Die vorgesehenen Teile dieser Reihe:
Liebe HiFo-Freunde,
im ersten Teil hatte ich über die beiden Einstiegs-Tagesetappen meiner Reise durch die Bundesrepublik berichtet; heute geht es um den 3. Tag. Die beiden ersten Fotos von diesem 11.6.69 habe ich in Teil 1 schon gezeigt, weil ich die vor meiner Weiterfahrt noch in Cochem aufgenommen habe. Bevor es mit den Fotos losgeht, zunächst wieder ein tabellarischer Blick auf die benutzten Züge; das + beim 2406 bedeutet hier, dass dessen Benutzung durch ein Bahnsteigfoto aus Karthaus mit Uhrzeit belegt ist (Bild 2.3); die Fahrkarte enthält keinen Zangenabdruck):
Zug-Nr.
E 822
P 2406 +
PT 3515 |
Einstiegs-Bf.
Cochem
Trier
Karthaus |
Abfahrt
10:03
13:37
15:35 |
Ausstiegs-Bf.
Trier
Karthaus
Trier |
Ankunft
10:52
13:44
15:44 |
Zuglauf
Koblenz – Luxemburg
Trier – Apach
Serrig – Trier |
Von dem E 822 habe ich kein Foto; er wird sicher von eine 216 gezogen worden sein, und davon fuhren schon in der Heimat für meinen Geschmack zu viele herum; dafür war ich nicht an die Mosel gefahren! Aber kurz nach meiner Ankunft habe ich in Trier etwas Dampfendes gefunden: 023 099 wartete mit einem Personenzug auf Ausfahrt, s. Bild 2.1. Ich habe übrigens keine Ahnung, was die Aufmerksamkeit der 4 (oder sind es 5?) auf dem Bild zu sehenden Eisenbahner gefesselt hat. Es muss schon etwas Außergewöhnliches gewesen sein, so gebannt, wie die alle in dieselbe Richtung blicken!
Auf dem Bild ist übrigens gut zu sehen, dass die Lok noch mit dem ursprünglichen Heißdampfregler fährt: das für den nachträglichen Einbau des Nassdampfreglers charakteristische Rohr auf der linken Lokseite vom Dom Richtung Front fehlt noch. Der Umbau sollte im September 69 erfolgen, s. Ebel, Die Neubaudampflokomotiven der Deutschen Bundesbahn, Bd. 1.
Bild 2.1
Bei der Anfahrt des Zuges habe ich ein weiteres Mal abgedrückt, s. Bild 2.2. Ich finde im Kursbuch keinen anderen passenden Zug als den P 1846, Abfahrt 11:09 nach Merzig. 023 099 gehörte zum letzten 23er-Baulos und war 1959 an das Bw Minden abgeliefert worden. Nach dem dortigen Dampf-Ende war sie kurzzeitig nach Löhne gekommen und letztlich Anfang 69 nach Saarbrücken; z 5.8.71, + 10.1.72 [
www.revisionsdaten.de].
Bild 2.2
Nach diesem Bild gibt es eine gut 2 h lange Foto-Pause; vermutlich bin ich zur JH gegangen, um meinen Rucksack da zu deponieren und zu Mittag zu essen. Weiter geht es hier mit Fotos aus Karthaus; die Bahnhofsuhr auf Bild 2.3 zeigt 13:45; das ist genau die Abfahrtszeit des P 2406, mit dem ich von Trier gekommen war, in Karthaus, s. Tabelle oben.
Bild 2.3
Die Fahrkarte (s.u.) für meinen Abstecher hierhin enthält kei-
nen Zangenabdruck, aber die Uhr von Bild 2.3 ist wohl Beweis
genug!
Derselbe Preis für das Ticket Trier – Karthaus H+R sowie für
die JH-Übernachtung und das JH-Frühstück, jeweils 1,20 DM
im Jahr 1969 (s. Teil 1, entspricht 0,61 €; Ü+F also 1,23 €) hat
mich veranlasst, ´mal nachzusehen, was man heute bezahlen
müsste; das Ergebnis: JH-Ü+F 18 – 27 €, Ø22,50 €, d.h. Teue-
rungsfaktor 20,1; Ticket Trier – Karthaus H + R (Verkehrsver-
bund Region Trier, Zone 2) 5,60 €, d.h. Teuerungsfaktor 9,2.
