siehe auch
[CH] Von Zürich auf den Uetliberg, Teil 1, Einleitung (21B, viel Text) [
www.drehscheibe-online.de]
1939 ergänzte die Bahngesellschaft Zürich Uetliberg BZUe ihren aus vier zweiachsigen Schmalprofil-Triebwagen und sechs dazu passenden Anhängern von 1923/24 mit einem modernen Vierachserzug in geschweisster Leichtstahlbauart. Triebwagen CFe 4/4 11 war knapp 15 m lang, er wog 26 t. Mit 444 PS war er mehr als doppelt so stark wie die alten Zweiachser. Die 13 m langen Anhänger C4 61-62 wogen knapp 10 t. Die drei Fahrzeuge waren 2,55 statt 2,2 m breit, sie boten zusammen 146 Sitzplätze, ein Zweiachserzug brachte es nur auf 90 Plätze. CFe 4/4 11 besass eine zentrale Einstiegsplattform und einen kleinen Gepäckraum, die Anhänger hatte Endeinstiege. Der elegant gestaltete Leichtstahlzug der BZUe war neben dem Roten Pfeil und der „stärksten Lokomotive der Welt“ SBB Ae 8/14 11852 eine der Attraktionen an der Schweizerischen Landesausstellung 1939. Als er nach der Ausstellung in Betrieb ging, war gerade der Zweite Weltkrieg ausgebrochen.
1950 konnte die BZUe einen zweiten Leichtstahlzug anschaffen. Statt des zweiten Anhängers gehörte ein Steuerwagen zum Zug. Es handelte sich demnach um einen vollwertigen Pendelzug: CFe 4/4 12, C4 63 und Ct4 16. Trieb- und Steuerwagen besassen Mitteleinstieg, der Zwischenwagen entsprach seinen Vorgängern von 1939. 1956 wechselte die Bezeichnung der Fahrzeuge auf BFe 4/4 11-12, Bt4 16 und B4 61-63, 1962 auf BDe 4/4 11-12, B 61-63 und Bt 16.
1960 kaufte die BZUe einen Dreiwagenzug mit den moderner gestalteten BFe 4/4 13 und 14 und dem Steuerwagen Bt 17. 1964/66 folgten die äusserlich perfekt dazu passenden Zwischenwagen B 64-65 und Steuerwagen Bt 18. Nun waren vier moderne Dreiwagenzüge vorhanden: 11-61-62 von 1939, 12-63-16 von 1950, 13-64-17 und 14-65-18 von 1960/66. Zwei der vier Zweiachserzüge von 1923/24 wurden 1966 ausser Betrieb genommen.
Anlässlich der Fusion mit der Sihltalbahn zur SZU erhielten die Personenwagen der Uetlibergzüge 1973 neue Nummern: B 61-65 wurden zu B 211-215, Bt 16-18 zu Bt 111-113. In den folgenden Jahren wechselte der Anstrich von Braun auf Orange mit roten Zierstreifen. 1976 erhielt BDe 4/4 11 eine moderne elektrische Ausrüstung anstelle der einfachen Direktkontroller von 1939, damit wurde auch er pendelzugtauglich. Zu den vier Triebwagen waren aber nur drei Steuerwagen vorhanden. Die beiden ältesten Anhänger B 211-212 wurden den verbliebenen Be 2/2 21-22 von 1923 zugeteilt, sie blieben braun. Einen solchen Zug habe ich im ersten Beitrag über die Uetlibergbahn gezeigt.
Für den Alltagsbetrieb konnten die orange gewordenen SZU BDe 4/4 11-14, Bt 111-113 und B 213-215 ab 1976 beliebig gemischt werden. Häufig waren Dreiwagenzüge im Einsatz, in den Schwachlastzeiten verkehrten aber auch Solo-Triebwagen, zum Beispiel an Winter-Nachmittagen. BDe 4/4 11 überquert die Friesenbergstrasse.
Seit 1952 besteht hier eine Fahrleitungskreuzung zwischen der Uetlibergbahn und dem Trolleybus der VBZ. Hier fuhren um 1978 die Gelenkbusse der Serie 102-133 von 1959/64. VBZ-Gelenktrolleybus 130 überquert das Gleis der Uetlibergbahn Richtung Strassenverkehrsamt.
Die Gegenrichtung: VBZ-Gelenktrolleybus 133 überquert das Gleis der Uetlibergbahn Richtung Goldbrunnenplatz.
Der talwärts fahrende BDe 4/4 11 im Bereich der Fahrleitungskreuzung. Er hat soeben die Haltestelle Friesenberg verlassen.
Im Nachschuss wird die Weiche zum 1930 erstellten Anschluss der Zürcher Ziegeleien sichtbar.
Heute befindet sich in diesem Bereich die Spaltweiche für die nachfolgende Doppelspurinsel.
Eine wahrhaft historische Aufnahme: Zwischen dem Friesenberg und der talwärts gelegenen SZU-Haltestelle Binz bauten die Zürcher Ziegeleien bis in die Sechziger hinein grossflächig Lehm ab. Die schmalspurige Werkbahn führte unter dem Gleis der Uetlibergbahn hindurch, sie besass als Besonderheit über viele Jahre einen Zahnstangenabschnitt. Die Brache der Lehmgrube ist auf dieser Aufnahme von 1978 erst im untersten Abschnitt überbaut, heute stehen auf beiden Seiten der Bahn grosse Wohnsiedlungen.
1984, acht Jahre nach der Modernisierung von BDe 4/4 11 zum pendelzugfähigen Triebwagen, baute die SZU den Zwischenwagen B 214 zum Steuerwagen Bt 114 um. Nun konnten endlich vier Pendelzüge gebildet werden. SZU Bt 114 ex B 214 ex BZUe B 64 vor BDe 4/4 11 im Bahnhof Selnau.
