Hallöle,
am 20. Mai 1971, es war Vatertag, bin ich mit ein paar Freunden mit der
Härtsfeldbahn gefahren. Über die seinerzeit schon geplante Stilllegung wurde viel in den Zeitungen geschrieben; man hatte Angst, sie käme noch ganz plötzlich im gleichen Jahr, und so pressierte es mit dem Besuch. In Wirklichkeit fuhr der letzte Zug mehr als ein Jahr später am 30.09. (Pv) und 30.11.1972 (Gv).
Der Vatertag 1971 war sehr feucht. Zum Einen war er äusserlich feucht, weil es regnete, zum Anderen war er innerlich feucht, weil der Wirt des Härtsfeldbahn-Kioskes in Aalen gleich neben dem Fahrkartenschalter Bier verkaufte, der mathematischen Einfachheit halber nur in Bierkasten-Gebindegrösse. Dieser Frühschoppen frühmorgens um acht hellte dann die Stimmung merkbar auf.
Zusätzlich zum Bilettle und zum Gerstensaft erstand ich den neuen Sommerfahrplan 1971, der zum Kostenpunkt von einer Mark in schönem alten Bleisatz-Look meine Sammlung bis heute krönt.
Unsere Züge waren der Zug 6 um 08:15 Uhr ab Aalen bis Dillingen an 10:20 und der Zug 63 ab Dillingen 10:50 Uhr nach Aalen an 12:55, wo wir das Leergut beim Wirt des Kioskes ordnungsgemäss zurückgaben. Unser Zug bestand aus dem T 30 (Fuchs FNr 9053 Bauj 1956), den beiden kurzgekuppelten Beiwagen 253+254, deren Fahrgestelle von schweizer Brünigbahn-Wagen stammten, und dem Beiwagen 103 mit Auwärter-Aufbau von 1956 auf Herbrand-Fahrgestellen von 1901. Der T 30 setzte in Dillingen um. Für Nicht-Südis: Dillingen an der Donau liegt in Bayern (Bayerisch-Schwaben); die eigentlich württembergische Härtsfeldbahn ist die einzige «internationale» Wüna-Strecke!
Kurz noch zu den Firmennamen bzw. den Abkürzungen:
Die
WEG (Württembergische Eisenbahngesellschaft AG) entstammt der AG für Bahn-Bau und Betrieb, Frankfurt am Main.
Die
WN (Württembergische Nebenbahnen AG) entstammt der Westdeutschen Eisenbahn-Gesellschaft Köln.
Die beiden Muttergesellschaften fusionierten Ende der 20er Jahre.
WEG und
WN fusionierten am 13 August 1984.
Für die
WN wird auch die Abkürzung
WÜNA (oder
Wüna) verwendet und war auf manchen Fahrzeugen als Eigentümer angeschrieben.
Jetzt aber reichts mit dem G’schwätz, jetzt kommen die Bilder bzw. zuerst der Scan.
Bild 1:
Sommerfahrplan 1971 der Härtsfeldbahn
Bild 2:
Der Bahnhof Aalen Härtsfeld Pbf mit T 30 und Zug 6 abfahrbereit nach Dillingen.
Bild 3:
Im Inneren des T 30 ist es recht gemütlich und lustig. Der Tf trägts mit Humor.
Bild 4:
Neresheim ist der Betriebsmittelpunkt mit Bw und Werkstatt. Denkmalslok ist die Lok 11, Esslingen FNr 3710 Bauj 1913. Heute steht sie in Neresheim bei der Härtsfeld-Museumsbahn und soll wieder betriebsfähig hergerichtet werden
Bild 5:
Nochmal die Lok 11
Bild 6:
Unser nasses Zügle von hinten im Bf Neresheim
Bild 7:
Das Päärchen 253+254
Bild 8:
Unser Zug 6 ist in Dillingen angekommen; der T 30 macht sich bereit zum umsetzen.
Bild 9:
Die Beiwagengarnitur TA 254+253+TA 103 in Dillingen
Bild 10:
nochmals das Päärchen TA 254+253
Bild 11:
Der T 30 hat sich auf die andere Seite gesetzt zur Rückfahrt nach Aalen. Jetzt ist der Führerstand Gepäckseite voraus, was die Fahrgäste nicht hindert, neben dem Tf Platz zu nehmen. Der nimmts mit Fassung...
Bild 12:
Gedeckter Güterwagen 101 aus 1901 in Dillingen
Bild 13:
Pufferwagen G 107, ebenso aus 1901
Bild 14:
Die Rollbockanlage im Güterbf Dillingen
Bild 15:
guckt ein bisschen komisch: der G 107 von vorne
Bild 16:
Der offene Wagen 371, abgestellt in Neresheim
Bild 17:
In Neresheim steht der T 32 (Wismar FNr 20270 Bauj 1937), vermutlich nicht mehr in Betrieb, aber noch intakt...
Bild 18:
...neben Pw 24.
Bild 19:
T 33 (Wismar FNr 20233 Bauj 1934, Anfang der 60er Jahre mit neuem Auwärter-Aufbau versehen) ebenfalls in Neresheim
Bild 20:
Ein Riesenspass ist es für die Kinder, beim Tf vorne rausschauen zu dürfen. Da werden auch Mädels zu Eisenbahn-Freundinnen!
Bild 21:
Ein paar Jahre später stattete ich der Lok 12 einen Besuch ab, welche in beklagenswertem Zustand auf einem Spielplatz in Heidenheim beim Aquarena ihr Dasein fristete. Zum Glück ist sie seit 1989 bei der Härtsfeld-Museumsbahn und zwischenzeitlich betriebsfähig.
Bild 22:
Nochmals die Lok 12 (Esslingen FNr 3711 Bauj 1913)
Edit - zu Bild 21 und 22:
Ich wurde von Chardonnay, Archivator, Schwellenleger und achristo aufmerksam gemacht, dass die Spielplatzlok in Bild 21 und 22 nicht die WNB-Lok 12 ist, sondern die
Bn2t Henschel 20330/1924, Typ Fabia, mit 600 mm Spurweite, gel. an Rheinisch-Westfälische Bauindustrie, Düsseldorf/ Alpines Hartschotterwerk Georg Kässbohrer & Sohn, Senden (1)/ 1964 an Spielplatz, Friedrichsau, Ulm/ 1989 an Freundeskreis Feldbahn, Leutenbach-Nellmersbach (1) [ab 1991 hinterstellt bei Fa. Paule, Stuttgart-Untertürkheim]/ Privatsammlung Bosch, Horb, 07vh.
Fotografiert habe ich sie wohl in der Friedrichsau.
Vielen Dank! Das ist das Tolle am HiFo...
Quelle:
Wolff/Menges: Deutsche Klein- und Privatbahnen Band 3 Württemberg. EK-Verlag Freiburg i. Br. 1995
Bürnheim: Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft WEG. Motorbuch-Verlag Stuttgart 1986
Viele Grüsse,
Hubert.

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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 10.02.19 15:25.