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Szenen einer Mauerstadt

geschrieben von: Bernd Mühlstraßer

Datum: 13.08.19 15:18

Hallo,

bekanntlich jährt sich heute wieder mal das Datum des Mauerbaus. Ganz spontan hab ich daher ein paar Bilder aus "Mauerperspektive" zusammengestellt, allesamt Mitte der 80er entstanden, als man die Perversität dieser Grenze gleichermaßen fassungslos wie auch als unverrückbar betrachtete.


PICT0134.JPG
Am Aus-/Eingang des S-Bahnhofes Humboldthain machte ein Schild nochmals unmissverständlich klar, wo die Reise hingeht, zumindest, wenn man eine S-Bahn in Richtung Friedrichstraße bestieg. Man muss wohl keinem Westberliner oder Westdeutschen, der die unwirkliche Fahrt durch die Geisterbahnhöfe der Nord-Süd-Strecke jemals mitgemacht hat, das beklemmende Gefühl in den schummrigen Stationen in Erinnung rufen. Das bleibt in den Knochen. Ebenso der Umstieg im Labyrinth der Friedrichsstraße. Wie abstrus diese Situation aber den Ost-Bürgern vorgekommen sein muss, die den isolierten West-Verkehr unerreichbar in ihrem eigenen Land beobachteten oder zumindest hörten?

PICT0130.JPG
Auch das sind Erinnerungen, die auf der Festplatte meines Gehirns tief eingebrannt sind. Auf dem bizzar-verlassenem und aus der Zeit gefallenem Lehrter Stadtbahnhof fährt ein Reichsbahner seinen S-Bahnzug aus Friedrichsstraße ein, der Westkollege übernimmt für die Weiterfahrt über die Stadtbahn. Im Hintergrund die bereits im Osten liegende Charite, umfasst von der Mauer

PICT0132.JPG
Ich denke gerne an den Lehrter Stadtbahnhof zurück, der da so im Nirwana des Mauerstreifens lag. Das meiste an ihm erschien "sinnlos": Die Ausgänge, die runter zum ehemaligen Lehrter Bahnhof führten, die Personalwechsel für die Fahrt zu letzten Station der ostwärts führenden Züge, der Blick in den "nahen Osten", der doch so weit weg war. Aus- und eingestiegen ist hier kaum mehr jemand. Bei der Aufnahme dieser Fotos hätte ich jeden für verückt erklärt, der mir gesagt hätte: Genau am Bahnsteig dieser einsamen Station wirst Du am 3. Oktober 1990 in einer Menschenmenge stehen, um kurz vor Mitternacht einen ganz guten Blick auf die Feier der Wiedervereinigung und das große Feuerwerk zu erhaschen. Und noch ein paar Jahre später wird hier kein Lehrter Stadtbahnhof - immerhin denkmalgeschützt - stehen, sondern ein moderner Hauptbahnhof. Das Leben kann ganz schön irre sein....

PICT0133.JPG
Ein paar Kilometer weiter nördlich hat sich die Szenerie inzwischen auch so ganz leicht verändert.... Der Bahnhof Gesundbrunnen ließ ja durchaus erkennen, das er mal mehr war, als ein Dornröschen-Schloss, durch das hin und wieder ein Stadtbahner auf dem Weg nach Fronau brummelte. Von Ringbahn und ICE-Anschlüssen träumte an diesem Tag ganz bestimmt niemand. Und wenn doch, dann hätte er gleich mal die nächste S-Bahn Richtung "Bonnies Ranch" nehmen sollen!

