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Fragen zu den preussischen Atlantic-Gattungen S7 und S9?

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 11.10.18 12:25

Hallo

Ich versuche für verschiedene Zeitpunkte herauszufinden wie der Lokbestand der deutschen Eisenbahnen aussah. Das Internet ist schon Phantastisch und durch mehrere Internetseiten (u.a. Dampflokarchiv und die Seite von Albert Gieseler) konnte ich schon mehr finden als ich erwartet habe, aber einige Sachen fehlen noch, z.B. Info über die preussische Atlantic-gattungen S7 und S9.

Die Schnellzugloks der PrStB kurz vor dem ersten Weltkrieg waren hauptsächlich 2B-loks der Gattungen S2 bis S6, insgesamt etwas mehr als 2000 Loks.

Die grössere 2C-loks der Gattung S10 (später DR Baureihe 17/17.10) wurden ab 1911 geliefert, aber um 1912-13 gaben es noch nur ziemlich wenige davon (rund 100 Loks ende 1912).

Direktionen die zuerst S10 bekamen waren Erfurt, Mainz, Münster, Breslau und Kattowitz. Aber Beispielsweise Frankfurt, Köln, Altona, Hannover oder Kassel hatten zu dieser Zeit noch keine, und auch Halle, Magdeburg, Stettin, Bromberg, Danzig, Posen und Königsberg hatten nur einzelne. (Ab Frühjahr 1914 wurden die S10 dafür in immer grössere Stückzahlen geliefert.)

Ich nehme dadurch an dass die norddeutsche Direktionen damals grössere Bestände von 2B1-maschinen gehabt haben müssen. Hannover hatte mindestens etwa 50, und ich denke dass sie auch auf der preussische Ostbahn (die hauptsächlich der Direktionen Bromberg und Königsberg gehörte) zum Einsatz kamen, aber ich konnte nichts genaueres finden.

Hat also vielleicht jemand weitere Info über den Bestand von preussiche Atlantic-loks kurz vor dem ersten Weltkrieg? Insgesamt gab es rund 240 S7 und 100 S9, aber wo waren sie beheimatet und auf welchen Strecken kamen sie zum Einsatz? (So weit sowas sich noch feststellen lässt...)

Grüsse M J





3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:10:11:12:30:00.
Hallo Matthias,

im "Lokomotiv-Archiv Preußen" wird immer nur der Direktionsbezirk genannt, in den die Maschinen geliefert wurden; generell wurden die Nassdampf-Vierzylinderverbundloks vor allem im Flachland und gerne auf langen Strecken ohne Halte eingesetzt, wo sie mehr Vorteile boten, also im Bereich Ostpreußen-Berlin-Hannover-Ruhrgebiet. Dafür waren die S7 und S9 gut geeignet.
Südlich davon, im Mittelgebirge zwischen Mitteldeutschland und Saarland, setzte man auf die Heißdapfloks.

Gruß,
Till
Mattias Jansson schrieb:
...

Die grössere 2C-loks der Gattung S10 (später DR Baureihe 17/17.10) wurden ab 1911 geliefert, aber um 1912-13 gaben es noch nur ziemlich wenige davon (rund 100 Loks ende 1912).

Direktionen die zuerst S10 bekamen waren Erfurt, Mainz, Münster, Breslau und Kattowitz. Aber Beispielsweise Frankfurt, Köln, Altona, Hannover oder Kassel hatten zu dieser Zeit noch keine, und auch Halle, Magdeburg, Stettin, Bromberg, Danzig, Posen und Königsberg hatten nur einzelne. (Ab Frühjahr 1914 wurden die S10 dafür in immer grössere Stückzahlen geliefert.)

...

Grüsse M J

So nicht richtig. Die S 10 sind beginnend ab 1930 ausgemustert worden, als die Einheitsloks peu a peu in den Bestand kamen. Die S 10.1 und die S 10.2 haben noch erheblich länger durchgehalten.

(Ich habe jetzt das Wenzel/Troche-Buch über die S 10 Familie nicht hier, aber da findet man jede Menge Daten dazu.)

Da das Problem der Zweikuppler das zu geringe Reibungsgewicht für die immer länger und schwerer werdenden Züge gewesen ist, war es egal, ob es sich um 2 B oder um 2 B 1 Typen gehandelt hatte. Beide Varianten reichten in Bezug auf dieses entscheidende Kriterium nicht mehr.

LG

Wolfgang


Re: Fragen zu den preussischen Atlantic-Gattungen S7 und S9?

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 11.10.18 15:43

Nordexpress schrieb:
Mattias Jansson schrieb:
...

