelne Züge von Landshut, Rosenheim und Simbach Ausnahmen, indem sie halb= und dreiviertelstündige Verspätung brachten.

Augsburger Abendzeitung
Montag, 1. Oktober 1906
Nr. 271
D. Nördlingen, 26. Sept. Ein Orginal in seiner Art ist dahingegangen zu den Vätern, der Lokomotivführer Karl Herrmann, zuletzt in Augsburg stationiert, der infolge eines Schlaganfalles auf der Lokomotive, wie mitgeteilt, starb. Wer hat ihn nicht gekannt mit seinem urwüchsigen, unverwüstlichen Humor, der ihn in wie außer Dienst nie verlassen hat. Beliebt dadurch bei jedermann war der "Waudl", wie ihn seine Kollegen nannten, immer ein gern gesehener Gast, und jederzeit war er im stande, die Lachmuskeln seiner Freunde oft stundenlang in Bewegung zu halten. Daß ihn der Humor auch im Dienst nie verließ, beweist folgendes kleine Vorkommnis: Als er einst auf der Lokalbahn R. = D. in die erste Station einfuhr und er genötigt war, das Haltsignal zu geben, gab die Dampfpfeife keinen Ton, weil der "Bockel" zu hoch Wasser hatte. Kurz entschlossen beugte er sich rückwärts über die Maschine und gab das Haltsignal mit dem - Mund durch die Finger, was eine kolossale Heiterkeit beim Publikum hervorrief. Viele Stückchen sind noch bekannt, bei denen der die Lacher stets auf seiner Seite hatte. Nun hat er seine letzte Fahrt angetreten und wird wohl auch schon angekommen sein. Friede seiner Asche!

Augsburger Abendzeitung
Mittwoch, 12. Januar 1910
Nr. 11
bc. Lindau, 11. Jan. Im Rangierbahnhofe stieß heute vormittag 9 1/4 Uhr ein Rangierzug infolge falscher Weichenstellung beim Rangieren über den Ablaufrücken in die sog. Harfengeleise auf eine im angrenzenden Geleise hinterstellte Wagenpartie derart, daß die Wagen seitlich aus dem Geleise geschleudert wurden. Hierbei wurden zwei Güterwagen vollständig zertrümmert, während drei weitere Wagen stark beschädigt wurden. Die Lokomotive, die den Rangierzug den Ablaufrücken hinaufschob, entgleiste mit einer Tenderachse. Verletzt wurde niemand. Der Materialschaden ist bedeutend.

Bayerische Staatszeitung
Donnerstag/Freitag, 4./5. Juni 1931
Nr. 126
dt. Der Eisenbahnunfall im Holzkirchner Bahnhof. Am Sonntag, 30. Nov. v. J., abends 7 Uhr fuhr ein von Lenggries - Tölz kommender Zug im Holzkirchner Bahnhof in München auf den Prellbock auf; durch den heftigen Anprall waren 37 Personen, die zumeist in den beiden letzten Wagen untergebracht waren, verletzt, darunter 3 erheblich. Der Lokomotivführer des Zuges, Guido Bretschneider, wurde nun wegen fahrlässiger Transportgefährdung und Körperverletzung zu Verantwortung gezogen. Das Ergebnis der Vernehmung des Angeklagten und der Zeugen in der Verhandlung vor dem Strafgerichte München=Au war die Freisprechung des Angeklagten. Festgestellt wurde, daß der Sportzug eine außergewöhnliche Länge hatte, weshalb der Führer bestrebt war, den Zug so weit wie möglich in die Bahnhofshalle zu bringen. Da an jenem Tage nebliges, regnerisches und daher unsichtiges Wetter war, außerdem auf dem Nebengeleise ein Zug stand, der viel Dampf und Rauch entwickelte, und der Nordwestwind dazu beitrug, daß die Rauchschwaden in die Bahnhofshalle getrieben wurden, konnte der Lokomotivführer trotz aufmerksamster Ausschau den Prellbock nicht bemerken. Wegen der Bauart der Maschine kann man Gegenstände bei etwa 10 Meter Entfernung überhaupt nicht mehr sehen. Weiters war noch in Betracht zu ziehen, daß Bretschneider an jenem Tage die Strecke aushilfsweis fuhr. Von seinen Vorgesetzten wurde er als umsichtiger und zuverlässiger Führer bezeichnet.