BDe 4/4 11 schiebt Bt 113 ex BZUe Bt 18 unter der Sihl-Hochstrasse hindurch Richtung Haltestelle Uetliberg. Nur das linke Gleis besitzt beide Fahrleitungen, für die Fahrzeuge der Uetlibergbahn ist das ein Einspurabschnitt. Links angeschnitten das Stellwerk Giesshübel, das nicht nur zahlreiche Weichen und Signale, sondern auch den umschaltbaren Fahrleitungsabschnitt bei der Einmündung der Güterlinie aus Wiedikon steuert. Die Trennstellen befinden sich direkt über dem Führerstand des Steuerwagen, der soeben die Abzweigung der Güterlinie erreicht hat.
Gleicher Zug, andere Jahreszeit: Auf dem Nachschuss hat der bergwärts fahrende BDe 4/4 11 den kurzen Gleisabschnitt überquert, wo die Fahrleitung zwischen Gleichstrom und Wechselstrom umschaltbar ist. Im Bahnhof Giesshübel kam man nicht darum herum, einen solchen Abschnitt einzurichten, weil hier die mit Wechseltrom elektrifizierte Güter-Verbindungslinie zum SBB-Bahnhof Wiedikon die Gleichstromfahrleitung der Uetliberglinie kreuzt. BDe 4/4 11 zeigt an der Front das 1976 angebrachte Fernsteuerkabel. Die herkömmlichen Scherenpantografen aller vier BDe 4/4 sind um 1970 durch Einholm-Stromabnehmer ersetzt worden.
Dreiwagenzüge waren bei Ausflugswetter die Regel. BDe 4/4 11 fährt mit B 215 und Bt 112 talwärts, Einfahrt Uitikon Waldegg. Die Alu-Schiebetüren der älteren Triebwagen waren wie die Falttüren der neueren Fahrzeug vom Führerstand aus fernbedient. Es gab keine Türgriffe mehr, nur Drucktasten für den Öffnungswunsch.
Die Züge der Uetlibergstrecke besassen zu keinem Zeitpunkt Toiletten. Wer ein dringendes Bedürfnis verspürte, musste die Fahrt unterbrechen und das Bahnhofrestaurant Uitikon Waldegg beehren.
Nur für kurze Zeit fuhren die alten Uetliberg-Triebwagen nach der Linienverlängerung von 1990 in den unterirdischen Bahnhof Zürich HB. BDe 4/4 11 mit Vierwagenzug im Untergrund, September 1990. Schon 1992/93 verdrängten die neuen Be 4/4 521-528 die ältesten Fahrzeuge von der Strecke: BDe 4/4 11 und 12, B 213 und Bt 11 wurden 1993 ausrangiert.
Versuch mit 1000ASA-Farbnegativ-Kleinbildfilm, ohne Blitz. Naja, als Doku reicht’s.
Im 1990 eingeführten Zürcher S-Bahn-Netz fiel der SZU-Uetliberglinie die Bezeichnung S10 zu.
Der 1950 gebaute BDe 4/4 12 war etwas länger als BDe 4/4 11 von 1939, sah aber sonst fast gleich aus. Äusserlich war er auf den zweiten Blick am längeren Gepäckabteil zu erkennen. BDe 4/4 12 abgestellt in Giesshübel, Juli 1993, links angeschnitten sein Nachfolger.
BDe 4/4 12 mit Kupplungswagen X2 322 beim Depot Giesshübel.
Dreiwagenzug mit BDe 4/4 12 in Uitikon Waldegg, mit dem gleichaltrigen Mitteleinstieg-Steuerwagen Bt 111 und dem neueren Zwischenwagen B 215.
Porträt von BDe 4/4 12 im Bahnhof Uitikon Waldegg. Aus heutiger Sicht fällt die Plakatwerbung für die am 4. April 1977 lancierte Boulevardzeitung „TAT“ auf. Das war ein mit grossem Aufwand propagiertes Presseerzeugnis, das schon wenige Wochen nach der fristlosen Entlassung des umstrittenen Chefredaktors Roger Sch
awinski im Juli 1978 wieder eingestellt wurde. Die Fotos mit dem dreiteiligen Pendelzug stammen also vom April 1978.
Zu meiner grossen Freude bildete die SZU im April 1979 einen dreiteiligen Pendelzug mit allen drei Mitteleinstieg-Fahrzeugen BDe 4/4 11, BDe 4/4 12 und Bt 11. Erste Begegnung am Bahnübergang Friesenbergstrasse.
BDe 4/4 11 macht den Schluss.
Haltestelle Friesenberg, mit offenen Barrieren und geschlossenem Kiosk. Die Länge der Barrieren nimmt auf die Lage der Trolleybusfahrleitung Rücksicht.
Auf der Uetlibergstrecke gibt es nur eine Stelle, wo gute Landschaftsaufnahmen möglich sind, oberhalb der Haltestelle Ringlikon. Da muss ich hin. Die Strecke führt sonst ausschliesslich durch überbautes Gelände oder Wald. BDe 4/4 11, BDe 4/4 12 und Bt 11 auf Talfahrt.
Für die nächste Bergfahrt des aus meiner Sicht einzigartigen Zuges postiere ich mich weiter oben.
Grenzwertig im Licht, aber sicher zeigenswert. Ein Bähnler geniesst die Bergfahrt am offenen Gepäckabteil.
Fortsetzung folgt.
Gruss, Werner
mein HiFo-Inhaltsverzeichnis:
[
www.drehscheibe-foren.de]
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:04:10:14:07:42.