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 04 - Historisches Forum 

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Moin,

ein Freund von mir hat einige Fotos vom Heimatverein in Winningen (Mosel) erhalten, zu denen Fragen offen geblieben sind. Gewiß dürfte das geballte Wissen hier zur Klärung beitragen. Bei 5 Fotos ist das Datum, zumindest das Jahr, bekannt, bei einem weiteren, wesentlich älteren Bild kann der Zeitraum bislang nur grob geschätzt werden. Der Text von Ekkehard Huckauf ist kursiv gesetzt.

Beginnen wir mit dem ältesten Foto:

https://abload.de/img/moselstrecke1b-person2jjj2.jpg
Bei der leider etwas verwackelten Aufnahme, ist eine 1B der Gattung P3 zusehen. Der Personenzug in Richtung Cochem hat soeben den Bf. Winningen / Mosel verlassen. Interessant ist die Bauart der Luftpumpe auf dem abgestuften Umlauf vor dem Führerhaus. Die Vorrichtung auf dem Dampfdom ist wahrscheinlich das Läutewerk. Die Puffer der Lok sind möglicherweise schon keine Stangenpuffer mehr, das Bild lässt dies nicht klar erkennen. Auf der Rauchkammer ist seitlich ein Nummernschild. Auf der vorderen Radabdeckung über dem Umlauf ist ein größeres (Namens-?)Schild erkennbar. Der dreiachsige Tender ist an seiner Unterkante abgerundet, zumindest lässt die Aufnahme dies stark vermuten, wäre für mich allerdings ungewöhnlich. An der Pufferbohle ist zwischen rechtem Puffer und der Kupplung anscheinend irgendeine Art von zweistufiger Aufstiegsvorrichtung zu sehen.

Fragen:
Welche Untergattung der P3 könnte es sein ? Eisenbahnverwaltung KPEV?
In welchem Jahr könnte die Aufnahme entstanden sein? Vor 1900 ?
Die Strecke war noch nicht angehoben, was m.W. erst ca. Mitte der 1920er Jahre stattfand. Dies wäre an den später dazugekommenen, noch fehlenden Betonerhöhungen der Pfeiler und eine etwas andere Form der Untergurtträger erkennbar.


Nicht unerwähnt lassen möchte ich noch, daß die Lok eine Innensteuerung hat. Nach meinem Dafürhalten könnte es sich auch um eine P2 handeln, so zumindest mein Eindruck nach dem Vergleich mit den Fotos im Buch von Kurt Pierson, Die preußischen Dampflokomotiven 1850 – 1922, Motorbuch-Verlag Stuttgart 1981, S. 68 u. 69. Wenn der Packwagen einer vom Typ Pwi - pr. 99 sein sollte, dann grenzt das den Beginn des Aufnahmezeitraums schon einmal stark ein. Die relativ dicken Hülsenpuffer der Lok dürften für eine bereits fortgeschrittene Zeit im 20. Jh. sprechen. Die Zug hat seit dem Halt in Winningen bereits eine Fahrstrecke von 300 bis 500 m zurückgelegt. Dafür ist die Lok noch erstaunlich scharf abgebildet. Die Verfügbarkeit von Fotoapparaten mit Verschlußzeiten, wo fotografierte Personen nicht mehr die Luft anhalten mußten, dürfte ebenfalls für eine Zeit sprechen, die von der Jahrhundertwende schon einige Jahre entfernt ist. Das Ende des Zeitrahmens wird zum einen von der noch vorhandenen preußischen Beschriftung der Lok bestimmt, zum anderen von dem letztmaligen Einsatzzeitpunkt einer Lok der Gattung P2 oder P3, wozu mir keine Erkenntnisse vorliegen.

Nun zu den Fotos, die bekanntermaßen aus dem Jahre 1927 stammen:

https://abload.de/img/572622kranwagentrier73nkk5.jpg
Hier ist die 57 2622 und der Kranwagen Trier 700 383 bei Brückenarbeiten zwischen Winningen und Güls (damals noch eigenständig) zu sehen.

Fragen:
In welchem Bw war die Lok damals stationiert, Cochem, Mayen, Koblenz Hbf, Koblenz-Lützel, ... ?
Welchen Zweck hatten die Bauarbeiten mindestens zwischen Güls und Winningen, wahrscheinlich noch darüber hinaus bis Kobern-Gondorf? Sollten die Brücken oder der ganze Oberbau verstärkt werden?
Wurde gleichzeitig die Strecke insgesamt um ca. 80cm angehoben?

Die weiteren Aufnahmen sind wahrscheinlich zum gleichen Zeitpunkt wie die mit der 57 entstanden, zumindest waren sie zusammen in einer Serie. Darauf ist erkennbar, dass die spätere Uferstrasse B 416 nur ein katastrophaler Dreckweg war. Auf dem verkehrten allerdings schon Lkw. Das Einfahrsignal für Winningen aus Ri. Güls stand damals ca. 300m weiter in Ri. Winningen als heute. Die Stützmauern am Bahndamm gibt es heute noch in ähnlicher bzw. verstärkter Form.

https://abload.de/img/moselstreckebrckenver7ykem.jpg
Brückenverstärkung gegenüber Lay.

https://abload.de/img/moselstreckeeinfahrsixdjh9.jpg
Einfahrsignal Winningen aus Richtung Güls.

https://abload.de/img/moselstreckegterzugincrk7l.jpg
Güterzug in Richtung Koblenz, gleiche Stützmauer wie auf dem vorherigen Bild.

https://abload.de/img/moselstreckeoberbauerkzj6m.jpg
Oberbauerneuerung zwischen Winningen und Güls.