Süddeutsche Zeitung
Dienstag, 24. Januar 1956
Nr. 20
Hauptbahnhof ohne US-Abteilung
Wie das amerikanische Pressebüro für den südlichen Befehlsbereich mitteilt, wird der seit Kriegsende für die Amerikaner ausgebaute und reservierte Teil des Hauptbahnhofs bis zum 31. Mai wieder der Bundesbahn zurückgegeben. Für die amerikanischen Soldaten war im Südteil des Bahnhofs eine Wartehalle mit Fahrkartenschaltern, Telephonzentrale und Gepäck-Aufbewahrung sowie im Keller eine EES-Imbißstube reserviert. In der Halle befand sich außerdem einer der größten Zeitungsstände für amerikanische Magazine.

Süddeutsche Zeitung
Samstag/Sonntag, 28. Februar / 1. März 1970
Nr. 51
S-Bahn-Jungfernfahrt nach Starnberg
Prominente Ehren-Passagiere / Am Wochenende Farbwahl und Probefahrten
Mit der Beschleunigung eines Mittelklassewagens schoß gestern Münchens modernstes Massenverkehrsmittel, der mit allem technischen Raffinement ausgestattete S-Bahn-Zug 420, aus dem Starnberger Bahnhof zu einer Fahrt nach Starnberg. Im Beisein von Vertretern aus Bund, Stadt und Land, unter ihnen der Präsident der Deutschen Bundesbahn, Professor Oeftering, und Oberbürgermeister Dr. Vogel, stellte die Bundesbahn der Öffentlichkeit zum erstenmal ein betriebsbereites Modell des Stadtschnellzuges vor, der in einigen Jahren den Hauptteil des Massenverkehrs in München übernehmen soll. Die Münchner Bevölkerung hat an diesem Wochenende nicht nur Gelegenheit, den Stadtschnellzug auf der Strecke München-Hauptbahnhof - Pasing kostenlos zu testen; sie kann gleichzeitig über die äußere und innere Farbgestaltung des S-Bahn-Triebzuges entscheiden.
Als pünktlich um 10.40 Uhr die 36 Elektromotoren des S-Bahn-Zuges 420 mit zusammen 10 000 PS Leistung zu rotieren begannen, hatte OB Vogel seine Farbwahl bereits getroffen. Er entschied sich ohne langes Zögern für die Kombination Weißblau. Im übrigen machte Vogel in seiner Rede schon jetzt darauf aufmerksam, daß die Region München bei einem vernünftigen Verbundtarif, der auf keinen Fall hoch sein dürfe, mit rund 20 Millionen Mark das zu erwartende Betriebsdefizit decken müsse. Während die U-Bahn, so Vogel, voraussichtlich in 740 Tagen ihren Betrieb aufnimmt, werden bis zum endgültigen Ausbau der S-Bahn noch 892 Tage vergehen. Dafür können die ersten fahrplanmäßigen Züge der S-Bahn bereits im Frühjahr 1971 auf der Strecke nach Geltendorf fahren.
Erstes Teilstück im Rohbau fertig
