1984 - Ende Mai: ein freier Tag gab mir Gelegenheit, mit einem der letzten Züge die Strecke Boppard - Simmern kennenzulernen. Ein wenig Zeit blieb noch für einen Schnupperkurs entlang der Hunsrückquerbahn, Seit dieser Zeit lagern noch unzählige Dias und Papierabzüge in Magazinen und Kartons. Jetzt mit der Rente bleibt die Muse zum Scannen und um Erinnerungen zu pflegen: Reminiszenzen an ungezählte Sonderfahrten mit 798, 628, der V 100 oder dem Schinderhannes-Express, an das "rein - raus" auch wenn es aus Kübeln regnete, Fotolinien auf matschigen Wiesen, stets von den Jungs der Eifelbahn mit der unverzichtbaren Autorität durchgesetzt, und irgendwelche Blödel die trotzdem ins Bild gelaufen sind, an von Brombeerhecken zerrissene Klamotten. Viele von uns erinnern sich mit Tränen der Freude und gleichzeitigem Erschaudern an jene Zeit.
Zum ersten Mal machte mich ein Fernsehbeitrag Anfang der 70iger Jahre auf die Schönheiten der Strecke aufmerksam. Er schilderte die schwierige Lage der DB, 1,5 Personenzüge für so eine über 100 Kilometer lange, kaum genutzte Verbindung. Kaum Einnahmen, hohe Ausgaben. Mich faszinierten die Bilder der Fahrt eines sechsteiligen Schienenbusses durch eine harmonische Landschaft. Und vorweg zu allen meinen Berichten später: Diese Strecke zählt /e für mich zusammen mit Fulda - Hilders zu den schönsten Linien. Gleise, die sich in weiten Teilen perfekt in das Gelände einfügten, so als seien sie schon immer da gewesen. Verwunschene Bahnhöhe mit allen notwendigen Anlagen im Originalzustand, beidruckende Viadukte.
Aber zurück zu jenem Maitag: Es war kurz nach eins als mein Express aus Boppard nach Simmern zurückkehrte: Zeit genug vor der Heimfahrt nach Offenbach für einen Abstecher nach Hermelskeil. Strecke und Bahnhöfe gucken,
Simmern: Hier herrschte zu jener Zeit noch rege Betriebsamkeit. Die Verbindungen nach Bingen und Boppard sollten noch für eine kurze Zeit Simmern das Tor zur Welt sein.
Die Gleisanlagen sahen damals noch nach Eisenbahn aus. Ja und die Chefetage des Staatsunternehmens scheute sich damals nicht, Güter in der Fläche zu befördern.
Im Jahr 2015 blieb als nutzbare Infrastruktur nur ein Durchgangsgleis
Den Rest, der einst so stolzen Anlage erobert sich die Natur zurück. Heute soll das Gebäude vorbildlich restauriert sein und das Hauptgleis nicht mehr ganz so zugewachsen.
Ausfahrt Richtung Hermeskeil und / oder Lokschuppen? Archäologen werden das in ferner Zukunft einmal rekonstruieren
Richtung Bingen wird es auch nicht besser
Blick von der Brücke auf die Bahnanlagen Richtung Stationsgebäude
Witzig war an diesem Tag im Jahr 2015: Als ich so über die Anlage stromerte und dem morbiden Charme einer skeletierten Bahn nachspürte, baute sich plötzlich ein DB Mitarbeiter vor mir auf und fragte, was ich hier suchen würde. Offenbar wir die Anlage regelmäßig kontrolliert.
Tunnel am Abzweig Boppard / Hermeskeil. Richtung Boppard heute zugegeben ein Premium Radweg. Aber Bahn wäre halt schöner
Aber zurück zu den schönen Dingen des Lebens, über die wir heute nur noch in Erinnerungen schwelgen dürfen
Weiterfahrt Richtung Hermeskeil. Obwohl ich die Strecke oft auf Sonderfahrten erleben durfte. Keine Ahnung, wo das war. Mir bereitet es Frreude mitzufahren. Fotos sind nicht das Wichtigste. Deshalb schreibe ich auch nichts auf. Deshalb bin ich oft unsicher welcher Bahnhof wo ist.
Aber wo Kirchberg drauf steht sollte Kirchberg drin sein: Einst bedeutende Station der Hunsrückquerbahn
Das Viadukt bei Niederkostenz. Mit Schienenbus einfach nur geil
Das sollte Sohren sein, wenn man der analogen Aufschrift am Gebäude noch glauben will
Büchenbeuren: steht so bei Google und das muss ja dann auch stimmen. Und vielleicht wird ja von hier aus einmal der Hahn angebunden. Wenn man so direkt unter der Einflugschneise des Frankfurter Airports wohnt, ist man für jede Entlastung dankbar.
Morbach. Der DS 21 war meiner. Aber kurze Zeit später musste ich mich entscheiden: Auto und jeden Monat 500 Mark für Reparaturen oder Family. Ich habe eine gute Wahl getroffen. 1.000 Mark hat mir das "Schiff" gebracht. Hätte ich es auf dem Hof stehen lassen, er wäre heute ein Vielfaches wert. Es sei denn, der Rost hätte ihn gefressen.
Gerade der Streckenabschnitt vor Morbach ist ein Highlight. Landschaft und Gleise werden eins. Seither habe ich viele Mark in Sonderfahrten in den Hunsrück investiert
Das Viadukt bei Hoxel. 1984 kannte auch dieser Abschnitt noch Güterverkehr
Wieder keine Ahnung aber irgendwer wird es wissen. Edit: Rascheid. Danke
Dhronecken
Der Wasserturm nahe bei Dhronecken (?) (korrigiert-danke)
Rascheid. War ja selbst für eine altersschwachen Rentner einfach draufzukommen. Jetzt von der anderen Seite.
Der abgehängte Lokschuppen in Hermeskeil....
... nebst einem Gebäude, das noch von der Bedeutung der Station einst zeugt
Ein abgestellter Bauzug der Hochwaldbahn 1984...
...und 2018
Ausfahrt Links Gleisanschluß, Mitte nach Simmern und rechts nach Trier
2018 war ich wieder hier. Mit dem Bus von Türkismühle. Eine Verbindung, die sicher Potential hätte (auch wenn der Bahnhof von Hermeskeil ein wenig am Stadtrand liegt), würde man den Verkehr hier richtig organisiern. Mit dem Bus das nervt. Hauptstraße, in den Ort rein, Berg hoch, auf dem Dorfplatz drehen, Berg runter, Haupstraße. Nächster Ost, gleich Prozedur. Ein Taktverkehr auf der Schiene, um Dorfbus oder Anrufsammeltaxis ergänzt, wäre sicher eine Alternative.
Das war der Anfang. Ich werde in den nächsten Wochen sicher noch einige Sonderfahrten beschreiben. Es will halt alles gescannt werden, der Staub weggestempelt und die Stationen in der richtigen Reihenfolge sortiert. Und ein paar Schockbilder "Hermeskeil heute" gibt es gratis als Zugabe.
Für Korrekturen und Richtigstellungen bin ich dankbar.
6-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:07:18:17:21:48.