DREHSCHEIBE-Online 

Anzeige

HIER KLICKEN!

 04 - Historisches Forum 

  Neu bei Drehscheibe Online? Hier registrieren! Zum Ausprobieren und Üben bitte das Testforum aufsuchen!
Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.
Zu Zeiten(bis 02. Oktober 1990) der Deutschen Demokratischen Republik(DDR) wurden dort (fast?) alle Eisenbahnen noch von der Deutschen Reichsbahn(DR) betrieben. So auch die dampfbetriebene 900mm-Schmalspurbahn „Molli“, die damalige Kursbuchstrecke(KBS) 785 von Ostsseebad Kühlungsborn West über das berühmte Heiligendamm nach Bad Doberan an der damaligen KBS 780 Rostock – Wismar – Schwerin (Meckl).
Mit der Privatisierung von Deutscher Bundesbahn(DB) und DR zum 01. Januar 1994 kam die Bäderbahn „Molli“ dann noch zur Deutschen Bahn AG.
Seit dem 01.Okt. 1995 betreibt die Mecklenburgische Bäderbahn Molli GmbH in Bad Doberan diese interessante Schmalspurbahn, die in Bad Doberan auf einer Straße durch die Stadt fährt.


Bahnhof Ostseebad Kühlungsborn West. 03. August1990, Freitag, ca. 12:00 Uhr. Empfangsgebäude mit Gepäck-Karren. Wird da ein Gepäck-Karren von Reisenden entführt?
Oder sind nach der Wende(November 1989) die Bekleidungsvorschriften bei der Reichsbahn so gelockert worden, dass Eisenbahnerin und Eisenbahner bei heißem Wetter auch in Zivil Dienst tun können?

PL  L 15 Kü West, 03. Aug 1990.jpg




Bahnhof Ostseebad Kühlungsborn West. 03. August 1990, Freitag, ca. 12:00 Uhr. Empfangsgebäude mit Bahnhofsnamen.

Weiß Teil EG Kü West, 03.Aug.1990.jpg




Bahnhof Ostseebad Kühlungsborn West. 03. August 1990, Freitag, ca. 12:00 Uhr. Dampflok 99 2332-7 setzt sich vor den Zug 14 143 nach Bad Doberan. Hinten Richtung Bad Doberan.

PL l 15 Kü West, 03.Aug 1990.jpg






Bahnhof Ostsseebad Kühlungsborn West. 03. August 1990, Freitag, ca. 12:10 Uhr. Lok 99 2332-7 der Deutschen Reichsbahn(RBD Schwerin, Bw Rostock) vorm Ankuppeln an den Zug 14 143 nach Bad Doberan.
99 2332 7 rechts KW, 03.Aug 1990.jpg




Bahnhof Ostseebad Kühlungsborn West. 03. August 1990, Freitag, ca. 12:10 Uhr. Abfahrbereiter Zug 14 143 der Deutschen Reichsbahn mit Lok 99 2332-7.
Ostseebad Kühlungsborn West ab 12:13 – Ostseebad Kühlungsborn Mitte 12:19 – Ostseebad Kühlungsborn Ost 12:23 – Heiligendamm Steilküste 12:30 – Heiligendamm(hier Kreuzung mit Gegenzug) 12:42 – Bad Doberan Goethestr. 12:54 – Bad Doberan an 13:00 Uhr.

14 143 im Bf Kü We, 03. Aug. 1990.jpg



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:10:28:20:39:07.
Wunderbare Bilder! Da kommt bei mir Wehmut auf…

1990 war das erste Jahr, in dem die Reichsbahn die sogenannten Ehrenlokführer-Lehrgänge anbot.
Ich hatte mich auch sofort entschieden, dabei mitzumachen und mich in der damaligen Zentrale in Ost-Berlin fürs Frühjahr 1991 angemeldet. Leider erhielt ich trotz mehrerer brieflicher Anfragen keine Zusage, bzw. kam die erst zwei Tage vor dem geplanten Termin. Ich hatte zwischenzeitlich das Thema schon aufgegeben und meinen Urlaub anders verplant.