PICT0261.JPG
Vom ehemaligen S-Bahnhof Staaken ist heute auch nichts mehr zu sehen. Doch trotz aller Romantik dieses verlassenen S-Bahnsteigs - gut das es so ist! Direkt an der im Hintergrund schematisch erkennbaren Brücke war der Grenzstreifen


Die Stimmung der geteilten Stadt lässt mich bis heute nicht mehr los. Gerne würde ich mich nochmals in diese Zeit beamen lassen, um die gespaltenen Gefühle aus Fazination, Grusel und Unbehagen, die einem in Grenznähe, beim Durchfahren der fremden Welten oder gar bei Grenzübertritten beschlichen haben, nochmals zu fühlen. Für niemanden kann das ein Gefühl der Normalität gewesen sein, auch wenn man sich die Frage des Änderns vielleicht nicht mehr stellte. Und natürlich bleibt das Glücksgefühl, als sich das alles und vor allem mit so einer friedlichen Wucht quasi über Nacht änderte. Das Bewußtsein, das wir Menschen es eigentlich in der Hand haben, das auch Unvorstellbares mit gemeinsamen Willen unaufhaltsam "Gut" werden kann, das sollte uns auch heute wieder etwas mehr klar werden.

In diesem Sinne - ein Tag an dem man durchaus mal innehalten sollte,
Bernd



Bernd Mühlstraßer

Ein paar VIDEOS der BAUREIHE E69 - z.B.hier:
[www.youtube.com]

oder wie wär´s mit der E69-Facebook-Seite unter dem Suchbegriff: Die Baureihe E69




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:08:13:16:29:51.

Re: Szenen einer Mauerstadt

geschrieben von: Wolfgang Sorger

Datum: 13.08.19 16:13

Moin Bernd,

vielen Dank für diesen einfühlsamen Beitrag!
Ich war als damaliger Kölner viel zu selten in Berlin. Aber noch vor der Wende war ich dann doch dort und habe den S-Bahnhof "Lehrter Stadtbahnhof" als einen der schönsten Eisenbahnorte in Berlin empfunden, vor allem, wenn er sonnendurchflutet war!
Und Gesundbrunnen wirkte auch mich auch verwunschen, meine Erinnerung an die Kempowski-Romane sagte mir, daß seine Mutter dort "auf Transport" nach Hoheneck (?) durchgefahren war.

Ich hänge mal den Link zu Wikipedia an: [de.wikipedia.org]

Beste Grüße

Wolfgang

Mich interessiert vieles - und alles rund um das Bw Bestwig!

Re: Szenen einer Mauerstadt

geschrieben von: 111 111-1+111 111-1

Datum: 13.08.19 17:07

jetzt mal ganz leise: Berlin hat mit dem Mauerfall auch viel verloren .

So, jetzt schlagt mich
!

Die Ansage vom Abfertiger im U-Bahnhof Kochstrasse: "Letzter Bahnhof Berlin West - letzter Bahnhof Berlin West"

Der gänzlich in Ostberlin liegende S-Bahnhof Wollankstraße der West S-Bahn einschließlich DR-Abfertiger und Werbeplakate für Interflug...

Steinstücken ist ein Kapitel für sich...

und und und...


.

Re: Szenen einer Mauerstadt

geschrieben von: oskarchen Bln

Datum: 13.08.19 22:19

Dit kannste aba ooch janz laut sajen, da mußte nicht flüßtan. Kann jeda wissn!! Und schlajen tu ick dir nich...keene Bange. Schreibst ja nur wat wahr is.
Leider ist sehr viel wahres an dieser Aussage. Berlin wird immer gewöhnlicher. :( In (fast) jeglicher Hinsicht

Nachdenkliche Grüße von hier, oskarchen Bln



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:08:13:22:20:43.

Re: Szenen einer Mauerstadt

geschrieben von: 111 111-1+111 111-1

Datum: 13.08.19 22:41

det is ja durfte was Du da sagst!

Die 475er sahen nach der BVG-HU bei WU aus wie aus dem Ei gepellt! Berlin (West UND Ost) der 80er - ik liebe Dich!

