Wie das so ist ...
auf der Suche nach etwas vollkommen Anderem stolpert man über einen vielleicht noch nicht umgedrehten Stein Eisenbahngeschichte. Eigentlich bin ich ja den Lokomotiven der Darmstädter Maschinenfabrik und Eisengießerei auf der Spur (dazu bald mehr an anderer Stelle). Bei der Durchsicht der Zeitschrift des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen bin ich auf ein Zeugnis einer Bauunternehmung aus Manching bei Ingolstadt gestoßen, das eine Lokomotive beschreibt, die nicht den bisherigen zwei bekannten entspricht.
Jens Merte hat alles Bekannte schon zusammengefaßt, und so kann ich darauf
verweisen.
Josef Kernaul war Werkstätten-Vorstand bei Krauß gewesen, und dort wurden solche Maschinchen hergestellt (1875, Seite 94):
Als er sich 1875 in Giesing selbständig machte, ist es wenig verwunderlich, wenn seine Lokomotiven dann so ausgesehen haben (1875, Seite 110):
Ich sag mal, er hat einfach die Druckplatte gespiegelt. Seine erste Lokomotive annoncierte er ebenfalls 1875, übrigens mit mindestens 17 Annoncen sehr ausgiebig (hier 1875, Seite 427):
Dies müßte dann die 1000 mm-Lok sein, die nach Slawonien gegangen ist. Die zweite Lok ging an die Oberhessischen Eisenbahnen, normalspurig. Das müßte diese hier ausgiebiger vorgestellte sein (1876, Seite 1065):
Ende 1876 finden wir dann aber eine Lobpreisung einer 900 mm-Lok vor, die bislang unentdeckt geblieben war (1876, Seite 1310).
Wieviele Lokomotiven bei Kernaul überhaupt entstanden, ist unklar. Heusingers Autoren schreiben 1882 im dritten Band, zweite Auflage, des Handbuchs für specielle Eisenbahn-Technik, es seien "keine 10" gewesen. Sprich: nichts Genaues wußte man schon damals nicht. Nun könnte Kernaul auch mit Krauss-Loks gehandelt haben, denn in Ingolstadt gab es 1875/76 mit G. Storch einen Abnehmer für zwei Lokomotiven. Nämlich Krauss #529, unbenannt, und Krauss #556, genannt Osiris. Daß Osiris wohl nicht Siegfried war, ist anzunehmen. Die #529 scheidet wohl auch aus, weil von 1875, und die Probefahrt war eindeutig 1876. Also vielleicht doch eine dritte Lok?
Die Abbildungen entstammen durchweg der Zeit
schriftung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen von 1875 und 1876; (ergänzt:) die Vorlagen entstammem dem Digitalisat der BSB München.
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