Für klärende Worte im Voraus vielen Dank!

Gruß
Willi

https://abload.de/img/2074-36sh200x122v7uq4.jpg
Hallo!
Aus alten Brückenakten und -Zeichnungen ist ersichtlich das in dieser Zeit viele (alle) kleineren
Brückenbauwerke der Moselstrecke auf einen Gleisabstand von 4 m (vorher 3,50 m) umgebaut wurden.
Dies ist insbesonderen an vielen Stahltragwerken noch erkennbar indem man die beiden Tragwerke
auseinanderrückte und verband und so den Gleisabstand vergrößerte. Auch wurde die Strecke auf einen Achslast von 20 tn ausgebaut.
Anscheinend wurde das auch bei dem auf dem Foto sichtbaren Bauwerk so ausgeführt.
Anhand der Kilometrierung könnte man das eventuell sogar noch überprüfen.
Gruß sbes
Hallo Willi,
ich glaube, die Bilder 1,2 und 5 sind alle an der Brücke in Höhe der Layer Fähre aufgenommen. Eine weitere Brücke nach Güls hin ist mir nicht in Erinnerung.
Zur 57: Bw Ko Hbf würde ich ausschließen, dafür eher Ko-Mosel in Spiel bringen.

Bin in mal auf weitere Antworten gespannt.

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Wolfgang Zitz

http://abload.de/img/stwksf4_2a_bannereqqrv.jpg -- Meine Beiträge in DSO-Hifo




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:02:20:06:06:49.

Zur 57 2622

geschrieben von: 03 1008

Datum: 20.02.19 07:38

Hallo,

die 57 2622 war bis Mai 1930 in Cochem stationiert, erst danach in Koblenz Moselbf.

Viele Grüße, Helmut
Das erste Bild um 1900 ist echt ein Schmankerl, so noch nicht gesehen für die Mosel außer auf ein paar uralt Bilder aus Trier HBF, ich glaub in den einschl. Unterlagen EJ Sonderjopurnal!
Was den "Treppelweg/Fahrstrasse" entlang der Mosel angeht zeigt das doch schön die damaligen Prioritäten, die Bahn war einfach über Jahrzehnte das uneingeschränkte Verkehrsmittel. Man denkt ja vermeintlicht dass die Verkehrserschließung des Moseltales damals "überfällig" gewesen wäre,. aber denkste, die Bahn wurde erstmal aus militärischen Gründen gebaut und zwar für den militärischen Transit, im Tal konnten die Leut noch 25 Jahre länger "ohne" (Straßen-)Infrastruktur hausen, denn es gab ja die Bahn und natürlich ein paar Dampferverbindungen auf der Mosel ;-)))

Druckluftbremse Bild 1

geschrieben von: cw

Datum: 20.02.19 17:07

Das Aggregat auf dem erhöhten Umlauf der P3 ist eine Druckluftbremse Bauart Schleifer.
Christopher

Keine Hülsenpuffer

geschrieben von: Roststab

Datum: 20.02.19 21:26

Dies Puffer sind lediglich vollverkleidete Spiralfederpuffer. Typisch für dies Bauart sind die zwei sickenähnlichen Versteifungen am Umfang.
Hallo Willi! - Hallo HiFo!

Ein schönes Rätsel hast Du da mitgebracht... Ich beiße mich - natürlich - beim ersten Foto feste.

Also, wir sehen eine 1B-Personenzuglok. Die Stichworte P 2 und P 3 sind hier schon mehrfach gefallen. Ich würde allerdings lieber die Originalbezeichnungen verwenden, nämlich die Musterblätter M 15 (später P 2 und P 3) und M III-1 (später P 3.1). Beide Typen haben einen Innentriebwerk und kämen theoretisch in Betracht.

Allerdings habe ich da meine Zweifel. Skeptisch machen mich zwei technische Details: 1. Der Knick der unteren Begrenzung am Führerhaus und 2. der extrem enge Abstand zwischen Dampf- und Sanddom. Zum Vergleich bringe ich hier zuerst das Bild eine Lok nach Musterblatt M 15 und danach eine Lok nach M III-1.

http://www.abload.de/img/00prlp2-1883-hanomag11hjpd.jpg

https://abload.de/img/00_pr_clr_l_p3.1_clr2mpsvu.jpg

Beide weichen doch in diesen Details von der Lok auf dem Foto ab. Und von Führerhaus- und Kesselumbauten ist mir bei den Typen nichts bekannt...

Ich hätte da eine andere Idee:
In der Stationierungsliste für die KED Cöln lrh vom 1.7.1894 werden für die Lokstation Cochem die Loks Clr 224 bis 227 ausgewiesen. (Und Cochem könnte durchaus der Zugbildungsbahnhof des abgebildeten Zuges gewesen sein.) Das Lokverzeichnis der KED Cöln lrh von 1885 liefert auch eine Skizze der Bauart:

https://abload.de/img/neuesbilddxj8f.jpg

Hier passen die angesprochenen Details besser. Es würde sich dann um eine der ursprünglich unter den Nummern 138 bis 162 an die Saarbrücker Eisenbahn gelieferten Loks nach Musterblatt M 15 handeln. Interessanterweise belegt dann das Bild eine Abweichung der Bauart, die mir bisher noch nicht bekannt war. Die Loks wurden übrigens später der P 2 zugeordnet.

Besten Gruß

Christian

http://abload.de/img/signatur26pu08.jpgZu meinem HiFo-Inhaltsverzeichnis: Vor 100 Jahren in...

und zu meiner Internetseite über die KED Elberfeld, Essen und Cöln und deren Vorläufern ...