Berlin ist für mich Münchner: Rosenthal, Juhnke, Hanke, Pfitzmann, Mira, (und noch ein paar Verkehrsmittel...) ;-)

Ich habe mich in die Stadt einfach verliebt: War damals die Standard-Schulabschlussfahrt - 1983 Jugendhotel Kaiserdamm. ;-)

Szenen einer Mauerstadt - und die Erinnerungen

geschrieben von: NAch

Datum: 13.08.19 22:58



Ich habe mich in die Stadt einfach verliebt: War damals die Standard-Schulabschlussfahrt - 1983 Jugendhotel Kaiserdamm. ;-)

Zehn Jahre zuvor war das bei mir nicht anders, allerdings waren wir in der Kluckstraße untergebracht.
Fotos dazu gibt es hier: [www.drehscheibe-online.de]

Nicht zu vergessen:
Danke Bernd für diese Erinnerungen

Mit Berliner Grüßen

Achim
Link zu allen meinen Bildern in der Galerie: [www.drehscheibe-online.de]
Link zur Beitragsübersicht: (Hinweis: mit der Galerieumstellung zum 08.04.2017 führen einige Galerielinks in den Beiträgen in die Irre)
[www.drehscheibe-online.de]
Link Ottbergen April 1976 , Link Ottbergen Mai 1976

Re: Szenen einer Mauerstadt

geschrieben von: Jörn

Datum: 13.08.19 23:41

Ja, so kenne ich das auch noch.
Wer diese Szenen einmal selbst erlebt hast, den lässt das nicht mehr los. Und so sind die "Berliner Stadtbahnbilder" eines jener Bücher, das ich über lange Jahre gesehen wohl mit am häufigsten immer mal wieder aus dem Bücherregal genommen habe.

Vielen Dank für deine Fotos
Jörn.

Hey, Farmer,
tu das Gift weg.
Gib mir Flecken auf Äpfeln,
aber lass mir die Vögel und die Bienen.
(Joni Mitchell, aus „Big Yellow Taxi“, 1970)


Liebesgeständnisse....

geschrieben von: Bernd Mühlstraßer

Datum: 13.08.19 23:45

Hallo,

da will ich mich dann aus Chronistenpflicht der Frage "Wie habe ich mich in Berlin verliebt?" zur Vollständigkeit noch anschließen:

Auch bei mir die klassische Schul-Abschlussfahrt 1980 (incl. "Pflichtprogramm": Politisches Gespräch im Amerika-Haus/Reichstag/Ostberlin) mit dem für mich absolutem Super-Duper-Mega-Schmankerl: Unterbringung in einem Schullandheim (Haus Sonnenland) am Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal in Gartenfeld - quasi mit Gleisanschluss der Siemensgüterbahn und der Siemenslok 3 vor dem Zimmerfenster, also der besseren Hälfte meiner E69 04. Wenn´s schon so genial losgeht - kann nur Liebe draus werden. Das war im Jahr 1980. Berlin hat mich nie mehr losgelassen und ist für mich inzwischen mehr Heimat, als jeder andere Ort.

Und natürlich - 111 111-1x2 hat nicht unrecht mit seiner geflüsterten Aussage - es ist so vieles, nicht nur mauerbedingt, verlorengegangen, was diese Stadt ausmacht. Und auch wenn sich manche Kieze und deren Bewohner erstaunlich zäh gegen die Gleichmacherei des Kapitals wehren, langfristig wird die Stadt immer mehr zur Standart-Ausgabe der Weltmetropolen. Nur - angesichts der realen Hintergründe der damaligen "Insel Berlin" kann man sich den Zustand halt nicht zurückwünschen, trotz der damit verbundenen "Kolateralschäden".

Bernd

Bernd Mühlstraßer

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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:08:13:23:48:37.

Kuriose Typografie

geschrieben von: Hansawagen

Datum: 14.08.19 12:48

Vielen Dank für den Bericht, der auch in mir Erinnerungen an Berlin-Besuche in jener Zeit geweckt hat.

Etwas "aus der Zeit gefallen" ist ja die Darstellung des "s" auf dem Schild in Bild 1.
Habe ich in der Form nur in Berlin gesehen.


Freundliche Grüße
Peter

Re: Kuriose Typografie

geschrieben von: 111 111-1+111 111-1

Datum: 14.08.19 13:58

Berlin - einfach dufte!