Das schwierigste und teuerste Vorhaben der S-Bahn-Bauer, die Untertunnelung der Innenstadt, schreitet zügig voran. Schon jetzt ist das erste Teilstück, von der Hackerbrücke bis zum Stachus, im Rohbau fertiggestellt. Das zweite Teilstück bis zum Rosenheimer Platz steht kurz vor der Vollendung. Der Olympischen Spiele wegen war die Bundesbahn gezwungen, den ursprünglichen Zeitplan von acht Baujahren auf fünf zu verkürzen. Neben allgemeinen Kostensteigerungen hat wohl nicht zuletzt diese konzentrierte Bauweise dazu geführt, daß heute niemand mehr glaubt, das Projekt S-Bahn-Bau München für die zunächst veranschlagte Summe von 490 Millionen Mark durchzuführen. Neueste Schätzungen sprechen bereits von 700 bis 800 Millionen Mark.
Verbindung mit 135 Bahnhöfen
Im Endausbau verfügt München dann über ein leistungsfähiges innerstädtisches Schienennetz. Rund 500 Kilometer Schiene werden 135 Bahnhöfe verbinden. Allein in der Innenstadt ist die S-Bahn über sieben Bahnhöfe zu erreichen: Hackerbrücke, Hauptbahnhof, Stachus, Marienplatz, Isartor, Rosenheimer Platz und Ostbahnhof. 40 000 bis 60 000 Fahrgäste je Stunde und Richtung sollen von den modernen luftgefederten Triebzügen der Bundesbahn in die Vororte transportiert werden. Der S-Bahn-Fahrer kann die wichtigsten Ziele der Innenstadt praktisch ohne Umsteigen erreichen. Um die Verkehrsbedienung im Großraum München noch attraktiver zu gestalten, will man, ähnlich wie jetzt bereits in Hannover geschehen, Verkehrs- und Tarifverbund einführen. Gelingt zwischen den Verkehrsträgern eine Einigung, wird es künftig möglich sein, mit einem Fahrschein überall dort umzusteigen, wo U-Bahn, Straßenbahn, Omnibus oder S-Bahn sich in ihren Verkehrslinien kreuzen. Werden die modernsten S-Bahn-Züge der Bundesbahn neben der Seitenwandfarbe Silbergrau in Zukunft im Fensterfeld und als Zierstreifen Orangerot, Karminrot oder Blau erhalten? Um diese Frage zu entscheiden, ruft die Bundesbahn alle Münchner zur Wahlurne. Bei kurzen kostenlosen Testfahrten nach Pasing und zurück sollen die Fahrgäste außerdem die Inneneinrichtungen beurteilen und hier ebenfalls zwischen drei verschiedenen Farbvarianten die Auswahl treffen. Die Besichtigungstermine
Drei S-Bahn-Triebzüge stehen heute von 9 bis 16 Uhr und morgen von 9 bis 12 Uhr auf dem Starnberger Flügelbahnhof zur Besichtigung und Testfahrt bereit. Gleichzeitig mit der Abstimmung ist auch eine Verlosung von wertvollen Bahnreisen verbunden. Als erster Preis winkt eine Jahresnetzkarte 1. Klasse für die ganze Bundesbahn im Wert von 3500 Mark.