Ganz so teuer, wie oft behauptet wird, ist der ÖPNV dann
offenbar doch nicht geworden!
Zurück zum Thema: Meine Zuglok 023 080 war dieselbe, die
mich am Vortag von Koblenz nach Cochem gebracht hatte;
Daten dazu s. Teil 1. Rechts habe ich sie im Moment des Wie-
deranfahrens im Bf. Karthaus festgehalten; mit ihrer Qualm-
wolke sorgt sie ein bisschen für die eigene Verschattung. |
Bild 2.4 |
Den ausfahrenden Zug habe ich dann auch noch mit einem Nachschuss festgehalten. Ich meine, ganz hinten, hinter dem Signal, ist der eigentliche Grund meines Abstechers hierhin zu erahnen: der Lokfriedhof Karthaus! Der „Lok-Kurier“ hatte berichtet, dass da noch eine 42 stehen sollte. Da ich eine solche noch nie gesehen hatte, war der Besuch hier ein absolutes Muss!
Bild 2.5
Nach einem kurzen Fußmarsch war ich zwischen all´ den Schrottloks angekommen; ich zeige die Fotos – wie alle anderen in dieser Beitragsreihe – in der Reihenfolge, wie ich sie auf dem Film habe; das muss nicht mit der Reihung übereinstimmen, in der die Loks da standen. Als erste habe ich 78 307 aufgenommen. Die Lok war von 1922 bis 68 im Raum Saar/Pfalz beheimatet gewesen und erst für die letzten 2 Monate nach Aalen gekommen, da z 23.7., + 11.12.68 [
www.revisionsdaten.de], s. Bild 2.6:
Bild 2.6
Die nächste Aufnahme mit Blick auf die Weinberge zeigt 01 123. Die Lok war, zusammen mit den verbliebenen Trierer 01, am 29.9.68 noch als Z-Lok von Trier nach Ehrang gekommen; z 19.8. + 11.12.68 [
www.revisionsdaten.de]. Wenn ich mich nicht täusche, ist die Lok dahinter die schon am 2.10.68 ausgemusterte ex-Trierer 01 235 [
www.revisionsdaten.de]. Weshalb mir gerade die vormalige 02 010 kein separates Foto wert war, ist mir im Nachhinein schleierhaft!
Bild 2.7
Was mir in Limburg durch die Lappen gegangen war, konnte ich hier nachholen, nämlich eine ausgemusterte ex-Limburger Neubaulok der Baureihe 65 aufnehmen, und zwar 65 012, z 3.4. (unfallbedingt), + 4.11.68 [
www.revisionsdaten.de], s. Bild 2.8:
Bild 2.8
Dann habe ich die zweite T 18 aufs Korn genommen, 78 209, Bild 2.9. Die Lok, die zu Bundesbahnzeiten bis Mitte Oktober 67 ausschließlich in Köln-Nippes, -Eifeltor und Euskirchen beheimatet war, ist für ihre letzten 7 Wochen noch nach Hamburg-Altona umbeheimatet worden; z 4.12.67, + 12.3.68 [
www.revisionsdaten.de]. Die Lok hinter der T 18 ist wahrscheinlich 86 714.
Bild 2.9
Es folgen 2 ex-Trierer/Ehranger 01; den Anfang macht – hinter einem sprießenden Bäumchen – 01 108. Die Maschine war im September 68 von Trier nach Ehrang gekommen und da am 19.1.69 z-gestellt worden. Als Z-Lok wurde sie noch am 10.2.69 nach Saarbrücken umbeheimatet. Die Ausmusterung erfolgte am 10.7.69, also einen Tag vor meinem Besuch [
www.revisionsdaten.de]
(rechnen müsste man können: es war rund einen Monat nach meinem Besuch!).
Bild 2.10
Davor stand 01 102, deren letzte Beheimatungsdaten mit denen von 01 108 weitgehend übereinstimmen; nur die Z-Stellung war 5 Tage vorher, am 14.1.69 erfolgt [
www.revisionsdaten.de].