Einen neuen Anlauf machte ich dann 1992, wo ich auch rasch die Bestätigung für Mitte Oktober bekam. Unterkunft gab es im Eisenbahner-Wohnheim in Kühlungsborn West, ein Einzelzimmer mit Farbfernseher, Bad und WC auf dem Gang (was ich mir im Verlauf meiner Anwesenheit mit diversen Schulklassen teilen musste). Der Lehrgang ging über zehn Tage mit zehn Schichten à zehn Stunden, Mittagspause etc. inklusive. Die Frühschicht begann bereits um halb Vier morgens, zur Nachtschicht gehörte die Übernachtung in hinteren Räumen des Lokschuppens, was mir aber, da meine Unterkunft direkt nebenan lag, „erlassen“ wurde.

Der erste Tag begann mit einer ganztägigen Einweisung im BW Rostock – Theorie der Dampflok, Signalkunde etc. Am Morgen des zweiten Tages ging es auf die Lok, zusammen mit dem hauptamtlichen Lokführer und einem Heizer.

Was für ein Abenteuer! Wir fuhren mit mehr als zehn Vierachsern, voll mit Menschen, die zur Arbeit mussten, nach Bad Doberan – wo neben Wasser auch Kohle gebunkert wurde – und zurück. Nach dem Umsetzen sagte mein Lokführer zu mir: „Jetzt Du.“
Mir fiel das Herz in die Hose. Obwohl er mir auf der ersten Fahrt alles erklärt hatte, stand ich quasi wieder bei Null. Als ich dann aber vorsichtig den Regler öffnete, direkt wieder schloss und wieder etwas mehr öffnete, und sich der Zug langsam in Bewegung setzte, strömte ein unglaubliches Glücksgefühl auf mich ein – das kommt sogar jetzt wieder, wo ich darüber schreibe…

Am dritten Tag war ich drauf und dran, alles hinzuwerfen. Das Fahren forderte mir unheimlich viel Konzentration ab. Es geht ja nicht nur um die Bedienung der Lokomotive, sonder auch um Streckenkenntnis: Wo schließe ich den Regler und lasse rollen, wo muss ich ihn wieder öffnen, wo beginne ich zu bremsen und wie lang und weit öffne ich das Bremsventil. Es sind zwar nur sechzehn Streckenkilometer durch ganz leicht hügeliges Gelände mit sechs Haltepunkten, aber für einen blutigen Anfänger haben die es in sich. Hinzu kam, dass wir an diesem Tag mit einer kleineren, engeren, langsameren Reservelok fahren mussten, da unsere normale, die auch auf den Bildern hier zu sehen ist, zur Wartung „kaltgemacht“ wurde. Der Gedanke kam auf „Junge, das ist Dein Urlaub, Stress hast Du in der Firma genug, erhole dich lieber!“.

Aber am vierten Tag war der Knoten geplatzt. Ich durfte wieder „meine“ Lok fahren, mein Lokführer Karsten setzte sich in die Ecke, ruhte sich aus und sagte höchstens „Gib mal Gummi, wir sind hinter Plan!“. Am zehnten Tag gab es eine Prüfung, zu der ein Beamter aus Rostock erschien, der mich von K. West bis Heiligendamm fahren ließ, danach war ein Kollege an der Reihe. In Doberan erhielten wir jeder eine Urkunde und fuhren beseligt wieder zurück.

In den 14 Tagen, die ich dort oben verbracht habe, fühlte ich mich wie zuhause. Ganz viele Eindrücke erinnerten mich an meine Jugend, die ich ja auch im Rheinland verbracht habe; dazu waren alle Menschen, denen ich begegnete, unheimlich nett und freundlich, sogar an der Tankstelle oder Supermarktkasse. Das hat bei mir tiefe Spuren hinterlassen. Auch deshalb freue ich mich so über diese schönen Bilder, die das widerspiegeln, was ich dort erlebt habe.