Die grössere 2C-loks der Gattung S10 (später DR Baureihe 17/17.10) wurden ab 1911 geliefert, aber um 1912-13 gaben es noch nur ziemlich wenige davon (rund 100 Loks ende 1912).

Direktionen die zuerst S10 bekamen waren Erfurt, Mainz, Münster, Breslau und Kattowitz. Aber Beispielsweise Frankfurt, Köln, Altona, Hannover oder Kassel hatten zu dieser Zeit noch keine, und auch Halle, Magdeburg, Stettin, Bromberg, Danzig, Posen und Königsberg hatten nur einzelne. (Ab Frühjahr 1914 wurden die S10 dafür in immer grössere Stückzahlen geliefert.)

...

Grüsse M J

So nicht richtig. Die S 10 sind beginnend ab 1930 ausgemustert worden, als die Einheitsloks peu a peu in den Bestand kamen. Die S 10.1 und die S 10.2 haben noch erheblich länger durchgehalten.

(Ich habe jetzt das Wenzel/Troche-Buch über die S 10 Familie nicht hier, aber da findet man jede Menge Daten dazu.)

Da das Problem der Zweikuppler das zu geringe Reibungsgewicht für die immer länger und schwerer werdenden Züge gewesen ist, war es egal, ob es sich um 2 B oder um 2 B 1 Typen gehandelt hatte. Beide Varianten reichten in Bezug auf dieses entscheidende Kriterium nicht mehr.

LG

Wolfgang


Die verschiedene Bauarten der S10/BR 17 ist eine ganz interessante Familie von Lokomotiven, aber das was ich über sie schrieb bezieht sich erstens auf die Zeit als sie geliefert wurden, nicht ausgemustert, und ausserdem habe ich sie eigentlich nur im Hinsicht auf ihre 2B1-vorgänger erwähnt. Die Frage gilt hauptsächlich die Atlantic-loks in der Zeit 1912-1913. (Aber das Buch hört sich interessant an, das werde ich versuchen zu finden, nur im Moment nicht!)

Grüsse
M J

[OT?] Platzierung der Antwort

geschrieben von: Mikado-Freund

Datum: 11.10.18 16:23

Hallo »Nordexpress« und Forum,

den Antworttext bitte immer erst nach dem Zitat beginnen [www.drehscheibe-online.de]!

mit freundlichem Gruß

Walter

─────────────────────────────────
Im Forum aktiv mitwirken — aber wie geht das?
(Der Versuch einer Anleitung von Forennutzern für Forenutzer)
Hallo Mattias,

ich habe zu Deiner Frage nach der Verteilung der KPEV-Atlantics mal das Heft 2 der
"Preußen-Reports" des Eisenbahn-Journals (Autoren/Herausgeber Rauter/Scheingraber)
durchgesehen. Hier sind sogar einige Umstationierungen von Lok sowie Direktions -Zahlen
genannt, die vielleicht als Antwort auf Deine Frage nach der Situation vor dem 1.Weltkrieg
geeignet sind.


Danach ergibt sich folgendes Verteilungsild (so um 1913):
-- verwendete Kürzel: S7(B) = S7 der Bauart von Borries / Hannover'sche Bauart
--- S7(G) = S7 der Bauart de Glehn / Bauart Graffenstaden

KED Altona: ....... S7(B) = 4 .... S7(G) = 6 .... S9 = 15 ... Summe = 25 Lok
KED Breslau: ...... S7(B) = 0 .... S7(G) = 11 ... S9 = 0 .... Summe = 11 Lok
KED Bromberg: ... S7(B) = 15 ... S7(G) = 8 .... S9 = 9 .... Summe = 32 Lok
KED Cassel: ....... S7(B) = 2 .... S7(G) = 7 .... S9 = 0 .... Summe = 9 Lok
KED Cöln: .......... S7(B) = 0 .... S7(G) = 23 ... S9 = 0 .... Summe = 23 Lok
KED Erfurt: ........ S7(B) = 19 ... S7(G) = 0 .... S9 = 0 .... Summe = 19 Lok
KED Essen: ........ S7(B) = 18 ... S7(G) = 0 .... S9 = 12 ... Summe = 40 Lok
KED Hannover: ... S7(B) = 49 ... S7(G) = 5 .... S9 = 51 ... Summe = 105 Lok
KED Kattowitz: ... S7(B) = 0 .... S7(G) = 3 .... S9 = 0 .... Summe = 3 Lok
KED Magdeburg: . S7(B) = 9 .... S7(G) = 0 .... S9 = 0 .... Summe = 9 Lok
ED Mainz: .......... S7(B) = 0 .... S7(G) = 16 ... S9 = 0 .... Summe = 16 Lok
KED Münster: ..... S7(B) = 23 ... S7(G) = 0 .... S9 = 12 ... Summe = 35 Lok
KED Posen: ........ S7(B) = 7 .... S7(G) = 0 .... S9 = 0 .... Summe = 7 Lok
KED Saarbrücken: S7(B) = 3 .... S7(G) = 0 .... S9 = 0 .... Summe = 3 Lok
KED Stettin: ...... S7(B) = 9 .... S7(G) = 0 .... S9 = 0 .... Summe = 9 Lok