Das "Pflichtprogramm" zur Subventionierung war bei uns ein halbtägiger Vortrag im "Berlin Information Center" am Zoo (recht informativ...) und ein auch halbtägiger Vortrag über "Jugend in der DDR" im Gesamtdeutschen Institut am Fehrbelliner Platz - gähn, gähn - todlangweilig! (Man konnte an Aufschriften an den Tischen lesen was schon unsere Vorgänger davon gehalten haben...) ;-)

Aber dafür wars konkurenzlos günstig - wir hatten auch einen halben Tag völlige Freizeit - Yorckstraße - Heiligensee mit der noch DR S-Bahn - dieses Erlebnis würde ich nicht gegen Milliarden tauschen!

Pizzeria "Foccolare" im Nebenhaus unseres Hotels - auch legendär! Gibts leider nimmer!

Re: Szenen einer Mauerstadt

geschrieben von: Nietenreko

Datum: 14.08.19 14:41

Man merkt, du bist kein Berliner. :-) Pathos ist den Berlinern unbekannt, und mit der Mauer hatten sie sich schnell arrangiert. War eben so, wat willste machen.
Ich war sechs Jahre alt, als die Mauer - damals erst nur ein Blechzaun - in der Nähe meines Elternhauses errichtet wurde, ich bin damit groß geworden, für mich war das normal. Auch als ich mir später dann mittels S-Bahn meine Vaterstadt "erfuhr", habe ich mir zwar oft überlegt angesichts der langsam zuwuchernden Gleisanlagen, wie das wohl zu Betriebszeiten ausgesehen haben mag, aber daß einen irgendwelche komischen oder unguten Gefühle ankamen, wenn man auf der Kellerbahn unterwegs war oder mal eben nach Friedrichstraße rüber fuhr, bißchen Nachschub im Intershop holen, kann ich nicht sagen. Schilder wie die auf Bild 1 stammten alle aus der Zeit um 1952, als die DDR ernst zu machen begann mit ihrer Grenze, hatten aber nach dem Mauerbau eigentlich keine Bedeutung mehr. Bahnhöfe wie Staaken oder Plumpe kenne ich noch aus den 60er und 70er Jahren, damals herrschte dort entgegen heutiger Darstellungen ziemlicher Betrieb. Die Boykottaufrufe der frühen sechziger Jahre waren verhallt und die neue Ostpolitik machte das Fahren mit der S-Bahn wieder salonfähig.

Hinweis: Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten.

Re: Szenen einer Mauerstadt

geschrieben von: 111 111-1+111 111-1

Datum: 14.08.19 15:12

wie gesagt - Berlin ist einfach unschlagbar! ;-)

August 1989 - Lichtenrade. Ich, meine Freundin, mein Schwager und dessen Freundin wanderten auf dem Bahndamm im Birkenwäldchen über alte Stromschienen kletternd nach Süden.

Plötzlich stand da irgendeine Mauer. Da war an der Straße daneben direkt davor ein altes Ortsschild: Berlin-Ende - nach Mahlow 2 km.

"Guter Witz" dachten wir vier dereinst - nicht ahnend, was am 09.11. da kommen sollte...

Det is Berlin!

13.8.61 in Staaken

geschrieben von: TransLog

Datum: 14.08.19 15:32

Nietenreko schrieb:
Ich war sechs Jahre alt, als die Mauer - damals erst nur ein Blechzaun - in der Nähe meines Elternhauses errichtet wurde, ich bin damit groß geworden, für mich war das normal.
Hallo.

ich bin offenbar nur ein halbes Jahr jünger als Du...

Meine Erinnerung an den 13.8.61 ist, dass mein Vater mit mir im Auto zum Finkenkruger Weg in Staaken fuhr, um sich ein Bild (und mit seiner Praktika Bilder) zu machen. Wir erinnern uns: Der Finkenkruger Weg war zur Hälfte West, zur Hälfte Ost (politisch und auch geografisch - nur jeweils in umgekehrter Ausrichtung). Die West-Berliner Polizei riet meinem Vater dringend davon ab, Bilder zu machen und sich dafür auf die Mitte des Finkenkruger Weges zu stellen.

Mein Interesse galt dem Bahnübergang und es fiel mir auf, dass dort kein Stacheldraht gezogen wurde. (Trotz S-Bahn-Einstellungen verkehrten im Sommerfahrplan dort weiterhin drei Schnellzugpaare).