Bild 2.11
Dann war wieder eine Preußin dran: hinter hohem Gras stand 57 1739, die schon am 23.10.63 beim Bw St. Wendel ausgemustert worden war [
www.revisionsdaten.de] und sich in der Folgezeit noch als Heizlok 7006 vermutlich in Dillingen (Saar) nützlich gemacht hat. Mit der Nummerierung von Heizloks bzw. deren Zuordnung zu vorherigen Betriebsnummern geht in den gesichteten Quellen einiges durcheinander; Lothar Belau hat sich vor 5 Jahren die Mühe gemacht, mehr Licht in das Dunkel zu bringen, s. [
www.drehscheibe-online.de]. Danach handelt es sich bei der hier zu sehenden Lok wohl eindeutig um die Heizlok Saarbrücken 7006 II, alias 57 1939.
Bild 2.12
Natürlich hatte diese G 10 noch eine Aufnahme aus anderer Perspektive verdient, auch mit etwas weniger Botanik davor, s. Bild 2.13. Apropos Botanik: zwischen den Schrottloks gediehen Walderdbeeren hervorragend; jedenfalls konnte ich mich an denen sattessen!
Bild 2.13
Die nächste Lok, die mir fotografierenswert schien, war der tenderlose Torso von Bild 2.14, bei dem man im Original-Scan am Führerhaus zweifelsfrei 50 370 lesen kann. Ohne Tender ist ein Blick in den Führerstand möglich, was für mich wohl Anlass für dieses Foto war. Die Lok war zuletzt beim Bw Dillingen beheimatet, z 10.1., + 15.7.69, also 5 Wochen
nach meinem Besuch [
www.revisionsdaten.de]!
Bild 2.14
Es wird wieder preußisch: als nächstes habe ich eine P 8 aufgenommen, 38 2729, deren Tender sich hinter der Botanik verbirgt (Bild 2.15). Die Lok gehörte seit 1953 zum Bw Rottweil und war da am 25.8.67 z-gestellt worden; die Ausmusterung sollte erst gut ein Jahr
nach diesem Foto, am 24.6.70 erfolgen [
www.revisionsdaten.de].
Bild 2.15
Und noch eine P 8, diesmal eine mit Wannentender und geschlossenem Führerhaus, also eine ehemalige Wendezuglok. Um eben das deutlich zu machen, habe ich zunächst das Hinterteil in den Fokus genommen, s. Bild 2.16. Die dahinter stehende 23er verdeutlicht die unterschiedliche Kesselscheitelhöhe der beiden Personenzuglokomotiven.
Bild 2.16
Bevor ich ein weiteres Bild von der P 8 gemacht habe, habe ich mich der Neubaulok zugewandt: erst seit dem 5.3.69 bereicherte die Crailsheimer 023 066 den Z-Park und sollte am 16.7.69 ausgemustert werden [
www.revisionsdaten.de], also auch wieder
nach meinem Besuch in Karthaus. Als frühzeitig ausgeschiedene Maschine ist die Lok nicht mehr auf Nassdampfregler umgebaut worden.
Bild 2.17
Nun wieder zu der Wendezug-P 8: auf der Rauchkammertür steht die Heizlok-Nr. 114. Dahinter verbirgt sich die zuletzt Limburger 38 3708, z 29.5.65, + 7.10.65, die danach wohl in Frankfurt geheizt hat [
www.revisionsdaten.de].
Bild 2.18
In Teil 1 habe ich schon angedeutet, dass ich in meine Kladde in Karthaus auch irgendwas mit Bahn eingetragen habe. Es ist natürlich die Liste der hier gesichteten Loks, s. unten links. Was ich schon immer vermutet hatte, ist beim genauen Betrachten der Fotos in Vorbereitung für diesen Beitrag Gewissheit geworden: die Liste ist leider unvollständig! Es stand nämlich noch mindestens eine zweite 23 auf dem Lokfriedhof, s. Bild 2.14, hinter 50 370. Ich habe keine Ahnung, welche Lok noch in der Liste fehlt, und was „(Düren)“ hinter einer 38 bedeuten sollte – stand da etwa eine ex-Dürener P8 ohne Nummer?
Und was war nun mit der eingangs erwähnten 42, die hier ste-
hen sollte? Die fehlt nicht nur in der Liste; es gab sie wirklich
nicht mehr! Die Heizlok Saarbrücken 7005, die vormalige 42
741 war wohl Anfang des Jahres verschrottet worden.