Stückzahlen (1913):
S7(B) = 158 (1 Lok 1910 nach Unfall +)
S7(G) = 79 Lok
S9 = 99 Lok
=============
Summe = 336 Lok (ursprünglich 337 Lok)

Nicht gesondert aufgeführt ist di (wohl nur buchmäßig als S8 geführte) im
August 1913 umgebaute '903 Hannover.

Die oben aufgeführten Zahlen geben zwar einen Überblick über die Verteilung der
preußischen tlantic-Lokomotiven, liefern ohne Kenntnis der Zahlen der übrigen
Schnellzug- und der leistungsfähigen Personenzug-Lok sowie deren Verteilung auf
die Bwst keinen Anhalt für deren betriebliche Bedeutung.

Interessant und in der Kommentierung der deutschen Atlantic-Lok überwiegend
"unter den Tisch gekehrt" ist die zahlenmäßige Bedeutung der preußischen Atlantics:
den 336 preußischen Lok stehen im übrigen Reichsgbiet gerade einmal 87 Atlantics der
anderen Staatsbahnen gegenüber: Baden = 18, Bayern = 12, Pfalz = 24, Sachsen = 33.


Soweit meine Erkenntnisse dazu.

Gruß
Preußen-Klaus



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:10:11:22:32:52.

Re: Verteilung der preussischen Atlantic-Gattungen S7 und S9 um 1913

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 11.10.18 22:59

Preußen-Klaus schrieb:
Hallo Mattias,

ich habe zu Deiner Frage nach der Verteilung der KPEV-Atlantics mal das Heft 2 der
"Preußen-Reports" des Eisenbahn-Journals (Autoren/Herausgeber Rauter/Scheingraber)
durchgesehen. Hier sind sogar einige Umstationierungen von Lok sowie Direktions -Zahlen
genannt, die vielleicht als Antwort auf Deine Frage nach der Situation vor dem 1.Weltkrieg
geeignet sind.


Danach ergibt sich folgendes Verteilungsild (so um 1913):
-- verwendete Kürzel: S7(B) = S7 der Bauart von Borries / Hannover'sche Bauart
--- S7(G) = S7 der Bauart de Glehn / Bauart Graffenstaden

KED Altona: ....... S7(B) = 4 .... S7(G) = 6 .... S9 = 15 ... Summe = 25 Lok
KED Breslau: ...... S7(B) = 0 .... S7(G) = 11 ... S9 = 0 .... Summe = 11 Lok
KED Bromberg: ... S7(B) = 15 ... S7(G) = 8 .... S9 = 9 .... Summe = 32 Lok
KED Cassel: ....... S7(B) = 2 .... S7(G) = 7 .... S9 = 0 .... Summe = 9 Lok
KED Cöln: .......... S7(B) = 0 .... S7(G) = 23 ... S9 = 0 .... Summe = 23 Lok
KED Erfurt: ........ S7(B) = 19 ... S7(G) = 0 .... S9 = 0 .... Summe = 19 Lok
KED Essen: ........ S7(B) = 18 ... S7(G) = 0 .... S9 = 12 ... Summe = 40 Lok
KED Hannover: ... S7(B) = 49 ... S7(G) = 5 .... S9 = 51 ... Summe = 105 Lok
KED Kattowitz: ... S7(B) = 0 .... S7(G) = 3 .... S9 = 0 .... Summe = 3 Lok
KED Magdeburg: . S7(B) = 9 .... S7(G) = 0 .... S9 = 0 .... Summe = 9 Lok
ED Mainz: .......... S7(B) = 0 .... S7(G) = 16 ... S9 = 0 .... Summe = 16 Lok
KED Münster: ..... S7(B) = 23 ... S7(G) = 0 .... S9 = 12 ... Summe = 35 Lok
KED Posen: ........ S7(B) = 7 .... S7(G) = 0 .... S9 = 0 .... Summe = 7 Lok
KED Saarbrücken: S7(B) = 3 .... S7(G) = 0 .... S9 = 0 .... Summe = 3 Lok
KED Stettin: ...... S7(B) = 9 .... S7(G) = 0 .... S9 = 0 .... Summe = 9 Lok

Stückzahlen (1913):
S7(B) = 158 (1 Lok 1910 nach Unfall +)
S7(G) = 79 Lok
S9 = 99 Lok
=============
Summe = 336 Lok (ursprünglich 337 Lok)

Nicht gesondert aufgeführt ist di (wohl nur buchmäßig als S8 geführte) im
August 1913 umgebaute '903 Hannover.

