Hallo Harald,
was für schöne Bilder von meinem Heimatbetrieb. So lebendig (vor allem die Betriebshofaufnahmen),
als wenn es gerade gestern war. Danke dafür. Wie gewohnt ein paar kleine Ergänzungen:
zu Bild 1+2:
wir haben einen sonnigen Dienstag-Vormittag und die Welt scheint an der Endstation noch in Ordnung zu sein.
Wer ahnte auch schon, dass ein Jahr später bereits der Tw273 seine Heimat Kiel verlassen muss.
Am 06.August 1984 trat er seine Reise nach Sinsheim an.
3 Züge am Kanal waren durchaus üblich, aber hier sehen wir 4 Züge. Des Rätsels Lösung sieht man wohl auf den Bildern 3+4…
zu Bild 3+4 und 5+6:
wenn ein Zug als Dienstwagen unterwegs war, stimmte etwas nicht. Aber an diesem Tag scheint es nur eine
Kleinigkeit gewesen zu sein, weswegen Tw 262-73 außerplanmäßig in den Betriebshof einrückt. Desgleichen
bei Tw 242-248 der ebenfalls außerplanmäßig (aus Wellingdorf kommend) einrückt. In meinen Unterlagen ist
jedenfalls nichts Nennenswertes verzeichnet.
zu Bild 12:
„…Hinter der Wagenhalle standen damals einige Unfallwagen, die zur Verschrottung vorgesehen waren…“
Von den 3 Wagen die dort standen, waren allerdings nur 2 Wagen Unfallfahrzeuge. Tw 193 wurde nicht mehr
gebraucht, war aber kein Unfallwagen. Was ich mich eigentlich heute aber Frage: Warum hat man sich so viele
Fensterscheiben noch ausgebaut. Die beiden einsatzfähigen Tw 196 und 198 waren nicht so häufig unterwegs,
dass man so einen großen Scheibenschwund erwarten konnte…
zu Bild 13+14:
Das „Opfer“ des Auffahrunfalls vom 02.Juni 1982 vom Kanal. Tw 244 schob Bw 78 auf seinen Tw 263
zu Bild 15+16:
Tw 275 wurde der Fahrfehler des Reisebusses aus Schleswig an der Auffahrt zur Gablenzbrücke am 08.Juli 1981 zum
Verhängnis. Hier steht er ausgeschlachtet und wartet auf seine Verschrottung.
Der Vollständigkeit halber hier die Verschrottungsdaten der 3 Wagen:
Tw 193 am 30.11.1983
Bw 78 am 01.12.1983
Tw 275 am 23.11.1983
zu Bild 18:
Bw 80 war bereits längere Zeit abgestellt und wurde am 10.03.1984 vom VVM abgeholt. Wie man am Plakat an der
Schiebetür bereits sehen konnte hatte der Bw schon den Besitzer gewechselt.
zu Bild 19:
nein, Bw 67 befindet sich nicht „…noch im Urzustand“, dafür wurde bereits nach Ende des 2.WK einiges angepasst/bzw. umgebaut.
Was Du meinst ist der ursprüngliche ZR-Wagen noch mit Schiebetüren. Von den einst 24 Beiwagen wurden 1964 15 Stück zu ER-Bw
mit Düwag-Falttüren für den schaffnerlosen Einsatz hinter den Gelenktriebwagen 261-275 umgebaut. Bw 67 wurde ebenfalls
1983 (05.12.1983)verschrottet.
zu Bild 25:
hier mal ein Blick in die Hauptwerkstatt, wo nicht nur Straßenbahnen sondern auch Busse ihre HU bekamen oder sonstige Arbeiten
durchgeführt wurden, die für die „normale“ Werkstatt schon zu groß waren.
zu Bild 26:
aufgrund der gewachsenen Strukturen, war die HWSt nur über diese Tor im Hintergrund für die Straßenbahn erreichbar. Links sieht
man die Halle, die sich noch weiter nach links (nicht mehr im Bild) erstreckte. Dadurch war eine Schiebebühne unerlässlich. Für die
6-Achser gab es sogar eine kleine Verlängerung, die aber nur für 3 Gleise in der Halle reichte. 2- und 4-Achser konnten alle Gleise in
der HWSt nutzen.
zu Bild 29:
hier nochmal deutlicher zu sehen: Die HWSt in der Halle mit Gleisen, die Parallel zur Zufahrt liegen. Die Schiebebühne ist gleich
hinter dem Tor. Die Wagenhalle befindet sich im Rücken des Fotografen und umfasste 2x7 Gleise.
@diem2054:
„…Frag mich immer, was in den Angestellten wohl vor sich gegangen ist, zu wissen dass all ihre Arbeit und Einsatz demnächst mit Füssen getreten wird…“
Ich glaube das stellst Du Dir verkehrt vor. Man muss die Situation aus damaliger Sicht sehen. Das Sterben der Kieler Straßenbahn
begann bereits Mitte der 1960er Jahre, als innerhalb von nur 5 Jahren 3 Linien auf Omnibus umgestellt wurden. Letztendlich hat es
danach noch gut 15 Jahre bis zur endgültigen Stilllegung gedauert. Eine Zeit, in der man sich darauf vorbereiten kann und es auch
tat. Der Umweltgedanke kam erst viel später auf. Viele der Kollegen gingen mit der Straßenbahn in Rente. So auch der letzte Kieler
Straßenbahnfahrer. Viele Kollegen der Werkstatt haben auch schon parallel am Omnibus mitgearbeitet, die HWSt war ja sowie so
chon eins. Einige waren auch froh, dass es endlich vorbei war. Damals galt die Straßenbahn noch als Überholt. Der moderne „Flüsterbus“
war das Verkehrsmittel der Zukunft in Kiel…
„…Aber weiss jemand ob nun tatsächlich eine Wiedereinführung der Strassenbahn angegangen wird oder ob die Idee eine politische Seifenblase war ?...“
Genau kann ich das leider im Moment nicht sagen, zu häufig sind wir da schon von der Politik enttäuscht worden.
Aber wenn es eine „Seifenblase“ wäre, würde ich wohl nicht mehr darum kämpfen.
Mehr Infos dazu sie beim Verein „Tram für Kiel e.V.“
[
www.tram-f]
Gruß vom vierachser