Ulrich Budde hatte im Vorjahr mehr Glück, s. Bild 7 in
[www.drehscheibe-online.de]. Und Karl-Hans Fischer hatte am
29.10.68 eine weitere 42 vorgefunden: 42 1888 alias Heizlok
Saarbrücken 7001, s. [www.drehscheibe-online.de]. Diese Lok
stand Puffer an Puffer mit der oben gezeigten 01 123 (geht ei-
gentl. nicht, weil die 42 keine mehr hatte). |
Bild 2.19 |
Im Zustand der beginnenden Verschrottung befindet sich die Lok auf Bild 2.19 (rechts oben); ihr Führerhaus hat die ex-Aalener 78 355 schon eingebüßt; z 8.8., + 11.12.68 [
www.revisionsdaten.de].
Die schlotlose Lok auf dem letzten Bild aus Karthaus (2.20) ist auch die jüngste, hier vorgefundene Maschine: von ihrer Indienststellung am 6.3.56 bis zur Z-Stellung am 20.11.67 war 65 017 gerade ´mal gut 11 ½ Jahre im Einsatz, zuletzt in Darmstadt; Ausmusterung 8.4.68 [
www.revisionsdaten.de].
Bild 2.20
Nachdem ich am Nachmittag zurück in Trier war, bin ich auf der Suche nach Fotostandorten in südliche Richtung entlang der Bahnstrecke spaziert. Die nächsten Bilder sind von der Brücke Schützenstraße aus aufgenommen. Zunächst fuhr 052 537 mit einem Ganzzug Richtung Hbf, Bild 2.21. Die Lok gehörte zum Aufnahmezeitpunkt vermutlich zum Bw Saarbrücken und kam im März 71 letztlich nach Mayen; z 27.5., + 18.9.74 [
www.revisionsdaten.de].
49 Jahre später, beim Dampfspektakel 2018, habe ich die Stelle noch einmal aufgesucht (eher per Zufall wieder gefunden). 03 1010 und 78 468 rollten von ihrem Sonderzug-Einsatz zurück zum Hbf, s. Bild 2.22, unten rechts. Ob die Tour als Lz den Plänen entsprach, weiß ich nicht; durch einen Unfall war an dem Tag einiges durcheinander geraten.
Bild 2.21 |
Bild 2.22 |
Mit viel Phantasie habe ich die Nummer der Lok auf Bild 2.23 (unten links) als 023 073-0 bestimmt; wenn mir jemand eine andere Nummer plausibel machen kann, bestehe ich nicht auf meiner Identifikation! Passen würde die Nummer wegen der Stationierung zur fraglichen Zeit in Saarbrücken. Wie 23 080 ist auch 23 073 eine ehemals Oldenburger Maschine, die über die Zwischenstation Emden 68 nach Saarbrücken gekommen war; z 6.2., + 28.5.75 [
www.revisionsdaten.de]. Bei dem Zug könnte es sich um den 1849 aus Saarbrücken (Trier an 17:08) oder den 2453 aus Apach (an 17:15) handeln. Aufnahmestandort ist der gleiche wie bei den beiden vorherigen Bildern.
Bild 2.23 |
Bild 2.24
|
Das letzte Bild für heute (2.24, oben rechts) ist von der nächsten oder übernächsten Brücke südlich aufgenommen, am Morgen des Folgetags. Irgendwie habe ich in Erinnerung, dass ich eine dieser Brücken auf dem Weg zwischen der Jugendherberge und dem Bahnhof passiert hätte. Bei der heutigen Lage der JH nahe dem Moselufer nördlich der Innenstadt kann das nicht sein. Ob die JH 1969 an anderer Stelle war?
Das Bild zeigt die Ehranger 044 380 vor einem Erzzug (leer?) in Richtung Südwesten. Die vormalige 44 1380 sollte am 7.6.73 z-gestellt und am 20.9. desselben Jahres ausgemustert werden [
www.revisionsdaten.de].
Das war´s für heute; in Teil 3 geht es weiter nach Saarbrücken.
Bis dahin
Klaus
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www.drehscheibe-online.de]
9-mal bearbeitet. Zuletzt am 11.03.24 18:02.