Tja, von diesem (noch bis 5.12. besetzten) Bahnübergang (Posten 29) hätte man Fotos machen müssen...


Mit freundlichem Gruß, Ulrich

Re: Szenen einer Mauerstadt

geschrieben von: alter hamburger

Datum: 14.08.19 16:44

Nietenreko seiner Aussage kann Ich mich nur anschließen. Bin mit der Mauer aufgewachsen, Bj. `58 und fand es immer erheiternd,
wenn sich die "Westdeutschen" der Mauer sehr zögerlich näherten...Meine Eltern hatten Freunde in "Westdeutschland",welche sich im
Transit nicht trauten Zeitungen mitzunehmen. Lang ist`s her. Gruß aus HH vom ehemaligen Charlottenburger.

Zaunprobleme am 13.8.61 (2 B)

geschrieben von: TransLog

Datum: 14.08.19 19:29

Hallo,

zwei Bilder zu den Ereignissen am 13.8.61.

Eine größere Anzahl von Ost-Berliner Sonntagsspaziergängern (DDR-Jargon: "Unsere Menschen") will sich im Raum Ebert-/E. Behrenstr. über den Fortschritt der "Grenzsicherungsmaßnahmen" informieren. Der RIAS Berlin hätte das damals eher anders formuliert.

Es gibt noch zweitere Bilder von diesem Ereignis, deren Links ich nicht mehr finde.

Ein Bild zeigt die Menschenmenge hinter dem neuerrichteten Zaun, ein weiteres Foto zeigt jemand, der von westlicher Seite kommt und sich mit einer Drahtschere nützlich macht.


https://i.amz.mshcdn.com/Pba4NV1FENGACOz3YH3FFrTi0QM=/1200x627/2014%2F11%2F06%2F28%2FBerlinlands.a5265.jpg



https://www.welt.de/img/geschichte/mobile118970713/0812507757-ci102l-w1024/zgbdc5-6bcmas5q8lwm5eyhbtt-original-2-jpg.jpg


Die Pioniere, die am Vormittag den Zaun aufgebaut hatten, waren bereits zu weiteren Baustellen abgerückt und die Kräfte der Bereitschaftspolizei Ost offenbar zu ausgedünnt, um überall vor Ort sein zu können.

Historisch, aber eisenbahnmäßig etwas OT. ;-)

Kann jemand auf Bild 2 die Häuser im Hintergrund als an der Behrenstr. liegend indentifizieren?


Mit freundlichem Gruß, Ulrich



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:08:14:19:31:58.

Re: 13.8.61 in Staaken

geschrieben von: Nietenreko

Datum: 14.08.19 20:56

Ja, es war eine verrückte Zeit damals, niemand hatte erwartet, daß das wirklich geschehen würde, obwohl viele Gerüchte im Umlauf waren. Niemand hatte auch eine Vorstellung davon, wie es jetzt weitergehen würde, wie die Alliierten reagieren würden, auch war sich die DDR-Führung der Bevölkerung überhaupt nicht sicher, der 17. Juni 53 steckte ihr noch sehr in den Knochen, weswegen sie - wie man heute weiß - wohl auch darauf vorbereitet war, das ganze schnell wieder rückgängig zu machen. Aber der Volksaufstand in Ost wie in West blieb aus, die West-Alliierten meinten nur lakonisch, ihre Interessen seien nicht berührt, die Sowjets waren sowieso damit einverstanden, Adenauer in Bonn und Brandt in Berlin schimpften zwar fürchterlich, wollten oder konnten aber nichts machen, also blieb es dabei und verfestigte sich stetig bis zu jenen schicksalhaften Tagen im Juli 89 an der österreichisch-ungarischen Grenze.

Hinweis: Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten.