Süddeutsche Zeitung
Dienstag, 21. April 1970
Nr. 95
Drei Bahnwaggons in Flammen
Ein Feuer in drei Waggons eines abgestellten Personenzuges, das gestern gegen 2.30 Uhr auf dem Gelände der Bundesbahn bie der Hubertusbrücke ausbrach, richtete einen Schaden von etwa 70 000 Mark an. Als die alarmierte Feuerwehr eintraf, stand einer der dreiachsigen Waggons, die im Vorortverkehr verwendet werden, in Flammen. Zwei weitere Wagen brannten ebenfalls. Die Löscharbeiten der Feuerwehr waren besonders schwierig, da sie unter der unter Spannung stehenden Oberleitung ausgeführt werden mußten. Der Abschalt-Trupp traf nämlich, nach Auskunft der Feuerwehr, zu spät ein. Durch das Feuer wurde ein Waggon völlig zerstört, ein zweiter zur Hälfte und der dritte wurde leicht beschädigt. Personen kamen nicht zu Schaden.

Süddeutsche Zeitung
Freitag, 27. April 1973
Nr. 97
Arbeiter hackt Stromkabel durch:
S-Bahn dreieinhalb Stunden lahmgelegt
Tausende von Fahrgästen betroffen / Pendelverkehr bringt nur wenig Entlastung
Am Donnerstag wurden die S-Bahn-Fahrer in Stadt und Region München wieder an alte Krisenzeiten erinnert: Ein falscher Spitzhackenhieb eines Arbeiters an der falschen Stelle legte gestern morgen für dreieinhalb Stunden fast den gesamten S-Bahn-Verkehr lahm. Ein in aller Eile organisierter Bus-Notdienst der Bundesbahn konnte ein Chaos im Untergrund vor allem deshalb nicht verhindern, weil wieder einmal nicht für ausreichende Information gesorgt war. Die acht Monate währende pannen- und krisensichere Zeit nach den Serien-Zwischenfällen in den Monaten vor der Olympiade, als stundenlange Verspätungen fast an der Tagesordnung waren, wurde gestern morgen um 8.35 Uhr mit einem Pickelhieb unterbrochen: Ein Arbeiter hatte bei Erdarbeiten zwischen der Donnersbergerbrücke und Laim seine Spitzhacke in ein 15 000-Volt-Kabel geschlagen und damit nicht nur die Stromzufuhr auf einem Teil der Stammstrecke lahmgelegt, sondern auch sein eigenes Leben in große Gefahr gebracht. Regen hätte genügt, den Holzstiel seines Werkzeuges zum Stromleiter werden zu lassen.
Betrieb nur auf zwei Linien So aber forderte der Fehlschlag kein Todesopfer, sondern stellte "nur" die Nerven Tausender von Fahrgästen auf eine harte Geduldsprobe, denn nur die S 6 (Ebersberg) und die S 4 (Erding) konnten den Betrieb notdürftig und mit viel Verspätung aufrechterhalten, indem sie wechselweise über das noch funktioniernede Gegengleis geleitet wurden. Die Bahnen aus Freising und Petershausen endeten dagegen schon im Starnberger Bahnhof, für die Linien S 3 und S 5 aus Maisach und Herrsching war Pasing die Endstation, Fahrgäste aus Holzkirchen und Kreuzstraße kamen nicht weiter als bis zum Ostbahnhof. Durcheinander, Aufregung und wütendes Schimpfen waren die Folge, obwohl die Bundesbahn bemüht war, mit acht Bussen einen Notpendelbetrieb zwischen Pasing und Hauptbahnhof aufzubauen und auch Eilzüge als Ersatz einzusetzen. Daß sich diese Maßnahme jedoch so gut wie gar nicht auswirkte und zur Beruhigung der Fahrgäste beitrug, lag wieder einmal am stockenden Informationsfluß. Und wenn die Pendler endlich etwas Konkretes über die Abfahrtszeiten der Busse erfuhren, dann war das meistens erst, nachdem sie wieder in die S-Bahn-Katakomben hinabgestiegen waren, in der Hoffnung, die Panne könne mittlerweile behoben worden sein.
Bis es tatsächlich so weit war, vergingen dreieinhalb Stunden. "Das war reine Handarbeit", erläuterte ein Pressesprecher die ungewöhnlich lange Reparaturdauer. "Das Kabel mußte erst ausgegraben, dann isoliert und schließlich geflickt werden." Bis sich der Betrieb allerdings wieder normalisierte, dauerte es bis in die Nachmittagsstunden. Erst gegen 13 Uhr fuhren die Züge wieder annähernd normal.
Die Bahn bedauert DB-Pressemann Manfred Adler hatte doppelten Grund, den Zwischenfall zu beklagen. "Uns tun natürlich die Fahrgäste leid, die so lange warten müssen", sagte er, um dann aber sogleich seiner größten Sorge Ausdruck zu geben: "Womöglich geht jetzt das Geschrei um die unzuverlässige S-Bahn wieder los". Auch die Bahnoberen in der Chefetage gaben sich besorgt über den dreieinhalbstündigen Zusammenbruch; allgemeiner Tenor: "Grad jetzt, wo`s so lange so schön gelaufen ist."
Stefan Klein