Die oben aufgeführten Zahlen geben zwar einen Überblick über die Verteilung der
preußischen tlantic-Lokomotiven, liefern ohne Kenntnis der Zahlen der übrigen
Schnellzug- und der leistungsfähigen Personenzug-Lok sowie deren Verteilung auf
die Bwst keinen Anhalt für deren betriebliche Bedeutung.

Interessant und in der Kommentierung der deutschen Atlantic-Lok überwiegend
"unter den Tisch gekehrt" ist die zahlenmäßige Bedeutung der preußischen Atlantics:
den 336 preußischen Lok stehen im übrigen Reichsgbiet gerade einmal 87 Atlantics der
anderen Staatsbahnen gegenüber: Baden = 18, Bayern = 12, Pfalz = 24, Sachsen = 33.


Soweit meine Erkenntnisse dazu.

Gruß
Preußen-Klaus
Was kann ich da sagen? Das Internet ist phantastisch, da wiederhole ich mich. Einfach hervorragend! Genau sowas habe ich gesucht, dachte wenn ich Glück habe hat jemand eine ungefährliche Antwort, und da bringst Du ALLE Angaben! Klasse! Herzlichen Dank!

M J
Moin Klaus,

wenn Du Deine wunderbare Aufstellung noch in die Befehle [ code][ /code] einschließt, kommt das dabei heraus:


KED Altona:         S7(B) = 4 .... S7(G) = 6 .... S9 = 15 ... Summe = 25 Lok
KED Breslau:        S7(B) = 0 .... S7(G) = 11 ... S9 = 0 .... Summe = 11 Lok
KED Bromberg:       S7(B) = 15 ... S7(G) = 8 .... S9 = 9 .... Summe = 32 Lok
KED Cassel:         S7(B) = 2 .... S7(G) = 7 .... S9 = 0 .... Summe = 9 Lok
KED Cöln:           S7(B) = 0 .... S7(G) = 23 ... S9 = 0 .... Summe = 23 Lok
KED Erfurt:         S7(B) = 19 ... S7(G) = 0 .... S9 = 0 .... Summe = 19 Lok
KED Essen:          S7(B) = 18 ... S7(G) = 0 .... S9 = 12 ... Summe = 40 Lok
KED Hannover:       S7(B) = 49 ... S7(G) = 5 .... S9 = 51 ... Summe = 105 Lok
KED Kattowitz:      S7(B) = 0 .... S7(G) = 3 .... S9 = 0 .... Summe = 3 Lok
KED Magdeburg:      S7(B) = 9 .... S7(G) = 0 .... S9 = 0 .... Summe = 9 Lok
ED Mainz:           S7(B) = 0 .... S7(G) = 16 ... S9 = 0 .... Summe = 16 Lok
KED Münster:        S7(B) = 23 ... S7(G) = 0 .... S9 = 12 ... Summe = 35 Lok
KED Posen:          S7(B) = 7 .... S7(G) = 0 .... S9 = 0 .... Summe = 7 Lok
KED Saarbrücken:    S7(B) = 3 .... S7(G) = 0 .... S9 = 0 .... Summe = 3 Lok
KED Stettin:        S7(B) = 9 .... S7(G) = 0 .... S9 = 0 .... Summe = 9 Lok


Ich weiß, das ist eigentlich Walters Baustelle...

Hallo Harald,

vielen Dank für die optische Aufarbeitung der Tabelle. Sieht so doch viel besser aus!


Ergänzung zu meinen vorherigen Hinweisen:
Ich hatte mich in der Vergangenheit schon sehr insbesondere mit der S9 befasst, daher
war mir auch die Quelle geläufig.

Leider wird von den Fans der süddeutschen Konstruktionen (vorzugsweise Maffei'schen
Stils), deren ästhetischer Wert auch nicht angezweifelt werden soll, seit Düring & Co.
die preußische Lokentwicklung als mehr oder minder rückständig dargestellt, insbesondere
wenn es um die 4-Zylinder-Verbund-Maschinen geht.