Re: 13.08.1961

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 15.08.19 07:27

Hallo,

Genau so war es. Letztendlich war der 13. August 1961 doch nur ein Ergebnis der Entwicklung seit dem Ende des Weltkrieges Zwo und speziell der westalliierten Währungsreform des Juni 1948.
Nach der Schliessung der Grenzen gab es auf westlicher Seite zwar erst einmal einen lauten Aufschrei und die Forderung nach Gegenmassnahmen der Westalliierten, die aber ausbleiben. Wie hiess es damals in der DDR ? Die kalten Krieger stehen vor der Klagemauer ihrer Nachkriegspolitik.
Nebenbei war ich damals mit meinem Eltern in Kühlungsborn im Sommerurlaub und die geplante Fahrt mit dem Fährschiff WARNEMÜNDE von Warnemünde nach Gedser und zurück an jenem 13. August 1961 fiel ins Wasser ...

Niemand hat die Absicht...

geschrieben von: HFy

Datum: 15.08.19 11:26

gerdboehmer schrieb:
Wie hiess es damals in der DDR ? Die kalten Krieger stehen vor der Klagemauer ihrer Nachkriegspolitik.
Von beiden Seiten.
Vor einer Woche war ich im Tränenpalast-Museum, da gab es noch drolligere Propaganda-Sprüche zu lesen. Es ist jetzt 45 Jahre (und vier Monate) her, daß ich über Friedrichstraße in die "Hauptstadt der DDR" eingereist bin und fand, einmal müßte reichen. 17 Jahre später stieg ich dann ebendort völlig unkontrolliert aus der S-Bahn.

Herbert

Re: Niemand hat die Absicht...

geschrieben von: EP 5

Datum: 15.08.19 16:29

Hallo Bernd,

zuerst einmal vielen Dank für Deinen lesenswerten Beitrag, über die Mauer beziehungsweise über das Berlin der 1980er Jahre. Dieses Berlin vor dem Mauerfall habe ich 1987 leider nur kurz in Auszügen bei einer Klassenfahrt kennengelernt. Ich erinnere mich noch relativ gut an die düstere Grenzanlage am Brandenburger Tor bei wolkenverhangenem Himmel, an die strengen Kontrollen im Bahnhof Friedrichstraße und an den Besuch des damaligen Museums für Verkehr und Technik in der Trebbiner Straße. Aber Berlin war eigentlich noch viel, viel mehr.

Ich glaube zu verstehen, dass sich einige an das Berlin der 70/80er Jahre (speziell West-Berlin) gerne zurückerinnern. Die Gruppe Ideal brachte 1981 das mich immer wieder emotional ansprechende Lied „Berlin“ [www.youtube.com] heraus, das für diese - auch pulsierende – Zeit mit seinen früheren Szenen und Subkulturen steht.


Viele Grüße,
Marc

"Mancher hinterlässt eine Lücke, die ihn (vollständig) ersetzt."

Pearl S. Buck


Re: Niemand hat die Absicht...

geschrieben von: Eurocity341

Datum: 15.08.19 17:46

Hallo!

Dann gab es noch die "Gropiuslerchen", die 1987 das Lied "Berlin, Berlin, dein Herz kennt keine Mauern" sangen. Der Titel war in den Charts nicht sehr weit oben, aber in der DDR ein "Gassenhauer". Ich habe mal in einem anderen Artikel mal gelesen, dass jemand das Lied bei sich zu Hause laut abspielte und dann plötzlich der Abschnittsbevollmächigte (ABV) vor der Tür stand. Dennoch konnte die DDR-Staatsmacht das Lied nicht unterdrücken. Es wurde weiter gespielt. Dieses Lied traf den DDR-Bürgern direkt in das Empfindlichste.

Kurz nach dem Mauerfall haben die Gropiuslerchen das Lied umgeschrieben und dann in der ZDF-Hitparade (Ende November 1989) präsentiert. Wer kennt noch Victor Worms?!

1987, vor dem Brandenburger Tor (Westseite), die legendäre Rede von Ronald Reagan: Mr. Gorbatschow: open this Gate (Öffnen Sie das Tor)! Nur zweieinhalb Jahre später war es dann soweit.

Kai-Uwe, der "Cottbuser"

Mit freundlichen Grüßen

Der Cottbuser
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