Süddeutsche Zeitung
Freitag, 10. Juni 1977
Nr. 131
Die Bremsen nicht angezogen?
"Geisterzug" rollt durch die Nacht
Drei Wagen der S 1 fahren ohne Lokführer 18 Kilometer weit HÖHENKIRCHEN - ein "Geisterzug" ist gestern in der Nacht von Höhenkirchen (Landkreis München) auf die Landeshauptstadt zugerollte. Ohne Lokführer, ohne Fahrgäste glitt der aus drei Wagen bestehende Zug über die rund 18 Kilometer lange Strecke. Dabei passierte er unbemerkt zwölf zum Teil unbeschrankte Bahnübergänge und mehrere Stationen, bis die Reise auf den Gleisanlagen des Münchner Ostbahnhofs an einem Prellbock endete. Der Zug, eine S-Bahn der Linie 1, die normalerweise zwischen München und der Ortschaft Kreuzstraße (Landkreis Miesbach) verkehrt, war am Donnerstag um 0.53 Uhr vom Zugführer auf dem Gleis 1 des Höhenkirchner Bahnhofs abgestellt worden. In der Annahme, seinen Zug ordnungsgemäß gesichert zu haben, ging der Lokführer heim und legte sich schlafen. Tatsächlich stand die leere S-Bahn zwei Stunden lang still. Dann plötzlich - vermutlich durch eine leichte Erschütterung (zum Beispiel durch einen vorbeifahrenden Lastwagen) - setzte sich das Zuggespann in Bewegung. Eine Stunde lang rollte er auf der eingleisigen Strecke fast lautlos mit etwa 25 Stundenkilometern in Richtung München. Niemand bemerkte zunächst die "Geisterfahrt" durch die Nacht. Ein Sprecher der Bundesbahn: "Es grenzt an ein Wunder, daß nicht auf einem der zahlreichen Bahnübergänge ein Unglück passiert ist."
Ein kaum merkliches Gefälle auf der Strecke zwischen Höhenkirchen und München hatte den Zug immer in Bewegung gehalten. Der Höhenunterschied auf der 18 Kilometer langen Strecke beträgt 55,7 Meter. Ein Fahrdienstleiter im Stellwerk München-Ost entdeckte dann nach mehr als 40 Minuten die unplanmäßige Fahrt als erster. Aus seinem Schaltpult hatte plötzlich ein rotes Warnlicht aufgeleuchtet, das anzeigte: Ein Zug naht. Da normalerweise der Fahrbetrieb um diese Zeit aber völlig eingestellt ist, wurde dem Eisenbahner schlagartig klar, daß hier etwas nicht stimmen konnte. Der Fahrdienstleiter nahm sofort Kontakt mit einem Kollegen vom Nachtdienst auf und befahl, ihm die Weichen so zu stellen, daß der Geisterzug in eine Sackgasse rollen mußte. Mit lautem Donnern krachte der Triebwagen schließlich gegen einen Prellbock. Durch den Aufprall wurde der Prellbock lediglich leicht verschoben. Auch an der S-Bahn entstand kaum Schaden. Gegen den verantwortlichen Lokführer wurde eine Untersuchung eingeleitet. Außerdem wurde er sofort vom Dienst beurlaubt. Ein Bundesbahnsprecher: "Der Mann hätte vorn und am Ende des Zuges per Handkurbel die Feststellbremse anziehen müssen. Offensichtlich hatte er das vergessen."
Ekkehard Müller-Jentsch

Walter



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:09:10:23:15:32.

Re: Zeitungsartikel 1845 - 1977

geschrieben von: Regio ZuB

Datum: 09.09.19 23:44

Servus Walter,

folgende Maßeinheit finde ich höchst spannend:

> Augsburger Abendzeitung
> Dienstag, 2. Juni 1874
> Nr. 150
> München, 1. Juni. Heute wurde die 5,83 Stunden lange Bahnstrecke von Holzkirchen nach Tölz dem Verkehre übergeben.

Erneut herzlichen Dank für Deine Mühen, uns in die vermeintlich gute alte Zeit zurück zu versetzen!

Beste Grüße
Holger

Re: Zeitungsartikel 1845 - 1977

geschrieben von: Christian Hansen

Datum: 10.09.19 10:49

Hallo Walter,

wieder mal einen herzlichen Dank für die Zusammenstellung!

Viele Grüße!

Christian Hansen

Die in zwei Theile zerschnittene Dame...

geschrieben von: Hubert G. Königer

Datum: 10.09.19 12:26

Zitat aus der Augsburger Abendzeitung vom Montag, 2. Juli 1894
« ...die rechten Räder gingen ihr quer über den Leib, denselben in zwei Theile zerschneidend, die nur durch die Kleider zusammengehalten wurden... »


Die Wortwahl ist einzig! Ehrlich gesagt, ich musste ganz pietätlos lachen, auch wenn ich ähnliches selbst schon gesehen habe. Wenn heute einer bei DSO so etwas schreiben würde, würde man ihn wohl sperren...

«Wer grosse Töne spuckt, sollte an den Gegenwind denken».
Amtsbote Hannes (Albin Braig) in «Hannes und der Bürgermeister»
Im Gedenken an den
«Bürgermeister» Karlheinz Hartmann, gestorben am 29. August 2023.