Viele Grüße aus Ohligs!
Thomas

Molli mit DB- Computernummer

geschrieben von: 042 096-8

Datum: 28.10.18 17:35

Wenig später begann die Zeit der ungeliebten DB - Computernummern. Im April 1993 war die heutige Denkmalslok 99 332 noch als 099 905-2 im Einsatz


PICT0920 (1024x668).jpg

PICT0936 (1024x683).jpg



PICT0930 (1024x674).jpg

PICT0934 (1024x682).jpg

PICT0916 (1024x682).jpg



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:10:28:18:11:41.
Hallo,

danke für die Zeitreise ins Jahr 1990 und auch an User 042 096-8 für die ergänzenden Bilder. Mit dem Sommer 1990 begannen für mich die langweiligsten Jahre beim Molli:
Die Gleissanierungen im Streckenabschnitt Kühlungsborn Ost bis Kühlungsborn Mitte waren seit 3 Monaten beendet. Gleisbauarbeiten brachten immer einige der noch vorhanden Güterwagen auf Strecke, ebenso wie den Skl. Auch kam meist eine Gleisstopfmaschine aus der Braunkohle beim Molli zum Einsatz. Mit dem Aussetzen aller Gleissanierungen nach der Wende durch die DR und später durch die DB AG passierte so gut wie nix mehr an interessanten Fahrzeugbewegungen. Die für die folgenden Jahre ursprünglich vorgesehenen Sanierungen der Gleisanlagen in der Steilküste, dem Bahnhof Heiligendamm und Bad Doberan wurden nicht mehr ausgeführt. Einzig ein paar geringe Instandsetzungen erfolgten bis September 1995 noch: Nachschottern im Bereich Fulgen, im Bereich der Steilküste wurden ein paar Schwellen gewechselt, in der großen Kurve hinter Bad Doberan Ri. Heiligendamm wurden ein paar Meter abgefahrene Schienen gewechselt und der Lokschuppen in Kühlungsborn West erhielt neue Schienen. Im Jahr 1990 fand auch die letzte Befahrung des Nebengleises in Kühlungsborn Ost statt. Kurze Zeit später wurde die Weiche in Kühlungsborn Ost betrieblich gesperrt und nur noch auf geradem Strang befahren. Erst nach der Privatisierung des Molli wurde die Weiche in K´born Ost wieder instand gesetzt und das Nebengleis bei Bauarbeiten/Sonderveranstaltungen wieder genutzt.
Ab Sommer 1990 gab es keine durch den damaligen Molliverein organisierten Sonderfahrten mit dem Traditionszug mehr! Die DR versuchte den Tradizug zu vermarkten und ließ ihn ab Sommer 1992 (oder war es 1993) mittags in der Fahrplanlage eines Regelzuges verkehren. Nach ausbleibenden Erfolg und Protesten der Fahrgäste (der Zug war Aufschlagpflichtig!) strich die DR/DBAG diesen Zug wieder aus dem Fahrplan.
Spektakuläre Unfälle gab es Anfang der 90er irgendwie auch nicht mehr.
So richtig Bewegung in den Molli kam dann erst mit der Privatisierung im Oktober 1995.

Gruß aus Kühlungsborn

Robert D.

Genau so.....

geschrieben von: nauticcruise

Datum: 28.10.18 23:23

wie Du es beschreibst, habe ich es 1993 erlebt. Bei mir hat es mit der Anmeldung auf anhieb geklappt. Da sind wir ja so zusagen Kollegen. 😀
Es waren schöne Tage beim Molli. Über die Zeit machte der Heizer für jeden "Fehler" einen Kreidestrich an die Tenderwand. Jeder Strich ein
Bier.... Das Personal konnte sich dann über einen Kasten freuen.

Grüße aus Berlin
Lars

Re: Genau so.....

geschrieben von: Tombac

Datum: 29.10.18 13:07

Hallo Lars,

bei mir war's das Bremsen. Für jeden Meter hinter der H-Tafel wurde ein Bier fällig.
Das läpperte sich auch zusammen...

Ja, tolle Zeiten waren das beim Molli...
Thomas