Die Geschichte der Kleinbahn von Osnabrück-Eversburg über Mettingen und Recke nach Rheine ist recht wechselvoll. Konkret geplant wurde die
„Kleinbahn Piesberg-Rheine AG (PRh)“ als 600 mm-Schmalspurbahn, gebaut dann als Meterspurstrecke. Mit der Umspurung auf Normalspur im Jahr 1935 erhielt sie den noch heute geläufigen Namen
„Tecklenburger Nordbahn (TN)“. Das Unternehmen, das ab 1967 nur noch Schienengüterverkehr und Busbetrieb durchführte, ist seit 1980 Bestandteil des WVG-Betriebes
„Regionalverkehr Münsterland (RVM)“. Seit 2013 ist der regelmäßige Güterverkehr auf der Stammstrecke eingestellt, gutes Aufkommen hat allerdings die 2002 gepachtete Teilstrecke Rheine – Spelle der einst bis Quakenbrück führenden staatlichen Nebenbahn. Seit den 1990er Jahren gibt es aber -inzwischen auch konkrete- Bestrebungen, zwischen Recke und dem niedersächsischen Oberzentrum Osnabrück wieder SPNV im 30 Min-Takt durchzuführen.
Die normalspurige TN setzte im Personenverkehr ausschließlich Triebwagen ein. Während des 2.Weltkriegs und in den Jahren danach gab es aber auch wieder vereinzelte lokbespannte Reisezüge. Die 1935 beschafften Regelspurdampfloks waren somit ausschließlich für den Güterverkehr konzipiert. Erste TN-Diesellok war die Lok mit der Betriebsnummer 21, eine Köf II, die man 1946 vom Rheiner Hersteller Windhoff erwarb. Die kleine Maschine war insbesondere für den Rangier- und Zustellverkehr in Rheine nützlich. Erste Diesel-Streckenlok, mit der das Ende des Dampflokbetriebs eingeläutet wurde, war dann die Lok 22. Die Firma Jung aus Jungenthal bei Siegen lieferte die dreiachsige Maschine des Typs R 40 C mit 440 PS im Jahr 1956 an die TN aus. Zuvor hatte die gleichartige Lok „DL 3“ der (West-) Berliner „Osthavelländischen Eisenbahn AG (OHE-SP)“ hier Probefahrten (vermutlich im Rahmen der Überführung der fabrikneuen Maschine nach Berlin) absolviert hatte. Die Lok 22 mit ihrem akustisch auffälligen Signalhorn symbolisierte lange Zeit die Güterverkehrs-TN.
Als Reservelok erwarb man 1963 gemeinsam mit der „Eisenbahngesellschaft Bossel-Blankenstein mbH (Kleinbahn Bossel-Blankenstein (BB))“ eine dreiachsige 325 PS-Jung-Lok des Typs R 30 C mit Endführerhaus und Kuppelstangenantrieb mittels Blindwelle. Die Lok war 1963/64 für 2 Monate bei der TN, dann aber stets bei BB mit der Betriebsnummer 4 im Einsatz. Als die BB im Jahr 1968 den letzten Abschnitt ihrer Strecke stilllegte, kam die Maschine „auf Dauer“ zur TN, ging 1969 in ihr alleiniges Eigentum über und erhielt die TN-Betriebsnummer 23. Zwischenzeitlich griff die TN auf eine in Mettingen stationierte Bundeswehr-Diesellok als Reserve zurück.
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Die Lok 22 (vom Personal „Hektor“ genannt) war bis 1983 im Einsatz. Sie kam dann über den Händler WLH Reuschling, wo sie die Nr. 40 bekam, 1985 zur Berliner Verkehrs-Gesellschaft (BVG) in Berlin(West), die zu der Zeit den Betrieb der S-Bahn in West-Berlin führte. Dort erhielt sie, beheimatet im Bw Wannsee, die Betriebsnummer 5075 und fortan waren Arbeitszüge im S-Bahn-Netz Berlin (West) und Abschleppdienste für S-Bahnen ihr Betätigungsfeld.
Die 23 kaufte 1982 der Lokhändler WBB und veräußerte sie an die Stadtwerke Düsseldorf für deren Kraftwerk Lausward im Hafen Düsseldorf weiter. Als Lok 2 erledigte sie bis zu ihrer Abstellung im Jahr 2012 Rangierdienste im dortigen Kohlekraftwerk. In „letzter Minute“ vor der Verschrottung erwarb sie dann der Lokhändler Unirail aus Recke mit der Absicht, sie als firmeneigene „Traditionslok Tecklenburger Nordbahn“ wieder herzurichten. Die Unirail-Insolvenz kam dazwischen und so wird die Lok wohl nicht wieder auf ihrer Stammstrecke zu sehen sein.
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Thema des folgenden Bilderbogens sind die Einsätze der beiden Jung-Loks 22 und 23 auf der Kleinbahnstrecke im nördlichen Bereich des damaligen/ehemaligen Kreises Tecklenburg. Die Reihe beginnt mit in Osnabrück-Eversburg entstandenen Fotos und folgt dann dem Streckenverkauf in Richtung Rheine.
Fortsetzungen folgen.
Link zum Teil 2: [
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Link zum Teil 3: [
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Link zum Teil 4 (Schluss): [
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Viele Grüße
Dieter
Lok 22 im Kleinbahnhof Osnabrück-Eversburg, links der Staatsbahnhof (Oldenburger Seite) mit DB-Reisezug Richtung Bramsche, 12.06.1974
Lok 23 hatte am 07.09.1974 an den Bundesbahn-Bahnsteig Osnabrück-Eversburg (Oldenburger Seite) rangiert. Hier wurde Gepäck und Expressgut zugeladen. Heute ist Osnabrück-Eversburg nur noch Betriebsbahnhof ohne Reisezughalte
Nochmals die Lok 23 am Staatsbahn-Bahnsteig Eversburg aus einer anderen Perspektive am 07.09.1974
Blick in Richtung Osnabrück Hbf auf die Oldenburger Seite des Bahnhofs Osnabrück-Eversburg am 11.06.1977. Rechts der Kleinbahnhof mit Lok 22 vor einem abfahrbreitem Güterzug Richtung Mettingen
Winterbetrieb am 16.02.1978. Im Kleinbahnhof Osnabrück-Eversburg (Blick zum Streckenende vor dem Güterschuppen) stand Lok 23 mit einem Güterzug
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