Seit Jahren genieße ich die Bilder und Berichte im Historischen Forum, gelegentlich habe ich einen kurzen Beitrag fabriziert. Das erste etwas größer angelegte Projekt – dem weitere folgen sollen – starte ich heute mit Bildern aus dem Jahr 1971, die mir ein damals noch sehr junger Eisenbahningenieur überlassen hat.
Die Aufnahmen entstanden auf einer Rundreise durch Nordfrankreich. Im Juli 1971 hieß der französische Präsident Georges Pompidou, von Hochgeschwindigkeitsverkehr mit TGV konnte noch keine Rede sein und die letzten Dampfloks der SNCF verdienten sich in untergeordneten Diensten ihr Gnadenbrot. Damals fuhren noch D-Züge mit Oberlicht-Postwagen, an der Spitze Dinosaurier-ähnliche E-Loks, und bizarre Diesel-Triebwagen knatterten über die Gleise.
Die allermeisten Dias dieser Reise haben die Jahrzehnte gut überstanden. Da wo die Qualität nicht ausreichte, reichte es immer noch für Schwarz-Versionen. Die Aufzeichnungen zu den Bildern sind unter Umständen nicht immer hundertprozentig richtig. Korrekturen und Ergänzungen sind sehr willkommen.
Die Reise verlief gegen den Uhrzeigersinn und begann im Nordosten unseres Nachbarlands und zwar bei Hazebrouck, damals Region Nord-Pas-de-Calais (heute Haut-France).
(1) Das erste Bild zeigt einen Güterzug mit BB 12025. Die „Bügeleisen“ genannten Maschinen aus den 50er Jahren waren die ersten Serienloks in Frankreich für das Wechselstromsystem.
(2) Der urige Renault-Triebwagen trägt die Bezeichnung
XABDP 3209. Die gemeinschaftliche Suche der Forums-Mitglieder ergab, dass sich dahinter ein ABJ-1 verbirgt, geliefert am 25.01.36 Nord ZZ 709 und später von der SNCF umgezeichnet in X 3209. Zum Aufnahmezeitpunkt war er also schon 36 Jahre im Dienst.
(3) BB 16025 mit einem Schnellzug
(4) Locotracteur Y 51105 macht sich vor einer Übergabe nützlich. Dieser Loktyp kam über die Saarbahnen auch zur Bundesbahn, die ihn unter anderem in den Ausbesserungswerken Paderborn und Krefeld-Oppum einsetzte.
(5) Aus der Gegenrichtung naht BB 16579 mit einem Güterzug.
(6) CC 14106 auf Solofahrt. Die 1958 gebaute Lok wurde 1981 in Mohon an der Maas ausgemustert.
Von Hazebrouck ging die Tour über Lille an den Ärmelkanal, nach Calais. Im dortigen Depot entstanden die ersten Dampflok-Bilder der Reise. „Auf dem Rand“ standen nach nur zwei Einsatz-Jahrzehnten zwei kräftige Fünfkuppler-Tenderloks mit einer Besonderheit: Der Lokführer musste zum Fahrtrichtungswechsel nicht an einem Steuerungsrad drehen, sondern bediente eine (dampfbetriebene) Kraftumsteuerung mit Rückholfeder-wohl eine Erleichterung für den Rangierdienst.
(6) 050 TQ 20 (?)
(7) 050 TQ 27 (letztes Depot Outreau, 1971 in Boulogne zerlegt)
(8) Die Kraftumsteuerung
Im Schuppen schließlich war eine für die Nachwelt zu erhaltende Schönheit zu bestaunen: 231 K 8. Die 1912 von Henschel (!) für die PLM gebaute Lok, 1947 durch Umbau enorm leistungsgesteigert, wurde erst 1969 in Calais außer Dienst gestellt. Heute ist sie wieder betriebsfähig.
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Zu den Aufgaben der Pacific gehörte die Traktion der Express-Züge zu den Ärmelkanal-Fähren im Abschnitt Amiens – Calais. Heute ist das wie 1971 eine Domäne der Dieselloks. Nur das bemerkenswerte Wagenmaterial (Zwei-Achser-Packwagen, CIWL-Speisewagen, Inox) ist Geschichte.
(13) Damals fast fabrikneu: CC 72029 mit einem Zug zum Schiff.
(14) Hatte schon glanzvollere Zeiten gesehen: Ein Speisewagen von Wagons Lits
(15) Inox- elegante Stahlhaut
Zum Schluss noch einmal ein Blick in den Bahnhof und das Depot von Calais:
(16) Eine ziemlich hochgebaute Kleinlok (locotracteur) rangiert
(17) Y 51131
(18) A1AA1A 68045 unter der Besandungsanlage, sie macht wenig später Platz für …
(19) … die „Nez cassé“ („Gebrochene Nase) alias CC 72029, die neben BB 66402 und 66408 parkt.
Ich hoffe, die Bilder finden Anklang. Dann könnte es bald eine Fortsetzung geben. Es würde dann weiter Richtung Normandie gehen –mit Turbotrain, Boxpok-Rädern und Draisinen.
Bis dahin!
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