Dass die Preußischen Staatsbahnen nicht unbedingt immer die glücklichste Hand bei der
Beschaffung hatten ist auch unbestritten. Dies lag wohl auch etwas an dem teils merkwürdigen
System bei der Beschaffung, die den Direktionen bis in die Zeit um 1905/6 teils erhebliche
Freiheiten ließ.

Dennoch bin ich der Ansicht, dass es vielleicht an der Zeit wäre, einmal etwas mehr zur
Entwicklung der Vierzylinder-Verbundlokomotive in Preußen zusammen zu stellen und auch
die beschrittenen Wege, die Erfolge und Misserfolge genauer zu beschreiben und zu analysieren.
Soweit dies rund 55 Jahre nach dem Verschwinden der letzten Vertreter (S10.1 = 17.10 KSt)
überhaupt noch möglich ist.

Zur Erinnerung:
bei der preußischen Staatsbahn gab es (m.W.) die folgenden 4-Zylinder-Verbund-Lok:

23 Lok Gattung S5.1 = 2'B n4v Bauart deGlehn / Graffenstaden (davon 1 Probelok)
17 Lok Gattung S5.1 = 2'B n4v Bauart von Borries
18 Lok Gattung P7 = 2'C n4v (Bauart deGlehn)
159 Lok Gattung S7 = 2'B1' n4v Bauart von Borries (in 2 Varianten der Zylinderanordnung, 1 Lok vorübergehend mit Dampftrockner)
79 Lok Gattung S7 = 2'B1' n4v Bauart deGlehn (in 3 Unterbauarten)
99 Lok Gattung S9 = 2'B1' n4v Bauart von Borries (davon 2 Vorauslok, 2 Umbauten zu h4v-Lok)
145 Lok Gattung S10.1 = 2'C h4v Bauart deGlehn
92 Lok Gattung S10.1 = 2'C h4v (2-Achs-Antrieb nach deGlehn mit Zylinderanordnung nach von Borries)
27 Lok Gattung G9 = B'B n4v Bauart Mallet
1 Lok Gattung T16(I) = 2'C2' h4vt Versuchslok mit Triebwerksanordnung nach deGlehn
===
660 Lok (davon 633 Einrahmen-Lok, 632 in Betrieb genommene Lok für den Reisezug-Dienst)

Hinzu könnten ggf. auch noch die erst zu Reichsbahn-Zeiten gelieferte Zahnradlok Gattung T26
und die von der Kreisbahn Bergheim übernommenen B'B n4vt-Mallets gezählt werden.


Soweit noch ein wenig Statistik
Preußen-Klaus

Sehr verdienstvolle Auflistung!

geschrieben von: ICE

Datum: 12.10.18 19:28

Moin Klaus,

vielen Dank für die Mühe! Die Beschaffungen der Preußischen Staatsbahn waren naturgemäß sehr umfangreich, schließlich war Preußen der bei weitem größte Staat im Reich. Da man als Reichsregierung besonders das "Reichsland" Elsass-Lothringen förden wollte, gingen recht viele Bestellungen nach Graffenstaden. Letztlich blieben das aber doch Exoten, vor allem, wenn man die 2-Zylinder-Loks der Reihen S3, S4, S5.2, S6 sowie die mehrzylindrischen "Simples" S10 und S10.2 mit betrachtet. Ganz zu schweigen von der P8. Das Ausbildungsniveau war in einem Gebiet, das vom Rheinland (und Hessen) bis ins hinterste Ostpreußen reichte, doch sehr unterschiedlich. Nicht jeder kam da mit den komplizierten Verbundmaschinen zurecht, und der Heißdampf bot da erhebliche Potenziale zur Kohleneinsparung. Immerhin gab es einen Trend, in Gebieten weit weg von den Zechen, Verbundloks zu verwenden, insbesondere bei den G-Maschinen zur Nassdampfzeit. Zudem gab es viele Lokomotivfabriken im Land, von Henschel über Union, Borsig, Schwartzkopff und Linke-Hofmann bis Schichau.

Die kleineren Länder Süddeutschlands hatte da weniger Probleme und meist nur einen "Hoflieferanten": Maffei, Karlsruhe und Esslingen. Nur Krauss machte in Bayern noch etwas Wettbewerb. So ist die 4-Zylinder-Monokultur dort verbreitet, wenn auch, außer der S3/6, nur in recht kleinen Stückzahlen.

Soviel dazu - Helmut (ICE)





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:10:12:19:30:22.